Haus Konstruktiv

Haus Konstruktiv

Das Museum Haus Konstruktiv in Zürich ist ein Museum und Ausstellungshaus für konstruktive, konkrete und konzeptuelle Kunst, das diese in einen Dialog mit der Gegenwartskunst stellen möchte. Träger des Museum Haus Konstruktiv ist die Stiftung für konstruktive, konkrete und konzeptuelle Kunst (KKK). Gefördert wird das private Museum durch den Kanton Zürich und die Stadt Zürich. Das Museum vergibt seit 2007 den Zurich Art Prize.

Das Museum

Das Museum Haus Konstruktiv befindet sich im Zentrum Zürichs zwischen Paradeplatz und Stauffacher in einem Zürcher Industriebau, dem ehemaligen Unterwerk Selnau. Die Institution pflegt, nach eigener Angabe als einzige in der Schweiz, die konstruktiv-konkrete Kunst, zu deren Vertretern Max Bill, Camille Graeser, Verena Loewensberg und Richard Paul Lohse gehören. Auf fünf Stockwerken werden eine eigene Sammlung und pro Jahr sechs bis neun Wechselausstellungen gezeigt. Eine permanente Installation und gleichzeitig das Herzstück der Sammlung bildet der «Rockefeller Dining Room», der 1963/64 vom Schweizer Künstler Fritz Glarner für das Ehepaar Nelson A. Rockefeller in New York konzipiert und ausgeführt wurde. Es handelt sich um ein Beispiel für das Prinzip des «Relational Painting» und ein einmaliges Zeugnis konkreter Raumgestaltung.

Parallel zu den Ausstellungen finden Vorträge, Künstlergespräche, Führungen, Konzerte und Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene statt.

Das Museum verfügt im Erdgeschoss über einen Shop und über kleines Café mit einem Wandwerk von Claudia Comte. Im Dachgeschoss befindet sich zudem eine Präsenzbibliothek mit Überblicksliteratur zur konstruktiven, konkreten und konzeptuellen Kunst, Ausstellungskatalogen, Künstler-Monografien sowie kunsthistorischen Nachschlagewerken. Die Bibliothek kann auf Anfrage genutzt werden.

Die Geschichte und die Sammlung

Träger ist die Stiftung für konstruktive, konkrete und konzeptuelle Kunst. Sie wurde 1986 von Personen aus dem Umfeld der Zürcher Bewegung der konstruktiven und konkreten Kunst gegründet. Treibende Kräfte waren der Künstler Gottfried Honegger[1] sowie die Kunstpublizistin Margit Weinberger Staber,[2] die erste Direktorin. Von 1987 bis 2001 befand sich das «haus für konstruktive und konkrete kunst» – wie es damals noch hiess – im Seefeld. Im Frühjahr 2001 zog es dann, umbenannt in «Haus Konstruktiv», in das Gebäude des früheren ewz-Unterwerks Selnau um. Bis zu seiner Stilllegung 1998 hatte dieses Werk rund einhundert Jahre lang als Umformerstation gedient. Das Gebäude wurde zwischen 1929 und 1932 vom damaligen Stadtbaumeister Hermann Herter zu einem einheitlichen Baukörper im Stil des Neuen Bauens zusammengefasst. Heute steht es unter Denkmalschutz. Die Stiftung investierte sieben Millionen Franken,[3] um nach Plänen der Architekten Roger Diener sowie Meier + Steinauer auf fünf Stockwerken 1’200 Quadratmeter Ausstellungsfläche und einen Ort für Wechselausstellungen und Sammlungspräsentationen zu schaffen. Im Sommer 2022 erklärte die Stadt Zürich, den Vertrag des Museum auf 2025 auslaufen zu lassen, um in dem Gebäude Infrastruktur für ein Fernwärmenetz zu installieren.[4] Das Museum Haus Konstruktiv muss seinen angestammten Sitz im ewz-Unterwerk Selnau auf Ende 2025 verlassen und plant einen Umzug auf das Kunstareal Löwenbräu per 2025/2026.[5]

Die Sammlung des Museum Haus Konstruktiv verfügt gegenwärtig über 1000 Werke aus dem 20. und 21. Jahrhundert aus Schenkungen von Künstlern, deren Erben sowie privaten Sammlern. Der Schwerpunkt der Sammlung, die sich am kunsthistorischen Erbe der konstruktiv-konkreten und konzeptuellen Kunst orientiert, liegt bei Gemälden, Grafiken und Skulpturen aus dem Umfeld und der Nachfolge der Zürcher Konkreten Max Bill, Richard Paul Lohse, Camille Graeser und Verena Loewensberg.

2007 wurde der «Zurich Art Prize» vom Museum Haus Konstruktiv unter seiner damaligen Direktorin Dorothea Strauss und dem Patronatspartner des Museums, der Zurich Insurance Group, ins Leben gerufen.

Seit Frühjahr 2013 ist Sabine Schaschl Direktorin des Museums und Präsidentin des Zurich Art Prize.

Leiterinnen des Museums

  • 1987–1993 Margit Weinberg Staber
  • 1994–2004 Elisabeth Grossmann
  • 2005–2013 Dorothea Strauss
  • Seit Mai 2013 Sabine Schaschl

Präsidenten der Stiftung

  • 1986–1987 Hans Hüssy
  • 1988–1989 Gianni Rusca
  • 1990–2003 Ellen Ringier
  • 2004–2012 Hans Ulrich Schweizer
  • seit 2012 Andreas Durisch

Ausstellungen (ab 2013)

  • 2013: Hot Spot Istanbul
  • 2013: Adrián Villar Rojas – Films Before Revolution
  • 2013: Fritz Glarner – The Rockefeller Dining Room
  • 2013: Hans Jörg Glattfelder – Was der Fall ist
  • 2014: Victor Vasarely – Die Wiederentdeckung des Malers
  • 2014: Delphine Chapuis-Schmitz – 48. There are things that …31
  • 2014: Florian Dombois – Angeschlagene Moderne
  • 2014: Tobias Putrih – Solar Limb
  • 2014: Auguste Herbin – Aus der Sammlung Lahumière
  • 2014: Haroon Mirza – Zurich Art Prize 2014
  • 2014: Logical Emotion – Contemporary Art from Japan
  • 2015: Quantum of Disorder. Ein Kooperationsprojekt mit dem artists-in-labs program ICS/ZHdK
  • 2015: Vera Molnár – (Un)Ordnung. (Dés)Ordre.
  • 2015: Carlos Bunga – I am a Nomad
  • 2015: William Kentridge – The Nose
  • 2015: Peter Hächler – Metamorphosen
  • 2015: Latifa Echakhch – Screen Shot. Zurich Art Prize 2015
  • 2015: Etel Adnan La joie de vivre
  • 2016: Sadie Murdoch – Sss—Mm
  • 2016: Ulla von Brandenburg – Manchmal Ja, manchmal Nein
  • 2016: DADA andersSophie Taeuber-Arp Hannah Höch Elsa von Freytag-Loringhoven
  • 2016: Um die Ecke denken. Die Sammlung Museum Haus Konstruktiv (1986–2016) und Gastinterventionen
  • 2016: Fritz Glarner «Rockefeller Dining Room» revisited by Alfredo Häberli
  • 2016: Bernd Ribbeck, in Zusammenarbeit mit dem Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein
  • 2016: Nairy Baghramian – Scruff of the Neck (Supplements). Zurich Art Prize 2016
  • 2016: Christian Herdeg – Lyrical Minimalism
  • 2017: Marguerite Humeau. Winner Zurich Art Prize 2017
  • 2017: Andrew Bick – original ghost variety shifted double echo
  • 2017: Cerith Wyn Evans
  • 2017: Marlow Moss – A Forgotten Maverick
  • 2017: Jürg Stäuble – Mehr sein als System
  • 2017: Tomás Saraceno – Aerosolar Journeys
  • 2017: Julije Knifer
  • 2017: Aurélie Nemours – Aus Schweizer Sammlungen
  • 2018: Gerhard von Graevenitz – Eine Retrospektive
  • 2018: Alicja Kwade – LinienLand
  • 2018: Till Velten – Wenn die kognitive Ordnung zerbricht
  • 2018: Imi Knoebel – Guten Morgen, weisses Kätzchen
  • 2018: Helga Philipp – Poesie der optischen Transformation
  • 2018: Museum der Wünsche – Zürcher Konkrete aus Schweizer Sammlungen
  • 2018: Robin Rhode – a plan of the soul. Zurich Art Prize 2018
  • 2019: Konkrete Gegenwart – Jetzt ist immer auch ein bisschen gestern und morgen (Gruppenschau u. a. mit Arbeiten von Otto Berchem und Amalia Pica, Vanessa Billy, Stefan Burger, Jose Dávila, Svenja Deininger, Lara Favaretto, Fernanda Gomes, Diango Hernández, Herbert Hinteregger, Wyatt Kahn, Timo Nasseri, Michael Riedel, Walid Raad, David Renggli, Esther Stocker, Katja Strunz, SUPERFlEX, Sofie Thorsen)
  • 2019: Kirstine RoepstorffEX CAVE
  • 2019: Olivier MossetTUTU
  • 2019: 100 Jahre Bauhaus – Roman Clemens aus der Sammlung
  • 2019: Camille GraeserVom Werden eines konkreten Künstlers
  • 2019: Leonor Antunesdiscrepanices with C. P. Zurich Art Prize 2019
  • 2020: Brigitte KowanzLost under the Surface
  • 2020: Otto PieneDie Sonne kommt näher
  • 2020: Léon WuidarEine Retrospektive
  • 2020: Amalia PicaRound table (and other forms). Zurich Art Prize 2020
  • 2021: RESET – Museum. Sammlung. Zukunft. (Werke aus der Sammlung)
  • 2021: Dóra MaurerMinimal Movements, Shifts, 1970–2020
  • 2021: Zimoun295 prepared dc-motors, 39 kg wood, 825 cardboard boxes 35 x 32.5 x 32.5 cm
  • 2021: Works on Paper – Papierarbeiten aus der Sammlung
  • 2021: Sonia KacemLe Superflu. Zurich Art Prize 2021
  • 2021: Florin Granwehr«Ordnung ist der Saum des Chaos»
  • 2022: Geometrische Opulenz
  • 2022: Jose DávilaMemory of a Telluric Movement
  • 2022: Neues aus der Sammlung
  • 2022: Elisabeth Wild
  • 2022: Kapwani KiwangaWorldmaking. Zurich Art Prize 2022
  • 2022: Yves NetzhammerZwei kühle Zwergelefanten fressen Einfühlungsüberschuss mit Pfirsicharoma
  • 2023: Athene GaliciadisOrientation
  • 2023: Leon Polk SmithGoing Beyond Space
  • 2023: Salvatore EmblemaSub-limine
  • 2023: Chiharu ShiotaEye to Eye
  • 2023: Marguerite HersbergerDem Raum Raum geben,[6]

Ausstellungskataloge (Auswahl)

  • 2008: Joanne Greenbaum: Painting. Hatje Cantz, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7757-2180-6.
  • 2009: Camille Graeser, vom Entwurf zum Bild. Ideenskizzen und Entwurfszeichnungen 1938-1978. Wienand, Köln 2009, ISBN 978-3-87909-975-7.
  • 2011: Ganz Konkret: die Sammlung Haus Konstruktiv und die Ausstellung „ganz konkret“. Hatje Cantz, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7757-2840-9.
  • 2011: Nelly Rudin. Open Space. Kehrer, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-86828-273-3.
  • 2013: Adrián Villar Rojas – Films Before Revolution. The Green Box, Berlin 2013, ISBN 978-3-94164-463-2.
  • 2014: Hans Jörg Glattfelder – Was der Fall ist. Wienand, Köln 2013, ISBN 978-3-86832-181-4.
  • 2014: Vera Molnár – (Un)Ordnung. (Dés)Ordre. Kerber, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-86678-969-2.
  • 2014: Florian Dombois – Angeschlagene Moderne. The Green Box, Berlin 2014, ISBN 978-3-941644-68-7
  • 2014: Logical Emotion – Contemporary Art from Japan. Snoeck, Köln 2014, ISBN 978-3-86442-107-5.
  • 2015: William Kentridge – The Nose. König, Köln 2015, ISBN 978-3-86335-771-9.
  • 2015: Etel Adnan – La joie de vivre. König, Köln 2015.
  • 2015: René Zechlin in Zusammenarb. mit Sabine Schaschl (Hrsg.): Bernd Ribbeck – Strahlkraft und Ekstase. Distanz Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-95476-166-1.
  • 2016: Um die Ecke denken. Sammlung Haus Konstruktiv (1986-2016) und Gastinterventionen. Hatje Cantz, Ostfildern 2016, ISBN 978-3-7757-4225-2.
  • 2016: Christian Herdeg. Lyrical Minimalism. Wienand, Köln 2016, ISBN 978-3-86832-365-8.
  • 2017: Marlow Moss. A Forgotten Maverick. Hatje Cantz, Berlin 2017, ISBN 978-3-7757-4300-6.
  • 2017: Jürg Stäuble. Mehr sein als System. Hatje Cantz, Berlin 2017, ISBN 978-3-7757-4299-3.
  • 2017: Museum Haus Konstruktiv, Wilhelm-Hack-Museum (Hrsg.): Tomás Saraceno – Aerosolar Journeys. König, Köln 2017.
  • 2018: Imi Knoebel. Guten Morgen weisses Kätzchen. Hatje Cantz, Berlin 2018, ISBN 978-3-7757-4486-7.
  • 2019: Konkrete Gegenwart. Verlag für moderne Kunst, Wien 2019.
  • 2019: Alicja Kwade. LinienLand. Verlag für moderne Kunst, Wien 2019.
  • 2019: Olivier Mosset. Snoeck-Verlag, Köln 2019, ISBN 978-3-86442-295-9.
  • 2020: Léon Wuidar. Whitecube London, ISBN 978-1-910844-45-8.
  • 2022: Leon Polk Smith. Going Beyond Space, Text(e) von John Koegel, David M. Roche, Sabine Schaschl, Patterson Sims, Brandon Taylor, Hatje Cantz, ISBN 978-3-7757-5471-2.

Weblinks

Commons: Haus Konstruktiv Zürich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Studer: Konkrete - die Stiefkinder des Kunsthauses? Hrsg.: Tages-Anzeiger. 16. April 2002, S. 58.
  2. Juliana Schwager-Jebbink: Frischer Wind. Hrsg.: Handelszeitung. 17. April 2016, S. sup9.
  3. Isabelle Heusser: Haus Konstruktiv und Impact Hub müssen raus. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. 10. September 2022, S. 16.
  4. Lorenzo Petrò: Stadt Zürich wirft Museum Haus Konstruktiv und Impact-Hub raus. In: TagesAnzeiger. 9. September 2022, abgerufen am 18. November 2022.
  5. Sabine Schaschl: Medienmitteilung vom 14. März 2023. Abgerufen am 23. Oktober 2023.
  6. Marguerite Hersberger: Dem Raum Raum geben. In: Haus Konstruktiv. Abgerufen am 23. Oktober 2023.

Koordinaten: 47° 22′ 20,8″ N, 8° 31′ 56,1″ O; CH1903: 682596 / 247421

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Autor/Urheber: Haus Konstruktiv, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Museum Haus Konstruktiv, Foto: Peter Baracchi