Hans Kratzert (General)

Hans Kratzert (* 19. Januar 1883 in Bautzen; † 3. Juli 1958 in Frankfurt (Main)) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Hans Kratzert trat als Kadett im März 1901 als Fähnrich in das Feld-Artillerie-Regiment 77 (Leipzig) ein, wurde dort am 22. August 1902 zum Leutnant ernannt und diente als Offizier im Ersten Weltkrieg. Erst diente er als Batteriechef, ab Mitte 1914 als Hauptmann, dann ab 1916 als Kommandeur der III. Abteilung und später im Stab des Regiments.[1]

Nach Ende des Krieges wurde er in die Reichswehr übernommen und diente erst als Batteriechef im Artillerie-Regiment 19. In der Folge war er in verschiedenen Stäben eingesetzt.[1] Ab 1929 war er, ab Februar 1930 Oberstleutnant, Kommandeur der III. Abteilung des Artillerie-Regiments 4[2] und wurde 1932 an die Artillerieschule (Jüterbog) kommandiert, wo er Ende 1932 zum Oberst befördert wurde. Ab Oktober 1934 war er Kommandeur des Lehrstabes der Artillerieschule (Jüterbog)[1] und wurde in dieser Position sowohl in die Wehrmacht übernommen als auch im November 1935 zum Generalmajor befördert. Vom 6. November 1936 bis 1. März 1938 war er Artilleriekommandeur 18 (Liegnitz),[1] der neu im Wehrkreis VIII aufgestellten Dienststelle, und erhielt Anfang 1938 die Beförderung zum Generalleutnant.[3] Anschließend wurde er bis 24. November 1938 Artillerie-Offizier West für die Landesbefestigung.[3] Bis September 1939 war er dann im Stab der Heeresgruppe 2 (Frankfurt am Main).[3][4]

Vom 1. September 1939 bis 6. August 1941 war Hans Kratzert Kommandeur der neu aufgestellten 251. Infanterie-Division.[5] Die Division wurde während des Westfeldzugs im Fall Gelb und Fall Rot eingesetzt. Mit dem Unternehmen Barbarossa wurde die Division nach Russland geschickt. Am 2. August 1941 kam es zu erbitterten Kämpfen um die Höhen südwestlich von Welikije Luki, in deren Verlauf die 251. Infanterie-Division schwere Verluste erlitt und, nachdem auch ihr die Munition ausgegangen war, hinter die Lowat ausweichen musste. General der Kavallerie Georg Lindemann, der Kommandeur des L. Armeekorps, worunter die 251. Infanterie-Division unterstellt war, sah den Misserfolg durch Kratzert verursacht. Infolgedessen wurde er am 6. August 1941 von seinem Posten enthoben und in die Führerreserve versetzt. Eine Untersuchung sprach Kratzert aber von jeglicher Schuld frei.

Kratzert bekam dann am 20. September 1941 den Posten des neu aufgestellten Höheren Artilleriekommandeur 303 bei der 18. Armee.[6] Zum 15. Februar 1942 gab er das Kommando an Generalleutnant Gottfried Fischer ab und wurde erneut in die Führerreserve versetzt. Vom 17. April 1943 bis kurz vor Kriegsende war er Korück (Kommandant rückwärtiges Armeegebiet) 585, eine wieder aufgestellte Dienststellung, welche der 4. Panzerarmee unterstellt wurde. Das Einsatzgebiet war erst in Südrussland und dann in der Nordukraine.

Zu Kriegsende ging er bis 1947 in alliierte Kriegsgefangenschaft und wohnte nach der Freilassung in Frankfurt am Main.

Auszeichnungen

Literatur

  • Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres 1939–1945. Podzun-Pallas-Verlag, Friedberg 1956, S. 178.

Einzelnachweise

  1. a b c d Beiträge zur Liegnitzer Geschichte. Weber, 1998, ISBN 978-3-9803650-8-6, S. 138 (google.de [abgerufen am 23. Februar 2021]).
  2. Reichswehrministerium: Rangliste des deutschen Reichsheeres. E. S. Mittler & Sohn., 1930, S. 72 (google.de [abgerufen am 23. Februar 2021]).
  3. a b c H. H. Podzun (Hrsg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3.1.1939. Verlag Hans-Henning Podzun, 1953, S. 70.
  4. Eine sehr ungewöhnliche Konstellation, da im übergeordneten Generalstab dienstgradtiefere Ränge diente und selbst der Chef des Generalstabs nur ein Generalmajor wa.
  5. Samuel W. Mitcham Jr: German Order of Battle: 1st-290th Infantry Divisions in WWII. Stackpole Books, 2007, ISBN 978-0-8117-4654-0, S. 296 (google.de [abgerufen am 23. Februar 2021]).
  6. Hans Meier-Welcker: Aufzeichnungen eines Generalstabsoffiziers 1939–1942. Freiburg/Breisgau 1982, S. 125 f.