Heinz Oestergaard
Heinz Oestergaard (* 15. August 1916 in Berlin; † 10. Mai 2003 in Bad Reichenhall) war ein deutscher Modedesigner.
Er galt als einer der bedeutendsten deutschen Modedesigner der Nachkriegszeit. Nach Erfolgen in Berlin, wo er Zarah Leander und Maria Schell einkleidete, ging Oestergaard 1967 nach München, wurde Modeverantwortlicher bei Quelle und ersetzte dort den für Mieder verwendeten Draht durch Stretchstoff.
Oestergaard war auch für die öffentliche Hand tätig. So war der von 1974 bis 2011 getragenen Dienstanzug des Technischen Hilfswerks seine Kreation.[1], ebenso die zwischen 1976 und 2018 getragene Uniform der deutschen Länderpolizeien. Daneben entwarf er Berufskleidung für die Fleischerinnung, lutherische Pastoren, ADAC-Pannenhelfer sowie für Zollbeamtinnen.[2]
„Oestergaard-Polizeiuniform“
Ebenfalls auf Oestergaard zurück geht die zwischen 1976 und 1979 eingeführte grün-beige Polizeiuniform der deutschen Bundesländer, die auch der Bundesgrenzschutz (seit Mitte 2005 Bundespolizei) übernahm. Der Entwurf entstand um 1971/72. Auf die bundesweite Einführung einigte sich die Konferenz der Innenminister der Länder am 13./14. September 1974.[3][4] Dies war das erste und letzte Mal, dass die deutschen Länderpolizeien ein nahezu einheitliches äußeres Erscheinungsbild aufwiesen.
Vor 1976 existierten in den Ländern diverse Farb- und Ausstattungsvarianten. Im Gegensatz dazu unterschied sich Oestergaards Einheitsmodell nur anhand des Landeswappens, das im Mützenstern und auf dem linken Oberärmel geführt wurde; zudem besaß die hessische Polizei bis zum 1. Januar 2003 keine Schulterklappen und somit auch keine Amtskennzeichen. 1987 erfuhr die grüne Dienstbekleidung eine Modifizierung, als das „Drei-Sterne-System“ der Schulterklappen-Abzeichen zu einem „Vier-Sterne-System“ wechselte.[3] Bis dahin hatten sich die beiden untersten Ämter einer Laufbahn das Abzeichen des jeweiligen Eingangsamtes geteilt. Bis 1987 führten bspw. der Polizeihauptwachtmeister und der Polizeimeister einen grünen Stern; ab 1987 kennzeichneten den Polizeimeister zwei, den Polizeiobermeister drei (vorher zwei) und den Polizeihauptmeister vier (vorher drei) grüne Sterne. Analog der Polizeikommissar und -oberkommissar zunächst je einen silbernen Stern, letzterer dann zwei Silbersterne; der Hauptkommissar und der Hauptkommissar/A12 zwei (ab 1987 drei) Sterne sowie der Erste Hauptkommissar drei (ab 1987 vier) Sterne. Ebenso der Polizeirat/-oberrat zunächst je einen Goldstern, der Polizeioberrat ab 1987 zwei Goldsterne, der Polizeidirektor drei (vorher zwei) Sterne und der Leitende Polizeidirektor vier (vorher drei) Sterne. Später wurde in einigen Bundesländern auf das heute (2023) allgemein noch übliche „Fünf-Sterne-System“ umgestellt. Die oberhalb des Leitenden Polizeidirektors angesiedelten Amts- und Funktionsträger führten in der Regel bis zu drei, nur selten vier Goldsterne. Der unterste Stern war von Eichenlaub-Goldstickerei eingefasst.
Die „Oestergaard-Uniform“ wurde, kurz nach dem Tod des Designers, sukzessive abgeschafft, zuerst 2004 in Hamburg, zuletzt in Bayern im Jahr 2018. An ihre Stelle ist eine blaue Dienstbekleidung getreten, die sich nun wieder in unterschiedlichen Länderversionen präsentiert.
Der Bundesgrenzschutz bzw. die Bundespolizei trug die „Oestergaard-Uniform“ von 1976 bis 2007/2008, mit gewissen Abweichungen (bspw. mit Kragenspiegeln und Schulterstücken bis 2001; als Emblem Bundesadler statt Landeswappen).[5]
Auszeichnungen
- 1956: Ehrenbürger der Universität Innsbruck
- 1975: Ehrenmitglied der Universität Innsbruck
- 1996: Verdienstorden des Landes Berlin
- 1996: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
Weblinks
- Nadine Chmura: Heinz Oestergaard. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Er liebte das Leben, die Menschen und seine Arbeit wie kein anderer: Oestergaard ist verstorben auf uni-protokolle.de.
- Literatur von und über Heinz Oestergaard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tragbare Mode für Millionen auf welt.de, 2003.
- Homepage von Heinz Oestergaard
Einzelnachweise
- ↑ Hans Dietrich Genscher: Erinnerungen. 1995, S. 177.
- ↑ Heinz Oestergaard: Der Modemacher zum Wirtschaftswunder, Deutschlandfunk, 15. August 2016, aufgerufen am 16. April 2023
- ↑ a b 1976 – 1995: Die bundeseinheitliche Uniform, Polizei-Historische Schutzleute Berlin e.V., aufgerufen am 17. März 2023
- ↑ Die bundeseinheitliche Polizeiuniform in Beige und Moosgrün von 1979–2009, polizeimuseum-stuttgart.de, aufgerufen am 17. März 2023
- ↑ Polizeihistorische Sammlung: Bundesgrenzschutz und Bundespolizei (private Website)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Oestergaard, Heinz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Modedesigner |
GEBURTSDATUM | 15. August 1916 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 10. Mai 2003 |
STERBEORT | Bad Reichenhall |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Hamburg, Deutsches Zollmuseum:
Dienstkleidung einer Zollabfertigungsbeamtin der Bundeszollverwaltung, 1976–1982, entworfen von Heinz Oestergaard
(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F075997-0011 / Wegmann, Ludwig / CC-BY-SA 3.0
Parlamentarischer Staatssekretär Carl-Dieter Spranger stellt die neuen Uniformen der künftigen Polizeivollzugsbeamtinnen des Bundesgrenzschutzes (die ersten 30 werden am 1.10.1987 ihre Ausbildung beginnen) vor - im Bundesministerium des Innern