Harzer Schmalspurbahnen

Harzer Schmalspurbahnen GmbH
Logo der Harzer Schmalspurbahnen
Basisinformationen
Webpräsenzwww.hsb-wr.de
Bezugsjahr2018
EigentümerLandkreis Harz, Landkreis Nordhausen, Wernigerode, Nordhausen, Harzgerode, Quedlinburg, Oberharz am Brocken, Harztor, Braunlage Tourismus GmbH[1][2]
RechtsformGmbH
SitzWernigerode
Gründung19. November 1991[3]
AufsichtsratThomas Balcerowski (Vorsitzender seit 2022)
GeschäftsführungKatrin Müller (seit 01.07.2023)
Mitarbeiter262
UmsatzEUR 17,789 Mio.[2]dep1
Linien
Spurweite1000 mm (Meterspur)
Eisenbahn3
Anzahl Fahrzeuge
Lokomotiven31, davon 15 betriebsfähig
Triebwagen10, davon 9 betriebsfähig
Statistik
Fahrgäste1 Mio.
Haltestellen48
Länge Liniennetz
Eisenbahnlinien140,4 kmdep1
Heutiges Streckennetz der HSB – blau: Harzquerbahn, grün: Brockenbahn, rot: Selketalbahn
Bahnhof Brocken (2004)
Dampfzug am Brocken in gefrorener Landschaft
Dampfzug am Brocken in gefrorener Landschaft

Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) ist eine Eisenbahngesellschaft im Harz. Ihre Strecken sind hauptsächlich dampfbetrieben und gelten als eine überregionale Touristenattraktion.[4][5]

Das meterspurige Streckennetz erstreckt sich über eine Länge von 140,4 km und ist ganzjährig in Betrieb. Deshalb nennt sich die HSB „Die Größte unter den Kleinen“. Das Netz besteht aus den drei Einzelstrecken Harzquer-, Selketal- und Brockenbahn. Die Anfangsbuchstaben dieser Strecken ergeben HSB, was dem abgekürzten Namen des Unternehmens entspricht.

Drei der sechs Endbahnhöfe (Nordhausen Nord, Quedlinburg und Wernigerode) verfügen über einen Anschluss an das regelspurige Netz der Deutschen Bahn.

Im Personenverkehr werden die Strecken heute überwiegend von Touristen, Ausflüglern und Wanderern genutzt. Der eigentliche Regionalverkehr im Sinne von Berufs- und Schülerverkehr spielt nur noch im Raum Nordhausen–Ilfeld eine bedeutende Rolle. Neben der Brohltalbahn und der Wangerooger Inselbahn sind die HSB heute eine der drei letzten Schmalspurbahnen mit Güterverkehr in Deutschland.

Die HSB sind ein Eisenbahnverkehrsunternehmen und Eisenbahninfrastrukturunternehmen. Der Sitz des Unternehmens ist in Wernigerode (Sachsen-Anhalt).

Vorgeschichte

Das heutige Schmalspurbahnnetz ist durch die Verbindung von ursprünglich getrennten Bahnstrecken entstanden, die zwei verschiedenen Bahngesellschaften gehörten:

Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft

1887 wurde mit der Strecke GernrodeMägdesprung die erste Schmalspurstrecke im Harz eröffnet. Sie gehörte zur Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft (GHE). In den Folgejahren wurde die Strecke verlängert und das Streckennetz vergrößert. Zum Netz der GHE gehörten die Strecken von Gernrode bis Harzgerode, Hasselfelde und Eisfelder Talmühle. Da die Strecke auf einem langen Abschnitt dem Tal des Flüsschens Selke folgt, entstand neben dem Beinamen „Anhaltische Harzbahn“ später der Beiname „Selketalbahn“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste der Streckenabschnitt Gernrode–Stiege abgebaut und das Oberbaumaterial als Reparationsleistung an die UdSSR abgeliefert werden. Ausgenommen blieb der kurze Abschnitt zwischen Lindenberg (Anh) und dem Anschluss zur Flussspatgrube Fluor. Die Strecke Eisfelder Talmühle–Hasselfelde wurde in Folge der Harzquerbahn zugeordnet. Schon zwischen 1947 und 1949 wurde die Strecke zwischen Gernrode und Lindenberg, ab 1952 Straßberg, insbesondere für den Abtransport des Flussspates, wieder aufgebaut. Das mit abgelieferte Rollmaterial musste aus dem Bestand der Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft (NWE) ersetzt werden.

Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft

1896 wurde die zweite Eisenbahngesellschaft im Handelsregister eingetragen, die eine Schmalspurbahn durch den Harz errichten wollte. Am 22. Dezember 1898 eröffnete die Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft (NWE) den Sonderzugverkehr auf dem Streckenabschnitt Wernigerode–Brocken (Brockenbahn), die so genannte Harzquerbahn (Wernigerode–Drei-Annen-Hohne–Nordhausen) nahm am 27. März 1899 den Gesamtverkehr auf. Zum 1. Juli 1916 verlegte die Gesellschaft ihren Sitz von Nordhausen nach Wernigerode.[6]

Südharz-Eisenbahn-Gesellschaft

Als dritte Bahngesellschaft im Harz nutzte die Südharz-Eisenbahn-Gesellschaft (SHE) die Meterspur auf der am 15. August 1899 eröffneten Strecke Walkenried–Braunlage/Tanne. Diese Strecken sind komplett stillgelegt und abgebaut.

Deutsche Reichsbahn

Die GHE und die NWE wurden am 1. April 1949 der Deutschen Reichsbahn (DR) unterstellt. Auch das in der sowjetischen Besatzungszone liegende Streckenstück der SHE, Tanne–Sorge, gelangte unter die Betriebsführung der DR. Es wurde seit 1954 nicht mehr befahren, ist seit vielen Jahren stillgelegt und vollständig abgebaut.[7]

Neben dem Personenverkehr wurde auf den Harzer Strecken nach dem Zweiten Weltkrieg auch ein umfangreicher Gütertransport abgewickelt. Der Fuhrpark wurde teilweise erneuert, unter anderem durch die Beschaffung von 13 Lokomotiven der Baureihe 99.23–24.

Ein Großteil dieser Neubaudampflokomotiven war in den 1980er Jahren verschlissen und der verbliebene Triebfahrzeugbestand außerstande, die zu erwartenden Zugleistungen zu erbringen. Unter anderem benötigte das wegen der Ölpreiskrise in den Jahren 1982 bis 1984 neu errichtete Heizkraftwerk Silberhütte jährlich 30.000 t Rohbraunkohle, wozu der als Reparationsleistung abgebaute Abschnitt Straßberg – Stiege, für dessen Wiederaufbau lange das Geld fehlte, nun doch wieder errichtet wurde. Ab dem 12. Februar 1984 verkehrten auf diesem Streckenabschnitt regelmäßig Güterzuge; ab dem 3. Juni 1984 fand auch wieder Personenverkehr statt.[8]

Dennoch waren die auch im Jahr 1989 immer noch mit Dampflokomotiven im Rollwagenverkehr durchgeführten Kohletransporte von Nordhausen nach Silberhütte, die zudem Vorspann erforderten, extrem unwirtschaftlich.[9] Deshalb plante die DR eine Traktionsumstellung im großen Stil: 30 im Zuge der fortschreitenden Streckenelektrifizierung freigewordene Diesellokomotiven der Baureihe 110 sollten für den Einsatz im Harz adaptiert und nur noch fünf Dampflokomotiven für Nostalgiefahrten erhalten werden. Geeignete Lokomotiven wurden von Herstellern in Ländern des RGW nicht angeboten und Triebfahrzeuge aus dem NSW waren zu teuer, so dass nur eine Eigenanfertigung blieb.

In Vorbereitung des Einsatzes dieser Triebfahrzeuge fanden umfangreiche Arbeiten, unter anderem aufwendige Felsschremmungen, zur Schaffung des dafür benötigten größeren Lichtraumprofils statt. In Wernigerode wurde eine Möglichkeit zum Umsetzen der Maschinen auf regelspurige Transportdrehgestelle eingerichtet. Schließlich baute das Raw Stendal zwischen 1988 und Ende 1990 zehn Lokomotiven für das Harzer Schmalspurnetz um. Die gegenüber dem regelspurigen Original um zehn Zentimeter gestiegene Höhe dieser nun unter der Baureihenbezeichnung 199.8 geführten Loks verursachte zusammen mit der deutlich kleineren Spurweite ein erhebliches Schwanken, was ihnen den Spitznamen „Harzkamel“ einbrachte.[10] Die Rbd Magdeburg stornierte die geplanten weiteren 20 Umbauten aufgrund des nach der politischen Wende eingebrochenen Güterverkehrs und der Attraktivität der Dampftraktion für den durch den Wegfall des Eisernen Vorhangs belebten Tourismus.[11]

Die Zeit der HSB

Ein die Proportionen einer Schmalspurbahn sprengendes „Harzkamel“ im Haltepunkt Tiefenbachmühle.

Die „Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB)“ wurde am 19. November 1991 als nichtbundeseigenes Eisenbahnunternehmen von den Landkreisen Harz und Nordhausen, sechs an der Strecke liegenden Kommunen sowie der Kurbetriebsgesellschaft Braunlage gegründet. Am 1. Februar 1993 übernahm die HSB von der Deutschen Reichsbahn (DR) Anlagen, Fahrzeuge, Personal und fungiert seitdem als Eisenbahnverkehrs- (EVU) und Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU). Sitz ist Wernigerode, wo sich auch die Werkstätten befinden. Die HSB unterhält heute ein meterspuriges Streckennetz von 140,4 km Länge mit 44 Bahnhöfen und Haltepunkten in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Züge verkehren täglich nach Fahrplan. Es kommen dabei mehr als zehn Dampflokomotiven, sieben Diesel- und drei Straßenbahntriebwagen mit Zweikraftantrieb (von der Straßenbahn Nordhausen) zum Einsatz. Auf allen Strecken verkehren Dampflokomotiven im Regelbetrieb. Seit April 2010 verkehren auch auf dem Abschnitt Stiege – Eisfelder Talmühle der Selketalbahn wieder dampflokomotivbespannte Reisezüge im Regelbetrieb. Dort fuhren seit 1996 lediglich Triebwagen.

Die bekannteste Strecke ist die Brockenbahn. Auf ihr fahren im täglichen Regelverkehr ausschließlich mit Dampflokomotiven bespannte Züge der Relation (Wernigerode –) Drei Annen Hohne – Brocken und zurück. Der Regionalverkehr zwischen Nordhausen und Ilfeld wurde hingegen bis auf ein Dampfzugpaar komplett auf Dieseltriebwagen und (seit 1. Mai 2004) auch Straßenbahnwagen umgestellt. Außerdem betreiben die HSB noch regulären Güterverkehr vom Hartsteinwerk Unterberg (Selketalbahn) nach Nordhausen Übergabebahnhof (Harzquerbahn) mit Dieselloks der Baureihe 199.8 und aufgebockten Regelspurgüterwagen.

Zweikrafttriebwagen in Nordhausen

Am 1. Mai 2004 wurde in Nordhausen ein Verbindungsgleis zwischen der Haltestelle Bahnhofsplatz der Straßenbahn Nordhausen und dem Bahnhof Nordhausen Nord der Harzquerbahn in Betrieb genommen. Seitdem fahren die oben genannten Zweikrafttriebwagen zwischen Nordhausen Krankenhaus und dem HSB-Haltepunkt Ilfeld-Neanderklinik (Linie 10) vom Typ Combino duo. Im nicht elektrifizierten Netz der Harzquerbahn erfolgt der Antrieb dieselelektrisch. Die Dieseltriebwagen der HSB wenden ebenfalls am Bahnsteig der Straßenbahnhaltestelle Bahnhofsplatz.

Am 18. April 2005 wurde mit den Arbeiten zur Verlängerung der Selketalbahn von Gernrode nach Quedlinburg begonnen (Länge 8,5 km), nachdem die DB AG die Strecke Frose–Quedlinburg stillgelegt und den Abschnitt Gernrode–Quedlinburg an die HSB verkauft hatte. Zunächst wurde der Endbahnhof Gernrode der Selketalstrecke zu einem Durchgangsbahnhof umgebaut. Am 4. März 2006 erreichte der erste Zug den Bahnhof Quedlinburg auf Meterspur und seit dem 26. Juni 2006 gibt es planmäßigen Verkehr der Harzer Schmalspurbahnen bis Quedlinburg mit drei Zugpaaren pro Tag, von denen in der Regel zwei mit Dampflokomotiven bespannt werden. In Quedlinburg wurde das Bahnsteiggleis 3 umgespurt, zusätzlich entstanden ein Umsetz- sowie ein zusätzliches Stumpfgleis. Es besteht ein bahnsteiggleicher Anschluss zu den Regionalbahnen in Richtung Halberstadt.

Im Jahre 2009 wurde mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Dampflokwerk Meiningen die regelspurige Dampflok 95 1027 aufgearbeitet. Diese wurde bei den HSB eingestellt und wird seitdem im Museumszugverkehr auf der Rübelandbahn eingesetzt. Im gleichen Jahr versuchte das Land Niedersachsen mit Aufstockmitteln des Konjunkturpaketes II einen Anschluss der Stadt Braunlage an das Netz der HSB mitzufinanzieren (siehe auch Schmalspurbahn Walkenried–Braunlage#Bemühungen Braunlages um eine Wiederanschluss). Dieses Vorhaben wurde jedoch am 29. April 2010 aufgrund der zu erwarteten hohen Kosten zu den Akten gelegt.[12] Mit dem Bau des neuen Haltepunktes Schurzfell wurde am 30. November 2009 in Nordhausen begonnen, um die Zustiegsmöglichkeiten für die Nordhäuser weiter zu verbessern. Die Arbeiten dauerten bis kurz vor Weihnachten 2009. Sie wurden hauptsächlich in den nächtlichen Betriebspausen durchgeführt, um den Verkehr nicht zu behindern. Der neue Haltepunkt wurde zum Sommerfahrplan 2010 in Betrieb genommen.

Im Jahre 2017 nutzten ca. 1 Million Reisende die Züge. Mit 600 000 Personen war die Brockenbahn mit Abstand die am meisten nachgefragte Strecke. Auf der Harzquerbahn waren im Bereich des Vorortverkehrs in Nordhausen 262 000 und bei der Selketalbahn 89 000 Fahrgäste unterwegs. Darüber hinaus waren im Jahr 2017 die zahlreichen Sonder- und Charterzugfahrten sehr beliebt. So fuhren auf dem gesamten Streckennetz insgesamt 218 Extrazüge mit rund 55.000 Fahrgästen.[13]

Die Erfolgsgeschichte von Faust – die Rockoper auf dem Brocken begann im Jahr 2006 auf Initiative des Vertriebsleiters Dietrich E. König. Seit 2010 wird ebenfalls Faust II gespielt. Die beiden Rockopern stammen aus der Feder von Rudolf Volz und verwenden nur Originaltexte von Goethe. Die Veranstaltungen finden im Goethe-Saal auf dem Brocken statt. Dabei werden die Zuschauer im Dampfzug der HSB zum Brocken rauf- und runtergefahren. In 2017 würdigte die HSB die 300. Aufführung mit einem besonderen Rahmenprogramm.[14][15]

Die Corona-Krise in den Jahren 2020 und 2021 mit den Lockdowns in Hochinzidenzzeiten legte den Zugverkehr auf den Harzer Schmalspurbahnen teilweise über Monate lahm. Lediglich auf den Strecken NordhausenIlfeld und WernigerodeSchierke wurde weiterhin ein Verkehr mit Triebwagen durchgeführt.

Aufgrund von mehreren Waldbränden entlang des Brockens, wo eine Ursache durch den Dampflokbetrieb nicht auszuschließen ist, wurde Mitte August 2022 beschlossen, dass bei Waldbrandwarnstufe 5 zukünftig nur noch Diesellokomotiven auf der Brockenstrecke eingesetzt werden. Bei Waldbrandwarnstufe 4 wird individuell abgewogen, ob die Züge zum Brocken mit Dampf- oder Diesellokomotiven bespannt werden.[16]

Eine Machbarkeitsstudie soll 2023/24 prüfen, ob Braunlage an das HSB-Netz angeschlossen werden kann. Für die Ausweitung des Streckennetzes wäre ein Gleisneubau in den Westharz nach Niedersachsen nötig. Die neue fünf Kilometer lange Trasse soll hierbei von Sorge bis zur Talstation der Wurmbergseilbahn führen.[17] Eine weitere Machbarkeitsstudie für die rund zwei Kilometer lange Abzweigung von Hasselfelde in Richtung Westernstadt Pullman City Harz ist fast fertig.[18]

Zahlen & Fakten
Fahrgästeca. 1,2 Millionen jährlich
Streckenlänge gesamt140,4 km
• Harzquerbahn061 km
• Selketalbahn060 km
• Brockenbahn019 km
Brücken und Durchlässe400
Tunnel001
Bahnübergänge202[19]
Bahnhöfe025
Haltepunkte022
tiefstgelegener BahnhofQuedlinburg, 121 m ü. NN
höchstgelegener BahnhofBrocken, 1125 m ü. NN

Betriebsanlagen

Die drei Lokeinsatzstellen der HSB mit Lokschuppen – in Wernigerode und Nordhausen Nord auch mit DrehscheibeBekohlungsanlagen und der Lokleitung befinden sich an den Bahnhöfen Nordhausen Nord (zuständig für Harzquerbahn), Wernigerode (für Harzquer- und Brockenbahn) und Gernrode (für die Selketalbahn). Dort werden die Triebfahrzeuge gewartet und restauriert.

Die kompletten Untersuchungen und alle Instandsetzungsarbeiten (außer Hauptuntersuchungen) werden im HSB-Bahnbetriebswerk Wernigerode Westerntor durchgeführt. Für die Hauptuntersuchungen wurden bis 2022 die Loks und Triebwagen hingegen in spezielle Ausbesserungswerke wie das Dampflokwerk Meiningen überführt. Zudem bietet die HSB auch Führungen durch das Bw Wernigerode Westerntor an, welches trotz einiger moderner Technik nach wie vor eine typische Dampflokwerkstätte ist.[20]

Wasserkräne zum Wasserfassen während eines Aufenthaltes befinden sich in allen wichtigen Bahnhöfen.

Dampflokwerkstatt Wernigerode

Dampflokwerkstatt im November 2023

Nach einer Bauzeit von rund drei Jahren hat die HSB in Wernigerode im Juni 2022 eine neue Dampflokwerkstatt in Betrieb genommen. Künftig werden hier die „schweren Instandhaltungen“ durchgeführt. Die Werkstatt, die 15 Millionen Euro gekostet hat, soll auch ein Touristenmagnet werden. Für sie gibt es im dritten Obergeschoss eine Besuchergalerie mit zwei Aussichtsplattformen, die am 13. Juni 2023 zusammen mit dem neuen Lokshop eröffnet wurde. Vorerst an zwei Tagen in der Woche können die Besucher nun Einblicke in die HSB-Werkstatt erhalten. Regelmäßig werden auch Führungen angeboten. Im Frühjahr 2024 soll das aktuell im Bau befindliche touristische Außengelände der Werkstatt dazu kommen.[21]

Die neue Werkstatt ist rund 70 Meter lang und 35 Meter breit. In der Halle liegen vier Gleise, drei von ihnen sind ans Gleisnetz angebunden. Es gibt diverse Kräne in der Halle, Arbeitsstände und Werkstattbereiche etwa für den Maschinenbau, die Mechanik und die Kesselbearbeitung sowie Reinigungs- und Lackierarbeiten.[22]

Triebfahrzeuge

Lokomotiven und TriebwagenDR-Baureihealte Bezeichnungursprüngliche Anzahlheutige AnzahlbetriebsfähigEinsatz- bzw. AbstellortAnmerkungBild
Dampflokomotiven:
99 5901 bis 590399590NWE 11 bis 22123neinWernigerodeMallet-Lokomotiven
99 590699590NWE 41II1 (an NWE)1neinHasselfeldeMallet-Lokomotive
99 600199600NWE 21II1 Prototyp11Selketalbahn
Gernrode
Einheitslok-Prototyp
99 6101 und 610299610NWE 6 und 722neinNordhausen NordVersuchsloks, Nassdampf, Heißdampf
Pfiifi und Fiffi
99 7222992299 222311Harzquer- und Brockenbahn
Wernigerode
Einheitslok,
meist mit alter Nummer im Einsatz
99 7231 bis 72479923–2499 231 bis 247171797 Wernigerode
1 Nordhausen Nord
1 Gernrode
Neubaudampfloks
Dieseltriebwagen:
187 001VT 133 522GHE T 1111Reserve für Sonderfahrten
Wernigerode Westerntor
187 011 und 013KAE VT 1 und 2222Wernigerode / Nordhausen
187 012MEG T 1511neinWernigerode Westerntor
187 0151 Prototyp1neinWernigerode WesterntorNeubautriebwagen-Prototyp
187 016 bis 019444Plandienst
Harzquer- und Selketalbahn
Neubautriebwagen
187 025VT 137 566NWE T 331neinWernigerodeSchlepptriebwagen
187 201 bis 203333Straßenbahnlinie 10 im Raum NordhausenZweikraftstadtbahntriebwagen
Typ Combino duo der SWN
Diesellokomotiven:
199 005 und 006V 10 C22neinNordhausen NordDauerleihgabe an IG Harzer Schmalspurbahnen e. V.
199 010 bis 012Kö II331Wernigerode WesterntorUmbau von Normalspur
199 301V 30 CV 30 0011 Prototyp
(20 exportiert)
1neinIlfeldMeterspur-Prototyp für Indonesische Staatsbahn
199 861 … 892V 1001063auf allen Strecken
Wernigerode / Nordhausen
Umbau von Regelspur, 199 861 als Einzige mit funktionsfähiger Zugheizeinrichtung
Gasttriebwagen T 42 vom DEV und T 102 der Selfkantbahn zum Jubiläum 2012 in Wernigerode

Teilweise sind die Lokomotiven auch mit alter Nummer im Einsatz, z. B. die 99 7236 (angeschrieben 99 236).

Zu verschiedenen Feierlichkeiten waren mehrfach Gastlokomotiven und -triebwagen von anderen Meterspurbahnen im Einsatz.

Wagenpark

Wasserwagen

Der Wagenpark der HSB besteht aus rekonstruierten Wagen, Neubauwagen und historisch aufgearbeiteten Wagen. Wagen, die von sächsischen Schmalspurstrecken übernommen wurden, sind an drehgestellgeführten und damit in den Bögen ausschwenkenden Kupplungen zu erkennen. Mit Ausnahme einiger saugluftgebremster Traditionswagen ist der Fahrzeugbestand seit den 1980er Jahren druckluftgebremst.

Zudem besitzen die HSB zwei Speisewagen, die in einige Züge der Relation (Wernigerode –) Drei Annen Hohne – Brocken und dem Zugpaar Nordhausen Nord – Drei Annen Hohne – Brocken eingestellt werden. In den Speisewagen werden harztypische Speisen und Getränke serviert.

Für den Arbeitszugdienst existieren Rollwagen und für die Güterzüge zum Hartsteinwerk Unterberg neu beschaffte Rollböcke. Rollbockgruben bestehen nur noch in Nordhausen. Die vorwiegend im Sommerhalbjahr in den Bahnhöfen Drei Annen Hohne und Brocken auf Rollwagen abgestellten regelspurigen Kesselwagen dienen nicht dem Wassertransport zum Brocken, sondern lediglich einer möglichen Brandbekämpfung im und um den Nationalpark Harz.

Schmalspurige Güterwagen – mit Ausnahme von Gepäckwagen und dem Schienen-Cabrio – werden nicht mehr regulär eingesetzt. Die noch vorhandenen werden meist museal betreut. Die HSB sind derzeit die einzige nichtbundeseigene sowie die einzige schmalspurige Bahn in Deutschland, die einen eigenen Hilfszug besitzt.

Philatelistische Würdigung

Nachdem bereits 1983/84 eine Briefmarkenserie „Schmalspurbahnen in der DDR“ herausgegeben wurde, erfolgte anlässlich des 125. Jahrestages der Eröffnung der ersten Schmalspurbahn im Harz – der Selketalbahn im Jahr 1887 – am 9. Februar 2012 die Ausgabe einer Sondermarke der Deutschen Post „125 Jahre Schmalspurbahnen im Harz“ im Wert von 45 Eurocent.[23] Der Entwurf der Marke stammte vom Kommunikationsdesigner Horst F. Neumann und der Industriedesignerin Gerda M. Neumann aus Wuppertal.

Überlieferung

Die schriftliche Überlieferung der Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft und der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft befinden sich in der Abteilung Dessau des Landesarchivs Sachsen-Anhalt.

Spiele

Im Jahr 2018 wurde HSBforMSTS veröffentlicht. Mit dieser Erweiterung kann man mit dem Eisenbahn-Simulator Microsoft Train Simulator virtuell durch den Harz fahren.[24][25] Im Jahr 2022 wird die Weiterentwicklung HSB Simulator für Open Rails veröffentlicht.[26]

2023 erschien außerdem die Brockenbahn und der Abschnitt Wernigerode – Drei Annen Hohne der Harzquerbahn als Addon des Drittentwicklers „WaggonWerkstatt“ für den Train Simulator Classic des britischen Spieleentwicklers Dovetail Games Ltd.[27]

Literatur

  • Gerhard Zieglgänsberger, Hans Röper: Die Harzer Schmalspurbahnen. Transpress, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-71103-6.
  • Matthias Bethke, Wolfgang Finke, Hans Schweers: Die Fahrzeuge der Harzer Schmalspurbahnen. Schweers und Wall, Aachen 2003, ISBN 3-89494-120-0.
  • Klaus-Jürgen Kühne: Alles über Schmalspurbahnen im Harz. Transpress, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-71344-4.
  • Dirk Endisch: Von der GHE zur HSB – Tradition und Innovation auf Meterspurgleisen im Harz. Band 2: Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH. Dirk Endisch, Stendal 2011, ISBN 978-3-936893-70-0.
Commons: Harzer Schmalspurbahnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. HSB: Gesellschafter
  2. a b Stadt Nordhausen 14. Beteiligungsbericht 2018. (PDF) Abgerufen am 31. Dezember 2018.
  3. News: Jubiläum "30 Jahre Betrieb" und Wechsel an der Unternehmensspitze. Harzer Schmalspurbahnen GmbH, 30. Juni 2023, abgerufen am 24. Juli 2023.
  4. Sofia Mönter Jaime: So startet Wernigerode aus der coronabedingten Tourismus-Pause. In: Volksstimme. Abgerufen am 28. Mai 2021.
  5. HSB: Wir über uns
  6. Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 8. Juli 1916, Nr. 34. Nachrichten, S. 224.
  7. 30 Jahre „Harz-Kamel“ Die Baureihe 199.8 der DR. Abgerufen am 29. Januar 2022.
  8. Ingo Kugenbuch: Selketalbahn: Lückenschluss in Rekordzeit. Abgerufen am 10. Februar 2022.
  9. Webseiten für Dampf-Soundfreaks - Lokomotiven der Harzer Schmalspurbahnen. Abgerufen am 9. Februar 2022.
  10. SWR-Eisenbahnromantik: Von Bergköniginnen und Harzkamelen. Abgerufen am 6. Februar 2022.
  11. 30 Jahre „Harz-Kamel“ Die Baureihe 199.8 der DR. Abgerufen am 29. Januar 2022.
  12. Aus für Pläne zur West-Erweiterung der Brockenbahn nach Braunlage (Memento vom 13. März 2012 im Internet Archive), Goslarsche Zeitung vom 29. April 2009
  13. Harzer Schmalspurbahnen schauen auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurück. Abgerufen am 27. Februar 2018.
  14. Dietrich E. König, Michael Manthey: Faust, die Rockoper auf dem Brocken. (PDF) In: Harzer Schmalspurbahnen (2006). Abgerufen am 21. Oktober 2022.
  15. Erfolgsgeschichte wird in 2018 fortgesetzt. (PDF) In: nnz-online. Abgerufen am 29. Oktober 2017.
  16. Nach Waldbrand: Künftig weniger Dampfloks auf dem Brocken. MDR, 16. August 2022, abgerufen am 19. August 2022.
  17. Fährt die Harzer Schmalspurbahn bald bis in den Westharz? In: Braunschweiger Zeitung, 6. September 2023, abgerufen am 7. September 2023.
  18. Brockenbahn soll vom Osten in den Westen dampfen auf Bild.de 2. September 2023, abgerufen am 8. September 2023.
  19. Bahnübergang in Drei Annen Hohne wird ab sofort mit Posten gesichert. Harzer Schmalspurbahnen GmbH, 1. März 2018, abgerufen am 30. November 2018.
  20. https://www.hsb-wr.de/Erlebnisse/Abenteuer-Dampflok/Werkstattfuehrungen. Abgerufen am 14. Juni 2023.
  21. Harz: Schmalspurbahnen öffnen neue Dampflokwerkstatt für Besucher auf harzkurier.de 14. Juni 2023, abgerufen am 15. Juni 2023.
  22. Harzer Schmalspurbahnen eröffnen neue Dampflokwerkstatt auf MDR.de 17. Juni 2022, abgerufen am 21. Juni 2022.
  23. Finanzstaatssekretär Koschyk stellt Sonderbriefmarke „125 Jahre Schmalspurbahnen im Harz“ vor auf koschyk.de, abgerufen am 29. November 2021.
  24. Bei Facebook anmelden. Abgerufen am 24. September 2022.
  25. HSBforMSTS | Die virtuelle Harzer Schmalspurbahn. Abgerufen am 24. September 2022 (deutsch).
  26. HSB Simulator – Harzer Schmalspurbahn for Open Rails. Abgerufen am 24. September 2022 (deutsch).
  27. virtualRailroads - WaggonWerkstatt - Brockenbahn. Abgerufen am 22. Juli 2023.

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199 301 - Bahnhof Nordhausen Nord.jpg
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199 301 im Bahnhof Nordhausen Nord abgestellt.
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Lokeinsatzstelle Wernigerode
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Bahnhof Wernigerode der HSB mit Gasttriebwagen T 42 des DEV und T 102 der IHS anläßlich des Jubiläums 125 Jahre Schmalspurbahnen im Harz am 09.Juni 2012
187 013 Wernigerode Westerntor 08.06.12 (1).JPG
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Dieseltriebwagen 187 013 der HSB (ex Langeoog T 4 ex Juist T 4 ex KAE VT 2), Talbot 97520/1955, Achsfolge (1A)(A1) dm, Typ »Eifel II« im Bw Wernigerode Westerntor am 08. Juni 2012
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Triebwagen 187 001 ex DR VT 133 522 ex GHE T1 (Dessau 3046/1933 , A1 dm) als Sonderzug im Bahnhof Eisfelder Talmühle am 21.April 2012
Lok 99 222 im Bahnhof Wernigerode.jpg
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Lok_99_222 im_Bahnhof Wernigerode
99 5902 Eisfelder Talmühle 02.02.08.JPG
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Dampflokomotive 99 5902 (ex NWE 12 ex NWE 14) Jung 261/1897 B´Bn4vt mit Sonderzug im Bahnhof Eisfelder Talmühle 02. Februar 2008
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Diesellokomotive 199 011 der HSB (1991 umgespurt aus DR 100 639 ex DR Kö 4639) B dm im Bw Wernigerode Westerntor am 09.Juni 2012
Dampflokwerkstatt HSB Wernigerode 2023.jpg
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Dampflokwerkstatt der HSB in Wernigerode
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Dieseltriebwagen 187 015 der HSB DB AG Werk Wittenberge 1996 B’2’dh im Bahnhof Alexisbad am 10. Juni 2012
Triebwagen-Kreuzung in Eisfelder Talmühle.jpg
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Triebwagen-Kreuzung in Eisfelder Talmühle
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Einer der nur drei Zweikrafttriebwagen auf der Linie 10 vom Krankenhaus nach Ilfeld beim Kopfmachen auf dem Bahnhofsplatz. Das rechte Gleis der Wendeschleife kann wegen des Inselbahnsteiges nur von Wagen mit Türen auf beiden Seiten genutzt werden. Der Zug wird nach dem Umschalten auf Dieselbetrieb und Richtungswechsel in Richtung auf der HSB-Strecke nach Ilfeld weiterfahren.
Das verkleinerte Fenster im Mittelteil kennzeichnet die Seite mit dem Dieselgenerator.
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Siemens Combino Duo 187 203 (Tw 203 der SWN) Bo´Bo´ Siemens 2004 in Ilfeld am 23. April 2012
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Dieseltriebwagen 187 012 der HSB (ex Langeoog T 3 ex WEG T 35 ex MEG T 15) Fuchs 9107/1955 B´B`dh im Bw Wernigerode Westentor am 08.Juni 2012
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Rollwagen mit aufgerolltem Kesselwagen für den Wassertransport zur Brockenkuppe. Warum man das so umständlich macht, anstatt meterspurige Kesselwagen zu benutzen, weiß wohl auch die Leitung der HSB nicht. Die Wagen werden ohnehin nie abgerollt, es gibt in Wernigerode auch keine Rollwagenrampe mehr und meterspurige Kesselwagen hätten eine deutlich geringere Leermasse.
Karte Harzer Schmalspurbahnen.png
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Streckenkarte / Map of the Harzer Schmalspurbahnen. Blau: Harzquerbahn / Grün: Brockenbahn / Rot: Selketalbahn
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Lok 199 005 in Nordhausen (Achtung: Fehler im Dateinamen!)
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Dampflokomotive 99 5906 der HSB (ex DR 99 5906 ex NWE 41) Karlsruhe 2052/1918 B´Bn4vt in der Einsatzstelle Wernigerode am 09.Juni 2012
Dampfzug am Brocken in gefrorener Landschaft.jpg
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Dampfzug am Brocken in gefrorener Landschaft
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Triebwagen NWE T3 (187 025), MAN 1938, Bo’Bo’de, mit Überführungszug in Ilfeld 27.April 2012