Heiligenstädter Friedhof

Friedhofskapelle mit Aufbahrungshalle
Friedhofskreuz
Terrassengräber
Grabmal von Walter Berry
Grabmal von Ödön von Horváth

Der Friedhof Heiligenstadt ist ein Friedhof im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling.

Lage

Der Friedhof Heiligenstadt liegt am Schreiberbach am südlichen Fuß des mit Weingärten bestandenen Nussbergs zwischen den Wiener Weinhauerdörfern Grinzing und Nussdorf. Er hat die Adresse 19., Wildgrubgasse 20. Der Friedhof wird im Süden und Westen von der Wildgrubgasse begrenzt und stößt im Osten an locker verbautes Wohngebiet. Nördlich des Friedhofes befindet sich ein Grundstück, das für den Weinbau genutzt wird. Der Friedhof umfasst eine Fläche von 20.315 Quadratmeter und beherbergt 2.655 Grabstellen.[1]

Geschichte

Alter Heiligenstädter Friedhof

Die Pfarre Heiligenstadt ist eine der ältesten Pfarren Wiens. Zur Pfarre gehörten neben Heiligenstadt ursprünglich auch die Orte Döbling, Grinzing, Sievering, Salmannsdorf, Neustift am Walde und Nußdorf. Als erster Friedhof für die umliegenden Gemeinden, die nach und nach selbständige Pfarreien wurde, diente zunächst der Friedhof um die Pfarrkirche als Begräbnisstätte. 1831 wurde dieser mit einer Mauer umgeben, die Baukosten wurden durch die Stiftung von Oswald der Grill von Grinzing getragen. Eine Erweiterung des Friedhofes war vermutlich nicht möglich, da sich neben der Kirche eine Mineralquelle befand und man bei Grabungsarbeiten auf Wasser stieß. Bereits um 1500 wurde daher am Rande des Friedhofes ein Karner erbaut, der die Gebeine der Toten aufnahm und so eine Wiederbelegung der Gräber ermöglichte. Durch das Bevölkerungswachstum wurde Ende des 19. Jahrhunderts die Errichtung eines neuen Friedhofs notwendig, der alte Friedhof wurde am 2. September 1873 gesperrt. Während die Pfarrkirche 1894 bis 1898 neu errichtet wurde, genehmigte der Wiener Stadtrat 1895 die Aufhebung des alten Friedhofareals unter der Bedingung, dass das Gelände „zu Gartenzwecken“ verwendet wird. Lediglich die Grabstätte des Begründers des Schulturnens in Wien, Rudolf Stephani, blieb erhalten. Der Karner, das einzige erhaltene Beinhaus Wiens wurde 1969 renoviert, die Gebeine 1970 am Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Neuer Heiligenstädter Friedhof

1873 wurde der neue Friedhof in der Wildgrube angelegt und bereits 1897/1898 um 2.921 Quadratmeter erweitert. 1904 wurde die hölzerne Begrenzung durch eine Einfriedungsmauer ersetzt, eine zweite Erweiterung des Friedhofsareals wurde 1910 beschlossen und umgesetzt. In der Zwischenkriegszeit folgte eine weitere Vergrößerung des Friedhofgeländes, 1925 wurde eine neue Aufbahrungshalle errichtet. Nach Renovierungsarbeiten in der Nachkriegszeit wurde 1952 die Vergabe neuer und heimgefallener Gräber verboten. 1953 beschloss der Gemeinderat, den Friedhof Heiligenstadt sowie weitere Friedhöfe bis 1975 zu schließen. Dennoch fanden in der ersten Hälfte der 1960er Jahre erneut Renovierungsarbeiten statt. Die Sperrung der Friedhöfe wurde 1975 auf das Jahr 1985 verschoben. In einer Volksbefragung lehnte die Wiener Bevölkerung jedoch 1980 die Sperrung der Friedhöfe ab, woraufhin der Gemeinderat den Beschluss aufhob. Zur Reaktivierung alter Gräber wurden zwischen 1980 und 1983 heimgefallene Grabstellen eingezogen und neu vergeben. Die letzten Bauarbeiten fanden in den 1990er Jahren statt. 1990 wurde ein neues Verwaltungsgebäude errichtet, 1993 der Halleneingang durch ein Vordach geschützt. Zudem wurde der Aufbahrungsraum umgestaltet und die Fassade instand gesetzt.

Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten

Ehrenhalber gewidmete Gräber

Der Heiligenstädter Friedhof weist 11 ehrenhalber gewidmete Gräber auf.[2] In der Spalte Position bezeichnet A den alten, N den neuen Teil des Friedhofs, dann folgt die Gräbergruppe (Buchstabe oder Zahl) und die Grabnummer.

NameLebensdatenTätigkeitPosition
Walter Berry1929–2000KammersängerA 1 Nr. 263
Karlheinz Hackl1949–2014SchauspielerA 3 Nr. 115
Josefine und Leopold Hawelka1913–2005, 1911–2011Gastronomen (Café Hawelka)A M Nr. 27
Ödön von Horváth1901–1938Dichter und DramaturgA M Nr. 4
Karl Jelinek1822–1876MeteorologeA 1 Nr. 60
Max Menger1838–1911Hof- und GerichtsadvokatA TO Nr. 21
Alois PreyssingGründer des SpitalfondsN 5 Nr. 87
Anna SchätzStifterin und Gründerin einer

Kleinkinderbewahrungsanstalt in Nußdorf

N 5 Nr. 87
Walter Schiff1866–1950Gründer des ehemaligen

Österreichischen Statistischen Zentralamtes

A 2 Nr. 12
Heinrich Schmid1885–1949ArchitektA 4 154
Roman Karl Scholz1912–1944WiderstandskämpferN 1 Nr. 32

Gräber weiterer Persönlichkeiten

Grabstätte von Niki Lauda
Grabstätte von Udo Proksch
NameLebensdatenTätigkeit
Carl Appel1911–1997Architekt
Edmund Bernatzik1854–1919Staatsrechtler
Hugo Bernatzik1897–1953Völkerkundler
Richard Blaas1913–2004Historiker
Hubert Borowicka1910–1999Bauingenieur
Katharina Cortolezis-Schlager1960–2015Unternehmensberaterin und Nationalratsabgeordnete
Hans Eppinger junior1879–1946Internist
Moritz Ertl1859–1934Ackerbauminister
Felix Maria von Exner-Ewarten1876–1930Meteorologe
Christof Exner1915–2007Geologe
Leopold Facco1907–1993Fußballspieler
Ernst Grissemann1934–2023Radiomoderator
Michael Guttenbrunner1919–2004Schriftsteller
Julius von Hann1839–1921Meteorologe
Eduard Hauser1840–1915Begründer der modernen Steinmetzindustrie in Österreich
Hellmuth Hron1933–2002Schauspieler
Hans Igler1920–2010Ökonom und Politiker
Karl Krticzka von Jaden1824–1885Polizeipräsident
Theresa Jordis1949–2013Rechtsanwältin, Vorstand, Aufsichtsrat
Friedrich Kratochwjle1882–1956Gartenarchitekt und Stadtgartendirektor
Elisabeth Lafite1918–2007Herausgeberin und Verlegerin
Nikolaus „Niki“ Lauda1949–2019Rennfahrer und Unternehmer
Franz Matscher1928–2021Rechtswissenschaftler
Rudolf Moralt1902–1958Dirigent
Jakob Ortner1879–1959Gitarrist
Hans Pernter1887–1951Beamter, Politiker
Herbert Pichler1921–2018Mediziner
Udo Proksch1934–2001Unternehmer, Designer
Gottfried Schenker1842–1901Gründer des Speditionsunternehmens Schenker
Gerhard Schmidt1924–2010Kunsthistoriker
Wilhelm Matthäus Schmidt1883–1936Physiker
Karl Treumann1823–1877Schauspieler
Otto Walzhofer1926–2000Fußballspieler
Peter Weiser1926–2012Kulturmanager

Einzelnachweise

  1. Friedhof Heiligenstadt@1@2Vorlage:Toter Link/www.friedhoefewien.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf den Seiten der Friedhöfe Wien GmbH, abgerufen am 30. November 2008
  2. Friedhöfe Wien GmbH – Ehrenhalber gewidmete Gräber des Friedhofs Heiligenstadt, Februar 2016 (PDF, abgerufen am 22. Juli 2016; 23 kB)

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Falter Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85439-335-0
Commons: Heiligenstädter Friedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 15′ 37″ N, 16° 20′ 48″ O

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Heiligenstädter Friedhof, Grabmal der Familie Schenker
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Heiligenstädter Friedhof, Grabmal von Walter Berry
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Udo Proksch-Heiligenstädter Friedhof
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Heiligenstädter Friedhof, Friedhofskapelle
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Heiligenstädter Friedhof, Friedhofskreuz
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Grab Niki Lauda-Friedhof Heiligenstadt
Heiligenstädter Friedhof - Öden von Horvath.jpg
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Heiligenstädter Friedhof, Grabmal von Ödön von Horvath