Heinrich von Gimborn

Heinrich Karl Friedrich von Gimborn (* 12. März 1830 in Emmerich; † 18. Februar 1893 ebenda) war ein deutscher Apotheker und Unternehmer. Er ist Gründer des chemisch-pharmazeutischen Betriebs H. von Gimborn in Emmerich.

Leben

Heinrich von Gimborn entstammte der mindestens seit dem 17. Jahrhundert in Emmerich ansässigen Apothekerfamilie von Gimborn und war der Sohn des Apothekers Theodor Caspar von Gimborn (1801–1879) und der Johanna Hendrina Westhooven (1805–1880). Sein Bruder war der Ingenieur und spätere Industrielle Theodor von Gimborn (1840–1916). Zu Zeiten der Märzrevolution von 1848 hielt sich Gimborn nicht in seiner Heimatstadt auf.[1]

Im Jahr 1855 übernahm Gimborn als sogenannter Apotheker I. Klasse zunächst nur die Geschäftsführung in der Apotheke seines Vaters, der „Adler-Apotheke“ in Emmerich (Steinstraße).[2][3][4] Die Apotheke versorgte zeitweise die Region bis Nijmegen und Arnhem in den Niederlanden. Gimborn betrieb die „Adler-Apotheke“ bis 1881 und verkaufte sie dann für 120.000 Goldmark an Wilhelm Disselmann.[5]

Firmenemblem der Fabrik H. von Gimborn in Emmerich

Ebenfalls im Jahr 1855 gründete Gimborn in Emmerich eine chemisch-pharmazeutische Fabrik, die H. von Gimborn Chemische Fabrik & Dampf Pulveriser Anstalt und heutige H. von Gimborn GmbH.[6][7] Den Entschluss zur Gründung des Betriebes fasste Gimborn, nachdem er entdeckt hatte, dass sich aus Weidengalle Tinte herstellen lässt. Schon frühzeitig stellte sein Unternehmen mit anfangs 16 Angestellten industriemäßig Tinkturen, Essenzen und Extrakte her, 1860 folgte die Produktion von Tinte und Klebstoffen.[5] Damaliger Versandleiter der Fabrik war der Buchhalter Edmond Johannes Künneke, Vater des späteren Komponisten Eduard Künneke.[8] Im Jahr 1886 gründete Heinrich von Gimborns Sohn, August Max Theodor von Gimborn (1866–1927), in der benachbarten, in den Niederlanden gelegenen Kleinstadt ’s-Heerenberg ein Zweitwerk. Schon bald folgten Niederlassungen in Südamerika, China und den USA.

Mehrere Gimborn-Produkte etablierten sich als erfolgreiche Markenartikel. Hierzu gehören zum Beispiel die „Gym-Lakritze“ und der Fenchelhonig „Stern-Biene“, die bis in die 1970er-Jahre in deutschen Apotheken und Drogerien anzutreffen waren[6] und die heute noch unter diesen Markenzeichen von mittlerweile anderen Herstellern und Übernehmern der Markenrechte produziert werden.[9]

Heinrich von Gimborn heiratete am 22. Mai 1859 in der Mennoniten-Kirche in Emmerich Elisabeth Catharine A. Hallensleben (1834–1889) aus Appeldorn, die Tochter des August Hallensleben und der Catharine Charlotte von Zütphen. Das Ehepaar hatte eine Tochter und drei Söhne. Nach dem Tod seiner ersten Frau im August 1889 heiratete Gimborn am 8. April 1890 in Emmerich Catharine Louise Theodora van Treek (1836–1905) aus Xanten.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kenneth Kronenberg, Carl von Gimborn: Lives and letters of an immigrant family. The van Dreveldts’ experiences along the Missouri, 1844–1866. Univ. of Nebraska Press, London 1998, ISBN 0-8032-2741-8, S. 83. (englisch; Auszug als Digitalisat bei Google Bücher.)
  2. Ergänzende Anmerkungen: Die heutige „Adler-Apotheke“ war 1721 von Franz Johannes Rys gegründet worden, ging 1757 in den Besitz der Familie von Gimborn über und hieß deshalb zunächst „Gimbornsche Apotheke“, später wurde sie zur „Adler-Apotheke“ umbenannt. Von 1757 bis 1794 war Mathias Julianus von Gimborn der Eigentümer, 1794 ging sie in den Besitz von Johannes Reinier von Gimborn über und ab 1820 führte sie Theodor Kaspar von Gimborn, bis sie 1855 von Heinrich von Gimborn übernommen und bis 1881 betrieben wurde. (Siehe Eigentümer der Adler-Apotheke (Memento vom 28. August 2013 im Internet Archive))
  3. Ergänzende Anmerkungen: Das Apotheken-Gebäude hatte damals eine Zwischendecke mit einem Loch, durch das der Apotheker von oben den Ablauf im Erdgeschoss verfolgen konnte. … Unter Heinrichs Vater Theodor Kaspar von Gimborn fusionierte die „Adler-Apotheke“ im Jahr 1831 mit der „Löwen-Apotheke“ der Familie Schuurmann; sieben Jahre später wurde die Fusion wieder aufgehoben. (Siehe Geschichte der Apotheke (Memento des Originals vom 28. August 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.emmerich-apotheke.de auf www.emmerich-apotheke.de; aufgerufen am 8. Oktober 2010.)
  4. Bureau der Königlichen Regierung Düsseldorf: Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf. Jahrgang 1855. Voß, Düsseldorf 1885, Nr. 54, S. 24. (Auszug als Digitalisat bei Google Bücher.)
  5. a b Geschichte der Apotheke (Memento vom 28. August 2013 im Internet Archive)
  6. a b Vgl. Unsere Geschichte auf der Website der H. von Gimborn GmbH. (Aufgerufen am 9. Oktober 2010.)
  7. Andreas Lambrou: Fountain Pens of the World. Philip Wilson Publishers, London 2006, ISBN 0-85667-615-2, S. 290. (englisch; Auszug: „The company was founded in 1855 in Emmerich by Heinrich van Gimborn.“)
  8. Otto Schneidereit: Eduard Künneke, der Komponist aus Dingsda. 1. Auflage. Henschelverlag, Berlin 1978, S. 9.
  9. Ergänzende Anmerkungen: Inhaber der Markenrechte an dem Markenzeichen „Gym“ ist gegenwärtig die Nycomed Deutschland GmbH (ehemals Altana), die unter dieser Bezeichnung verschiedene Produkte auf Basis von Lakritze herstellt. Rechte-Inhaber an dem Markenzeichen „Stern-Biene“ ist gegenwärtig die Altana Consumer Health GmbH, die unter dieser Bezeichnung verschiedene Produkte auf Basis von Fenchelhonig herstellt. Der Vertrieb dieser Gesundheitsprodukte (engl. Consumer Health) erfolgt jeweils hauptsächlich über Apotheken und Drogerien.

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