Heilig Hüsli

Das Heilig Hüsli an der Holzbrücke, im Hintergrund Rapperswil. Oberhalb des Holzstegs ist das Schloss Rapperswil zu erkennen.
Blick vom Seedamm auf die Kapelle
Die Belagerung von Rapperswil (1656), zeitgenössische Darstellung. Im Vordergrund das Heilig Hüsli an der damaligen Holzbrücke.
Das Heilig Hüsli nach dem Abbruch der historischen Seebrücke, im Hintergrund Rapperswil, um 1900
Blick auf die Ostseite mit vergittertem Zugang, im Hintergrund der Seedamm

Das Heilig Hüsli (auch Heilighüsli geschrieben) ist eine Kapelle in Rapperswil, einem Ortsteil der Schweizer Gemeinde Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen. Ehemals war das Heilig Hüsli eine Brückenkapelle an der historischen Holzbrücke Rapperswil–Hurden, die im Jahr 1878 abgerissen wurde. Heute ist es ein Wahrzeichen am nördlichen Abschnitt der neuen Holzbrücke, die im Jahr 2001 eröffnet wurde.

Lage und Grösse

Das Heilig Hüsli steht im östlichen Bereich einer kleinen länglichen Insel im oberen Zürichsee östlich des Seedamms von Rapperswil. Sie etwa 100 Meter vom Seedamm und 55 Meter vom Seeufer in Rapperswil entfernt. Die Holzbrücke für Fussgänger führt in drei Meter Abstand vorbei.

Die Kapelle steht auf einem rund vier Meter hohen Unterbau auf der Insel. Sie misst nur 2 × 3 Meter bei einer Traufhöhe von etwa dreieinhalb Metern. Sie hat eine nach Westen ausgerichtete Apsis.

Geschichte

Eine hölzerne Brückenkapelle in Rapperswil wurde erstmals 1485 erwähnt; mit grösster Wahrscheinlichkeit dürfte aber bereits mit dem Bau der Seebrücke von 1360 eine Kapelle auf diesem Teilstück des Jakobswegs errichtet worden sein.

In ihrer heutigen Form, als Steinbau, wurde die Kapelle im Jahr 1551 errichtet. Die nahe Altstadt von Rapperswil war noch bis 1836 ummauert (siehe Stadtbefestigung Rapperswil).

Nach einem Rechtsstreit um eine Viehweide des sogenannten Wydenklösterlis und dem Ausbruch einer Epidemie im Spital Rapperswil wurde dessen letzte Oberin, Katharine Scheuchzer, nach unbedachten Äusserungen und auf falsche Anklagen hin im Jahr 1563 als Hexe angeklagt. Nach grausamer Folterung wurde die alte Frau zum Tode verurteilt, an Händen und Füssen gefesselt und in einen Sack gesteckt beim Heilig Hüsli im Obersee ertränkt.[1]

Mit dem Bau der Seedamm-Brücken für den Strassen- und Eisenbahnverkehr zwischen den beiden Seeufern und dem Abbruch der historischen Seebrücke verblieb die Kapelle der einzige sichtbare Überrest der historischen Seequerung. Bis zum Bau des neuen Holzstegs zwischen Hurden und Rapperswil im Jahr 2001 stand das Heilig Hüsli isoliert auf einer kleinen Insel im Obersee vor Rapperswil und war nur auf dem Wasserweg zugänglich.

Restaurierungsarbeiten erfolgten in den Jahren 1908, 1930 und 1957.[2] Im Jahr 2010 wurde die Kapelle nochmals renoviert.

Innenraum

Im Inneren befanden sich früher eine plastische Darstellung der Mutter Gottes mit dem Leichnam Christi aus bemaltem Holz und ein Gnadenbild als Altarbild. Diese Kunstwerke sind heute im Stadtmuseum Rapperswil ausgestellt.

Ein filigranes Wandbild, das an das historische Altarbild angelehnt ist, schmückt heute den Innenraum der Kapelle. Das Werk wurde von der Künstlerin Marlies Pekarek zum 10-jährigen Jubiläum des neuen Holzstegs angefertigt. Am 9. April 2011 wurde es eingeweiht und gesegnet. Mit dem Bildnis der gekrönten Maria mit dem Jesuskind wurde die Kapelle wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung als Ort der Andacht zugeführt.[3] Am Boden wurde damals ausserdem eine Darstellung von Pilgern auf Plexiglas installiert.[3] Im Stil eines alten Holzschnitts zeigt sie mehrfach hintereinander dieselben zwei Pilger in historischer Kleidung und mit Wanderstäben, teils nach rechts, teils nach links ausgerichtet.

Das Innere der Kapelle ist nur durch die vergitterte Ostseite einzusehen. Einem alten Brauch folgend, werden von Pilgern Münzen in das Innere geworfen.

Kulturgut von nationaler Bedeutung

Seit 1907 steht das Gebäude unter Denkmalschutz[2] und ist Eigentum der Ortsgemeinde Rapperswil-Jona. Im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung ist die Brückenkapelle als Klasse-B-Objekt aufgeführt.[4]

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Die Kapelle in Hurden

Kapelle in Hurden

In Hurden, etwa 500 Meter vom Ende der Holzbrücke entfernt, ist ebenfalls eine Kapelle erhalten, die als Pilgerkapelle diente. Sie wurde im Jahr 1497 von Gerold Spervogel, dem Verwalter des Klosters Einsiedeln, auf eigene Kosten errichtet.[5]

Weblinks

Commons: Heilig Hüsli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chronik der Gemeinde Rüti und Ausstellung zum Rütner Klosterschatz im Ortsmuseum: Hexenprozess um letzte Oberin vom Wydenklösterli.
  2. a b Angabe auf der Tafel neben dem Eingang der Kapelle.
  3. a b Rapperswil: Heilig Huesli arttv.ch, 17. April 2011.
  4. Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton SG. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2024, abgerufen am 23. Oktober 2021. (PDF; 294 kB, 15 S., Revision KGS-Inventar 2021 (Stand: 1. Januar 2023)).
  5. Kirchen und Kapellen Kirchgemeinde Freienbach, siehe Abschnitt Die Kapelle in Hurden.

Koordinaten: 47° 13′ 19,2″ N, 8° 48′ 53,6″ O; CH1903: 704234 / 231033

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Darstellung der Mutter Gottes mit dem Leichnam Christ auf dem Schoss, Piéta (Vesperbild) aus dem Heilig-Hüsli, um 1500, Holz bemalt - Stadtmuseum Rapperswil 2013-02-02 16-44-52 (P7700).jpg
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Das 2010/2012 runderneuerte Stadtmuseum in Rapperswil (SG) und seine Sammlung: Darstellung der Mutter Gottes mit dem Leichnam Christi auf dem Schoss, Piéta (Vesperbild) um 1500, Holz, bemalt. Das spätgotische Vesperbild befand sich bis vermutlich um 1642 im Heilig Hüsli auf der Seebrücke. 1642 wurde das Kunstwerk ins Kapuzinnerinnen-Kloster Wattwil gebracht, wie der Klosterchronik zu entnehmen ist: «Die ehrwürdige Mutter Maria Catharina ist mit einem gnadenreichen Vesperbild ... zu Rapperswil beschenkt worden ...» Leihgabe des bischöflichen Ordinats St. Gallen.
Belagerung der Stadt Rapperswil 1656 durch die Zürcher, Südansicht mit Umland (Ausschnitt), Geilinger-Hürlimann, 1667 Kupferstich - Stadtmuseum Rapperswil - 'Stadt in Sicht - Rapperswil in Bildern' 2013-10-05 16-08-53 (P7700).jpg
Das 2010/2012 runderneuerte Stadtmuseum in Rapperswil (SG) und seine Sammlung: Belagerung der Stadt Rapperswil 1656 durch die Zürcher unter General Rudolf Werdmüller. Südansicht der belagerten Stadt mit Umland aus der Vogelschau, Johann Jakob Geilinger (1611-1677), Johann Baptist Hürlimann, erschienen in Merxheim (Oberelsass) 1667, Kupferstich. «Warhaffte Abcontrefactur der Statt Rapperswl wie die von Zürchren Anfang Jeners bis Ausgang Hornung Anno 1656 zu Wasser und Land ist hart iedoch vergebens belägerett worden.»
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Kapelle zu Ehren der heiligsten Dreieinigkeit (Holy Trinity chapel) in Hurden (Switzerland) on Obersee (upper Lake Zürich) shore
Altarbild aus dem Heilig-Hüsli, zweite Hälfte 16. Jh., Tempere auf Holz - Stadtmuseum Rapperswil 2013-01-05 16-18-49.JPG

Das 2010/2012 runderneuerte Stadtmuseum in Rapperswil (SG) und seine Sammlung:Altarbild aus dem Heilig-Hüsli, Das Tafelbild des einstigen Renaissance-Alters zeigt in der Mitte schweben die gekrönte Muttergottes mit Kind und Szepter, auf der Mondsicherl stehend, flankiert von den beiden Rapperswiler Stadtpatronenen: Hl. Johannes der Täufer mit Kreuz, Buch und Lamm sowie der Evangelist mit Kelch und Adler zu seinen Füssen.
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