Hautkrebs-Screening
Als Hautkrebs-Screening (HKS) (bisweilen vereinfachend auch als Hautscreening bezeichnet)[1] wird im Allgemeinen die Untersuchung einer großen Population verstanden, um frühzeitig bis dahin unerkannte Hautkrebserkrankungen zu diagnostizieren. Deutschlandweit wird seit dem 1. Juli 2008 ein flächendeckendes Hautkrebs-Screeningprogramm von den gesetzlichen Krankenkassen angeboten.[2] Stand 2023 ist Deutschland das einzige Land in Europa, das eine Früherkennung auf Hautkrebs als Leistung einer Gesetzlichen Krankenversicherung anbietet.[3]
Hautkrebs-Screening in Deutschland
Voraussetzungen und Durchführung
Anspruchsberechtigt ist jeder gesetzlich Krankenversicherte über dem 35. Lebensjahr alle 2 Jahre. Der durchführende Arzt benötigt eine Abrechnungsgenehmigung, für die in der Regel eine Pflichtfortbildung absolviert werden muss. Die Leistung umfasst eine kurze Befragung, eine Untersuchung der gesamten Haut inklusive der Kopfhaut, der sichtbaren Schleimhäute (in Mund und Nase), des äußeren Genitals, der Zehenzwischenräume und der Fußsohlen. Wenn vergrößernde Sehhilfen wie Lupe oder Dermatoskop verwendet werden, ist dies Leistungsbestandteil und nicht gesondert abrechenbar. Ebenso die Beratung über hautkrebsvorbeugendes Verhalten (Sonnenschutz, Meiden von Solarien u. a.). Hausärzte, die am Screening teilnehmen, überweisen ihre Verdachtsfälle zum Hautarzt.[4]
Ziele
Die Untersuchung dient der frühzeitigen Erkennung folgender Erkrankungen:
- malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs)
- Basalzellkarzinom (weißer Hautkrebs)
- Plattenepithelkarzinom (weißer Hautkrebs)[4]
Nutzen
Der Nutzen des Hautkrebs-Screening (HKS) ist immer wieder angezweifelt worden. So konnte in einer Metaanalyse von 2016 über internationale Ergebnisse der Jahre 1995 bis 2015 nur eine geringe Minderung der Sterblichkeit am malignen Melanom durch HKS nachgewiesen werden.[5]
Daten von AOK-Versicherten, bei denen in den Jahren 2014 und 2015 erstmalig Hautkrebs innerhalb und außerhalb eines HKS diagnostiziert wurde, zeigen jedoch einen Nutzen des HKS für das maligne Melanom: Die Tumore, die beim HKS gefunden wurden, befanden sich in einem früheren Stadium und benötigten in der Folge einen geringeren medizinischen Aufwand. Die Melanome, die außerhalb des HKS diagnostiziert wurden, zogen aufwändigere Maßnahmen nach sich. Für den weißen Hautkrebs lässt sich kein vorteilhafter Effekt des HKS nachweisen.[3]
Kampagnen („Awareness“-Monat Mai)
Informationskampagnen zum Thema Hautkrebs, wie die europäische Euromelanoma-Kampagne,[6][7] die die Bevölkerung u. a. für Hautkrebs-Prävention und -Screening sensibilisieren möchten, fokussieren ihre Bemühungen regelmäßig im Monat Mai.[8][9] Der sogenannte „Skin Cancer Awareness Month“ im Mai geht dabei auf den „Melanoma Monday“ der American Academy of Dermatology zurück, die diesen am Montag, dem 1. Mai 1995, erstmals initiiert hat.[10][11] Die Bemühungen haben das Ziel, ein Bewusstsein[12] in der Bevölkerung sowohl für die möglichen Risiken als auch für die Möglichkeiten der Prävention zu wecken.[9]
Weblinks
- Hautkrebs-Screening. Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e. V.
- Krebsfrüherkennungs-Richtlinien (Hautkrebs-Screening). Gemeinsamer Bundesausschuss.
- Patienteninformation Hautkrebsprävention. Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin.
- Schwarzer Hautkrebs. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.
- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Heidelberg
- Weißer und schwarzer Hautkrebs, Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2019. Abruf am 29. Mai 2024
- Hautkrebs-Screening und Hautkrebs-Früherkennung, Letzte Aktualisierung: 8. August 2022. Abruf am 29. Mai 2024
Einzelnachweise
- ↑ Hautscreening. BKK Faber-Castell & Partner, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. November 2016; abgerufen am 12. November 2016.
- ↑ Hautkrebs-Screening. Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, abgerufen am 18. Juli 2013.
- ↑ a b Katrin Schuldt et al.: Hautkrebsscreening und medizinische Behandlungsintensität bei malignem Melanom und nichtmelanozytärem Hautkrebs. In: Deutsches Ärzteblatt. Heft 3, 20. Januar 2023 (aerzteblatt.de [abgerufen am 20. Januar 2023]).
- ↑ a b Hautkrebs-Früherkennung. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), abgerufen am 20. Januar 2023.
- ↑ Karen J. Wernli, Nora B. Henrikson, Caitlin C. Morrison, Matthew Nguyen, Gaia Pocobelli, Paula R. Blasi: Screening for Skin Cancer in Adults: Updated Evidence Report and Systematic Review for the US Preventive Services Task Force. In: JAMA. Band 316, Nr. 4, 26. Juli 2016, ISSN 1538-3598, S. 436–447, doi:10.1001/jama.2016.5415, PMID 27458949.
- ↑ V. Del Marmol: Prevention and screening of melanoma in Europe: 20 years of the Euromelanoma campaign. In: Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology: JEADV. 36 Suppl 6, Juni 2022, ISSN 1468-3083, S. 5–11, doi:10.1111/jdv.18195, PMID 35738812.
- ↑ Hautkrebsmonat Mai – Gemeinsam gegen Hautkrebs. In: gemeinsam-gegen-hautkrebs.de. Abgerufen am 13. März 2024.
- ↑ Hautkrebs Awareness Monat Mai – Zeit, um auf die Gefahren von Hautkrebs hinzuweisen. 5. Mai 2023, abgerufen am 13. März 2024.
- ↑ a b Hautkrebsmonat Mai: Risikofaktoren in Alltag und Beruf erkennen und regelmäßig zum Hautkrebsscreening gehen. Deutsche Dermatologische Gesellschaft e. V., abgerufen am 13. März 2024.
- ↑ D. R.Miller, A. C. Geller, S. W. Wyatt, A. Halpern, J. B. Howell, C. Cockerell, …, H. K. Koh: Melanoma awareness and self-examination practices: results of a United States survey. In: Journal of the American Academy of Dermatology, 1996, 34(6), S. 962–970.
- ↑ May is Skin Cancer Awareness Month. In: aad.org. Abgerufen am 13. März 2024 (englisch).
- ↑ Anne Meinzenbach, Martin Kaatz, Steffen Springer, Michael Zieger: Representation of skin carcinomas in public awareness – Awareness worldwide and in Germany. In: JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 21. April 2024, ISSN 1610-0379, doi:10.1111/ddg.15406 (wiley.com [abgerufen am 1. Mai 2024]).