Heinz Günther Hüsch

(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F074340-0035 / Schaack, Lothar / CC-BY-SA 3.0
Heinz Günther Hüsch (rechts) 1987

Heinz Günther Hüsch (* 13. Juni 1929 in Karken) ist ein deutscher Rechtsanwalt und Politiker (CDU). Er lebt in Neuss (Nordrhein-Westfalen).

Leben und Beruf

Hüsch studierte Rechtswissenschaft und promovierte 1956 in Köln über Das Strafrecht in Neuß zwischen 1074 und 1794.

Er gehörte bereits zu den Gründern der CDU in Neuss und war dort auch lange Jahre der Vorsitzende der Jungen Union. Von November 1956 bis Oktober 2009 saß er ununterbrochen im Rat der Stadt Neuss. 1998–1999 war er Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion.

1966 wurde Hüsch in Nachfolge von Adolf Flecken in Neuss zum Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen gewählt, dem er bis 1976 angehörte. Dort war er Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und setzte sich mit den beiden Abgeordneten Peter Giesen und Hans-Ulrich Klose für die Belange der Stadt Neuss und des damaligen Kreises Grevenbroich bei der kommunalen Neugliederung ein.

Von 1976 bis 1990 war Heinz Günther Hüsch Mitglied des Deutschen Bundestages. Er gewann jeweils den Wahlkreis Neuss-Grevenbroich I bzw. Neuss I direkt, unter anderem gegen die damalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger. Während seiner Abgeordnetentätigkeit im Bundestag war Hüsch Vorsitzender des Vermittlungsausschusses, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Obmann im Flick-Untersuchungsausschuss und Vorsitzender des berühmt gewordenen Ausschusses „Neue Heimat“.

Im Zeitraum von 1968 bis 1989 war Hüsch Deutschlands Verhandlungsführer in der Geheimsache Kanal über den „Freikauf“ von 226.654 Rumäniendeutschen.[1] Im Zuge dessen hatte er unter dem ihm von der Securitate gegebenen Decknamen „Eduard“ mehr als 200 offizielle und zwischen 600 und 1000 inoffizielle Treffen mit Vertretern der rumänischen Regierung. Seine Mission endete erst mit dem Sturz des Ceaușescu-Regimes während der Rumänischen Revolution 1989.[2][3] Seine Akten zur Geheimsache Kanal übergab Hüsch an das Bundesarchiv in Koblenz.[4]

1972 war Hüsch Schützenkönig in Neuss, lange Jahre war er Vorsitzender der Vereinigung der Heimatfreunde Neuss e. V. Jahrzehnte gehörte er dem Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Quirin (siehe auch Quirinus-Münster (Neuss) und Quirinus von Neuss) in Neuss an. Er gehört zu den Gründern des Augustinus Hospiz Neuss e.V., deren Ehrenvorsitzender er ist (2016).[5]

Er ist Mitglied der katholischen Studentenverbindungen K. D. St. V. Asgard Köln im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV).

Hüsch ist Inhaber des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland,[6] des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen,[7] des Hessenpreises[8] und des Verdienstorden Pro Merito Melitensi.[9] 2014 wurde Hüsch mit der höchsten Auszeichnung der Landsmannschaft der Banater Schwaben, der „Prinz-Eugen-Nadel“, ausgezeichnet.[10] 2019 zeichnet die Stadt Neuss Hüsch als Ersten mit ihrem Ehrenwappen aus.[11]

Seine Tochter Hanni Hüsch arbeitet als Korrespondentin für die ARD.[12]

Literatur

  • Daniel Hrenciuc: In umbra Securitatii. Emigrarea germanilor din Romania 1962-1989. Cluj-Napoca 2018, ISBN 978-606-543-954-2
  • Hannelore Baier, Heinz-Günther Hüsch: Cumpărarea Libertății. Honterus, 2014, ISBN 978-606-8573-17-5.
  • Gewählt. Sieben Tage aus dem Leben eines Abgeordneten. Walter Rau Verlag, 1973, ISBN 3-7919-0154-0.
  • Jens Metzdorf (Hrsg. im Auftrag der Stadt Neuss): Ein Ehrenamt für den Bürger. 50 Jahre Stadtverordneter Dr. Heinz Günther Hüsch (1956–2006). Stadtarchiv Neuss, 2006, ISBN 3-922980-82-1.
  • Neusser Zeitzeugengespräche: Luftwaffenhelfer aus Neuss 1943–1945: geführt von Heinz Günther Hüsch 2009. Vereinigung der Heimatfreunde, Neuss 2010, ISBN 978-3-934794-22-1.
  • Heinz Günther Hüsch, Peter-Dietmar Leber, Hannelore Baier: Wege in die Freiheit. Deutsch-rumänische Dokumente zur Familienzusammenführung und Aussiedlung 1968–1989. Landsmannschaft der Banater Schwaben, München 2016, ISBN 978-3-934794-44-3.
  • Paul Cristian Bagiu: Die Geheimsache Kanal – Analyse der staatlich vermittelten Aussiedlung Rumäniendeutscher in die BRD (1968-1989) nach markttheoretischen Gesichtspunkten. Honterus Verlag, Hermannstadt 2020, ISBN 978-606-008-054-1, 248 S.
  • Jens Metzdorf (Hrsg.): 150 Bürger. Die Bürgergesellschaft zu Neuss 1861–2011. Bürgergesellschaft zu Neuss, Neuss 2012, ISBN 978-3-00-039656-4, S. 198.
  • Acţiunea „Recuperarea“. Securitatea şi emigrarea germanilor din România (1962–1989). Editura Enciclopedica, București 2011, ISBN 978-973-45-0628-6.
  • Kauf von Freiheit, Aussiedlung von Deutschen aus Rumänien 1968–1990. Honterus Verlag, Hermannstadt 2013, ISBN 978-973-1725-90-1.
  • Ein Ehrenamt für den Bürger. Dokumentation des Stadtarchiv Neuss. Neuss 2006, ISBN 3-922980-82-1.

Videomaterial

  • Jane C.K. Amberger, Radu Gota: Der Freikäufer, 2015
  • Răzvan Georgescu: Deutsche gegen Devisen, 2014
  • Răzvan Georgescu: Ein Pass für Deutschland, 2014
  • Susanne Glass: Teurer Freikauf, 2013
  • Alexander Feist: Der größte Freikauf, 2011
  • Razvan Georgescu: Pasaport de Germania. Film für den Schulunterricht in Rumänien, One World Romania 2016
  • Heinz Günther Hüsch. In: Filmreihe „Künstler und Zeitzeugen im Portrait“, Kulturamt der Stadt Neuss 2019

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Meinhardt: Der Freikauf der Rumäniendeutschen – Was sagen deutsche Politiker dazu? Was geben die Archive her? auf: kulturraum-banat.de
  2. „Bisher habe ich keine einzige richtige Zahl gefunden“ – Deutschlands Verhandlungsführer über den Freikauf der Rumäniendeutschen im Zeitraum 1967–1989. In: Banater Post.
  3. Peter-Dietmar Leber: Freikauf und Schmiergeld für die Ausreise. In: Siebenbürgische Zeitung. 12. September 2007.
  4. Hüsch spricht über Freikauf der Rumänien-Deutschen. In: Rheinische Post vom 10. April 2018.
  5. Ehrenvorsitz. In: Nachrichten für Neusser in der Ferne, S. 6.
  6. Rudolf Vierhaus:Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949-2002. Walter de Gruyter, 2002, ISBN 3-11-096905-X, S. 369.
  7. Benjamin Schulz: Heinz-Günther Hüsch: Ein Neusser mit Leib und Seele. In: Westdeutsche Zeitung vom 27. August 2007.
  8. Hessen-Preis für seinen "Erfinder" Hüsch. In: Rheinische Post vom 15. März 2014.
  9. Orden "Pro Merito" für Heinz Günther Hüsch. In: Rheinische Post vom 11. Dezember 2012.
  10. banater-schwaben.org, Ehrung von Rechtsanwalt Dr. Heinz-Günther Hüsch mit der Prinz-Eugen-Nadel
  11. Neue Auszeichnung in Neuss: Erstes Ehrenwappen geht an H. G. Hüsch. In: rp-online.de vom 5. Juli 2019.
  12. Ludger Baten: Eine Neusserin für Amerika. (Memento des Originals vom 26. April 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ngz-online.de auf: ngz-online.de, 23. April 2010.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bundesarchiv B 145 Bild-F074340-0035, Untersuchungsausschuss "Neue Heimat".jpg
(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F074340-0035 / Schaack, Lothar / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
19.1.1987

Der Vorsitzende des 3. Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages - Neue Heimat -, Minister des Bundestages, Heinz Günther Hüsch (CDU, rechts), übergibt dem Präsidenten des Deutschen Bundestages, Dr. Philipp Jenninger (links),
den öffentlichen Bericht sowie die Minderheitenvoten des Ausschusses.
Von Seiten des Ausschusses nahmen außerdem der Stellvertretende Vorsitzende,
Minister des Bundestages, Gernot Fischer (SPD, 2. v. re.), und der Ausschußsekretär,
RD Reckzie (3. v. re.) teil.

2. v. l.: Bundestagsdirektor Dr. Joseph Bücker