Hans am Ende

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Hans am Ende

Hans am Ende (* 31. Dezember 1864 in Trier; † 9. Juli 1918 in Stettin) war ein deutscher Maler des Impressionismus und Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede.

Biografie

Familie, Ausbildung und Beruf

Hans am Ende verbrachte seine Kindheit in Trier, wo sein Vater Alwin als Divisionsprediger wirkte. 1872 zog die Familie nach Kirchscheidungen bei Naumburg (Saale), wo sein Vater die Pfarrstelle bis zu seinem Tod 1888 innehatte. Die Studienreife erwarb er in der Landesschule Pforta bei Bad Kösen. Anschließend studierte er bei Wilhelm von Diez an der Königlich Bayerischen Akademie der Bildenden Künste München. Hier traf er seinen Freund Fritz Mackensen, mit dem ihn eine gemeinsame Militärzeit verband. Danach studierte er an der Großherzoglich Badischen Kunstschule Karlsruhe bei Ferdinand Keller, bevor ihn Mackensen zum Umzug nach Worpswede bewegen konnte. Hans am Ende, wie auch Mackensen und seine Künstlerkollegen, wollten in der Abgeschiedenheit der Heide- und Moorlandschaft um Worpswede „… im Einklang mit der Natur leben und die bäuerliche Welt zum Gegenstand ihrer Malerei machen.“ Ihre Entscheidung stellte gleichzeitig einen Protest gegen den Akademienbetrieb des ausgehenden 19. Jahrhunderts wie auch gegen die Zivilisation der Großstädte dar.[1]

Worpswede

Der Buchenhof (1904)

1889 ließ er sich in Worpswede nieder und gehörte damit neben Fritz Mackensen, Fritz Overbeck und Otto Modersohn zu den Begründern der Künstlerkolonie Worpswede. 1894 schloss sich Heinrich Vogeler der Künstlerkolonie an. Hans am Ende baute sein Wohn- und Atelierhaus, den Buchenhof, neben Heinrich Vogelers Barkenhoff, in dem heute das Heinrich-Vogeler-Museum untergebracht ist. Hans am Ende heiratete später Magda Willatzen (1867–1945), die glückliche Ehe blieb jedoch kinderlos.[2]

1895 stellten die Künstler gemeinsam in der Bremer Kunsthalle aus. Mit einer im gleichen Jahr stattfindenden Ausstellung der Gruppe im Münchner Glaspalast wurden die Künstler in ganz Deutschland bekannt. „Vor allem Hans am Ende … gelangte zu einer Landschaftsmalerei, die mit ihrer hellen Farbpalette und atmosphärisch dichten Bildwirkungen in die Nähe impressionistischer Bildsprache gelangte.“[3]

Am Endes Landschaftsgemälde vermitteln das Bild einer heiteren, noch heilen Welt. Seine Porträts zeigen seine Fähigkeit, „… die innere Qualität seiner Modelle zu erfassen und hervorzuheben.“[4] Er stellte zahlreiche eigene Radierungen her, zum Teil in außergewöhnlich großem Format, und regte die Malerkollegen zum Radieren an.

Der Dichter Rainer Maria Rilke kam im Jahr 1900 nach Worpswede und freundete sich mit dem Künstlerkreis an. Für seine 1903 geplante Monografie Worpswede, die von dem Verlag Velhagen & Klasing betreut wurde, verfasste er Essays über Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende und Heinrich Vogeler. Carl Vinnen ließ sich zu einer Zusammenarbeit nicht bewegen.[5]

Letzte Jahre

Ausfahrt des ersten Lübecker Ersatzes
Hans am Ende (1916)

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich der Oberleutnant der Landwehr[6] als Kriegsfreiwilliger und rückte mit dem ersten Ersatz des Infanterie-Regiments „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162 ins Feld. Im Dezember 1914 wurde er zum Hauptmann befördert. Neben vielen Tuschskizzen entstanden an der Westfront drei Gemälde von der Erstürmung der „Gießler Höhe“ bei Angres vom 21. Februar 1916. Bei der Eroberung von Meesen[7] als Teil der Vierten Ypernschlacht wurde er am 10. April 1918 schwer verletzt. im Stettiner Lazarett wurde er mit dem Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern ausgezeichnet, bevor er verstarb.[8] Er wurde zwar in Bremen beigesetzt, jedoch wurde sein Grabstein nach 1945 auf den Worpsweder Friedhof transloziert und neben dem seiner Frau aufgestellt.

Von den ersten Worpsweder Malern ist über Hans am Ende am wenigsten bekannt. Die Kunsthalle Bremen besitzt einige Gemälde und eine Sammlung seiner Radierungen.

Ehrungen

  • Der Hans-am-Ende-Weg in Worpswede wurde nach ihm benannt.
  • Der Hans-am-Ende-Weg in Bremen-Oberneuland trägt seinen Namen.
  • Die Hans-Am-Ende-Straße in Osterholz-Scharmbeck wurde nach ihm benannt.

Literatur

  • Rainer Maria Rilke: Worpswede. Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende, Heinrich Vogeler. 10. Auflage, Insel, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-458-32711-0.
  • Donata Holz: Hans am Ende. Ein Worpsweder Maler. Verlag „Atelier im Bauernhaus“, Fischerhude 2005, ISBN 3-88132-077-6.
  • Sigrid Welte-Wortmann: Die ersten Maler in Worpswede. Worpsweder Verlag, Worpswede 1987, ISBN 3-922516-00-9.
  • Otto Dziobek: Geschichte des Infanterie-Regiments Lübeck (3. hanseatisches) Nr. 162. 1922.
  • Margarete Braun-Ronsdorf: Am Ende, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 246 (Digitalisat).
  • Peter Rabenstein: Hans am Ende und das Teufelsmoor. In: Heimat-Rundblick, Geschichte, Kultur, Natur. ISSN 2191-4257, Nr. 96, 1/2011 (Frühjahr 2011), Druckerpresse-Verlag, S. 24 f.
  • Gudrun Scabell: Worpsweder Künstlerhäuser. Leben am Weyerberg. Carl Schünemann Verlag, Bremen 2012, ISBN 978-3-7961-1005-4.
  • Hans am Ende. In: Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 5: Worpswede, Auguste Rodin. Insel-Verlag, Wiesbaden / Frankfurt am Main 1965, S. 101 ff. (zeno.org).
  • Gustav Pauli: Ende, Hans am. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 10: Dubolon–Erlwein. E. A. Seemann, Leipzig 1914, S. 511 (Textarchiv – Internet Archive).

Weblinks

Commons: Hans am Ende – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Fritz Nemitz in: Kindlers Malerei Lexikon. Zürich 1967, Band 6, S. 436.
  2. Biografie (Memento vom 15. Januar 2009 im Internet Archive) zur Ausstellung im Museum der Stadt Borna
  3. Stefan Lüddemann: Mit Kunst kommunizieren. Theorien, Strategien, Fallbeispiele. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15581-4, S. 78.
  4. Sigrid Welte-Wortmann: Die ersten Maler in Worpswede. S. 84.
  5. Hans Albrecht Koch: Rilke und Worpswede. In: Neue Zürcher Zeitung Online. 26. Juli 2003, abgerufen am 19. Januar 2019.
  6. Ritter des Eisernen Kreuzes. In: Von Lübecks Türmen, 24. Jahrgang, 5. Dezember 1914, S. 386.
  7. Zum Andenken an diesen Tag wurde im Dritten Reich die ehem. Kaserne des I. Bataillons in Meesen-Kaserne umbenannt. Heute hat sie eine andere Funktion, aber die Straße, die über den einstigen Innenhof führt, erinnert immer noch mit ihrem Namen Meesenring daran.
  8. Otto Dziobek: Geschichte des Infanterie-Regiments Lübeck (3. hanseatisches) Nr. 162. Verlag Gerhard Stalling, 1922 Oldenburg i. O.

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Hauptmann d. L. Hans am Ende (Worpswede) bei der Arbeit
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Infanterie-Regiment „Lübeck“ Nr. 162

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Ausfahrt eines Ersatz-Bataillons aus Lübeck - Oktober 1914

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Der Avre-Bach mit dem Treidelweg zwischen St. Mard und St. Aurin
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Die Gießler Höhe
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Das Trichtergelände zwischen B.T.K. und K.T.K. Chevuvelt
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Historisches Foto, unbekannter Fotograf
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Die Gießler Höhe (Gemälde f. d. Nachbar-IR 163)
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Die Gießler Höhe