Hartit

Hartit
Hartite - Mineralogisches Museum Bonn1.jpg
Hartit aus Oberhart bei Gloggnitz, Österreich
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

Josen

Chemische FormelC20H34[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Organische Verbindungen
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
10.BA.10 (8. Auflage: II/B.15)
50.03.02.02
Kristallographische Daten
Kristallsystemtriklin
Kristallklasse; Symboltriklin-pedial; 1[2]
Raumgruppe (Nr.)P1[1] (Nr. 1)
Gitterparametera = 11,41 Å; b = 20,95 Å; c = 7,41 Å
α = 93,9°; β = 100,7°; γ = 80,5°[1]
FormeleinheitenZ = 4[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte1
Dichte (g/cm3)gemessen: 1,036 bis 1,06; berechnet: 1,064[3]
Spaltbarkeitgut
Bruch; Tenazitätmuschelig
Farbefarblos, weiß, grau, gelblichgrau
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchscheinend
GlanzWachsglanz, Glasglanz auf Bruch- und Perlglanz auf Spaltflächen
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,546
nβ = 1,555
nγ = 1,587[4]
Doppelbrechungδ = 0,041[4]
Optischer Charakterzweiachsig positiv
Achsenwinkel2V = 57° (gemessen)[4]

Hartit (auch Josen[5]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Organischen Verbindungen. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der Summenformel C20H34[1] und gehört damit chemisch gesehen zu den Kohlenwasserstoffen.

Hartit entwickelt meist schalige, blättrige oder massige Aggregate mit wachsartigem Glanz auf den Oberflächen. Auf frischen Bruchflächen geht dieser in Glasglanz und auf Spaltflächen in Perlglanz über.[6] In reiner Form ist er farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine graue bis gelblichgraue Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Mit einer Mohshärte von 1 ist Hartit ebenso weich wie das Referenzmineral Talk und lässt sich leicht mit dem Fingernagel ritzen. Seine Dichte schwankt je nach Reinheit des Minerals zwischen 1,036 und 1,06 g/cm³ und liegt damit nur wenig über der von Wasser (1 g/cm³).

Etymologie und Geschichte

Entdeckt und beschrieben wurde das Mineral 1841 durch Wilhelm Ritter von Haidinger, der zusammen mit dem Grafen von Breuner eine Exkursion in die Braunkohlegrube bei Oberhart nahe Gloggnitz in Niederösterreich unternahm. Dort fand er mehrere Proben eines dem Scheererit (fossiles Harz)[7] ähnlichen Materials, das aber im Gegensatz zu diesem keine ausgeprägten Kristalle, sondern eher walratähnliche Massen bildet und einen höheren Schmelzpunkt hat. Scheererit schmilzt bereits bei 46 °C, Hartit dagegen erst bei etwa 71 bis 71,5 °C[3] (nach Haidinger bei etwa 74 °). Den Namen Hartit wählte Haidinger in Anlehnung an dessen Typlokalität.

Das Typmaterial des Minerals wird im Krahuletz-Museum im niederösterreichischen Eggenburg aufbewahrt.[3]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte Hartit zur Abteilung der „Stickstofffreien Kohlenwasserstoffe“, wo er zusammen mit Dinit, Fichtelit, Flagstaffit, Karpathit, Kratochvílit, Hoelit, Idrialin, Ravatit, Refikit und Simonellit die unbenannte Gruppe IX/B.02 bildete.

Im Zuge der Neuordnung der Strunz'schen Mineralsystematik erhielt diese Abteilung in der seit 2001 gültigen und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage den allgemeinen Namen Kohlenwasserstoffe und das Mineral wurde der noch namenlosen Unterabteilung BA zugeordnet, wo es als einziges Mitglied die ebenfalls unbenannte Gruppe 10.BA.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hartit in die Unterabteilung der „Salze organischer Säuren (Kohlenwasserstoffe)“ ein, wo er zusammen mit Ravatit in der nach diesem Mineral benannten „Ravatitgruppe“ mit der System-Nr. 50.03.02 zu finden ist.

Bildung und Fundorte

Hartit bildet sich durch Auslaugung der Lignitschichten in Braunkohle-Lagerstätten mit organischen Lösungsmitteln und findet sich entsprechend als Spalt- oder Rissfüllung ebendieser oder angrenzender Schichten. Als Begleitminerale treten unter anderem Siderit und Limonit auf.[3]

Weltweit konnte Hartit bisher (Stand: 2012) an weniger als zehn Fundorten nachgewiesen werden.[8] Neben der Braunkohlegrube bei Oberhart in Niederösterreich fand sich das Mineral in Österreich noch bei Göriach und Oberdorf nahe Köflach in der Steiermark.

Weitere Fundorte sind die „Castelnuovo Mine“ bei Santa Barbara in der Gemeinde Cavriglia, I Gulfi in der Gemeinde Chianni und Terni in Italien; Bílina in Tschechien sowie Edelény in Ungarn.[4]

Kristallstruktur

Hartit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1)Vorlage:Raumgruppe/1 mit den Gitterparametern a = 11,41 Å, b = 20,95 Å, c = 7,41 Å, α = 93,9° β = 100,7° und γ = 80,5° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Die Kristallstruktur von Hartit besteht aus vier unabhängigen Molekülen unterschiedlicher Konfigurationen, jedoch mit jeweils drei Kohlenstoff-Ringen in „stuhlförmiger“ Gestalt und einem Ring in Gestalt eines „Briefumschlags“.[1]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Hartite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 722.
  2. Webmineral - Hartite (englisch)
  3. a b c d John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Hartite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 64,3 kB)
  4. a b c d Mindat - Hartite (englisch)
  5. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 799 (Erstausgabe: 1891).
  6. G. A. Kenngott: Ueber den Piauzit von Tüffer und den Hartit von Rosenthal in Steiermark, in: Jahrb. Geol. VIL 1856, S. 91–95 (PDF 311 kB)
  7. zeno.org - Scheererit
  8. Mindat - Anzahl der Fundorte für Hartit

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Hartit
Fundort: Oberhart bei Gloggnitz, Österreich
Ausgestellt im Mineralogischen Museum der Universität Bonn (Nr. 1512)