Heinz Scharlipp

Heinz Scharlipp (* 26. Oktober 1916 in Joachimsthal; † 1974 in Berlin[1]) war ein deutscher Architekt und Bauingenieur mit dem Hauptwirkungskreis in Eisenhüttenstadt und Berlin. Er hatte sich frühzeitig auf Hotelbauten spezialisiert.

Leben

Heinz Scharlipps Vater war der Schriftsteller und Heimatdichter Adolf Scharlipp.[2] Nach einer Zimmererlehre studierte Heinz Scharlipp Bauingenieurswesen von 1948 bis 1951. Nach erfolgreichem Abschluss arbeitete er einige Jahre als Bauleiter, dann wechselte er zum Generalprojektanten nach Stalinstadt und beteiligte sich an Wettbewerben. Für den Entwurf zu einem neuen Hotel in Magdeburg gewann Scharlipp den 1. Preis, er leitete dann auch den Bau.[1]

Anschließend zog Heinz Scharlipp nach Berlin[3] und trat in das Kollektiv des Stadtplaners Roland Korn ein. Hier war er an den Bauprojekten zu den Interhotels „Unter den Linden“ und „Stadt Berlin“ beteiligt. Aufgrund seiner praktischen Erfahrungen leitete er auch die entsprechenden Bauarbeiten. Für seine Verdienste beim Hotelbau erhielt Heinz Scharlipp 1972 den Architekturpreis der DDR.[1]

Sein Nachlass mit Zeugnissen, Urkunden, Ausweisen, Planskizzen, Freizeitanlagen-Entwürfen und anderen Dokumenten befindet sich im eh. Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner.[1][4]

Heinz Scharlipp war Mitglied im BdA.

Werke (Auswahl)

Hotel „Unter den Linden“ Berlin (1993)
Blick in die Lounge vom Interhotel am Alex (1972)
  • 1953–1955: Friedrich-Wolf-Theater in Eisenhüttenstadt, zusammen mit Hermann Enders und Hans Klein[5] mit der Bierstube Aktivist in Eisenhüttenstadt[6] Das Theater konnte nach der Wende seine Kulturaktivitäten fortsetzen, das Gebäude wurde saniert. Hauptsächlich dient es zu Vorträgen, Konferenzen, Konzerten.[7]
  • 1953/1954: Großgaststätte Aktivist in Eisenhüttenstadt, mit Hermann Enders und anderen.
    Die Gaststätte wurde 1990 geschlossen und stand dann längere Zeit leer. Sirko Hellwig kümmerte sich im Auftrag der Stadt um das Jahr 2000 um eine denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung. Seit 2010 wird sie wieder als öffentliche Gaststätte genutzt. Einige Räume dienen darüber hinaus als Verwaltungssitz einer Wohnungsbaugenossenschaft.[8]
  • 1954–1959: Gesamtanlage vom Sportforum Berlin mit dem Fußballstadion[9]
  • 1962/1963: Hotel „International“ Magdeburg, zusammen mit Günther Boy.[10] Das Gebäude wurde nach der Wende noch einige Jahre genutzt, dann abgerissen.
  • 1963: Trainingshallen-Komplex an der Konrad-Wolf-Straße 40 in Berlin, zusammen mit Walter Schmidt.
    Heinz Scharlipp hatte vor allem das Außentragwerk samt dem metallenen Schmuck mit den Sportarten als Schattenrisse geplant und die Baufirmen unterstützt, Walter Schmidt lieferte die Architekturpläne.[11]
  • 1963: Hotel Moskau, Karl-Marx-Stadt.[12] Von 1992 bis 2006 war es das Günnewig Hotel Europa, nach zeitgemäßen Umbauten und Modernisierungen ist es seit 2008 das Hotel an der Oper[13]
  • 1964–1966: Interhotel „Unter den Linden“ Berlin, mit Günther Boy, Helmut Riechert und Wolfgang Vieroth[14][15] Das DDR-Hotel wurde 2006 abgerissen und an seiner Stelle entstand das Upper Eastside Berlin.
  • 1965/1966: Projektierung zur Neubebauung am Berliner Alexanderplatz, mit Roland Korn und mit Hans Erich Bogatzky[16]
  • 1967–1970: Interhotel am Alexanderplatz Berlin (seit 2006 Hotel „Park Inn“), zusammen mit Hans Erich Bogatzky, Roland Korn und weiteren Kollektivmitgliedern[5][17][18]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Hotelbau in der DDR. In: Deutsche Architektur. 1964 (2), S. 70–71.

Einzelnachweise

  1. a b c d Vom Baukünstler zum Komplexprojektanten. Architekten in der DDR. (PDF) In: ddr-planungsgeschichte.de. S. 194, abgerufen am 6. Juni 2021.
  2. Adolf Scharlipp (1924) in: uckermaerkischer-geschichtsverein.de; abgerufen am 3. April 2021.
  3. Scharlipp, Heinz. In: Fernsprechbuch für Gross-Berlin (DDR), 1955, S. 154 (Ingenieurarchitekt. Wohnhaft Pankow, Kavalierstraße 20).
  4. Homepage des IRS, abgerufen am 4. April 2021.
  5. a b Heinz Scharlipp. In: archINFORM.
  6. Enders, Scharlipp, Bierstube „Aktivist“, 1953. ostarchitektur.com; abgerufen am 3. April 2021.
  7. Homepage Fr.-Wolf-Theater, abgerufen am 4. April 2021.
  8. Grandtour der Moderne: Ortsdetails, abgerufen am 3. April 2021.
  9. Bau- und Kulturdenkmal Sportforum, hier insbesondere das Fußballstadion
  10. Hotel International Magdeburg (Ansichtskarte, mit Hinweisen auf die Planer); abgerufen am 4. April 2021.
  11. Photostream zur Trainingshalle auf dem Gelände des Sportforums. flickr.com; abgerufen am 3. April 2021.
  12. Bruno Flierl, Walter Stiebitz, Erich Blocksdorf (Red.): Deutsche Architektur. 13. Jahrgang, Nr. 2, 1964, Verlag für Bauwesen, Berlin 1964, S. 68–127; abgerufen am 4. April 2021.
  13. Vom ‚Moskau‘ zum Hotel ‚An der Oper‘. chemnitz-gestern-und-heute.de; abgerufen am 4. April 2021.
  14. Ansichtskarte vom Hotel UdL mit Hinweisen zu den Architekten, abgerufen am 4. April 2021.
  15. Lothar Heinke: Mehr Mitte gab es nirgends, abgerufen am 4. April 2021.
  16. Roland Korn. Wer war wer in der DDR; abgerufen am 3. April 2021.
  17. Architektur-Bildarchiv abgerufen am 4. April 2021.
  18. Interhotel Stadt Berlin im Bau (Offsetlithografie, 1968), auf nat.museum-digital.de.

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Hotel Unter den Linden im Jahre 1993
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18.04.1972 DDR 1000 [10178] Berlin-Mitte, Alexanderplatz: Interhotel Stadt Berlin (GMP: 52.522808,13.412738). Das Hotel wurde von 1967 bis 1970 nach Entwürfen von Roland Korn, Heinz Scharlipp und Hans Erich Bogatzky erbaut. Im Dezember 2006 erwarb die US-amerikanische Blackstone Group die Hotel Stadt Berlin Grundstücks GmbH. Der neue Name lautet Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz. Hier ein Blick in die Nachtbar im Dachgeschoß im Jahr 1972. [F19720317A]19720418450NR.JPG(c)Blobelt