Hedwig Wangel

Werbeanzeige der Schauspielschule des Deutschen Theaters Berlin, wo Hedwig Wangel 1906 als Lehrkraft tätig war

Hedwig Wangel, eigentlich Amalie Pauline Hedwig Simon (* 23. September 1875 in Berlin; † 12. März 1961 in Lohe-Föhrden, Kreis Rendsburg), war eine deutsche Schauspielerin und Hörspielsprecherin.

Leben

Die Tochter eines Musikverlegers nahm Schauspielunterricht bei Max Grube und lieferte ihr Debüt 1893 bei der Bühnentruppe „Urania“. 1894/95 spielte sie in Detmold, 1896 bis 1898 in Riga, 1898/99 am Berliner Lessingtheater, 1899/1900 am Hoftheater Kassel, 1900/01 tourte sie durch England, 1901/02 agierte sie am Thalia Theater in Hamburg, 1902/03 unternahm sie eine Tournee durch die Niederlande.

1903 folgte ein längeres Engagement am Deutschen Theater in Berlin. In dieser Zeit galt Hedwig Wangel dort als eine der profiliertesten Schauspielerinnen, die mit ihrer tiefen Stimme und kraftvollem Auftreten überzeugend starke Frauenpersönlichkeiten verkörperte.

1909 zog sie sich von der Bühne zurück und betreute in der Sozialfürsorge vorbestrafte Frauen und Mädchen. Ab 1924 spielte sie wieder Theater, um zugunsten ihrer Hedwig Wangel-Hilfe e.V. eine Fachschule für strafentlassene Mädchen finanzieren zu können. Dieser Verein produzierte zwei Filme, nämlich 1926/1927 den kurzen Dokumentarfilm Ein Rettungsanker für Gescheiterte und 1930 den Spielfilm Menschen zweiter Güte, in dem sie mit Julius Meery Regie führte.

Ab Mitte der 1920er Jahre war sie auch als Hörspielsprecherin tätig, u. a. für die Funk-Stunde Berlin und die Nordische Rundfunk AG (NORAG). Beim Hamburger Sender war sie beispielsweise 1927 unter der Regie von Hans Bodenstedt in dem Dreipersonenstück Der Weibsteufel zu hören. Ihre Partner waren damals Karl Pündter und Ernst Pündter. Auch nach Kriegsende stand sie noch einige Male vor dem Mikrophon. Ihr letzter Auftritt datiert aus dem Jahre 1957.

Von 1935 bis 1944 gehörte sie zum Ensemble der Münchner Kammerspiele. In zahlreichen Filmen übernahm Hedwig Wangel meist wichtige Nebenrollen wie die der Königin Victoria in dem Propagandafilm Ohm Krüger. Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[1]

Nach dem Krieg gastierte sie an Theatern in München und Berlin.

Filmografie (Auswahl)

Theater

Hörspiele

Literatur

  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 254 f.
  • Karl MühlekWangel, Hedwig. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 328–329.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2. Auflage 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 743.

Weblinks

Commons: Hedwig Wangel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wangel, Hedwig. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 417

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Werbeanzeige für den neuen Kurs an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin ab September 1906