Heinrich Ebhardt

Georg Wilhelm Heinrich Ebhardt (getauft 4. Januar 1808 in Hannover; † 14. April 1899 ebenda) war ein deutscher Buchdrucker und Fabrikant. Der Gründer der Geschäftsbücherfabrik J. C. König & Ebhardt,[1] eines weltweit agierenden Unternehmens, gilt als „»Erfinder« des Geschäftsbuches in seiner lange gebräuchlichen Form“.[2]

Leben

Geboren als Sohn eines Tuchhändlers[1] in den Wirren der sogenannten „Franzosenzeit“ im Königreich Westphalen,[3] absolvierte Heinrich Ebhardt in Hannover eine kaufmännische Lehre und arbeitete zu Beginn des Königreichs Hannover kurzzeitig in Hildesheim.[1]

Zurück in Hannover, arbeitete Ebhardt bald für die 1822 gegründete Cichorienfabrik[1][Anm. 1] seines späteren[4] Stiefvaters Johann Christoph König (1783–1867),[1] die dieser am „Aegidienthor, Kirchwende 2“ angelegt hatte.[4] 1832[1] oder 1833 war Ebhardt zunächst Mitinhaber des stiefväterlichen Unternehmens geworden war, fuhr seinerzeit noch als „Commis“ mit der Pferdekutsche über das Land.[4] In der Anfangszeit der Industrialisierung gründete er 1845 eine Druckerei, zunächst allerdings nur, um den Eigenbedarf für Etiketten und Formulare der nun J. C. König & Ebhardt genannten Firma zu decken.[1] 1847 wurde Heinrich Ebhardt Alleininhaber des Unternehmens, erwarb 1850 das Bürgerrecht der Stadt Hannover und stieg im selben Jahr – unter der Zusatzfirmierung „Fabrik liniierter Handlungsbücher“ – in den weltweiten Export ein und war über Jahrzehnte immer wieder – teils hochprämierter – Aussteller auf Messen sowie verschiedenen Gewerbe- und Industrieausstellungen.[1]

Sanierte und teilumgebaute ehemalige Geschäftsbücherfabrik J. C. König & Ebhardt (heute: Leibniz Universität Hannover) an der Schlosswender Straße Ecke Königsworther Platz

Bald hatte sich der ehemalige Hilfsbetrieb für das Zichorienunternehmen zur ersten Geschäftsbücherfabrik der Welt entwickelt, daher gliederte Heinrich Ebhardt 1867 die Senf- und Zichorienproduktion aus und übertrug diesen Geschäftszweig seinem Sohn Hermann Ebhardt (* 14. September 1835 in Hannover; † 6. Juli 1887 in Bad Nenndorf).[1] In der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs – Heinrich Ebhardt war zu der Zeit Schwiegervater des Papiermühlenbesitzers, Papiergroßhändlers und späteren Geschäftsbücherfabrikanten Wilhelm Oldemeyer geworden[5] – ließ Ebhardt ab 1874 den Architekten Ludwig Frühling an der Schlosswender Straße in schneller Folge größere Fabrikgebäude im (heutigen) Stadtteil Nordstadt für sein Druckunternehmen errichten.[6]

Der später auch Ebhardt-Brunnen genannte Gutenbergbrunnen am Friedrichswall vor der Ebhardtstraße;
Ansichtskarte Nummer 504 von Karl F. Wunder,
Lichtdruck, um 1898

Nachdem Heinrich Ebhardt 1881 zum Kommerzienrat ernannt worden war, stiftete er der Stadt Hannover[1] – „[...] wohl zum Andenken an das 450jährige Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst, zu Ehren Gutenbergs“ – den 1890 am Friedrichswall aufgestellten Gutenberg-Brunnen, eine gemeinsame Arbeit von Stadtbauinspektor Paul Rowald und dem Bildhauer Carl Dopmeyer. Etwa aus dieser Zeit stammt eine Fotografie – heute im Besitz des Historischen Museums am Hohen Ufer – mit einer belebten Aufnahme des Brunnens, auf dem die mit „Atelier Karl F. Wunder“ beschriftete Brandmauer[7] von dem Haus Wunder im Hintergrund zu sehen ist.[8]

Das Grabmal Ebhards auf dem Stadtfriedhof Engesohde mit der von Carl Dopmeyer gestalteten Porträt-Büste

Heinrich Ebhardt wurde auf dem Stadtfriedhof Engesohde bestattet. In der Abteilung 9B, Grabnummer 70–75, findet sich auch eine von dem Bildhauer Carl Dopmeyer gestaltete Porträt-Büste des „»Erfinder[s]« des Geschäftsbuches in seiner lange gebräuchlichen Form“.[2]

Ebhardtstraße

Kurz nach der Aufstellung des Gutenberg-Brunnens am Friedrichswall wurde die 1891 angelegte, von der Marktstraße abgehende und auf den Brunnen zulaufende Ebhardtstraße angelegt. Mit der Namensgebung wurde der Unternehmensgründer und Stifter Heinrich Ebhardt bereits zu Lebzeiten geehrt.[9]

Literatur

  • Edgar Kalthof (Hrsg.): Niedersächsische Lebensbilder (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen, Bd. 22, 7), Hildesheim; Leipzig: Lax, 1971, S. 15–31
  • Helmut Zimmermann: Der hannöverschen Porträts zweite Folge. Illustriert von Rainer Osswald, Hannover: Harenberg, 1984, ISBN 3-89042-008-7. S. 72–76
  • Ludwig Hoerner: Agenten, Bader und Copisten. Hannoversches Gewerbe-ABC 1800–1900. Hrsg.: Hannoversche Volksbank, Reichold, Hannover 1995, ISBN 3-930459-09-4, S. 91, 164; Vorschau über Google-Bücher

Anmerkungen

  1. Davon abweichend nennt Ludwig Hoerner (siehe dort) das Jahr „1825“ als Gründungsdatum der Cichorien-Fabrik, auch weichen die anderen im Zusammenhang mit den ersten Jahreszahlen hier von den Angaben im Hannoverschen Biographischen Lexikon ab.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Waldemar R. Röhrbein: EBHARDT, Georg Wilhelm Heinrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 102f.; online über Google-Bücher
  2. a b Silke Beck, Cordula Wächtler (Red.), Uta Müller Glassl, Helmut Zimmermann (Text): Stadtfriedhof Engesohde, kostenlose Broschüre unter anderem mit geschichtlichem Abriss, Fotos und Übersichtsplan, hrsg. vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Langensalzastraße 17, Hannover: November 2007, S. 21; oder online als PDF-Dokument
  3. Klaus Mlynek: Napoleonische Kriege. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 459f.
  4. a b c Ludwig Hoerner: Agenten, Bader und Copisten. Hannoversches Gewerbe-ABC 1800–1900. Hrsg.: Hannoversche Volksbank, Reichold, Hannover 1995, ISBN 3-930459-09-4, S. 91, 164
  5. Heinz Schmidt-Bachem: Aus Papier: eine Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Papier verarbeitenden Industrie in Deutschland, Berlin; Boston; Massachusetts: De Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-023607-1, S. 481 u.ö.; online über Google-Bücher
  6. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Schlosswender Straße 1–4. In: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon (HKuKL), Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, Springe: zu Klampen, 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 194
  7. Rainer Ertel, Ernst-Friedrich Roesener: Gutenberg-Brunnen (Ebhardt-Brunnen), in dies.: Brunnen in Hannover: Wasserspiele und Brunnen in ihren Stadtteilen, mit einem Beitrag von Ludwig Zerull, gefördert durch die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung, Hannover: Cartoon-Concept Agentur und Verlags GmbH, 1998, ISBN 3-932401-03-4, S. 29f. (sowie Bildnachweis S. 2)
  8. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Friedrichswall 17. In: HKuKL, S. 114
  9. Helmut Zimmermann: Ebhardtstraße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 66

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Autor/Urheber: Kassandro, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Grab von Heinrich Ebhardt, Mitbegründer von J. C. König & Ebhardt, auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover
Karl F. Wunder PC 0504 Hannover. Ebhardt-Brunnen.jpg
Photographie und Verlag von Karl F. Wunder: Hannover. Ebhardt-Brunnen. Die Statue an der Friedrichstraße (heute Friedrichswall) mit Gutenberg direkt in der Sichtachse auf die Ebhardtstraße. Im Hintergrund die Aegidienkirche.
Former printing plant Koenig Ebhardt Schlosswender Strasse Koenigsworther Platz Hannover Germany.jpg
Autor/Urheber: Christian A. Schröder (ChristianSchd), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Former printing plant of J. C. Koenig and Ebhard Company. The building is located at Schlosswender Strasse and Koenigsworther Platz square in Nordstadt district of Hanover, Germany. Today it is used by the Hanover university.