Hans von Storch

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Hans von Storch (2019)
Gespräch von Holger Klein mit von Storch über seine Forschung[1]

Hans von Storch (* 13. August 1949 in Wyk auf Föhr) ist ein deutscher Klimaforscher und Meteorologe. Er war bis 2015 Professor am Institut für Meteorologie der Universität Hamburg und Leiter des „Instituts für Küstenforschung“ am Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung in Geesthacht.

Akademischer Werdegang

Storch studierte Mathematik, Physik und Dänisch an der Universität Hamburg.[2] 1976 erhielt er sein Diplom in Mathematik, im Jahr 1979 folgte eine Promotion in Meteorologie mit der Dissertation „Numerische Filter zur Dämpfung meteorologischen Lärms in hemisphärischen Modellen“.[3][4][2] 1985 habilitierte er sich.[4] Von 1980 bis 1985 arbeitete er am Institut für Meteorologie der Universität Hamburg und zwischen 1986 und 1995 war er Leiter der Gruppe „Statistical Analysis and Modelling“ am Max-Planck-Institut für Meteorologie.[4] Seit 1996 ist er Professor am Institut für Meteorologie der Universität Hamburg und Direktor des „Instituts für Küstenforschung“ des Helmholtz-Zentrums Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung in Geesthacht.[4][2] 2008 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Göteborg.[2] Er ist auswärtiges Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Position zur globalen Klimaerwärmung

Von Storch hat keinen Zweifel daran, dass es einen hauptsächlich durch Menschen verursachten Klimawandel gibt.[5] Er äußerte 2014, seiner Ansicht nach fehle es der Klimaforschung mitunter an Nachhaltigkeit. Wissenschaftler und wissenschaftliche Institutionen sollten Wissen schaffen. Wenn sie stattdessen mit vereinfachten und dramatisierenden Äußerungen – ähnlich Interessenverbänden – versuchten, eine politische Agenda im Namen des Guten durchzusetzen, würden sie den längerfristigen Erfolg ihrer Arbeit gefährden. Wer etwa Kohlekraftwerke als Todesfabriken bezeichne, riskiere beim Klimawandel einen ähnlichen Glaubwürdigkeitsverlust, wie dieser beim sogenannten Waldsterben nach 1990 stattgefunden habe. Overselling führe zu unmöglichen Zielvorgaben in der Politik, verringere die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und riskiere Glaubwürdigkeitsverluste der Wissenschaftler durch übertriebene oder nicht zutreffende Voraussagen. Von Storch betonte im Jahre 2009 (ähnlich wie Roger A. Pielke senior und Roger A. Pielke junior) die Wichtigkeit von regionalen Risikoabschätzungen gegenüber globalen Ansätzen.[6] Er äußerte die Befürchtung, durch den „Hype der Klima-Angst“ könnte das Thema künftig nicht mehr als solches ernst genommen werden, sondern für eine allgegenwärtige Regulierung fast aller Lebensbereiche instrumentalisiert werden.[7]

Nach dem Hackerzwischenfall am Klimaforschungszentrum der University of East Anglia 2009 kritisierte er unter anderem den Blog Realclimate als „Sprachrohr des Kartells, das das Hockeyschläger-Diagramm vertritt“, und „modernes Zentralorgan“. Er selbst führte einen Blog namens „Die Klimazwiebel“.[8]

Am 25. Februar 2013 erschien das Buch Die Klimafalle: Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung, das Hans von Storch zusammen mit dem Ethnologen Werner Krauß geschrieben hatte. Das Buch wurde von mehreren Zeitungen besprochen, unter anderem von der Neuen Zürcher Zeitung,[9] der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Badischen Zeitung. Ulf von Rauchhaupt schrieb in seiner Rezension für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, das Buch sei „keine Erbauungslektüre für ‚Klimaskeptiker‘“.[10] Für die Badische Zeitung schrieb Andreas Frey über das Buch:

„Einer der Hauptvorwürfe der beiden lautet: Viele Klimawissenschaftler seien zu alarmistisch. Sie würden uns einzig den Schrecken der Erderwärmung vor Augen führen, Katastrophenszenarien zeichnen, die Apokalypse beschwören, überhöhen und dramatisieren. ‚Die Kommunikationsstrategie der vergangenen zwei Jahrzehnte bestand im Wesentlichen darin, die möglichen dramatischen Folgen des menschengemachten Klimawandels zu beschreiben‘, sagt Hans von Storch.“[11]

Von Storch äußerte im November 2019, die Bewegung Fridays for Future stelle nur Forderungen, ohne über die Komplexität von deren Umsetzung nachzudenken. Er betonte die Notwendigkeit globaler Anstrengungen zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels. Als wirksamste Methode erachtet er dabei die Entwicklung klimaneutraler und wirtschaftlich günstiger Technik. Den möglichen Beitrag des Einzelnen hält von Storch hingegen für begrenzt. Über symbolische Akte hinaus sei die „beste Anstrengung, die eine deutsche Familie zum Schutz des Klimas machen kann, […] ihre Kinder zu überreden, Ingenieure zu werden.“[12]

Er kritisierte das klimapolitische Programm der AfD und bezeichnete es als „pure Ideologie“. Die AfD zeige eine „erschreckend ahnungslose Haltung“, wenn sie die Klimawissenschaft für falsch erkläre, um die eigene Politik zu begründen.[13]

Donaldismus

Von Storch war von 1976 bis 1985 Herausgeber der Zeitschrift „Der Hamburger Donaldist“ und 1977 Mitbegründer von D.O.N.A.L.D. (Deutsche Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus), die sich mit der Erforschung des (fiktiven) Lebens in Entenhausen beschäftigt. Er ist Ehrenmitglied der Vereinigung. In früheren Jahren beschäftigte er sich auch mit dem Aufbau eines „Duck-Museums“.

Privates

Hans von Storch entstammt dem vormals im Landkreis Rostock begüterten Adelsgeschlecht von Storch. Er war von 1972 bis 1990 mit Angelika Pfaff verheiratet, mit der er zwei Söhne hat. Seit 1990 ist er mit der Meteorologin Jin-Song von Storch verheiratet.

Beatrix von Storch (AfD) hat 2010 durch Heirat mit seinem Neffen Sven von Storch in die Familie eingeheiratet.[14]

Hans von Storch ist Mitglied der SPD.[15]

Auszeichnungen

Literatur

  • Hans von Storch: Klimaforschung: Zwischen fachlicher Beschränkung und politischer Herausforderung. In: Skeptiker. Nr. 3, 2022, ISSN 0936-9244, S. 107.
  • Eckart Sackmann: Interview mit Hans von Storch. In: Klaus Strzyz und Andreas C. Knigge: Disney von innen. Gespräche über das Imperium der Maus. (Mit einem Vorwort von Carl Barks). Ullstein, Frankfurt am Main und Berlin 1988, ISBN 3-548-36551-5.
  • Hans von Storch und Werner Krauß: Die Klimafalle: Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung. Hanser Verlag, München 2013, ISBN 978-3-446-43507-0.

Weblinks

Commons: Hans von Storch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Resonator-Podcast der Helmholtz-Gemeinschaft: Küstenforscher Hans von Storch (Folge 19, 15. November 2013)
  2. a b c d Europäische Akademie Bad Neuenahr-Ahrweiler: Professor Hans von Storch: Klimaforschung und Klimapolitik, vom 29. April 2010, abgerufen am 21. Dezember 2013
  3. Deutsche Nationalbibliothek: Numerische Filter zur Dämpfung meteorologischen Lärms in hemisphärischen Modellen / von Hans von Storch, abgerufen am 21. Dezember 2013
  4. a b c d Centre for Globalisation and Governance (CGG): Curriculum Vitae: Prof. Dr. Hans von Storch (Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive), abgerufen am 21. Dezember 2013
  5. Ina Matthes: Interview mit Hans von Storch: "Ich habe keine Angst vor dem Klimawandel". In: Märkische Oderzeitung. 31. März 2014, archiviert vom Original;.
  6. Hans von Storch: The Sustainability of Climate Science, Gastbeitrag auf dem Blog von Roger A. Pielke jr., 5. Dezember 2009, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  7. Hans von Storch: Klimawandel-Essay: Am Ende des Alarmismus, Spiegel Online, 22. März 2009, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  8. dpa-Meldung: Skeptiker contra Alarmisten - Klima-Kampf im Netz, Focus, 8. Dezember 2009, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  9. Sven Titz: Zwei Forscher beklagen die Politisierung der Klimaforschung, NZZ, 25. Februar 2013, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  10. Ulf von Rauchhaupt: Wissenschaft ist nicht Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, FAZ, 6. März 2013, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  11. Andreas Frey: Sind wir noch zu retten?, Badische Zeitung, 23. Februar 2013, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  12. Professor ernüchtert über Klima-Aktivisten: "Das sind naive, unreife Worthülsen". Focus Online, 2. November 2019, abgerufen am 16. November 2019.
  13. Axel Bojanowski, spiegel online: "Unsere Familie hat keine obrigkeitsstaatliche Tradition". Abgerufen am 5. Juli 2021.
  14. Von Storch vs. von Storch: "Unsere Familie hat keine obrigkeitsstaatliche Tradition". Auf: Spiegel Online, 13. April 2016. Abgerufen am 9. Juli 2016.
  15. FOCUS Online: „Will keinen Klimakanzler“: Umwelt-Experte sagt, was im Koalitionsvertrag stehen muss. Abgerufen am 29. Oktober 2021.
  16. Bundesverdienstkreuz für Prof. Dr. Hans von Storch auf cen.uni-hamburg.de, 27. September 2019
  17. Laudatio (PDF; 117 kB)

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Pressetermin nach der Sendung „Hart aber Fair“ am 2. Dezember 2019. Thema der Sendung: „Weckruf oder Panikmache: Braucht das Klima eine Öko-Revolution?“
Foto: Hans von Storch, Klimaforscher