Haustorium
Ein Haustorium (Plural Haustorien) ist ein Saugorgan zur Nährstoffaufnahme, mit dem eine Pflanze oder ein Pilz Stoffe wie Wasser oder Nährstoffe von einem anderen Teil des eigenen Individuums oder von einem fremden Organismus aufnimmt. Haustorien sind von äußerst unterschiedlicher Art:
- Parasitische Samenpflanzen dringen mit Haustorien in die Wirtspflanze ein und nehmen Kontakt zu deren Leitbündeln auf.
- Bei Pilzen, besonders bei den flechtenbildenden, können einzelne Hyphen als Haustorien ausgebildet sein. Bei den Flechten legen sich die Pilzhaustorien eng an die Algenzellen (Appressorium) oder dringen etwas in sie ein. Parasitische Pilze dringen mit den Haustorien in Wirtszellen ein.
- Bei den Moosen wird der Fuß des Sporogons Haustorium genannt. Mit ihm sitzt das Sporogon im Gametophyten und nimmt von diesem Nährstoffe auf.
- Der Embryo der Farnpflanzen bildet ebenfalls einen Fuß, Haustorium genannt, aus, mit dem er im Prothallium steckt.
- Auch in der Embryologie der Bedecktsamer gibt es Haustorienbildungen, die aus Teilen des Embryosackes, des Embryos oder dem Endosperm gebildet werden. Das Keimblatt (Scutellum) der Grasfrüchte (Karyopsen) z. B. ist als Saugorgan ausgebildet, es vermittelt Nährstoffe aus dem Endosperm an den Keimling.
Haustorium parasitischer Blütenpflanzen
Die meisten parasitischen Blütenpflanzen haben ihre Wurzeln zu Haustorien umgebildet, etwa die Mistel. Einige wenige bilden ihre Haustorien aus Sprossgewebe, wie die Teufelszwirne (Cuscuta).[1]
Die Haustorien dringen in das Gewebe der Wirtspflanze ein, wo sie den Kontakt zum Leitbündel suchen. Es werden sowohl Xylem wie auch Phloem angezapft. Der Stoffaustausch mit dem Phloem dürfte zumindest teilweise über Plasmodesmen, also symplastisch erfolgen. Die Misteln stellen den Gewebekontakt durch ein Adhäsionsepithel her. Dessen Zellen ähneln Sekrethaaren. Bei den Teufelszwirnen umgreifen die Haustorien die Siebröhren der Wirtspflanze fingerförmig.[2]
Literatur
- Gerhard Wagenitz: Wörterbuch der Botanik. Die Termini in ihrem historischen Zusammenhang. 2. erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg / Berlin 2003, ISBN 3-8274-1398-2, S. 137.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet von Eduard Strasburger. 35. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1010-X, S. 172.
- ↑ Walter Eschrich: Funktionelle Pflanzenanatomie. Springer, Berlin 1995, ISBN 3-540-59131-1, S. 155 f.
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Haustorium von Viscum album. a = unterer Teil des Stammes der Mistel; h = Holz der Mistel, i = Hauptwurzel der Mistel; f = Wurzeln der Mistel, die in der Rinde (c) des Baumastes wachsen; g = Knospen der Mistel; e = Senker; bei d Halbquerschnitt durch das Holz (b) des Wirtes;
Haustorium von Cuscuta epilinum an Linum usitatissimum. Haustorium im Längsschnitt, Leinstängel im Querschnitt. Cuscuta: e = Epidermis, r = Rinde, g = Gefäßbündel. Lein: E = Epidermis, R = Rinde + Bast, H = Holz.
Autor/Urheber: Emmanuel Boutet, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Hyphea of Hyaloperonospora parasitica (downy mildew) growing within the leaf of a compatible (susceptible) Arabidopsis thaliana (cf.wikipedia) observed by bright-field microscopy. The staining with trypan blue makes the cytoplasm of H. parasitica dark blue. The long structure is the hyphea, whereas the little sphere are haustoria. This is the vegetative step of the short life cycle of H. parasitica.