Hans Wilhelm Schlegel

Hans Schlegel
Hans Schlegel
LandDeutschland
OrganisationDLR/ESA
ausgewählt3. August 1987
Einsätze2 Raumflüge
Start des
ersten Raumflugs
26. April 1993
Landung des
letzten Raumflugs
20. Februar 2008
Zeit im Weltraum22d 18h 02min
EVA-Einsätze1
EVA-Gesamtdauer6h 45min
Raumflüge

Hans Wilhelm Schlegel (* 3. August 1951 in Überlingen, Baden-Württemberg) ist ein deutscher Astronaut.

Leben

Aufgewachsen ist Schlegel im damals selbständigen Bensberg (heute Bergisch Gladbach) (Nordrhein-Westfalen). 1957 wurde er eingeschult und besuchte zunächst die Evangelische Volksschule im Stadtteil Refrath, bevor er auf das Albertus-Magnus-Gymnasium Bensberg wechselte. Ab 1965 ging er auf das Hansa-Gymnasium in Köln. In dieser Zeit besuchte er ein Jahr lang als AFS-Austauschschüler die USA, wo er 1969 in Iowa die Lewis Central High School in Council Bluffs (liegt 15 Kilometer östlich von Omaha) abschloss. Ein Jahr später legte er das Abitur in Köln ab.

Schlegel trat anschließend seinen Wehrdienst in der Bundeswehr an. Er hatte sich freiwillig zum Heer gemeldet und leistete seinen Dienst bei den Fallschirmjägern ab. Er wurde schließlich zum Kompaniecheflehrgang kommandiert und verließ 1972 die Truppe als Leutnant der Reserve. 1980 wurde er nach einigen Wehrübungen zum Oberleutnant der Reserve ernannt.

Schlegel schrieb sich 1972 an der RWTH Aachen ein und studierte Physik. Nach seinem Diplom, das er 1979 erhielt, blieb er an der Hochschule. Er arbeitete als wissenschaftlicher Angestellter am 1. Physikalischen Institut im Bereich Festkörperphysik.

Nach sieben Jahren wechselte Schlegel in die freie Wirtschaft, ging nach Baden-Württemberg zurück und fing im September 1986 als Verfahrenstechniker am Institut Dr. Foerster GmbH & Co. KG in dessen Stammhaus in Reutlingen an. In der 1948 gegründeten Firma, die auf dem Gebiet der Qualitätssicherung der Metallindustrie arbeitet, war er in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung tätig.

Raumfahrertätigkeit

Spacelab D-2

(c) DLR German Aerospace Center, CC BY 2.0
Hans Schlegel und Reinhold Ewald, Oktober 1995

Im August 1986 hatte die damalige Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) – Vorgängerin des heutigen Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt – im Auftrag des Bundesforschungsministeriums in allen großen Tageszeitungen nach Wissenschaftsastronauten für den zweiten deutschen Spacelab-Flug (D-2) gesucht. Gefordert wurde ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Physik, Chemie, Biologie, Medizin oder Ingenieurwissenschaften sowie eine mehrjährige Forschungstätigkeit. Darüber hinaus war ein Doktorgrad in den genannten Bereichen von Vorteil. Ein guter psychischer und physischer Allgemeinzustand sowie ausgezeichnete Englischkenntnisse verbunden mit einer Altershöchstgrenze von 35 Jahren wurden vorausgesetzt.

Auf den Aufruf meldeten sich 1799 nationale Interessenten, von denen aber nur 40 Prozent die geforderten Kriterien erfüllten. 312 Bewerber kamen in die engere Wahl. Nach der ersten medizinischen Befragung nach erblichen und allergischen Erkrankungen oder Fehlsichtigkeit mussten weitere 76 aufgeben. Die verbliebenen 236 Bewerber wurden den unterschiedlichsten Wissens- und psychologischen Prüfungen unterzogen. Lediglich 9,7 Prozent (23) nahmen diese Hürde. Die anschließenden Gesundheitstests (Gleichgewicht, Kreislauf) ließen weitere zehn Kandidaten scheitern. Am Ende hatten sich 13 Personen (neun Männer und vier Frauen) durchgesetzt. Eine Jury, der auch die drei Altastronauten Merbold, Furrer und Messerschmid angehörten, siebte schließlich die fünf endgültigen Anwärter aus.

Der damalige Forschungsminister Riesenhuber stellte die fünf Finalisten im August 1987 (es war Schlegels 36. Geburtstag) der Öffentlichkeit vor. Neben Schlegel verstärkten die Lehrerin und Meteorologin Renate Brümmer, die Physiker Gerhard Thiele und Ulrich Walter sowie die Ärztin Heike Walpot von nun an das deutsche Astronautenkorps.

Schlegel arbeitet außerhalb der ISS (2008)
(c) Alexander Lang, CC BY-SA 3.0 de
Schlegel, 2009

Die fünf Raumfluganwärter begannen im März 1988 am Sitz der DFVLR in Köln mit dem eigentlichen Astronautentraining (erste „Schnupperkurse“ gab es bereits vorher – so unternahm die Gruppe Ende 1987 in den USA ihre ersten Parabelflüge). 1990 kamen mit Ausnahme von Walpot alle als Nutzlastspezialisten für den zweiten deutschen Spacelab-Flug (D-2) in die engere Wahl. Seitdem trainierten die vier Deutschen abwechselnd in Köln sowie in Huntsville am Marshall-Raumflugzentrum und dem Johnson Space Center (JSC) in Houston. Ein Jahr vor dem Flug fiel die endgültige Wahl auf Schlegel und Walter.

Die zwei deutschen Physiker starteten zusammen mit fünf US-amerikanischen Astronauten Ende April 1993 an Bord des Space Shuttles Columbia in eine Erdumlaufbahn. Rund 90 Experimente betreuten Walter und Schlegel während des zehntägigen Fluges, wobei die meisten aus den Sparten Biologie und Materialwissenschaften stammten. Dabei arbeiteten sie im europäischen Raumlabor Spacelab, das zum siebenten Mal im Frachtraum einer US-Raumfähre flog.

Kosmonaut Schlegel / ESA-Astronaut

Im Jahr 1995 unterzeichneten Deutschland und Russland ein Abkommen über den Mitflug eines deutschen Raumfahrers zur Raumstation Mir. Schlegel und sein Kollege Reinhold Ewald bereiteten sich ab Herbst 1995 im „Sternenstädtchen“ bei Moskau auf die Mission vor. Später wurde Ewald in die Flugbesatzung des Unternehmens MIR '97 berufen und startete an Bord von Sojus TM-25 im Februar 1997, während Schlegel als Ersatzmann den Flug vom Boden aus betreute.

Im Anschluss an MIR '97 blieb Schlegel in Russland, trainierte mit Kosmonauten in den Simulatoren und erhielt im Januar 1998 von der russischen Raumfahrtbehörde das Zertifikat als „Zweiter Bordingenieur“ für die Mir-Station. Im gleichen Jahr wurde das deutsche Astronautenkorps des DLR in das europäische Astronautenkorps integriert, und Schlegel gehört seither wie die anderen deutschen Raumfahrer zur Europäischen Weltraumorganisation (ESA).

Bei der NASA

Die ESA schickte Schlegel umgehend in die USA. Gemeinsam mit dem Franzosen Eyharts sowie den beiden Italienern Nespoli und Vittori nahm er ab August 1998 im JSC an der Ausbildung zum Missionsspezialisten teil. Die ESA-Delegation trainierte mit der 17. Astronautengruppe der NASA und erhielt nach zwei Jahren ihr Examen.

Anschließend blieb Schlegel in den USA und arbeitete weiter im Astronautenbüro des JSC. Zunächst war er in der Abteilung für die Internationale Raumstation (ISS) tätig. Ab 2002 war er mit anderen Astronauten als CapCom für den ISS-Funkverkehr zuständig, zum Teil auch in leitender Funktion.

Ab Sommer 2006 trainierte Schlegel für die Shuttle-Mission STS-122, die das europäische Raumlabor Columbus zur ISS transportierte. Nachdem der Starttermin wegen technischer Probleme mit dem Treibstofftank des Shuttles mehrfach verschoben worden war, wurde die Mission im Februar 2008 durchgeführt. Da er als Alumnus sein Leben lang mit der Austauschorganisation AFS aus seiner Jugend verbunden blieb,[1] nahm er deren Flagge mit zur Internationalen Raumstation.[2] Schlegel war der letzte deutsche Teilnehmer an einer Space-Shuttle-Mission.

Privates

Hans Schlegel ist in zweiter Ehe mit der heutigen Lufthansapilotin Heike Walpot verheiratet, die von 1987 bis 1992 ebenfalls zum Astronautenkorps des DLR gehörte, und hat sieben Kinder, vier davon aus seiner ersten Ehe.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Hans Schlegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Astronaut und AFSer Hans Schlegel. Abgerufen am 5. April 2020 (deutsch).
  2. Die Geschichte von AFS. Abgerufen am 5. April 2020.

Auf dieser Seite verwendete Medien

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European Space Agency (ESA) astronaut Hans Schlegel, STS-122 mission specialist, participates in the mission's second scheduled session of extravehicular activity (EVA) as construction and maintenance continue on the International Space Station. During the six-hour, 45-minute spacewalk, among other tasks, Schlegel and NASA astronaut Rex Walheim (out of frame), mission specialist, worked to replace a nitrogen tank used to pressurize the station's ammonia cooling system.
HansSchlegel 1936b.jpg
(c) Alexander Lang, CC BY-SA 3.0 de
Deutscher Physiker und Astronaut Hans Schlegel, bei einem Vortrag in Köln
Sts-55-patch.png

STS-55 Mission Insignia

The official insignia of the STS-55 mission displays the Space Shuttle Columbia over an Earth-sky background. Depicted beneath the orbiter are the American and German flags flying together, representing the partnership of this laboratory mission. The two blue stars in the border bearing the crewmembers' names signify each of the backup (alternate) payload specialists -- Gerhard Thiele and Renate Brummer. The stars in the sky stand for each of the children of the crewmembers in symbolic representation of the space program's legacy to future generations. The rainbow symbolizes the hope for a brighter tomorrow because of the knowledge and technologies gained from this mission's multifaceted experiments. Each crewmember contributed to the design of the insignia.
STS-122 patch.svg
Emblem of Nasa's STS-122 mission.
  • The STS-122 patch depicts the continuation of the voyages of the early explorers to today's frontier, space. The ship denotes the travels of the early expeditions from the east to the west. The space shuttle shows the continuation of that journey along the orbital path from west to east. A little more than 500 years after Columbus sailed to the new world, the STS-122 crew will bring the European laboratory module "Columbus" to the International Space Station to usher in a new era of scientific discovery.
Hans schlegel v2.jpg
Official portrait image of ESA astronaut Hans Schlegel, a mission specialist of STS-122.
Hans Schlegel Reinhold Ewald Die deutschen Wissenschaftskosmonauten.jpg
(c) DLR German Aerospace Center, CC BY 2.0

Aus dem Archiv: Im Oktober 1995 begann für Hans Schlegel (links) und Reinhold Ewald das Training für die Mission MIR'97. Trainingsorte waren das Astronautentrainingszentrum des DLR in Köln, in dessen MIR Trainingseinheit das Foto aufgenommen wurde, und das Jurij A.Gagarin Kosmonautentrainingszentrum ZPK im Sternenstädtchen bei Moskau. Während in Köln die Experimente vorgestellt und trainiert wurden, dienten die l:l-Simulatoren von Sojus-Kapsel und MIR-Raumstation im ZPK zum Training der Flugphasen und des Aufenthalts an Bord.

Credit: DLR (CC-BY 3.0)