Hautvillers

Hautvillers
Hautvillers (Frankreich)
StaatFrankreich
RegionGrand Est
Département (Nr.)Marne (51)
ArrondissementÉpernay
KantonÉpernay-1
GemeindeverbandGrande Vallée de la Marne
Koordinaten49° 5′ N, 3° 57′ O
Höhe68–274 m
Fläche11,77 km²
Einwohner669 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte57 Einw./km²
Postleitzahl51160
INSEE-Code
Websitehttp://www.hautvillers.fr/

Blick auf Hautvillers

Hautvillers (abgeleitet von "Altavilla" und "Altvillots") ist eine französische Gemeinde mit 669 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020) im Département Marne in der Region Grand Est, etwa 7 km von Épernay und 20 km von Reims entfernt. Die Gemeinde gehört zum Kanton Épernay-1. Sie liegt im Regionalen Naturpark Montagne de Reims.

Abtei Saint Pierre d’Hautvillers

Um 650/662 gründete Erzbischof Nivard von Reims hier die Abtei Saint Pierre d’Hautvillers, eines der ältesten Benediktiner-Klöster der Welt. Der Legende zufolge zeigte ihm eine Taube den Ort, an dem er ein Kloster nach den Regeln der Heiligen Benedikt und Columban errichten sollte. Nivards Nachfolger als Erzbischof von Reims, Rieul, begann seine kirchliche Laufbahn 669 in Hautvillers. Das Kloster war im 9. Jahrhundert ein bedeutendes Skriptorium und Zentrum der Buchmalerei, aus dem z. B. das Ebo-Evangeliar und der Utrechter Psalter stammen. Zudem erwarb es sich auch den Ruf eines ausgezeichneten Weinproduzenten.

Der von Rabanus Maurus und Hinkmar von Reims wegen seiner radikalen Auffassung von der sog. „gemina praedestinatio“ – der doppelten Prädestination (Vorherbestimmung) Gottes – unerbittlich verfolgte Mönch Gottschalk von Orbais († 869) verbrachte die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in Hautvillers in Haft.

Das Kloster wurde 882 von Normannen verwüstet, 1449 von den Engländern niedergebrannt, 1564 während der Hugenottenkriege von den Hugenotten zerstört, und dennoch immer wieder restauriert, zuletzt mit finanzieller Unterstützung der französischen Königin Katharina von Medici.

Geburtsort des Champagners

1668 kam der Mönch Pierre Pérignon, genannt Dom Pérignon (um 1638–1715), aus einem Kloster bei Verdun nach Saint Pierre d’Hautvillers und war dort bis zu seinem Tod Cellerar, der für die wirtschaftliche Versorgung des Klosters zuständige Bruder. Da die Weinproduktion eine der Haupteinnahmequellen des Klosters war, kam diese unter seine Aufsicht und er wurde somit auch de facto Kellermeister. Er brachte als erster den Champagnerwein zum Schäumen (Moussieren), untersuchte das Phänomen der Doppelgärung und verschnitt als erster Weine verschiedener Lagen zu einem Cuvée. Er hat die „Méthode champenoise“, ein Verfahren der Flaschengärung zur Herstellung von Schaumwein, maßgeblich mitentwickelt, nach heute herrschender Ansicht aber nicht erfunden. Auf ihn geht nachweisbar die Technik des Weißkelterns roter Traubensorten zurück.

Weingut Moët & Chandon

Nach der Französischen Revolution wurden viele zunächst konfiszierte Güter verkauft, um Geld in die leere Staatskasse zu bringen. Zu diesen gehörte die ehemalige Abtei Hautvillers, die 1794 mit den umliegenden Weinfeldern von Jean-Remy Moët gekauft wurde, der daraus ein Weingut machte, das noch heute der 1832 in Moët & Chandon umbenannten Firma gehört. Seit 1921 benennt sie ihren berühmtesten Champagner nach dem Kellermeister aus dem 17. Jahrhundert. Zuvor hatten bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert örtliche Winzer den Namen für ihre Weine benutzt. Im Weingut befindet sich ein Weinmuseum.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr19621968197519821990199920072018
Einwohner795824758810864849800687
Quellen: Cassini und INSEE

Sehenswürdigkeiten

Abteikirche

Vom einstigen Kloster steht heute nur noch die im 17. Jahrhundert erneuerte Abteikirche Saint-Sidulphe mit ihrem aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Mönchschor, interessanter Täfelung, Chorgestühl und Gemälden, darunter zwei Werken aus der Werkstatt von Philippe de Champaigne. Über dem Hauptaltar hängt ein mächtiger Leuchter aus den vier Rädern einer Kelter. In der Kirche befindet sich die Grabplatte Dom Perignons.

Schmiedeeiserne Aushängeschilder

Bauwerke

  • 245 Meter hoher Sendemast zur Verbreitung von UKW-Hörfunk- und Fernsehprogrammen

Gemeindepartnerschaft

Persönlichkeiten

Literatur

  • Lawrence Nees: On Carolingian book painters: The Ottoboni Gospels and its Transfiguration Master. In: The Art Bulletin. Bd. 83, Nr. 2, 2001, S. 209–239, doi:10.1080/00043079.2001.10786979.
  • François Morel: The Most Beautiful Wine Villages of France. Mitchell Beazley, London 2005, ISBN 1-84533-143-5, S. 12–13.

Einzelnachweise

  1. Heinzelmann, Martin: Almannus von Hautvillers, Hagiograph (um 830-889). In: Lexikon des Mittelalters Tl. 1 S. Sp. 445–446. 1980, abgerufen am 6. August 2018.
  2. Andrea Binsfeld: Helena - Römische Kaiserin (um 250 – um 328 nach Christus). In: Portal Rheinische Geschichte. LVR, abgerufen am 6. August 2018.

Weblinks

Commons: Hautvillers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Frankreich mit Regionen und Départements
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Hautvillers (Marne, France), vue depuis la route de Cumière.
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Hautvillers (Marne, France), enseigne en fer forgé des pompiers.
Blason Hautvillers.svg
Autor/Urheber: Chatsam, Lizenz: CC BY-SA 3.0
blason de la commune d'hautvillers, marne, france : de gueules aux deux clefs d'or passées en sautoir.
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Hautvillers (Marne, France), enseigne en fer forgé de l'école.
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Hautvillers (Marne, France), enseigne en fer forgé dédiée au Champagne.