Heiliggeistloch

Ein Heiliggeistloch (auch Heilig-Geist-Loch), Himmelloch oder Pfingstloch ist eine Öffnung in der Decke des Langhauses eines Kirchengebäudes, meist in der Nähe des Chores und dient zum Herablassen von Gegenständen.
Funktion
Während des Pfingstgottesdienstes diente die Öffnung dazu, als Symbol für den Heiligen Geist eine weiße Taube freizulassen, eine Holztaube herunterzulassen oder Blumen herabregnen zu lassen. Der spezielle liturgische Zusammenhang mit der Pfingsttaube ist an manchen Heiliggeistlöchern bildlich eindrucksvoll dargestellt.

Gelegentlich ließ man durch die Öffnung trotz der Brandgefahr brennendes Werg als Symbol der Flammenzungen des Heiligen Geistes fallen. In anderen Fällen wurden die Zungen bereits als Verzierung rund um das Loch angebracht.
- Pfingsttauben am oder unterm Heiliggeistloch
- Unter einem offenen Heiliggeistloch hängende Pfingsttaube (Kapelle beim Gasthaus Schanz in Ebbs/Tirol)
- Heiliggeistloch mit darunter schwebender Pfingsttaube (Söll/Tirol)
- Pfingsttaube im Heiliggeistloch (Pfarrkirche in Sankt Bartholomä, Steiermark)
- Stuckierte Pfingsttaube in einem Heiliggeistloch (neubarocker Deckenstuck in St. Martin, Zorneding)
- Auf ein Deckelbrett gemalte Pfingsttaube über einem Heiliggeistloch (Patrona Bavariae in Baierbrunn)
In anderen Kirchen wurde an Christi Himmelfahrt ein Licht geschwenkt und für die Jugend wurden Süßigkeiten und Blumenkränze geworfen oder eine Christusfigur stieg durch diese Öffnung an einem Seil in den „Himmel“ auf.
Der seit der Gotik bekannte Brauch kam nach der Aufklärung nach und nach außer Gebrauch, wird heute aber in einigen Kirchen wiederbelebt.
Im Passauer Dom ist über dem Heiliggeistloch im Dachgebälk eine Orgel als Fernwerk aufgestellt, die durch das vergitterte Heiliggeistloch hörbar ist.[1]
Unterscheidung
Zu unterscheiden sind solche Rundöffnungen in Gewölben insbesondere von Türmen, die zum Hochziehen und Herablassen von Glocken dienten.[2]
Literatur
- Paul Kaufmann: Brauchtum in Österreich. Feste, Sitten, Glaube. Zsolnay, Wien 1982, ISBN 3-552-03429-3, S. 121.
Weblinks
- Andrea Thurnwald: Herabgeschwebt aus dem Himmelsloch (20. Mai 2019), auf freilandmuseum.de
- Kathrin Fromm: Was ist ein Heiliggeistloch? Auf pm-wissen.com
- „Pfingstloch“ oder „Heilig-Geist-Loch“, auf ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de
- Peter Wasem: „... und eine Wolke nahm ihn vor ihren Augen weg“ - Heilig-Geist-Löcher in gotischen Kirchen, auf heimat-pfalz.de
- Elisabeth Rathenböck: Pfingstloch für Heiligen Geist in vielen Kirchen (23. Mai 2021), auf krone.at
- „Jetzt fahrt er durchs Heilig-Geist-Loch“ (7. April 2009), auf merkur.de
Einzelnachweise
- ↑ Stephan Hebel: Geist. In: fr.de. 3. Juni 2019, abgerufen am 31. August 2024.
- ↑ Peter Wasem: „... und eine Wolke nahm ihn vor ihren Augen weg“ - Heilig-Geist-Löcher in gotischen Kirchen, auf heimat-pfalz.de, abgerufen am 21. Januar 2024.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Wolfgang Sauber, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Pfarrkirche St.Peter und Paul in Söll ( Tirol ). Heilig-Geist-Loch mit Taube.
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Katholische Nebenkirche Patrona Bavariae in Baierbrunn im Landkreis München (Bayern, Deutschland), Heiliggeistloch
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Deckenfresko im Langhaus, 1923 von Anton Niedermaier, Hl. Geistloch umgeben von Engeln.
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Kapelle beim Gasthaus Schanz in Ebbs, Tirol. Erbaut Mitte des 18. Jahrhunderts.
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Das Heiliggeistloch in der Pfarrkirche von Sankt Bartholomä in der Steiermark
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Heidelberg, Heiliggeistkirche: senkrechter Blick in das Gewölbe des Mittelschiffs. In der Mitte das so genannte Heiliggeistloch bzw. Himmelsloch. Die darum gruppierte Malerei aus dem 15. Jahrhundert (tlw. restauriert) zeigt ein Engelskonzert, acht Engel mit verschieden Instrumenten.
Hinweis: Das Gewölbe ist auch in der Realität etwas asymmetrisch, das ist kein Fehler der Aufnahme.
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Blick auf das Heiliggeistloch des Langhauses der Pfarrkirche Gratkorn vom Dachboden aus