Hebel (Wabern)

Hebel
Gemeinde Wabern
Koordinaten:51° 4′ N, 9° 23′ O
Höhe: 176 (170–212) m ü. NHN
Fläche:3,81 km²[1]
Einwohner:483 (30. Jun. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte:127 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1971
Postleitzahl:34590
Vorwahl:05681

Hebel ist ein Ortsteil der Gemeinde Wabern im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis. Das Dorf liegt südöstlich des Kernorts Wabern an der Efze, die etwa 2 km weiter nordnordwestlich in die Schwalm mündet. Im Ort treffen sich die Bundesstraße 254, die Landesstraße 3149 und die Kreisstraße 26.

Geschichte

Dorfkirche

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Hebel erfolgte unter dem Namen Hebilide im Breviarium Sancti Lulli, einem Güterverzeichnis der Reichsabtei Hersfeld. Sie und wird in die Zeit 775–768 datiert.[3]

Eine Vielzahl von weltlichen und geistlichen Herren hatte Eigentumsrechte in Hebel. Darunter waren die Klöster und Stifte Hersfeld, Fulda, Spieskappel, Fritzlar, Haina und Germerode, die Grafen von Reichenbach, die Herren von Züschen, von Grifte und von Holzheim sowie die Landgrafen von Hessen bzw. Hessen-Kassel und verschiedene Ministeriale derselben. Spätestens aber ab 1141 und bis 1613 waren die im Jahre 1521 im Mannesstamm ausgestorbenen Herren von Hebel bzw. die von ihnen abstammenden Herren von Falkenberg die tonangebenden Herren im Ort und im benachbarten Heldershausen (heute Wüstung), auch wenn sie das Dorf von den hessischen Landgrafen zu Lehen oder als Pfand hielten.

Hebel war im 15. und 16. Jahrhundert Tagungsort des landgrafschaftlichen Gerichts auf der Efze und des Gerichts auf der Schwalm.[3]

Die Bewohner des Dorfs verdienten sich ihren Lebensunterhalt nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch im Bergbau und in der Eisenverarbeitung. Schon im Jahre 1567 gab es bei dem benachbarten Mardorf einen Eisenhammer, und der Eisenerzbergbau in der „Grube Hebel“ und der „Grube Mardorf“ wurde bereits 1697 von Johann Just Winkelmann[4] und 1767 von Franz Ludwig Cancrin ausdrücklich erwähnt.[5]

Einen etwas ungewöhnlichen Beruf hatte Jacob Pflüger aus Hebel: er ging 1797 als der letzte Reiherwärter der Kasseler Landgrafen mit einer monatlichen Pension von zwei Talern aus der landgräflichen Jagdkasse in den Ruhestand.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 fusionierten die Gemeinden Wabern, Falkenberg, Hebel, Rockshausen, Udenborn, Unshausen, Uttershausen und Zennern freiwillig zur neuen Großgemeinde Wabern.[6] Für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, sowie die Kerngemeinde Wabern, wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hebel 498 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 69 Einwohner unter 18 Jahren, 204 zwischen 18 und 49, 120 zwischen 50 und 64 und 106 Einwohner waren älter.[8] Die Einwohner lebten in 216 Haushalten. Davon waren 51 Singlehaushalte, 66 Paare ohne Kinder und 78 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 42 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 135 Haushaltungen lebten keine Senioren.[8]

Einwohnerentwicklung

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden 31 Hausgesesse im Dorf gezählt, aber die Heimsuchungen des Dreißigjährigen Kriegs ab 1618 und der Pest im Jahre 1625 schlugen sich in einem drastischen Rückgang der Einwohnerzahl nieder: 1639 gab es nur noch 9 verheiratete, 1 ledigen und 3 verwitwete Hausgesesse. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war das Dorf dann wieder auf 56 Häuser bzw. Hausgesesse angewachsen. 1885 gab es 481 Einwohner im Ort, 1925 nur noch 444, und 1939 wieder 459. Unter den Dorfbewohnern gab es eine kleine Minderheit jüdischen Glaubens, die zur jüdischen Gemeinde im benachbarten Falkenberg gehörten: 1835 waren es 10 Personen, 1861 21, 1905 24 und 1924 17.[9] Soweit sie nicht noch rechtzeitig ins Ausland entkommen konnten, wurden sie während der NS-Zeit umgebracht. Der Zuzug von Ausgebombten und Heimatvertriebenen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs resultierte in einem Anstieg der Einwohnerzahl auf 813 im Jahre 1950, ehe die Abwanderung in die Städte wieder zu einem Rückgang führte. Schon 1961 gab es nur noch 608 Einwohner, und die Zahl hat sich seitdem nicht erheblich verändert.

Hebel: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
468
1840
  
468
1846
  
466
1852
  
483
1858
  
428
1864
  
442
1871
  
458
1875
  
458
1885
  
481
1895
  
452
1905
  
474
1910
  
453
1925
  
444
1939
  
459
1946
  
799
1950
  
813
1956
  
680
1961
  
608
1967
  
582
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2006
  
510
2011
  
498
2015
  
500
2020
  
484
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Gemeinde Wabern[1], Zensus 2011[8]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
• 1861:424 evangelisch-reformierte, 21 jüdische Einwohner
• 1885:468 evangelische (= 97,30 %), ein katholischer (= 0,21 %), 12 jüdische (= 2,46 %) Einwohner
• 1961:541 evangelische (= 88,98 %), 65 katholische (= 10,69 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

• 1961Erwerbspersonen: 109 Land- und Forstwirtschaft, 119 Produzierendes Gewerbe, 39 Handel und Verkehr, 29 Dienstleistungen und Sonstiges[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Gemarkungsflächen im Internetauftritt der Gemeinde Wabern (Memento vom 14. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen im Februar 2016
  2. Einwohner mit Hauptwohnsitz in Wabern Gemeinde Wabern. (PDF) Abgerufen am 13. Februar 2023.
  3. a b c d e Hebel, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. März 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Julius Pistor: Winckelmann, Johann Just. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 363 f.
  5. Johann Just Winkelmann: Gründliche und wahrhafte Beschreibung der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld. (Nachdruck der Ausgabe von Brauer, Bremen, 1697, und von Jeremias Estienne, Kassel, 1754.) Verlag Börner, Meiningen 1995, ISBN 978-3-930675-03-6. Dazu: Franz Ludwig Cancrin: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke in Hessen, in dem Waldekkischen, an dem Haarz, in dem Mansfeldischen, in Chursachsen, und in dem Saalfeldischen. Frankfurt 1767.
  6. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 57. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  7. Hauptsatzung. (pdf; 21 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Wabern, abgerufen im Juni 2023.
  8. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 40 und 96, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  9. Falkenberg mit Hebel (Gemeinde Wabern, Schwalm-Eder-Kreis) auf alemannia-judaica.de

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Panorama Kirche Hebel.jpg
Autor/Urheber: Oliver Deisenroth, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kirche von Hebel (Wabern), Hessen