Harun Doğan

Harun Doğan (* 1976 in Kahramanmaraş) ist ein ehemaliger türkischer Ringer. Er war 1999 Welt- und Europameister im freien Stil im Bantamgewicht.

Werdegang

Harun Doğan begann als Jugendlicher 1986 mit dem Ringen. Er gehörte dem Sportclub Halen Belediyesi Gebze an und wurde zunächst von Mohames Oruç und dann von Avni Tarhani, einem der besten türkischen Trainer, trainiert. Als Erwachsener startete der 1,65 Meter große Athlet immer im Bantamgewicht (bis 57 bzw. 58 kg Körpergewicht), wozu er vor jedem Wettkampf stets bis zu 7 kg abtrainieren musste. Er rang ausschließlich im freien Stil.

Auf der internationalen Ringermatte war er bereits im Juniorenalter sehr erfolgreich. 1990 wurde er in Szombathely Junioren-Europameister (Cadets = Altersklasse bis zum 16. Lebensjahr) in der Gewichtsklasse bis 43 kg KG und 1991 in Alma, Kanada, Junioren-Weltmeister (Cadets) in der Gewichtsklasse bis 47 kg KG. 1992 wurde er in Cali, Kolumbien, in der Gewichtsklasse bis 50 kg KG Vize-Weltmeister bei den Junioren (Juniors = Altersgruppe bis zum 18. Lebensjahr) und 1994 in Kourtane/Finnland im Bantamgewicht erneut Vize-Europameister bei den Junioren (Espoirs = Altersgruppe bis zum 20. Lebensjahr).

Bei den Senioren begann er im Jahre 1995 mit einem 5. Platz bei der Europameisterschaft im schweizerischen Fribourg. Bei der Weltmeisterschaft des gleichen Jahres in Atlanta steigerte er sich weiter und gewann dort im Bantamgewicht hinter Terry Brands aus den Vereinigten Staaten u. Guivi Sissaouri aus Kanada die WM-Bronzemedaille. Bei der Europameisterschaft im Jahre 1996 in Budapest verlor er nach vier Siegen im Finale gegen Serafim Barzakow aus Bulgarien und wurde damit Vize-Europameister. Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta verlor er in der 1. Runde gegen den Nordkoreaner Ri Yong Sam nach Punkten. Danach startete er eine Siegesserie und schlug Talata Embalo aus Guinea-Bissau, Michele Liuzzi aus Italien, Arif Abdullayev aus Aserbaidschan, Alexander Gusow aus Belarus und Šaban Trstena aus Makedonien. Wegen des damals gültigen Reglements konnte er trotz dieser Siege nur mehr um die olympische Bronzemedaille kämpfen. In diesem Kampf traf er kurioserweise wieder auf Ri Yong Sam und verlor wieder nach Punkten, womit für ihn nur der undankbare 4. Platz blieb.

Im Jahre 1997 erzielte Harun Doğan, bis auf den Sieg bei den Mittelmeer-Spielen in Bari, schwache Ergebnisse. Bei der Europameisterschaft dieses Jahres in Warschau verlor er gegen Musa Saidubataow aus der Ukraine und gegen Murad Umachanow aus Russland jeweils nach umstrittenen Kämpfen in der Verlängerung, womit er ausschied und nur den 15. Platz belegte. Bei der Weltmeisterschaft in Krasnojarsk erzielte er zwar zwei Siege, schied aber nach Niederlagen gegen Jung Jin-Hyuk aus Südkorea und Arif Abdullayew aus, und erreichte nur den 13. Platz.

Im Jahre 1998 ging es nach einem 8. Platz bei der Europameisterschaft in Bratislava, wo er in der 4. Runde überraschenderweise gegen den Rumänen Adrian Stratu verlor, wieder aufwärts. Bei den Goodwill-Games in New York erreichte er hinter Mohammad Talaee aus dem Iran schon den 2. Platz und den gleichen Platz belegte er auch bei der Weltmeisterschaft in Teheran, wo er mit Murad Umachanow aus Russland, Sanshiro Abe aus Japan, Murat Mambetow aus Kasachstan und Guivi Sissaouri zunächst vier Weltklasse-Athleten besiegte, ehe er im Finale auf Alireza Dabir aus dem Iran traf. In einem ausgeglichenen Gefecht stand es nach Ende der Verlängerung nach techn. Punkten 2:2, so dass das Kampfgericht entscheiden musste, das dem Einheimischen Dabir den Sieg schenkte. Harun Doğan wurde aber immerhin Vize-Weltmeister.

1999 war dann das erfolgreichste Jahr von Harun Doğan. Er wurde zunächst in Minsk mit vier Siegen Europameister im Bantamgewicht. Er besiegte dabei im Halbfinale Otar Tuschischwili aus Georgien und im Finale Michele Liuzzi aus Italien. Auch bei der Weltmeisterschaft dieses Jahres in Ankara triumphierte er und gewann mit sechs Siegen in überlegenem Stil den Weltmeistertitel. Im Finale schlug er dabei Alireza Dabir, seinen Bezwinger von 1998, überlegen nach Punkten.

Im Jahre 2000 konzentrierte er sich ganz auf die Olympischen Spiele in Sydney. Ihm gelangen dort zunächst Siege über Octavian Cuciuc aus Rumänien und Damir Sachartinow aus Usbekistan. Dabei verletzte er sich aber und konnte zu seinem nächsten Kampf gegen Murad Ramasanow aus Russland nicht mehr antreten. Er schied dadurch aus und kam nur auf den 15. Platz. Noch schlechter erging es ihm bei der Weltmeisterschaft 2001 in Sofia, denn dort unterlag er gegen Əbil İbrahimov aus Aserbaidschan und Hiroki Sekikawa aus Japan und landete auf dem 30. Platz.

Danach verstrickte sich Harun Doğan in eine Dopingaffäre und war von 2002 bis 2004 gesperrt. Kurz vor den Olympischen Spielen 2004 in Athen war er wieder startberechtigt und ging dort in der Bantamgewichtsklasse (seit 2002 bis 55 kg KG) an den Start. Er konnte in Athen aber die lange Pause im internationalen Wettkampfgeschehen nicht kompensieren, schied frühzeitig aus und erreichte nur den 20. Platz. Danach trat er vom internationalen Wettkampfsport zurück.

Bei den türkischen Meisterschaften 2005 wurde er erneut des Dopings überführt. Der Nachweis von Methenolon und Ephedrin führte zu einer lebenslangen Sperre.

Internationale Erfolge

JahrPlatzVeranstaltungGewichtsklasse
19901.Junioren-EM (Cadets) in Szombathelybis 43 kg KGvor Abbas Haj Kenari, Iran u. Hassan Aschabow, UdSSR
19911.Junioren-WM (Cadets) in Alma/Kanadabis 47 kg KGvor Stephen Higgins, USA u. Anil Kumar, Indien
19922.Junioren-WM (Juniors) in Cali/Kolumbienbis 50 kg KGhinter Chan Yul Chou, Südkorea u. vor Marjinder Singh, Indien u. Kurbanali Batirow, Russland
19942.Junioren-EM (Espoirs) in Kourtane/FinnlandBantamhinter Aram Margarjan, Armenien u. vor Leonid Tschutschunow, Russland
19943."Yasar-Dogu"-Memorial in IstanbulBantamhinter Ismail Zurnacci, Türkei u. Aslambek Fidarow, Ukraine
19951."Yasar-Dogu"-Memorial in AnkaraBantamvor Ismail Zurnacci u. Alambek Fidarow
19951.Grosser Preis von Deutschland in LeipzigBantamvor Ismail Zurnacci u. Metin Topaktas, bde. Türkei, Juri Senjuk, Russland u. Wanu Kuschitaschwili, Deutschland
19955.EM in Fribourg/SchweizBantamhinter Aslambek Fidarow, Serafim Barzakow, Bulgarien, Arif Abdullayev, Aserbaidschan u. Anuchawan Sahakjan, Armenien
19953.WM in AtlantaBantamhinter Terry Brands, USA u. Guivi Sissaouri, Kanada, vor Tserenbaataryn Tsogtbajar, Mongolei u. Aslambek Fidarow
19961."Yasar-Dogu"-Memorial in AnkaraBantamvor Tserenbaataryn Tsogtbajar u. Artur Fidarow, Kasachstan
19962.EM in BudapestBantamhinter Serafim Barzakow, vor Arif Abdullayew, Bogdan Ciufulescu, Rumänien u. Schamil Daibegow, Russland
19964.OS in AtlantaBantammit einer Niederlage gegen Ri Yong Sam, Nordkorea, Siegen über Talata Embale, Guinea-Bissau, Michele Liuzzi, Italien, Arif Abdullayew, Alexander Gusow, Belarus u. Šaban Trstena, Makedonien u. einer weiteren Niederlage gegen Ri Yong Sam
19971."Yasar-Dogu"-Memorial in AnkaraBantamvor Ismail Zurnacci u. Fikret Aker, bde. Türkei, Tadeusz Kowalski u. Serif Kama, Türkei
199715.EM in WarschauBantamnach Niederlagen gegen Musa Saidubaratow, Ukraine u. Murad Umachanow, Russland
19971.Mittelmeer-Spiele in BariBantamvor Konstantin Kessanidis, Griechenland u. Mohamed Amine Benhammadi, Algerien
199713.WM in KrasnojarskBantammit Siegen über Ruslan Madschinow, Kirgisistan u. Michail Tschernow, Ukraine u. Niederlagen gegen Jung Jin-Hyuk, Südkorea u. Arif Abdullayew
19981."Yasar-Dogu"-Memorial in AnkaraBantamvor Oyunbek, Mongolei u. Mohamed Ali Ganjabi, Iran
19988.EM in BratislavaBantamnach Niederlage gegen Alexander Gusow, Siegen über Besik Aslanaschwili, Griechenland u. Tadeusz Kowalski, Polen u. einer Niederlage gegen Adrian Stratu, Rumänien
19982.Goodwill-Games in New YorkBantamhinter Mohammad Talaee u. vor Anthony Purler, USA u. Hassan Dschamatow, Russland
19982.WM in TeheranBantammit Siegen über Murad Umachanow, Russland, Sanshiro Abe, Japan, Murat Mambetow, Kasachstan u. Guivi Sissaouri u. einer Niederlage gegen Alireza Dabir, Iran
19991."Yasar-Dogu"-Memorial in AnkaraBantamvor Otar Tuschischwili, Georgien, Matwei Matweijew, Russland u. Aurel Cimporeanu, Rumänien
19991.EM in MinskBantammit Siegen über Gordan Nikolow, Makedonien, Zsolt Markus, Ungarn, Otar Tuschischwili, Georgien u. Michele Liuzzi, Italien
19991.WM in AnkaraBantammit Siegen über Octavian Cuciuc, Republik Moldau, Tadeusz Kowalski, Asset Mambetow, Kasachstan, Eric S. Guerrero, USA, Martin Berberjan, Armenien u. Alireza Dabir
20001."Yasar-Dogu"-Memorial in AnkaraBantamvor Petru Toarcă, Rumänien u. Alexander Kaliwanow, Russland
200015.OS in SydneyBantammit Sieg über Octavian Cuciuc, Niederlage gegen Damir Sachartinow, Usbekistan u. kampfloser Niederlage gegen Murad Ramasanow, Russland
200130.WM in SofiaBantamnach Niederlagen gegen Əbil İbrahimov, Aserbaidschan u. Hiroki Sekikawe, Japan
200420.OS in AthenBantamnach Niederlagen gegen Martin Berberjan u. Amiran Kartanow, Griechenland u. einer kampflosen Niederlage gegen O Song Nam, Nordkorea

Anm.: OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft. Alle Wettbewerbe im freien Stil. Bantamgewicht bis 1996 bis 57 kg, von 1998 bis 2001 bis 58 kg und ab 2002 bis 55 kg Körpergewicht

Quellen

  • Datenbank des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaften der Universität Leipzig,
  • Fachzeitschrift Der Ringer,
  • Website "www.sports-reference.com"

Weblinks