Hartwährung

Hartwährung (auch harte oder starke Währung; englisch hard currency) ist eine Währung, die vollständig konvertierbar ist, als besonders stabil gilt und jederzeit am Devisenmarkt auf eine große Marktbreite trifft. Gegensatz ist die Weichwährung.

Allgemeines

Entsprechend ist das Hartwährungsland ein Staat, dessen Währung international als Hartwährung gilt.[1] Hartwährungsländer sind bevorzugte Anlageländer. Ihre Wirtschaftspolitik zeichnet sich durch das Bemühen um Geldwertstabilität aus.[1] Hartwährungen sind beliebt bei Denominierungen in Verträgen oder bei Effekten. Typische Hartwährungen waren im Jahr 2015 etwa US-Dollar, Euro, Schweizer Franken oder Yen.[2] Bis zur Einführung des Euro im Januar 1999 als Buchgeld galt international auch die Deutsche Mark als Hartwährung.

Weichwährung

Als Weichwährung (englisch soft currency) gilt umgekehrt eine Währung, die nur beschränkt oder gar nicht konvertierbar ist, eine hohe Volatilität aufweist und auf dem Devisenmarkt auf eine deutliche Marktenge trifft. Sie unterliegt insbesondere durch hohe Inflation (Hyperinflation)[3] und politische Unsicherheiten (etwa häufige Regierungswechsel) einem langfristigen Abwertungsrisiko. Weichwährungsländer sind vor allem Entwicklungsländer und Schwellenländer, nach 2022 auch Japan.[4][5][6][7] Währungen aus Weichwährungsländern dürfen nicht in Wechselstuben umgetauscht werden.[8]

Wirtschaftliche Aspekte

Hartwährungen sind stets Leitwährungen, die in der Weltwirtschaft und im internationalen Zahlungsverkehr über Währungsräume hinweg in bedeutendem Umfang als Transaktions-, Denominierungs- und Reservewährung genutzt werden, obwohl eine Zahlung in der Inlandswährung möglich wäre. Besonders potenzielle Gläubiger von Weichwährungen wählen für ihre Forderungen Hartwährungen aus, weil sie ansonsten mit einem Abwertungstrend der Weichwährung und deshalb – ohne Sicherungsgeschäft – mit Kursverlusten rechnen müssen. Wird trotzdem in Weichwährungen fakturiert, sind wegen der erforderlichen Sicherungsgeschäfte höhere Transaktionskosten die Folge. Weichwährungen sind Teil des Länderrisikos und unterliegen langfristig auch einem Transferstopprisiko oder Moratoriumsrisiko. Deshalb sind die Schulden von Entwicklungsländern zu einem großen Teil in Hartwährungen denominiert.[9] Bei Vertragsverhandlungen und in Anleihebedingungen entscheidet die Verhandlungsmacht darüber, dass eine Hartwährung ausgewählt wird.

Die überwiegende Fakturierung des Erdöls in US-Dollar (Petrodollars) verursacht Verbindlichkeiten der US-Notenbank gegenüber den OPEC-Staaten in enormem Umfang, weil diesen Dollar-Devisen zufließen, was politisch den USA nicht immer genehm ist.[10] Diese Fakturierung geschieht, ohne dass die betroffene US-Notenbank dies beeinflussen kann. Daraus kann verallgemeinernd abgeleitet werden, dass alle Staaten mit Hart- und Leitwährungen die gewählten Denominierungen nicht beeinflussen können, diese sich aber trotzdem auf deren Devisenbilanz auswirken, sobald ein Zahlungsstrom ausgelöst wird. Denominierungen führen dazu, dass sich das Buchgeld (Devisen) durch Geldschöpfung in der ausgewählten Hartwährung erhöht, ohne dass das Hartwährungsland an der zugrunde liegenden Transaktion beteiligt ist.

Härte einer Währung und Währungsdeckung

Ein Zusammenhang mit einer Währungsdeckung (z. B. Währungsreserven oder Goldstandard) besteht nicht. Auch gedeckte Währungen können der Inflation unterliegen (siehe Preisrevolution) und müssen nicht zwingend Hartwährungen sein. Allerdings gelten ein Wechselkursarrangement, ein Wechselkurssystem oder ein Currency Board traditionell als ein geeignetes Instrument, die Stabilität des Außenwertes einer Währung zu verbessern.

Der Euro stellt eine Hartwährung dar. Für seine Vorgängerwährungen galt dies nicht einheitlich. Während die Deutsche Mark und der österreichische Schilling nach dem Zweiten Weltkrieg als Hartwährungen galten, waren Italienische Lira oder Spanische Peseta während langer Phasen Weichwährungen, die einer Abwertung gegenüber der D-Mark unterlagen. Zu den härtesten Währungen gehören historisch betrachtet auch der Schweizer Franken und der Japanische Yen. Währungen wie der US-Dollar und der Französische Franc liegen etwa im Mittelfeld, wenn man die Zeit seit etwa 1960 betrachtet.

Wechselkursentwicklung über 60 Jahre gegenüber der Deutschen Mark (ab 1999: Euro)[11]
Währung1 DEM =
24. Apr. 1964
1 DEM =
24. Apr. 2024
Veränderung
Schweizer Franken1,090,50−54,06 %
Japanischer Yen90,6084,70−6,52 %
Österreichischer Schilling6,507,04+8,19 %
Niederländischer Gulden0,911,13+24,04 %
Belgischer Franken12,5320,63+64,65 %
Dänische Krone1,743,81+119,69 %
Norwegische Krone1,805,97+231,74 %
Maltesische Lira0,090,22+144,20 %
Französischer Franc1,233,35+171,96 %
Kanadischer Dollar0,270,75+174,74 %
US-Dollar0,250,55+117,42 %
Zypern-Pfund0,090,30+232,92 %
Schwedische Krone1,295,92+357,65 %
Australischer Dollar0,220,84+275,33 %
Finnische Mark0,813,04+277,46 %
Irisches Pfund0,090,40+347,99 %
Britisches Pfund0,090,44+388,90 %
Spanische Peseta15,0685,07+464,96 %
Italienische Lira157,30990,00+529,44 %
Portugiesischer Escudo7,21102,50+1.321,43 %
Griechische Drachme7,55174,22+2.207,46 %
Türkische Lira (alt)2,3017.815.904,10+786.532.476,26 %

Bezieht man die Zeit zwischen 1914 und 1950 mit ein, verloren viele spätere Hartwährungen wie die deutsche und die österreichische, aber auch die französische und die japanische ihren Wert total (in Deutschland etwa 1924 und noch einmal 1948), während andere Währungen mit einem stetigen Wertverlust, jedoch ohne galoppierende Inflation konfrontiert waren. So wurden die Kosten des Zweiten Weltkriegs in Frankreich auf einen Schlag in der direkten Nachkriegszeit „weginflationiert“, gefolgt von einer Phase der relativen Währungsstabilität, während in Großbritannien dieser Prozess gestreckt über mehrere Jahrzehnte erhöhter Inflationsraten erfolgte. Auf letzteres können sich Besitzer von Vermögen in der Regel besser einstellen, sodass die Guthaben weniger betroffen sind als bei einer abrupten Entwertung. Als einzige Währung mit einer über 100-jährigen Stabilität sticht der Schweizer Franken heraus, sowie – mit deutlichem Abstand – der US-Dollar (für einen US-Dollar mussten vor dem Ersten Weltkrieg etwa 5,20 Schweizer Franken gezahlt werden, während es 2016 nur noch 1 Franken ist).

Gemessen an den weltweiten Devisenreserven weisen die wichtigsten Reservewährungen folgende Anteile auf (4. Quartal des Jahres):[12]

WährungAnteil in %
2002
Anteil in %
2007
Anteil in %
2012
Anteil in %
2019
USD66,564,161,260,9
EUR24,226,325,020,6
JPY4,52,94,05,7
GBP2,94,74,04,6
CHF0,40,20,30,2

Der Anteil des US-Dollars an den weltweiten Reservewährungen ist stetig zu Gunsten des Euro gesunken. Dessen Anteil erhöhte sich kontinuierlich, musste lediglich nach der Finanzkrise ab 2007 und nach der Eurokrise ab 2010 Rückschläge hinnehmen. Während dieser Zeit konnten das Pfund und der Yen ihre Anteile erhöhen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Wolfgang Grill, Ludwig Gramlich, Roland Eller (Hrsg.): Gabler Bank Lexikon. Band 1: A – K. 11. Auflage. Gabler, Wiesbaden 1995, ISBN 3-409-46104-3, S. 820. (books.google.de)
  2. Gerd Kommer: Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs. Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen. Campus, Frankfurt am Main/New York 2015, ISBN 978-3-593-50454-4, S. 245. (books.google.de)
  3. Wolfgang Grill, Ludwig Gramlich, Roland Eller (Hrsg.): Gabler Bank Lexikon. Band 2: L – Z. 11. Auflage. Gabler, Wiesbaden 1995, ISBN 3-409-46106-X, S. 1671.
  4. Yen's decline will inevitably affect confidence in Japan's economy. In: Nikkei Asia. Abgerufen am 24. April 2024 (englisch).
  5. Nick Cawley: Japanese Yen Forecast: USD/JPY and GBP/JPY Technical Analysis and Potential Set-Ups. In: DailyFX. 17. April 2024, abgerufen am 24. April 2024 (englisch).
  6. 日本円が「ジャンク通貨」に? ロシアや新興国通貨よりも価値下落:朝日新聞デジタル. In: 朝日新聞デジタル. 2. September 2022, abgerufen am 15. November 2023 (japanisch).
  7. 「円弱」時代の処方箋 国内生産・インバウンド・外貨投資に活路 編集委員 小栗太. In: 日本経済新聞. 24. März 2024, abgerufen am 24. April 2024 (japanisch).
  8. 円安で日本円は“ジャンク通貨”になった 海外両替所に日本円の表示がないことも. 25. August 2022, abgerufen am 24. April 2024 (japanisch).
  9. Georg Schlichting: Das Verschuldungsproblem der Dritten Welt. Lösungsmöglichkeiten und Ansätze zur Vermeidung zukünftiger Schuldenkrisen. Centaurus-Verl.-Ges., Pfaffenweiler 1997, ISBN 3-8255-0142-6, S. 257. (books.google.de)
  10. Stefanie Brich (Hrsg.): Kompakt-Lexikon Wirtschaftstheorie. 1.800 Begriffe nachschlagen, verstehen, anwenden. Springer Gabler, Wiesbaden 2013, S. 304. (books.google.de)
  11. Wechselkursdatenbank bei fxtop.com
  12. IWF, World Curreny Composition of Official Foreign Exchange Reserves. In: Shares of Allocated Reserves. 2020.