Heeresministerium (Japan)

Hauptquartier der Kaiserlichen Armee, Tokio, von 1937 bis 1945

Das japanische Heeresministerium (japanisch陸軍省Rikugun-shō) war von 1872 bis 1945 für die Verwaltung der Kaiserlich Japanischen Armee verantwortlich.

Geschichte

Das Heeresministerium wurde im April 1872 gemeinsam mit dem Marineministerium als Ersatz für das frühere Ministerium für militärische Angelegenheiten (兵部省, Hyōbu-shō) der frühen Meiji-Zeit gegründet. Der Heeresminister wurde zu dieser Zeit als Rikugun-kyō (陸軍卿) bezeichnet.

Ursprünglich war das Ministerium sowohl für die Verwaltung wie auch das militärische Oberkommando der Armee zuständig. Als jedoch 1878 nach preußischem Vorbild ein Generalstab geschaffen wurde, war die Hauptaufgabe auf die Sicherung des Heeresbudgets, die Beschaffung von Waffen und Personal, und die Zusammenarbeit mit der Regierung und ab 1890 dem Reichstag beschränkt.

Der Heeresminister war bereits nach der Einrichtung des Kabinetts 1885, und der damit einhergehenden Umbenennung des Amtes in Rikugun daijin (陸軍大臣) Regierungsmitglied. Üblicherweise wurde ein General im aktiven Dienst Heeresminister, ein Admiral im aktiven Dienst Marineminister. Unter einem durch Gesetzesänderung unter Premierminister Yamagata Aritomo Jahr 1900 festgeschriebenen System (軍部大臣現役武官制, Gumbu daijin gen’eki bukan sei) mussten Heeres- und Marineminister Offiziere im aktiven Dienst sein, um die Unabhängigkeit des Militärs von ziviler Kontrolle, vor allem den bürgerlichen Parteien, sicherzustellen. Heer und Marine nominierten die Minister selbst und konnten somit de facto die Bildung eines Kabinetts verhindern oder durch Rücktritt ein Kabinett zu Fall bringen, indem sie sich weigerten neue Minister zu benennen – so insbesondere 1912 das Kabinett Saionji II zu Beginn des Taishō Seihen, als dessen Ergebnis das System 1913 unter der Regierung von Yamamoto Gonnohyōe revidiert wurde und auch Reserveoffiziere ernannt werden konnten. 1936 wurde es nach Druck durch den Generalstab unter Hirota Kōki voll reaktiviert. Das war einer der Schlüsselfaktoren die die japanische repräsentative Demokratie schwächte und dem japanischen Militarismus Auftrieb gab.

Am 1. Dezember 1945 wurde das Heeres­ministerium zum „Ersten Demobilisierungs­ministerium“

Zum 1. Dezember 1945, während der amerikanischen Besatzungszeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde das Ministerium zunächst in das Dai-ichi Fukuin-shō (第一復員省, dt. „Erstes Demobilisierungsministerium“) umgewandelt, 1946 mit dem ehemaligen Marineministerium („Zweites Demobilisierungsministerium“) zur „Demobilisierungsbehörde“ (Fukuin-chō) zusammengelegt und somit als Ministerium aufgelöst.

Organisation

  • Ministerialsekretariat (大臣官房, daijin kanbō)
  • Kavallerie (軍馬局, gunba-kyoku), 1886 aufgelöst
  • Militärangelegenheiten (軍務局, gunmu-kyoku)
  • Personal (人事局, jinji-kyoku)
  • Waffen (兵器局, heiki-kyoku)
  • Versorgung (整備局, seibi-kyoku)
  • Soldatenangelegenheiten (兵務局, heimu-kyoku)
  • Rechnungswesen (経理局, keiri-kyoku)
  • Medizin (医務局, imu-kyoku)
  • Recht (法務局, hōmu-kyoku)

Das Heeresministerium und das Kaiserliche Hauptquartier befanden sich in Ichigaya, dem heutigen Stadtbezirk Shinjuku.

Minister (陸軍大臣, rikugun daijin)

#NameAmtsantritt
01Ōyama Iwao22. Dez. 1885
02Takashima Tomonosuke17. Mai 1891
03Ōyama Iwao8. Aug. 1892
04Saigō Tsugumichi31. Aug. 1896
05Ōyama Iwao18. Sep. 1896
06Takashima Tomonosuke20. Sep. 1896
07Katsura Tarō12. Jan. 1898
08Kodama Gentarō23. Dez. 1900
09Terauchi Masatake27. März 1902
10Ishimoto Shinroku († 2. April 1912)30. Aug. 1911
11Uehara Yūsaku5. Apr. 1912
12Kigoshi Yasutsuna21. Dez. 1912
13Kusunose Yukihiko24. Juni 1913
14Oka Ichinosuke16. Apr. 1914
15Ōshima Ken’ichi30. März 1916
16Tanaka Giichi29. Sep. 1918
17Yamanashi Hanzō9. Juni 1921
18Tanaka Giichi24. Aug. 1923
19Ugaki Kazushige2. Sep. 1923
20Shirakawa Yoshinori20. Apr. 1927
21Ugaki Kazushige2. Juli 1929
22Minami Jirō14. Apr. 1931
23Araki Sadao13. Dez. 1931
24Hayashi Senjūrō23. Jan. 1934
25Kawashima Yoshiyuki5. Sep. 1935
26Terauchi Hisaichi9. März 1936
27Nakamura Kōtarō2. Feb. 1937
28Sugiyama Hajime9. Feb. 1937
29Itagaki Seishirō3. Juni 1938
30Hata Shunroku30. Aug. 1939
31Tōjō Hideki22. Juli 1940
32Sugiyama Hajime22. Juli 1944
33Anami Korechika († 15. August 1945)7. Apr. 1945
34Higashikuni Naruhiko17. Aug. 1945
35Shimomura Sadamu23. Aug. 1945

[1]

Literatur

  • Meirion Harries: Soldiers of the Sun. The Rise and Fall of the Imperial Japanese Army. Random House, 1994, ISBN 0-679-75303-6
  • Robert B. Edgerton: Warriors of the Rising Sun. A History of the Japanese Military. Westview Press, 1999, ISBN 0-8133-3600-7
  • Sven Saaler: Japan in der Internationalen Militarismusforschung. (PDF; 171 kB) In: Japanstudien (Jahrbuch des Deutschen Instituts für Japanstudien), 14, 2002, S. 103–138

Einzelnachweise

  1. Foreign Office Files for Japan and the Far East. Embassy & Consular Archives – Japan (1905–1940) (Memento vom 29. August 2008 im Internet Archive)

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Former Imperial Japanese Army HQ building in Ichigaya, Tokyo. It is now the Ichigaya Memorial Hall.
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