Hans Schinz

Hans Schinz (1914)

Hans Schinz (* 6. Dezember 1858 in Zürich; † 30. Oktober 1941 ebenda[1]) war ein Schweizer Forschungsreisender und Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Schinz“.

Leben

Hans Schinz, Sohn des Eisenhändlers und Kaufmanns Hans Rudolf Schinz und der Julie Schinz-Vögeli, entstammte einer Zürcher Patrizierfamilie und studierte von 1880 bis 1883 Botanik an der ETH Zürich. Die botanische Lehre und Forschung war in Zürich nicht auf der Höhe der Zeit. Daher zog es Schinz nach seiner Promotion nach Berlin, wo Paul Ascherson die «Neue Botanik» lehrte, die mehr sein wollte als Kräuterkunde, und wo ihn der Afrikaforscher Georg Schweinfurt mit dem Kolonialunternehmer Adolf Lüderitz bekannt machte. 1882 nahm er an einer ersten Forschungsreise in Kleinasien teil.[2] 1884 nahm er an einer Expedition teil, die der Unternehmer Lüderitz zur wirtschaftlichen Erforschung der von ihm in Deutsch-Südwestafrika erworbenen Gebiete ausgesandt hatte. Schinz, der mit dem langsamen Vorankommen der Expedition unzufrieden war, entschied sich, eine durch sein privates Vermögen finanzierte Reise zu beginnen, die ihn zunächst ins Gross-Namaqualand führte. In den Jahren 1885 bis 1887 dehnte er seine Forschungen über den Nordosten des heutigen Schutzgebietes und das angrenzende britische Kalaharigebiet bis zum Ngamisee aus. Schinz reiste von Missionsstation zu Missionsstation und machte häufigen Gebrauch seiner Kamera, die er mit einem «physiognomischen» Interesse auf die «Einheimischen» richtete. Im Februar 1887 kehrte nach Zürich zurück. Er hatte 50 Kisten mit Pflanzen- und Tierpräparaten und ethnografischen Artefakten im Gepäck. Mitunter waren dies auch gestohlene Objekte, darunter ein menschlicher Schädel aus Olukonda.

1889 heiratete er Dorothea Amalie Frei, die Tochter eines Sekundarlehrers. Sein Werk Deutsch-Südwestafrika, Forschungsreisen durch die deutschen Schutzgebiete Groß-Nama- und Hereroland, nach dem Kunene, dem Ngamisee und Kalahari (Oldenburg 1891) ist landeskundlich von grundlegender Bedeutung. Schinz habilitierte sich 1889 in Zürich, er wurde dort 1892 ausserordentlicher und von 1895 bis 1929 ordentlicher Professor für Systematische Botanik. Ab 1893 war er Direktor des botanischen Gartens Zürich. Er gründete das Botanische Museum Zürich. Laut dem namibischen Historiker Dag Henrichsen, machte er durch seine Arbeiten die Universitätsstadt Zürich zu einem der wichtigsten Zentren der afrikanischen Botanik in Europa. Zudem war er kurzzeitig als Mitglied der Demokratischen Partei in Zürich als Parlamentarier tätig. Er hatte zahlreiche Ämter bei Behörden und öffentlichen Kommissionen.[3][4]

Ehrungen

Nach Schinz benannt sind die Pflanzengattungen MelioschinziaK.Schum. aus der Familie der Mahagonigewächse (Meliaceae), SchinzafraKuntze aus der Familie der Bruniaceae, SchinziellaGilg aus der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae) und SchinziophytonHutch. ex Radcl.-Sm. aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae).[5]

Publikationen

  • Beiträge zur Kenntnis der Flora von Deutsch-Südwest-Afrika und der angrenzenden Gebiete. Berlin/Zürich 1888–97
  • Deutsch-Südwestafrika, Forschungsreisen durch die deutschen Schutzgebiete Groß-Nama- und Hereroland, nach dem Kunene, dem Ngamisee und Kalahari. Oldenburg 1891 (online – Internet Archive)
  • Ein neuer Bauernstaat im Südwesten Afrika’s. In: Mitteilungen der Ostschweizerischen Geographisch-Commerciellen Gesellschaft in St. Gallen. 1886, S. 26–31.

Literatur

  • Völkerkundemuseum der Universität Zürich (Hrsg.): «Man muss eben alles sammeln». Der Zürcher Botaniker und Forschungsreisende Hans Schinz und seine ethnographische Sammlung Südwestafrika. NZZ Libro, Zürich 2012, ISBN 978-3-03823-770-9.
  • Deutsches Kolonial-Lexikon. Band III (1920), S. 290
  • Dag Henrichsen (Hrsg.): Hans Schinz – Bruchstücke, Forschungsreisen in Deutsch-Südwestafrika, Verlag Basler Afrika-Biografien, Basel 2012.
  • Hans Werner Debrunner: Schweizer im kolonialen Afrika. Basler Afrika Bibliographien, Basel 1991, ISBN 3-905141-51-5, S. 145–50.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die kleine Enzyklopädie. Encyclios-Verlag, Zürich 1950, Bd. 2, S. 543.
  2. Hans Werner Debrunner: Schweizer im kolonialen Afrika. Basler Afrika Bibliographien, Basel 1991, S. 145.
  3. Jonathan Pärli: «Wehe dem Tier oder der Pflanze» – Die Reisebriefe des Zürcher Botanikers Hans Schinz aus Deutsch-Südwestafrika. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 216. Zürich 17. September 2012, S. 12.
  4. Erwin Neuenschwander: Hans Schinz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. August 2011, abgerufen am 20. Oktober 2020.
  5. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.

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