Heizkraftwerk Nossener Brücke

Heizkraftwerk Nossener Brücke
Blick von der Nossener Brücke
Blick von der Nossener Brücke
Blick von der Nossener Brücke
Lage
Heizkraftwerk Nossener Brücke (Sachsen)
Heizkraftwerk Nossener Brücke (Sachsen)
Koordinaten51° 2′ 32″ N, 13° 42′ 31″ O
LandDeutschland
Daten
TypThermisches Kraftwerk / GuD-Kraftwerk
PrimärenergieFossile Energie
BrennstoffErdgas (ersatzweise Heizöl)
Leistung260 MWel
BetreiberDREWAG Stadtwerke Dresden GmbH
Betriebsaufnahme1995
f2

Das Heizkraftwerk Nossener Brücke ist ein 1995 in Betrieb gegangenes Kraftwerk im Dresdner Stadtteil Löbtau-Nord, das ein älteres Heizkraftwerk am gleichen Standort ersetzte.

Beschreibung

Erster Neubau (1961–1966)

(c) Deutsche Fotothek‎, CC BY-SA 3.0 de
Ansicht des Altkraftwerks von der Nossener Brücke, 1981

Als einer von „zwei für die Stadt Dresden bedeutsame[n] Großbauten“[1] wurde ein neues Braunkohle-Heizkraftwerk neben der neu erbauten Nossener Brücke, die später den Namen „Brücke der Jugend“ erhielt, errichtet.[2] Die Planungen fanden zwischen 1960 und 1963 statt, errichtet wurde es von 1962 bis 1964. Den technischen Entwurf leistete die Brigade Gerhard Liebers, das Grundprojekt wurde von dem Architekten Christian Wiesenhütter gemeinsam mit den Ingenieuren Eberhard Renner, Günter Schmidt und Heinz Hahmann ausgearbeitet, die Erstellung des Ausführungsprojektes leitete Heinz Stoll. Die Baukosten beliefen sich auf 35 Mio. Mark der DDR.

Errichtet wurde ein dominierender Kompaktbau von 126 m Frontlänge und 40 m Höhe. Das Haupttragwerk war monolithisch, der darüber befindliche Geschossbau war ein Stahlbetonskelettbau.[3] Ein vorgelagerter Baukörper mit Schaltwarte befand sich am westlichen Brückenkopf. Die Maschinenhausfassade erhielt Betonfertigteillamellen als Sprossen für eine kittlose Verglasung. Auf das Maschinenhaus wurde ein Personalbau aufgesetzt, dessen Fassade mit Betonbrüstungsplatten gestaltet worden war.[4] Markant war die an der Südseite befindliche Uhr.

Die architektonische Anordnung eines fünfstöckigen Industrie-Unterbaus mit dreistöckigem Personal-Oberbau wurde seinerzeit als „international interessante architektonische Lösung für einen Kraftwerksblock“ gesehen.[5] Das Gebäude wurde bei einem Architekturwettbewerb 1966 als Beispiel für eine gelungene Industriearchitektur mit einem zweiten Preis gewürdigt: Vor allem „seine markante Gestaltung und interessante funktionelle Lösung“ wurde hervorgehoben.[6]

Heute steht etwas westlich von seinem Platz ein Gasturbinen-Heizkraftwerk, dessen Planungen um 1992 begannen. 1996 wurde das Heizkraftwerk, das nicht weiter genutzt werden konnte, nach Inbetriebnahme des neuen Werkes abgebrochen. Der Kühlturm des alten Kraftwerks blieb erhalten und wird heute vom neuen Kraftwerk genutzt.

Zweiter Neubau (1995)

Der Neubau wurde 1993–1995 von der Siemens AG mit einer elektrischen Leistung von 270 Megawatt und einer Fernwärmeleistung von 455 Megawatt errichtet und wird seitdem von der DREWAG betrieben.[7] Wie schon bei dem vorherigen Bau kamen die Bauentwürfe vom Architekturbüro um Christian Wiesenhütter.[8] Die Gestaltung der Fassade entwickelte Friedrich-Ernst von Garnier.[9]

Blick in den Turbinenraum

Zur Stromerzeugung werden drei Gasturbinen benutzt, mit deren Abwärme Dampf für eine weitere Dampfturbine erhitzt wird. Es kommen somit vier baugleiche Generatoren zum Einsatz. Als Brennstoffe dienen Erdgas und leichtes Heizöl. Zusammen mit dem dazugehörigen Kühlturm ist die Anlage mit ihren drei Schornsteinen deutlich im Dresdner Stadtbild wahrnehmbar. „Wegen seiner ansprechenden Fassadengestaltung [gilt es als] ein positives Beispiel für modernen Industriebau“.[10]

Der Netzanschluss erfolgt auf der 110-kV-Hochspannungsebene in das Netz des Verteilnetzbetreibers Drewag Netz.[11]

Während des Elbhochwassers im August 2002 musste das Kraftwerk aufgrund von Überflutungen durch die Weißeritz den Betrieb vorübergehend einstellen.

Im August 2019 haben die DREWAG Stadtwerke Dresden einen Elektrodenkessel mit einer Leistung von 40 Megawatt in Betrieb genommen. Laut DREWAG ist sie (2019) die größte Anlage ihrer Art in Deutschland. Der Kessel soll mit überschüssigem Strom aus regenerativen Quellen betrieben werden (Power-to-Heat). Für den neuen Elektrodenkessel hat die Drewag ein eigenes Gebäude am Kraftwerksstandort errichtet. Dort fließt der Ökostrom über große Elektroden durch das Wasser und erhitzt dieses auf 130 Grad Celsius. Über einen Pufferspeicher wird die Wärme anschließend in das Fernwärmesystem abgegeben, das Dresdner Haushalte und Betriebe versorgt.[12]

Treibhausgasemissionen

Blick aus Dresden

In den Jahren 2005 bis 2007 hat das Heizkraftwerk jährlich zwischen 697 und 796 kt CO2 emittiert.[13][14] Für die Jahre 2008 bis 2012 hat das Kraftwerk jeweils 880.150 Emissionsberechtigungen, für den Gesamtzeitraum also knapp über 4,4 Millionen Emissionsberechtigungen, zugeteilt bekommen. Stößt das Kraftwerk in diesem Zeitraum also insgesamt mehr als 4,4 Millionen Tonnen CO2 aus, so muss der Betreiber Emissionsberechtigungen im EU-Emissionshandel zukaufen.

Commons: Heizkraftwerk Nossener Brücke, Dresden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Literatur

  • Walter May, Werner Pampel und Hans Konrad: Architekturführer DDR, Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979.
  • VEB Industrieprojektierung Dresden I: „Dresden - Heizkraftwerk an der Nossener Brücke“, in: Deutsche Architektur, Heft 9, Jahrgang 1964, S. 520.
  • Heinz Stoll: „Heizkraftwerk Dresden - Nossener Brücke“, in: Deutsche Architektur, Heft 11 Jahrgang 1962, S. 678f.
  • Helmut Rüpprich: „20 Jahre Industrieprojektierung Dresden“, in: Deutsche Architektur, Heft 5, Jahrgang 1969, S. 314f.
  • Gerhard Krenz, Walter Stiebitz, Claus Weidner: „Architekturwettbewerb 1966“, in: Deutsche Architektur. Heft 8, Jahrgang 1967, S. 456f.

Einzelnachweise

  1. Stadtteil Löbtau-Süd auf www.dresden.de
  2. Heinz Stoll (Architekt BDA) : „Heizkraftwerk Dresden - Nossener Brücke“, in: Deutsche Architektur, Heft 11 Jahrgang 1962, S. 678f
  3. May et al. S. 53, Objektnr. 79: Heizkraftwerk an der „Brücke der Jugend“.
  4. Heinz Quinger: Dresden – Kunsthistorisches Städtebuch. Seemann, Leipzig 1991, ISBN 3-363-00489-3.
  5. Helmut Rüpprich (Architekt BDA) : „20 Jahre Industrieprojektierung Dresden“, in: Deutsche Architektur, Heft 5 Jahrgang 1969, S. 314f
  6. Krenz et al., S. 457
  7. Unsere Heizkraftwerk in Dresden. In: drewag.de. DREWAG, abgerufen am 15. August 2019.
  8. DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH (Hrsg.), Helge Edelmann, Winfried Rupf: Dresden – 110 Jahre öffentliche Stromversorgung 1895–2005, Industriedruck Dresden, August 2005, S. 183–186
  9. Studio von Garnier: Dresden – Kraftwerk Nossener Brücke, abgerufen am 21. Dezember 2009.
  10. Eintrag im Dresden-Lexikon
  11. Kraftwerksliste Bundesnetzagentur (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen) Stand 02.07.2012. (Microsoft-Excel-Datei, 1,6 MiB) Archiviert vom Original am 22. Juli 2012; abgerufen am 21. Juli 2012.
  12. Drewag startet 40-MW-Elektrodenkessel. Abgerufen am 15. August 2019.
  13. Emissionshandelspflichtige Anlagen in Deutschland 2008-2012 (Stand 28.02.2011). (PDF (292 KiB)) Deutsche Emissionshandelsstelle, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juni 2015; abgerufen am 29. Juni 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dehst.de
  14. Emissionshandelspflichtige Anlagen in Deutschland 2017. Abgerufen am 27. Januar 2019.

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