Heide-Wicke

Heide-Wicke

Heide-Wicke (Vicia orobus)

Systematik
Ordnung:Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie:Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie:Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus:Fabeae
Gattung:Wicken (Vicia)
Art:Heide-Wicke
Wissenschaftlicher Name
Vicia orobus
DC.

Die Heide-Wicke (Vicia orobus)[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wicken (Vicia) in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae). Sie ist hauptsächlich in Westeuropa verbreitet und kommt in Mittel- sowie Nordeuropa selten vor.

Beschreibung

Habitus, gefiederte Laubblätter und Blütenstand
Herbarbeleg von 1979 - Diese Art sollte in Deutschland wegen ihrer Seltenheit und als gefährdete Art möglichst nicht gesammelt werden

Erscheinungsbild und Blatt

Die Heide-Wicke wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 40 Zentimetern. Die Frühsommer-Sprosse der Heide-Wicke sind mehr oder weniger dicht mit zottig abstehenden Wollhaaren bekleidet, die Herbst-Sprosse sind kahl. Der aufrechte oder aufsteigende Stängel ist verzweigt, hellgrün, kantig und gerillt.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind paarig gefiedert, 5 bis 8 Zentimeter lang, enden in einer 1 bis 4 mm lang bespitzten Spindel und besitzen meist acht bis zwölf Paar Fiederblättchen. Die dicht gedrängt angeordneten Fiederblättchen sind bei einer Länge von 10 bis 23 Millimetern sowie einer Breite von 3 bis 7 Millimetern eiförmig-elliptisch bis lanzettlich mit gerundetem sowie kurz bespitztem oberen Ende, deutlich netznervig und von frischgrüner Farbe. Die Nebenblätter sind relativ groß, halbspießförmig, die unteren oft schwach gezähnt.

Blütenstand und Blüte

Die Blütezeit liegt hauptsächlich in den Monaten Mai bis Juni und sie blüht manchmal auch noch einmal im Juli bis August. Die traubigen Blütenstände sind etwa 5 bis 9 Zentimeter lang, zuletzt die Laubblätter überragend, einseitswendig, und besitzen kräftige, kahle bis zottig behaarte Stiele. Sie tragen 10 bis 15 gedrängt stehende Blüten. Die Blütenstiele sind 2 bis 4 Millimeter lang.

Die zwittrigen Blüten sind bei einer Höhe von 12 bis 15 Millimetern zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist etwa ebenso lang, weitglockig, etwas schief und hat kurz dreieckige, durch weite Buchten getrennte Kelchzähne. Die kurz genagelten Kronblätter sind gelblich oder porzellanweiß und lila angehaucht. Die Fahne ist verkehrt-eiförmig, ausgerandet, violett geadert und etwas länger als die schmalen Flügel und das Schiffchen.

Früchte und Samen

Die gestielten Hülsenfrüchte sind 20 bis 28 Millimeter lang sowie 4 bis 7 Millimeter breit. Sie sind kahl, vielsamig und bei der Reife von gelbbrauner Farbe.

Die Samen sind elliptisch-eiförmig, zusammengedrückt, glatt, braun und mehr oder weniger gefleckt bis schwarz.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.[2]

Vorkommen

Die Heide-Wicke ist ein rein atlantisches, meist subatlantisches Florenelement. Vicia orobus ist hauptsächlich in Westeuropa verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Nordspanien über Süd-, West- und Mittelfrankreich, den Schweizer Jura und das westliche Deutschland bis auf die Britischen Inseln. Vereinzelt kommt sie auch in Dänemark vor. Ihr nördlichstes Vorkommen liegt im südlichen Norwegen.[3] Möglicherweise existieren kleinere Vorkommen auch noch im Süden von Jütland.[3] In Mitteleuropa sind lediglich Fundorte im Schweizer Jura bei Neuchâtel und in Deutschland nur am Rand des Hohen Venns (Nordrhein-Westfalen), im Spessart (Bayern und Hessen) bekannt und sie ist auch in diesen genannten Gebieten selten.[3]

Die Heide-Wicke besiedelt in Mitteleuropa den Saum lichter Wälder, Magerwiesen, Hochstaudenfluren und Gebüsche in Heiden.[3] Sie gedeiht in Lagen mit humidem und wintermildem Klima.[3] Sie steigt in der Auvergne bis in Höhenlagen von 1550 Metern.

Die Heide-Wicke gedeiht am besten auf kalkarmen oder kalkfreien, lockeren, sandigen Lehmböden.[3] Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Trifolio-Vicietum orobi aus dem Verband Trifolion medii.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan undober-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 1 (ozeanisch).[4]

Gefährdung

Die Heide-Wicke wurde 1996 in der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands als „stark gefährdet“ bewertet.[1] Da die Art in geschützten Gebieten vorkommt, stufte die IUCN sie 2010 insgesamt als „Least Concern“ = „gering gefährdet“ ein.[5]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b Vicia orobus DC., Heide-Wicke. FloraWeb.de
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 611.
  3. a b c d e f Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  4. Info Flora. [1]
  5. Vicia orobus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: L. Lopez Poveda, 2010. Abgerufen am 16. Mai 2014.

Literatur

  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Gustav Hegi, H. Gams, H. Marzell: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band IV. Teil 3: Angiospermae: Dicotyledones 2 (5) (Leguminosae – Tropaeolaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-70020-1 (unveränderter Nachdruck von 1923–1924 mit Nachtrag).

Weblinks

Commons: Heide-Wicke (Vicia orobus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Vicia orobus Herbar.jpg
Vicia orobus Herbar
  • Herbarbeleg v. 6. Juni 1979
  • Fundort: Spessart (exakter Fundort wurde retuschiert zum Schutz des Standorts)
Vicia orobus1 eF.jpg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Vicia orobus2 eF.jpg
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