Hans Kels der Ältere

Unterschrift Hans Kels Bildhauwer, 1507

Hans Kels (Kehls, Khels, Kelchs, Keltz, Käls) der Ältere (* um 1480 bis 1485 in Kaufbeuren; † um 1559 in Kaufbeuren) war ein deutscher Bildhauer, Bildschnitzer und Medailleur.

Leben

Hans Kels der Ältere wurde sehr wahrscheinlich als Sohn von Hans Kels „dem Alt“ geboren, der in den Kaufbeurer Steuerbüchern bereits in den Jahren 1479 bis 1500 erwähnt wurde. Erstmals urkundlich erfasst wurde Hans Kels der Ältere im Jahre 1507 bei seiner Aufnahme in die Kaufbeurer Kramerzunft, in der auch die ortsansässigen Bildhauer und Maler organisiert waren, wobei sein Name vor dem des ebenfalls in diesem Jahre dort eingeschriebenen Jörg Lederer steht. Dass sich in den Ratsprotokollen der vorausgehenden Zeit kein entsprechendes Aufnahmegesuch in den Bürgerverband findet, spricht ebenfalls dafür, dass er gebürtiger Kaufbeurer war.[1][2] Am 22. Dezember 1507 quittierte er eine im Namen von Maximilian I. für etliche Bilder erhaltenen Zahlung über 5 Gulden 2 Schillinge. Um 1508 heiratete er Anna, geborene Müller, mit der er fünf Kinder hatte:[2][3][4]

  • Hans Kels der Jüngere, Bildschnitzer und Medailleur, später in Augsburg (* um 1508 bis 1510)
  • Georg Kels, Schuhmacher, später in Waalhaupten und Breslau (* um 1511/12)
  • Veit Kels, Bildschnitzer und Medailleur, später in Augsburg (* um 1513/14)
  • Anna Kels, verheiratet mit dem Schuhmacher und Zunftobmann Jörg Mimmeler, Kaufbeuren
  • Ursula Kels, verheiratet mit dem Maurermeister Jörg Allgewer, Augsburg.

Seine Söhne Hans Kels der Jüngere und Veit Kels erhielten ihre kunsthandwerkliche Erstausbildung in der väterlichen Werkstatt.

Für 1514 ist Hans Kels als Grundeigentümer an der oberen Bleiche und 1531 als Hauseigentümer im Gayssengässelin (heute: Kaisergäßchen) nachweisbar. Nach dem Tod seiner Frau Anna (zwischen 1546 und 1550) heiratete er um 1550 ein zweites Mal. Letztmals erscheint er urkundlich am 5. November 1558 anlässlich der Beendigung einer Pflegertätigkeit (Vormundschaft).[2]

Am 20. November und 4. Dezember 1559 verkauften Jörg Mimmeler und Anna Kels mit Vollmacht der Geschwister Kels, jedoch ohne Nennung der Witwe und des ältesten Sohnes Hans Kels, zwei Häuser von Hans Kels dem Älteren im Gayssengässelin, und am 8. Dezember 1559 erhob der Stadtrat von den Erben Nachsteuer.[2][5][6] Dies macht das Todesjahr 1559 für Hans Kels den Älteren wahrscheinlich.

Werk

Merkmale seines Werks

In einer ersten Schaffensperiode von ungefähr 1500 bis 1520 brachte Hans Kels der Ältere Schnitzfiguren im Geiste der Gotik und mit überwiegend sakraler Bestimmung hervor.

Auffällig ist das Fehlen von ihm zugeschriebenen Kunstwerken in der Zeit von 1520 bis 1530. In dieser Zeit müsste eine drastische Entwicklung vom Bildhauer mittelformatiger Skulpturen hin zum manieristischen Schnitzer kleinformatiger profaner Reliefkunst im Geiste der Renaissance stattgefunden haben. Denkbar ist, dass religiöse und sozioökonomische Veränderungen Kaufbeurens in dieser Zeit den „konventionellen“ Künstler Kels überflüssig machten oder zumindest desorientierten und erst die erneute künstlerische Selbstfindung, möglicherweise gefördert durch Impulse aus der benachbarten „Renaissancestadt“ Augsburg, zu seiner künstlerischen Wiedergeburt führte. Bemerkenswerterweise fiel letztere mit dem Beginn der Augsburger Phase Hans Kels' des Jüngeren zusammen.

Als Höhepunkt des Schaffens von Hans Kels dem Älteren wird regelmäßig das Brettspiel für den „Langen Puff“ von 1537 genannt, zu dem Franz Ludwig von Baumann recht undifferenziert und pauschal konstatierte, dass es „zum schönsten gehört, was die Renaissance hervorgebracht hat.“[7] Es ist signiert mit „HS KELS ZV KAVFBEIREN“.[8] Theodor Hampe hebt hervor, dass er Hans Kels den Älteren für den „unzweifelhaften Schöpfer des weltberühmten Wiener Spielbrettes“ hält.[5] In der bisherigen kunsthistorischen Diskussion wurde jedoch neben Kels' notwendiger Entwicklung zum manieristischen Miniaturschnitzer nicht erörtert, ob der Künstler im Entstehungsjahr 1537 noch die erforderliche Sehschärfe und sichere Hand für solche Schnitzereien gehabt hat. Ein Zusammenwirken mit seinen Söhnen Hans Kels dem Jüngeren und Veit Kels,[4] das Hampe bei der gegebenen stilistischen und kunsthandwerklichen Homogenität des Werkes lediglich als eine Möglichkeit betrachtet,[5] wäre eine realistische Annahme, die den Gedanken an eine „Marke Hans Kels“ mit einem hausinternen System konsistenter Arbeitsteilung und gegenseitiger Qualitätskontrolle nahelegt.

Sabine Haag fasst den aktuellen Forschungsstand mit folgenden Worten zusammen:

„Die Abgrenzung der Werke von Vater und Sohn Hans Kels ist nicht immer gesichert und bedarf einer kritischen Überprüfung.“

Sabine Haag: zum Ausstellungsobjekt VII. 21 in: Georg Johannes Kugler/Wilfried Seipel (Hrsg.): Kaiser Ferdinand I. 1503-1564: Das Werden der Habsburgermonarchie. Kunsthistorisches Museum, 15. April bis 31. August 2003. Kunsthistorisches Museum/Skira Verlag, Wien 2003, ISBN 9783854970569, S. 470

Einzelne Werke

Literatur

  • Erika Bosl: Hels (Kelchs, Keltz), Hans d. Ä. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie: 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten. Pustet, Regensburg 1983. ISBN 3-7917-0792-2, S. 411. (Digitalisat).
  • Ulrich Kirstein: Kels. In: Stadtlexikon Augsburg, Wißner-Verlag. (Onlinelexikon).
  • Albert Ilg: Das Spielbrett von Hans Kels. In: K. K. Oberstkämmer-Amt, Ltg. Ferdinand Graf zu Trauttmansdorff-Weinsberg (Hrsg.): Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Adolf Holzhausen, Wien 1885, S. 53–78. (Digitalisat).
  • Fritz Schmitt: Hans Kels vierhundert Jahre tot. In: Heimatverein Kaufbeuren e. V. (Hrsg.): Kaufbeurer Geschichtsblätter. Band 3, Nr. 1/2, März 1959, S. 1–3.
  • Eduard Wildung: Hans Kels und das Spielbrett des Kaisers Maximilian I. In: Das Bayerland 48, 1937, S. 339–342.
  • Theodor Hampe: Allgäuer Studien zur Kunst und Kultur der Renaissance – II. Zur Genealogie der Künstlerfamilie Kels. In: Germanisches Nationalmuseum (Hrsg.): Festschrift für Gustav von Bezold. Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. Nürnberg 1918/1919, S. 42–49. (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Hans Kels the Elder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rudolf Schmid: Woher stammen Jörg Lederer und Hans Kels? In: Heimatverein Kempten e.V. (Hrsg.): Allgäuer Geschichtsfreund: Blätter für Heimatforschung und Heimatpflege. Band 54, 1954, S. 23.
  2. a b c d Fritz Schmitt: Hans Kels vierhundert Jahre tot. In: Heimatverein Kaufbeuren e. V. (Hrsg.): Kaufbeurer Geschichtsblätter. Band 3, Nr. 1/2, März 1959, S. 1–3.
  3. Theodor Hampe: Allgäuer Studien zur Kunst und Kultur der Renaissance – II. Zur Genealogie der Künstlerfamilie Kels. In: Germanischen Nationalmuseum (Hrsg.): Festschrift für Gustav von Bezold. Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. Nürnberg 1918, S. 42–44 (uni-heidelberg.de).
  4. a b c Ulrich Kirstein: Kels. In: wissner.com. Wißner-Verlag, Augsburg, abgerufen am 4. Juli 2020.
  5. a b c Thodor Hampe: Allgäuer Studien zur Kunst und Kultur der Renaissance. – II. Zur Genealogie der Künstlerfamilie Kels. In: Germanisches Nationalmuseum (Hrsg.): Festschrift für Gustav von Bezold. Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. Nürnberg 1918, S. 46 f.
  6. Albert Ilg: Das Spielbrett von Hans Kels. In: K. K. Oberstkämmer-Amt, Ltg. Ferdinand Graf zu Trauttmansdorff-Weinsberg (Hrsg.): Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Adolf Holzhausen, Wien 1885, S. 74.
  7. Franz Ludwig Baumann: Geschichte des Allgäus: von den ältesten Zeiten bis zum Beginne des neunzehnten Jahrhunderts. Band 1. Kösel, Kempten, S. 602 (digitale-sammlungen.de).
  8. Eduard Wildung: Hans Kels und das Spielbrett des Kaisers Maximilian I. 1937, S. 341, vgl. auch: Albert Ilg: Das Spielbrett von Hans Kels. 1885, S. 58.
  9. Lukas Madersbacher; Herta Arnold-Öttl; Gert Ammann; Franz Caramelle; Eleonore Gürtler; Meinrad Pizzinini: Tiroler Ausstellungsstrassen: Die Gotik. 2. Auflage. Museum Ohne Grenzen, Wien 2016, ISBN 978-3-902966-01-8 (google.de).
  10. Kaiser Maximilian I. Abgerufen am 4. Juli 2020.
  11. Pietà. 1515, abgerufen am 4. Juli 2020.
  12. St. Nikolaus. Abgerufen am 4. Juli 2020.
  13. Skulptur Hans Kels d. Ä. In: b4bschwaben.de. Abgerufen am 4. Juli 2020.
  14. Der heilige Koloman, die Muttergottes und die heilige Apollonia. In: bildindex.de. Philipps-Universität Marburg – Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, abgerufen am 4. Juli 2020.
  15. Spielstein mit dem Porträt von König Ferdinand I., um 1530. 1530, abgerufen am 6. Juli 2020.
  16. Spielstein mit dem Porträt von Louise von Savoyen, um 1530. 1530, abgerufen am 6. Juli 2020.
  17. Brettspiel für den „Langen Puff“. 1537, abgerufen am 4. Juli 2020.
  18. Galvanoplastische Nachahmung eines Holzmodells einer Medaille aus dem Jahr 1540 auf Melchior von Ow. 1540, abgerufen am 6. Juli 2020.
  19. Meerweibchen (Relief aus Buchsbaumholz). In: gnm.de. 1540, abgerufen am 4. Juli 2020.

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Hans Kels d. Ä. - Pietà, um 1530. Linde mit Farbfassung. Düsseldorf, Museum Kunstpalast, Inv. F 1930-3
Hans Kels der Ältere, Spielstein mit dem Porträt von König Ferdinand I., um 1530.jpg
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Auf der Vorderseite des Spielsteins ist Ferdinand I. im Halbprofil dargestellt. Der König wird mit leicht geöffnetem Mund, halblangen glatten Haaren und Stirnfransen präsentiert. Auf dem Kopf trägt er ein Barett mit weiter Krempe, die auf der Unterseite mit einem Schmuckstück und kurzen Stoffstreifen verziert ist. Unter seinem prunkvollen Brokatmantel sind ein Wams und ein gefälteltes Hemd zu sehen sowie der Orden vom Goldenen Vlies.

Die Rückseite ist durch mehrere konzentrische Kehlungen und ein Rosettenmotiv sparsam verziert. Die geschnitzte Umschrift auf dem Feld - K FERDINA NDI – ist schlecht in das Feld eingepasst. So ist die römische Ordnungszahl I nicht getrennt vom Namen geschrieben. Aus Ferdinands Bezeichnung als König lässt sich schließen, dass der Stein frühestens nach seiner Wahl zum böhmischen König 1526 entstanden sein kann, da er zuvor nur den Titel Erzherzog hatte.

Vermutlich handelt es sich um einen Teil einer Serie von Spielsteinen, bei der sich Frauen- und Männerporträts in Schwarz und Weiß gegenüberstanden. Sie hatte möglicherweise im weitesten Sinne die familiären und politischen Verbindungen der Habsburger zum Thema. Der Spielstein mit dem Porträt von Louise von Savoyen gehört ebenfalls in diese Serie.

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Unterschrift Hans Kels des Älteren, Bildhauer, Bildschnitzer und Medailleur, auf einer Quittung für den Empfang eines Geldbetrages im Namen von Kaiser Maximilian I. für einige Bildnisse vom 22. Dezember 1507
Hans Kels der Ältere, Spielstein mit dem Porträt von Louise von Savoyen, um 1530.jpg
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Die Vorderseite des Spielsteins ziert das Porträt der Louise von Savoyen, der Mutter des französischen Königs Franz I. Sie ist im Halbprofil dargestellt. Über einer spitzenverzierten Kalotte trägt sie eine Haube, von der die Tuchenden über die Schultern auf die Brust fallen. Auf ihrem reich verzierten Brokatkleid liegt eine großgliedrigeGoldkette mit einem perlenförmigen Schmuckstück.

Die Rückseite ist mit konzentrischen Kehlungen und Rosettenmotiv versehen. Die Inschrift - K LOISE DE SAVOIE REGENTE EN FRANCE - bezeichnet Louise als Königin und Regentin in Frankreich. Obwohl Louise auf die französische Politik erheblichen Einfluss ausübte, war sie nie Königin, da ihr Sohn den Thron von einem Verwandten ohne männliche Nachkommen erbte, also muss es sich um eine Fehlbenennung handeln.

Vermutlich gehörte dieser Spielstein zu der Serie von Spielsteinen, wie der mit dem Porträt König Ferdinands I., mit Frauen- und Männerporträts in Schwarz und Weiß, die im weitesten Sinne familiäre und politische Verbindungen der Habsburger darstellte.

[Delia Scheffer]
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Diese Skulptur, die einen der Heiligen Drei Könige darstellt, war wohl Teil einer deutlich größeren Anbetungsgruppe in einem Altar. Der auffallende Faltenwurf des prächtigen goldenen Mantels ist eines der Stilmerkmale, die auf eine Entstehung in der Werkstatt des Kaufbeurer Bildhauers Hans Kels d. Ä. hinweisen.
Brettspiel für den Langen Puff by Hans Kels (1537) - Ferdinand I.png
Rechte“ Außenseite des Spielbretts mit dem Reiterbild Kaiser Ferdinands I., 1537 Strukturierte Daten auf Commons bearbeiten
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Detail des Hochaltares in der Wallfahrtskirche Maria Rain Strukturierte Daten auf Commons bearbeiten
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Hl. Koloman, Muttergottes und hl. Apollonia, um 1520, in Kirche St. Coloman Schwangau Strukturierte Daten auf Commons bearbeiten
Hans Kels d Ä 1540 - Melchior von Ow - BawueMusDigi CC BY-SA.jpg
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Melchior von Ow studierte in Tübingen und stand 1538 auf Seiten Christophs von Langenberg bei dessen Fehde gegen die Stadt Rottweil. Im Jahr 1553 führte er als badischer Landvogt der Markgrafschaft Hachenberg im Auftrag seines Landesherrn die Reformation in der Markgrafschaft ein. Er selbst blieb der alten Kirche treu und starb kinderlos im Jahr 1569.

Die Vorderseite der galvanoplastischen Nachahmung eines Holzmodells einer Medaille aus dem Jahr 1540 auf Melchior von Ow zeigt ein bärtiges Brustbild von Ows in Harnisch nach links. Im Feld befinden sich Wappen und Orden des burgundischen Kreuzes.

[Kathleen Schiller]