Heinz Gronau

Heinz Gronau (* 1. Januar 1912 in Leipzig; † 28. Oktober 1977) war ein deutscher kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Häftling im KZ Buchenwald, Mitglied der illegalen deutschen Sektion der Internationalen Militärorganisation Buchenwald (IMO) und in der DDR Generalmajor im Wachregiment Feliks Dzierzynski sowie Leiter der Hauptabteilung I des Ministeriums für Staatssicherheit.

Leben

Gronau, Sohn eines Buchdruckers, besuchte die Volksschule und absolvierte danach von 1926 bis 1930 eine Lehre zum Dentalmechaniker. Anschließend war Gronau arbeitslos. Während der Zeit der Weimarer Republik trat er 1930 in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein und gehörte der Bezirksleitung des KJVD Sachsen an. Gronau beteiligte sich am Kampf gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Nach der Machtübertragung an die NSDAP wurde er 1933 mehrmals in „Schutzhaft“ genommen und war bis 1935 als Hilfsarbeiter tätig. Gronau wurde 1935 wieder verhaftet, wegen Hochverrat angeklagt und zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.[1]

Die Haftzeit verbrachte er in verschiedenen Haftanstalten. 1938 wurde er in das KZ Buchenwald eingeliefert und dem Kommando „Elektrikerwerkstatt“ und danach dem Kommando „Galvanowerkstatt“ zugeteilt. Hier beteiligte er sich an konspirativer Widerstandstätigkeit und arbeitete in der militärischen Sektion der IMO. Die IMO verfügte auch über Gift, z. T. aus den Galvano-Anlagen von Gronau gewonnen[2]. Er war beteiligt an der Installation geheimer Sendeanlagen, aber er stellte auch Hieb- und Stichwaffen her[3].

Grabstätte

Als die NS-Herrschaft beseitigt war, leitete Gronau bis 1946 zunächst das Sozial- und Jugendamt in Leipzig. In der SBZ und in der DDR war Gronau in den neu geschaffenen militärischen Organen tätig. Gronau trat 1946 in den Polizeidienst ein, leitete die Kreis-Polizeiämter Rochlitz und Großenhain und war dann stellvertretender Chef der Landespolizeibehörde Sachsen.[4] Von 1949 bis 1950 absolvierte er einen Panzerlehrgang am Militärinstitut Moskau. Ab 1950 war er im Rang eines Inspekteurs als Leiter der Hauptabteilung I (Abwehr in den VP-Bereitschaften) für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) tätig. 1951 wurde er Chefinspekteur und 1953 Oberst.[5] Er bekleidete später leitende Funktionen bei der Grenzpolizei und dem Grenzdienst. Von 1958 bis 1962 absolvierte er die Grenztruppen-Fakultät der KGB-Hochschule. Von 1962 bis 1972 war er als Nachfolger von Oberst Günter Wolf Kommandeur des Wachregiments Feliks Dzierzynski. Gronau wurde 1966 zum Generalmajor ernannt und 1972 in den Ruhestand verabschiedet.[1]

Gronau blieb der geschichtspolitischen Erinnerungsarbeit verbunden. 1958 berichtete er über Illegale Produktion für den Häftlingskrankenbau[6] Eine wertvolle Maschine wird zerstört lautete ein weiterer Bericht über einen Sabotageakt an einer Maschine zur Rüstungsproduktion[7]. Seine Urne wurde in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.

Auszeichnungen

1986 wurde die 23. Polytechnische Oberschule in Hohenschönhausen (heute Gutenberg-Oberschule) nach Heinz Gronau benannt, ebenso 1987 die 76. Oberschule in Leipzig-Mitte im Beisein seiner Witwe Dr. Margit Gronau.[10]

Literatur

  • Heinz Gronau. In: Helmut Roewer/Stefan Schäfer/Matthias Uhl, Matthias (Hrsg.): Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig, München 2003, S. 177.
  • Der General (Heinz Gronau). In: Dynamo. Ein Almanach, hrsg.: Präsidium der Sportvereinigung Dynamo der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1977, S. 58–60.
  • Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Deutscher Verlag d. Wissenschaften, Berlin 1983, S. 754.
  • Jens Gieseke: Gronau, Heinz. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Roger Engelmann, Bernd Florath, Helge Heidemeyer, Daniela Münkel, Arno Polzin, Walter Süß, Das MfS-Lexikon. 3. aktualisierte Auflage, Berlin 2016. Ch. Links Verlag, ISBN 978-3-86153-900-1, S. 115, bstu.de.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Jens Gieseke: Gronau, Heinz. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  2. Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Deutscher Verlag d. Wissenschaften, Berlin 1983, S. 592.
  3. Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Deutscher Verlag d. Wissenschaften, Berlin 1983, S. 590.
  4. Jens Gieseke: Wer war wer im Ministerium für Staatssicherheit (MfS-Handbuch). Hg. BStU. Berlin 2012.
  5. Klaus Froh & Rüdiger Wenzke, (Hrsg.): Die Generale und Admirale der NVA: Ein biographisches Handbuch. 5., durchges. Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-438-9, S. 31
  6. Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Deutscher Verlag d. Wissenschaften, Berlin 1983, S. 469.
  7. Autorenkollektiv: Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Deutscher Verlag d. Wissenschaften, Berlin 1983, S. 468.
  8. Neues Deutschland vom 7. Mai 1955
  9. Neues Deutschland vom 21. Dezember 1961
  10. Berliner Zeitung vom 27. Oktober 1986 und Neues Deutschland vom 17. Januar 1987

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