Heinrich Schwieger (Bauingenieur)

Heinrich Schwieger um 1910
1902 posierte eine Offiziersgruppe in der Baustelle des Bahnhofes Knie, unter ihnen der mit Gehrock und Zylinder gekleidete Heinrich Schwieger

Heinrich Schwieger (* 12. Mai 1846 in Quedlinburg; † 16. September 1911 in Wiesbaden; vollständiger Name Carl Theodor Heinrich Schwieger) war ein deutscher Bauingenieur, der knapp 27 Jahre leitende Positionen im Siemens-Konzern innehatte.

Leben

Schwieger war Sohn des Postdieners Heinrich Schwieger und von Bertha Schwieger, geborene Weißhaupt. Die Familie lebte in Quedlinburg an der Adresse Breite Straße 263.[1] Er studierte von 1866 bis 1869 an der Königlichen Bauakademie in Berlin. 1870 legte er die erste Staatsprüfung zum Regierungsbauführer und am 22. Juni 1875 die zweite zum Regierungsbaumeister ab.[2]

Seine erste Anstellung fand Schwieger zu Zeiten der großen Bahnverstaatlichungen in der Preußischen Staatsbahnverwaltung. Hier wurde er als Abteilungsbaumeister und Vorsteher des Konstruktionsbureaus der Berliner Stadtbahn unter dem Geheimrat Ernst Dircksen eingesetzt. Nach Vollendung der Stadtbahn wurde ihm die Leitung der Umbauten des Kölner Hauptbahnhofs übertragen.[2]

Als sich Werner von Siemens 1884 wegen der Entwürfe der geplanten Hochbahnen in Berlin und Wien an Dircksen wandte, empfahl ihm dieser Heinrich Schwieger. Schwieger wurde für die Arbeit bei Siemens vorerst beurlaubt und trat dort zum Jahresbeginn 1885 seinen Dienst bei Siemens & Halske an. Er bekam die Leitung der Abteilung für elektrische Bahnen übertragen und aus der anfänglichen Beurlaubung entwickelte sich ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis. An allen Bahnprojekten der nachfolgenden Jahrzehnte aus dem Hause Siemens & Halske hatte Schwieger entscheidenden Anteil. Die wichtigsten Projekte hierbei waren die folgenden:

Von 1896 bis 1910 war Schwieger Mitglied im Vorstand der Siemens & Halske AG.[3] Im Aufsichtsrat der Hochbahngesellschaft saß Schwieger von deren Gründung im Jahre 1898 bis zum Ausscheiden aus dem Arbeitsleben 1910.[4]

1909 richtete Schwieger mit einem Kapital von 250.000 Mark eine Stiftung ein, aus deren Zinsen Angestellten mit niedrigen Gehältern Zuwendungen „zum Zwecke der Erholung oder zu einer Studienreise während des Urlaubs“ gewährt wurden.[5]

1911 erlag Schwieger 66-jährig einem Herzinfarkt. Er war nicht verheiratet, hinterließ aber eine Adoptivtochter.[5]

Auszeichnungen

Am Tage der Eröffnungsfeier der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, dem 15. Februar 1902, bekam Schwieger den Kronen-Orden III. Klasse verliehen.[6] Die Technische Hochschule Charlottenburg verlieh Schwieger am 9. März 1906 „in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Entwicklung des großstädtischen Binnen- und Vorortverkehrs“ den Titel Doktor-Ingenieur ehrenhalber.[7] Vom Minister der öffentlichen Arbeiten bekam Schwieger 1907 die silberne Medaille für Verdienste um das Bauwesen verliehen.[8] 1908 folgte anlässlich der Eröffnung der Untergrundbahn nach Westend im April die Ernennung zum Geheimen Baurat.[9] Die Akademie des Bauwesens verlieh ihm schließlich 1909 die goldene Verdienstmedaille.[10]

Gedenken

Gedenktafel im U-Bahnhof Nollendorfplatz

Gleich auf zwei Gedenktafeln im Bereich der Berliner U-Bahn wird Schwieger gedacht. Die eine befindet sich im südlichen Zwischengeschoss des U-Bahnhofs Klosterstraße. Hier wird insgesamt 16 Förderern des Untergrundbahnbaus gedacht. Die andere Gedenktafel befindet sich im Empfangsgebäude des U-Bahnhofs Nollendorfplatz. Hier wird an Werner von Siemens, Wilhelm von Siemens und Schwieger erinnert.

1931 wurde eine neu angelegte Straße in Berlin-Siemensstadt nach Heinrich Schwieger Schwiegersteig benannt.[11]

Literatur

  • Max Dietrich: Nachruf Dr.-Ing. Schwieger †. In: Deutsche Straßen- und Kleinbahn-Zeitung, 24. Jahrgang, Nr. 40 (7. Oktober 1911), S. 735–736.
  • Gustav Kemmann: Heinrich Schwieger †. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 80, 1911, S. 493–494 (zlb.de).
  • Heinrich Schwieger †. In: Elektrotechnische Zeitschrift (ETZ), 32. Jahrgang, Heft 42, 19. Oktober 1911, S. 1066.

Einzelnachweise

  1. Einwohnerverzeichnis der Stadt Quedlinburg von 1849
  2. a b c ETZ 1911
  3. Vorstandsvorsitzende Siemens & Halske (PDF; 20 kB) Siemens AG
  4. Geschäftsberichte der Hochbahngesellschaft
  5. a b Gustav Kemmann: Heinrich Schwieger †. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 80, 1911, S. 493–494 (zlb.de).
  6. Die feierliche Eröffnung der Hochbahn. In: Berliner Intelligenz-Blatt, 15. Februar 1902.
  7. Auszeichnungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 25, 1906, S. 164 (zlb.de).
  8. Amtliche Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 11, 1907, S. 73 (zlb.de).
  9. Amtliche Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 27, 1908, S. 193 (zlb.de).
  10. Br.: Öffentliche Sitzung der Akademie des Bauwesens. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 25, 1909, S. 169–171 (zlb.de).
  11. Schwiegersteig. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)

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Baustelle des Bahnhofs Knie, heute Ernst-Reuter-Platz
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Portait des Bauingenieurs Heinrich Schwieger
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