Hans Saner
Hans Saner (* 3. Dezember 1934 in Grosshöchstetten; † 26. Dezember 2017 in Basel) war ein Schweizer Philosoph. Von 1962 bis 1969 war er persönlicher Assistent von Karl Jaspers.[1]
Leben und Wirken
Hans Saner wuchs im frommen Milieu einer Täufer-Familie als jüngstes von sechs Geschwistern in Grösshöchstetten im Kanton Bern auf. Er wandte sich schon als Vierzehnjähriger von der Kirche der Eltern ab. Den endgültigen Ausschlag gab dabei nach eigener Aussage, dass diese Gandhi als verloren bezeichneten, weil er nicht getauft war.[2]
Nach Mittelschule und Ausbildung am Lehrerseminar in Hofwil war er fünf Jahre als Lehrer in Wilderswil tätig. Ab 1959 studierte er ein Jahr an der Universität Lausanne Romanistik, danach an der Universität Basel Germanistik, Psychologie und Philosophie, wo er 1967 mit einer Dissertation über Kants politische Philosophie promoviert wurde. Bereits im vierten Semester hatten ihm der Germanist Walter Muschg und der Philosoph Karl Jaspers Assistentenstellen angetragen. Saner entschied sich für Jaspers und wurde nicht nur zu dessen nächstem akademischen Mitarbeiter, sondern zum Gesprächspartner und Vertrauten und nach Jaspers’ Tod bis 2000 zum Herausgeber seines Nachlasses.[3] Jaspers hatte ihm seine 11'000 Bände umfassende Bibliothek vermacht.[2] Er schenkte sie seinerseits Jaspers’ Geburtsstadt Oldenburg weiter.[4]
Ende der siebziger Jahre nahm Saner seine universitäre Laufbahn wieder auf. Eine Berufung an die Universität Bern scheiterte am Widerstand rechtsgerichteter Professoren[2] trotz des Protests der Berner Philosophiestudenten. Saner wurde Dozent an der Musikakademie Basel, wo er bis 2008 Kulturphilosophie lehrte.[1]
Saner betrieb keine akademische Philosophie. Der «Diagnostiker der Helvetosklerose» äusserte sich regelmässig zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen wie Alterssuizid, Abtreibung, Multikulturalität oder zur Finanzkrise und wandte sich dabei ausdrücklich an ein allgemeines Publikum. Daneben engagierte er sich politisch. So unterstützte er etwa die 2016 an der Urne gescheiterte Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen.[1] Politische Ämter lehnte er dagegen stets ab; die Philosophie müsse machtfrei bleiben.[3]
Hans Saner lebte zuletzt als freischaffender Publizist in Basel. Er starb nach langer, schwerer Krankheit gut drei Wochen nach seinem 83. Geburtstag und hinterlässt seine Partnerin sowie vier Kinder. Seine Frau war 2002 gestorben.[1]
Saner verfasste rund 15 Bücher, die in elf Sprachen übersetzt wurden.
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1968: Hermann-Hesse-Preis
- 1995: Preis für Philosophie und Literatur des Kantons Solothurn
- 2000: Preis der Dr.-Margrit-Egnér-Stiftung
- 2004: Kunstpreis des Kantons Solothurn
- 2006: Ehrendoktorat Dr. rer. publ. h. c. der Universität St. Gallen
Schriften
- Widerstreit und Einheit. Wege zu Kants politischem Denken (= Kants Weg vom Krieg zum Frieden. Bd. 1). Basel 1967 (zugleich: Dissertation, Universität Basel, 1967).
- Karl Jaspers. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1970 (12. A. 2005), ISBN 3-499-50169-4.
- Zwischen Politik und Getto. Über das Verhältnis des Lehrers zur Gesellschaft. Basel 1977, ISBN 3-85787-041-9.
- Geburt und Phantasie. Von der natürlichen Dissidenz des Kindes. Basel 1979, ISBN 3-85787-064-8.
- Hoffnung und Gewalt. Zur Ferne des Friedens. Basel 1982, ISBN 3-85787-106-7.
- Die Herde der Heiligen Kühe und ihre Hirten. Basel 1983, ISBN 3-85787-119-9.
- Identität und Widerstand. Fragen in einer verfallenden Demokratie. Basel 1988, ISBN 3-85787-155-5.
- Die Anarchie der Stille. Aphorismen. Basel 1990, ISBN 3-85787-197-0.
- Dramaturgien der Angst. Basel 1991, ISBN 3-85787-603-4.
- Macht und Ohnmacht der Symbole. Essays. Basel 1993, ISBN 3-85787-227-6.
- (Hrsg., zusammen mit Lotte Köhler): Hannah Arendt und Karl Jaspers: Briefwechsel 1926 – 1969, Piper Verlag, 1993 (New York 1992), ISBN 3-492-21757-5
- Einsamkeit und Kommunikation. Essays zur Geschichte des Denkens. Basel 1994, ISBN 3-85787-236-5.
- Mythen, die wir uns erzählen, Mythen, die wir leben, Mythen, die wir machen. Basel 1998.
- Der Schatten des Orpheus. Basel 2000, ISBN 3-85787-314-0.
- Nicht-optimale Strategien. Basel 2002, ISBN 3-85787-330-2.
- Erinnern und Vergessen. Essays zur Geschichte des Denkens. Basel 2004, ISBN 3-85787-358-2.
Literatur
- Nicolas Füzesi: Saner, Hans. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Januar 2011.
- Aufklärung und Weltveränderung. Für Hans Saner – eine Festschrift anlässlich seines 70. Geburtstages (= Momente. Nr. 19). Campus Muristalden, Bern 2005.
Weblinks
- Literatur von und über Hans Saner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Hans Saner in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Archiv Hans Saner in der Archivdatenbank HelveticArchives der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Tondokumente von und über Hans Saner im Katalog der Schweizerischen Nationalphonothek
- Eintrag über Hans Saner im Lexikon des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz
- Website zu Hans Saner
- Hans Saner – Ausführliche biografische Angaben (tabellarisch) bei Kanton Solothurn, Kuratorium für Kulturförderung
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Philosoph Hans Saner mit 83 Jahren gestorben. sda-Artikel in: Neue Zürcher Zeitung, 30. Dezember 2017, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- ↑ a b c Rico Bandle, Roger Köppel: «Treue über den Tod hinaus». In: Die Weltwoche 49/2014, 3. Dezember 2014, abgerufen am 30. Dezember 2017 (Interview zum 80. Geburtstag).
- ↑ a b Maja Wicki-Vogt: Der Philosoph Hans Saner – «Ich möchte meine Sätze so provokativ formulieren, dass ihnen niemand mehr zustimmen kann». In: Züri-Tip. 16. November 1990, archiviert bei Maja Wicki, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- ↑ Regina Jerichow: Trauer um Schweizer Philosoph Hans Saner. In: Nordwest-Zeitung, 29. Dezember 2017, abgerufen am 30. Dezember 2017.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Saner, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Philosoph und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 3. Dezember 1934 |
GEBURTSORT | Grosshöchstetten, Schweiz |
STERBEDATUM | 26. Dezember 2017 |
STERBEORT | Basel |