Heinrich Bergmann (Politiker, 1799)

Heinrich Bergmann (* 13. Januar 1799 in Hannover; † 23. April 1887 ebenda) war ein deutscher Offizier, Politiker, Hochschulkurator, Verwaltungsjurist, Konsistorialdirektor, Kultusminister, Geheimer Rat[1][Anm. 1] und Beamter.[2]

Leben

In der durch die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover lange verwaisten Residenzstadt des Kurfürstentums Hannover, die jedoch weiterhin Sitz zahlreicher zentraler Behörden geblieben war,[3] wurde Heinrich Bergmann 1799 als Sohn eines Militärarztes geboren. Er besuchte während der sogenannten „Franzosenzeit“ das hannoversche Lyzeum (das spätere Ratsgymnasium) in Hannover, trat aber noch als Jugendlicher am 27. Mai 1814 als Fähnrich in das 2. Linienbataillon der King’s German Legion ein. Nur wenig später nahm er als einer der jüngsten Offiziere an der Schlacht bei Waterloo teil.[2]

Nachdem Heinrich Bergmann erst 1819 Abschied vom nunmehr Königlich Hannoverschen Militär nahm, begann er in Göttingen an der Georg-August-Universität das Studium der Rechtswissenschaften und legte 1821 seine juristische Staatsprüfung ab. Wenige Jahre später erhielt 1824 eine Festanstellung bei der hannoverschen Domänenkammer.[2]

Nach einer Zeit als Assessor in Wennigsen am Deister wurde er 1831 Hilfsarbeiter im Ministerium zu Hannover[4] und zum Ministrial-Referenten ernannt.[2] 1834 übernahm er unter Philipp Reinecke die 2. Amtsmann-Stelle im Amt Hannover. 1837 wirkte Bergmann als Assessor im Kabinett des Königs.[4]

Bergmann war beteiligt an den Kommunalverfassungen für die hannoverschen Vorstadt-Gemeinden; 1842 zunächst für die Vorstädte Glocksee-Ohe sowie Linden; 1843 dann für die Vorstadt Steintor[2] und die „Aegidientor-Gartengemeinde“.[5]

Unterdessen war Heinrich Bergmann bereits 1842 zum Konsistorialrat in Hannover berufen und im selben Jahr auch zum Mitglied des Hannoverschen Staatsrates ernannt worden.[2]

1844 gründete Bergmann gemeinsam mit Ubbelohde, von Göben, Knocke, Meyer und Bödeker die Volksschullehrer-Witwenkasse. 1846 bis 1851 hielt Heinrich Bergmann zahlreiche staatswissenschaftliche Vorträge vor dem seinerzeitigen Kronprinzen und späteren König Georg V.[4]

Während der Revolutionsjahre 1848/49 wurde Heinrich Bergmann ab 1849 Mitglied der Ständeversammlung des Königreichs Hannover,[2] und gehörte dort der zweiten Kammer an.[4] Ende 1853 wurde er zum Kultusminister berufen in das unter Ministerpräsident Eduard Christian von Lütcken neu geschaffene „Ministerium Lütcken“. In dieser Funktion arbeitete Bergmann als Kurator der Universität Göttingen, war unter anderem verantwortlich für die Berufung des bis dahin in Berlin tätigen Mathematikers Peter Gustav Lejeune Dirichlet als Nachfolger des 1855 verstorbenen Carl Friedrich Gauß. Ebenfalls 1855 schied Bergmann – mit dem Titel „Geheimer Rat“ – aus der Regierung aus.[2][2]

Im Folgejahr 1856 wurde Heinrich Bergmann als Nachfolger des verstorbenen von Derschau zum Direktor des hannoverschen Konsistoriums berufen[4] – konnte als solcher jedoch „[...] den Katechismusstreit von 1862 nicht verhindern.“[2]

Ende 1866 wurde Heinrich Bergmann in den Ruhestand verabschiedet.[2]

Insgesamt wohnte Bergmann 60 Jahre in dem ihm von seinem Schwiegervater geschenkten Hause an der Langen Laube, bevor er 1887 starb.[4]

Bergmannstraße

Heinrich Bergmann hatte ein eigenes Wohnhaus in der Straße Lange Laube. Deshalb wurde die posthum 1888 angelegte[2] Bergmannstraße, wo Bergmann auch ein eigenes Grundstück besaß, als Verbindung zur Escherstraße im heutigen Stadtteil Mitte nach dem Königlich Hannoverschen Minister benannt.[6]

Schriften (Auswahl)

Literatur

  • Helmut Eckert: Zur Charakteristik des hannoverschen Staatsministers Heinrich Bergmann. Seine „Consideranda“ vom 25.1.1855 (mit unveröffentlichten Aktenstücken). In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte: Organ des Historischen Vereins für Niedersachsen in Hannover, Bd. 46/47, hrsg. von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Göttingen: Wallstein, 1974/75, ISSN 0078-0561, S. 345–354
  • Irene Schneider: Heinrich Bergmann, 1799-1887. In: Niedersächsische Lebensbilder (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen (VHKNB)), Bd. 9, im Auftrag der Historischen Kommission hrsg. von Otto Heinrich May und Edgar Kalthoff. Hildesheim: Lax, 1976, ISBN 3-7848-2509-5, S. 105–122
  • Wilhelm Ebel (Hrsg., Bearb.): Catalogus professorum Gottingensium 1734 - 1962, im Auftrag des Senats der Georgia Augusta, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1962, S. 21
  • Irene Schneider, Rolf Wedekind: Ahnen der Kinder von Heinrich Bergmann (1799-1887), Staatsminister und Wirkl. Geheim-Rat in Hannover und Dorette Bergmann geb. Wedekind (1799-1874). In: Norddeutsche Familienkunde: NFK. Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Genealogischer Verbände in Niedersachsen, Neustadt an der Aisch [u. a.]: Degener [u. a.], ISSN 0468-3390
  • Wilhelm Rothert: Bergmann, Hr., GR, Erz., in ders.: Allgemeine Hannoversche Biografie, Bd. 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866, Hannover: Sponholtz, 1912, S. 331
  • Joachim Rückert, Jürgen Vortmann (Hrsg.): Niedersächsische Juristen. Ein historisches Lexikon mit einer landesgeschichtlichen Einführung und Bibliographie, unter Mitarbeit von André Depping, Thomas Henne, Peter Oestmann und anderen, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 2003, ISBN 3-525-18241-4, S. 317f.

Anmerkungen

  1. Davon abweichend nennt die GWLB als abweichendes Geburtsdatum das Jahr 1798, so wie auch Wilhelm Rothert (siehe Literatur).

Einzelnachweise

  1. Bergmann, Heinrich in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (GWLB) in der Bearbeitung vom 15. Juli 2015, zuletzt abgerufen am 9. Mai 2016
  2. a b c d e f g h i j k l m Klaus Mlynek: Bergmann, (2) Heinrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 52.
  3. Klaus Mlynek: Hauptstadt(funktion). In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 274.
  4. a b c d e f Wilhelm Rothert: Bergmann, Hr., GR, Erz., in ders.: Allgemeine Hannoversche Biografie, Bd. 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866, Hannover: Sponholtz, 1912, S. 331
  5. Klaus Mlynek: Vorstadt H., in: Stadtlexikon Hannover, S. 649f.
  6. Helmut Zimmermann: Bergmannstraße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 37