Heinrich Köhler (Politiker, 1878)

(c) Bundesarchiv, Bild 102-05710 / CC-BY-SA 3.0
Heinrich Köhler als Reichsfinanzminister 1928
Obligation des Freistaates Baden vom 23. März 1926 mit Unterschrift von Finanzminister Köhler

Heinrich Franz Köhler (* 29. September 1878 in Karlsruhe; † 6. Februar 1949 ebenda) war ein deutscher Politiker (Zentrum, später CDU).

Leben und Werk

Köhler wuchs als Sohn von Karl Josef Köhler (1847–1907) und dessen Ehefrau Regina geb. Helfrich (1854–1940) in einem proletarischen Umfeld in Karlsruhe auf. Ab 1885 ging er auf die Volks- und Oberrealschule Karlsruhe. Um 1894 war er Finanzgehilfe im mittleren Beamtendienst. 1902 heiratete er seine Jugendliebe Rosel Hauck (1878–1912). Bei den badischen Leibgrenadieren diente er als Einjähriger. Nach einer Ausbildung im Zolldienst wurde er 1911 für die Zentrums-Partei in die Karlsruher Stadtverordnetenversammlung gewählt, der er bis 1920 angehörte. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Köhler 1913 zum zweiten Mal.[1] Von 1913 bis 1927 vertrat er seine Partei in der Zweiten Kammer der badischen Ständeversammlung bzw. im badischen Landtag. Nach dem Ersten Weltkrieg war er 1920 kurzzeitig Pressechef im Innenministerium.

Er war Finanzminister in Baden von 1920 bis 1927 und in dieser Zeit auch zweimal kurzfristig Staatspräsident und somit Chef der Kabinette Köhler I und Köhler II. Von 1927 bis 1928 amtierte er im Kabinett Marx IV als Reichsminister der Finanzen, anschließend saß er bis 1932 im Reichstag. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er kurzzeitig inhaftiert, des Landes Baden verwiesen[2] und zog mit seiner Familie nach Berlin, wo er als Vertreter einer Maschinenfabrik arbeitete. Im Zuge einer Evakuierungsmaßnahme siedelte er im September 1943 mit seiner Frau Elsa geb. Förster (1887–1978) von Berlin nach Mudau um. In dem Dorf im Odenwald, in dem der Neffe seiner ersten Ehefrau als Kaplan tätig war, erlebte er auch das Kriegsende mit.[3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er der CDU bei. Ab September 1945 war Köhler Präsident des Landesbezirks Mannheim-Heidelberg, anschließend – unter Einbeziehung von Karlsruhe – des Landesbezirks Baden. Am 29. Oktober 1945 ernannte ihn die amerikanische Militärregierung zum Stellvertretenden Ministerpräsidenten von Württemberg-Baden, das zu diesem Zeitpunkt Nord-Baden und Nord-Württemberg umfasste. Von Mai bis November 1946 bekleidete er im Landtag von Württemberg-Baden das Amt des Wirtschaftsministers, danach bis zu seinem Tode das des Finanzministers.

Köhler war Vater von vier Söhnen und einer Tochter und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe.[4] Köhlers unehelicher Sohn mit einer Sängerin, Heinrich Köhler-Helffrich (1904–1960), war Opern- und Festspielintendant in Wiesbaden.[5]

Ehrungen

Köhler war Ehrenbürger seiner Heimatstadt Karlsruhe. Am 11. Oktober 1948 wurde ihm in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Förderung katholischer Belange das Ehrenbürgerrecht der Wallfahrtsstadt Walldürn zuteil.[6] In Karlsruhe wurden ihm zu Ehren der Heinrich-Köhler-Platz und die Heinrich-Köhler-Straße benannt, in Walldürn die Dr.-Heinrich-Köhler-Straße.[7] Die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg verlieh ihm 1923 die Ehrendoktorwürde. Weitere Ehrendoktorwürden bekam er 1926 von der Universität Freiburg und 1927 von der Technischen Hochschule Karlsruhe verliehen.

Des Weiteren wurde er 1921 Ehrenmitglied der K.D.St.V. Normannia zu Karlsruhe im CV[8] und 1926 im Wissenschaftlichen Katholischen Studentenverein Unitas Freiburg.

Literatur

Film

  • Das Portrait: Dr. Heinrich Köhler vom Zeitungsjungen zum Staatspräsidenten, SWR, 1965[9]
Commons: Heinrich Franz Köhler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landtag Baden Württemberg - Köhler, Dr. h.c. mult., Heinrich (Franz). Abgerufen am 26. Januar 2023.
  2. Reinhold Zilch, Bärbel Holtz (Bearb.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Bd. 12/II. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Neue Folge. Olms-Weidmann, Hildesheim 2003, S. 651f (Online; PDF 2,2 MB).
  3. Köhler Heinrich - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 21. Dezember 2020.
  4. Dr Heinrich Franz Köhler (1878-1949) – Find a... Abgerufen am 26. Januar 2023.
  5. Köhler-Helffrich, Heinrich | Landeshauptstadt Wiesbaden. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  6. Unsere Stadt, Historisches und Persönliches, Ehrenbürger. www.wallduern.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Februar 2015; abgerufen am 9. März 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wallduern.de
  7. Heinrich Köhler – Stadtlexikon. Abgerufen am 27. Januar 2023.
  8. Funk, H.: 100 Jahre Normannia Karlsruhe., 1990, S. 247.
  9. Das Portrait: Dr. Heinrich Köhler, vom Zeitungsjungen zum Staatspräsidenten, auf ardmediathek.de


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Wappen Deutsches Reich (Weimarer Republik).svg
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Wappen des Deutschen Reiches in der Frühzeit der Weimarer Republik. Eingeführt mit der

Bekanntmachung betreffend das Reichswappen und den Reichsadler vom 11. November 1919.

»Auf Grund eines Beschlusses der Reichsregierung gebe ich hiermit bekannt, daß das Reichswappen auf goldgelben Grunde den einköpfigen schwarzen Adler zeigt, den Kopf nach rechts gewendet, die Flügel offen, aber mit geschlossenem Gefieder, Schnabel, Zunge und Fänge von roter Farbe.

Wird der Reichsadler ohne Umrahmung dargestellt, so sind das gleiche Bild und die gleichen Farben, wie beim Adler im Reichswappen, zu verwenden, doch sind die Spitzen des Gefieders nach außen gerichtet.

Die im Reichsministerium des Innern verwahrten Muster sind für die heraldische Gestaltung des Reichswappens maßgebend. Die künstlerische Ausgestaltung bleibt für jeden besonderen Zweck vorbehalten.


Berlin, den 11. November 1919.

Der Reichspräsident
Ebert

Der Reichsminister des Innern
Koch«

Quelle: http://www.documentarchiv.de/wr/rwappen.html


1928 wurde dieses Wappen durch das neue Reichswappen von Tobias Schwab abgelöst, das Theodor Heuss im Februar 1950 auch als Bundeswappen verkündete: Reichs- bzw. Bundeswappen
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Zu der großen Internationalen Finanz-Conferenz in Rom, an welcher der deutsche Finanzminister Dr. Köhler, der Generalagent für die Reparationszahlungen Parker Gilbert, sowie der italienische Finanzminister Conte Volbi teilnehmen. Porträt des deutschen Finanzminister Dr. Köhler.