Hans Himmelheber

Diese 1933 von Hans Himmelheber in der Elbenbeinküste erstandene Baule-Maske wird heute im Tropenmuseum in Amsterdam ausgestellt.

Hans Himmelheber (* 31. Mai 1908 in Karlsruhe; † 27. November 2003 in Heidelberg) war ein deutscher Ethnograph und Ethnologe.

Leben

Hans Himmelheber war jüngstes Kind von Luitgard Himmelheber und Gustav Himmelheber. Der Vater leitete zusammen mit seinem Bruder Carl die Möbelfabrik Gebrüder Himmelheber in Karlsruhe in der dritten Generation. Seine Mutter war eine der ersten zehn Karlsruher Stadträtinnen[1] und in der Frauenbewegung aktiv, der Vater Mitglied im Badischen Kunstverein. Sein Großvater mütterlicherseits war der badische Finanzminister Max Honsell.[2]

Im Jahr 1944 heiratete er Ulrike Himmelheber. Mit ihr bekam er 1946 eine Tochter, Susanne Himmelheber, und 1953 einen Sohn, Martin Himmelheber. Sein Stiefsohn aus der ersten Ehe seiner Frau, Eberhard Fischer und dessen Tochter Anjali Fischer wurden ebenfalls Ethnologen wie auch Susanne Himmelhebers Tochter Clara Mayer-Himmelheber.[3]

Beruf

Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine Banklehre in Hamburg. Ab 1929 handelte er mit afrikanischen und ozeanischen Skulpturen, womit er sein Studium in Ethnologie, Geographie und Kunstgeschichte sowie seine erste Forschungsreise nach Afrika finanzierte. Himmelheber studierte in Berlin beim Eckart von Sydow und dem Afrikanisten Dietrich Westerm, danach in München und promovierte schließlich 1934 in Tübingen zum Dr. phil in Völkerkunde.[2][4] Himmelheber unternahm Forschungsreisen in die Elfenbeinküste (1933 und 1934/35), nach Alaska (1936/37), Ghana, Belgisch- und Französisch-Kongo sowie Kamerun (1937–1939).[4] Seine völkerkundlichen Sammlungsstücke umfassen zum Beispiel Masken, Körbe, Schmuckstücke, Silexabschläge, Knochen, Stoffe, Skulpturen, Töpfe, Hämmer, Äxte und gehören zu den besten Exponaten der Afrika-Sammlung des Museums der Kulturen Basel.[5] Vermutlich war Hans Himmelheber der weltweit einzige freiberufliche Ethnologe. Er hatte sich weder in den Universitätsbetrieb noch in ein Museum ziehen lassen. Finanziert hat er sich über den Handel mit afrikanischen Kulturgegenständen, die entsprechend heute weltweit in vielen anthropologischen Sammlungen zu finden sind.

Während des Zweiten Weltkriegs diente er in der deutschen Wehrmacht und wurde 1942 zum Medizinstudium nach Freiburg abkommandiert. Mit einer Arbeit über „Tätowierung bei den Eskimo“ (Dermatologie) promovierte er 1949 in Heidelberg zum Doktor der Medizin.[4][2]

Mit seiner Frau Ulrike Himmelheber bildete er ein ethnologisches Forschungsteam. Sie reisten fünf Mal gemeinsam für Feldforschungen nach Afrika, werteten ihre Feldnotizen gemeinsam aus, lasen gegenseitig Korrektur ihrer wissenschaftlichen Manuskripte und publizierten gemeinsam. Das Buch Die Dan, ein Bauernvolk im westafrikanischen Urwald, das sie 1958 gemeinsam veröffentlichten, gilt als Standardmonografie.[3][4][6]

Damals noch ungewöhnlich, setzten sie Ton- und Filmaufnahmen als Forschungs- und Dokumentationsmittel ein. Ihre Informanten nannten sie namentlich und reflektierten die Interviewsituationen und die ethnographische Interaktion.[4][7] Von 1963 bis 1971 kuratierte Himmelheber in der Mannheimer Galerie Margarete Lauter zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, in denen der Öffentlichkeit eine Vielzahl afrikanischer Kunst- und Kulturgegenstände präsentiert wurde.[8]

Über 15.000 Negative incl. der dazugehörigen Notizen sind inzwischen im Fotoarchiv als Fotonachlass Hans Himmelheber im Besitz des Museums Rietberg in Zürich.[9]

Seit 1965 bis zu seinem Tod im Jahr 2003 war Hans Himmelheber ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.[10]

Publikationen (Auswahl)

  • 1935: Negerkünstler. Ethnographische Studien über den Schnitzkünstler bei den Stämmen der Atulu und Guro im Innern der Elfenbeinküste. (Dissertation)
  • 1938: Eskimokünstler. Ergebnis einer völkerkundlichen Reise in Alaska.
  • 1951: Der gefrorene Pfad. Mythen, Märchen und Legenden der Eskimo.
  • 1951: Auro Poku. Mythen, Tiergeschichten und Sagen, Sprichwörter, Fabeln und Rätsel der Baule, Elfenbeinküste.
  • 1957: Der gute Ton bei den Negern.
  • 1958 mit Ulrike Himmelheber: Die Dan, ein Bauernvolk im westafrikanischen Urwald.
  • 1960: Negerkunst und Negerkünstler.
  • 1960: Afrikanische Masken.
  • 1970 mit Ulrike Himmelheber: Negerschicksale. Berichte der Dan in Liberia.
  • 1975 mit Ulrike Himmelheber: Guss einer Metallmaske bei den Senufo, Elfenbeinküste. In: Abhandlungen und Berichte des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dresden.
  • 1976 mit Eberhard Fischer: Die Künste der Dan. Museum Rietberg Zürich. (Englische Ausgabe The Arts of the Dan in West Africa, 1984.)
  • 1996: Die Kultur der Baule: Elfenbeinküste 1933 und 1934/35. Ausstellungskatalog. Herausgegeben von Eberhard Fischer und Clara Mayer-Himmelheber
  • 1993: Zaire 1938/39. Ausstellungskatalog. Herausgegeben von Eberhard Fischer und Clara Mayer-Himmelheber
  • 2000: Where the Echo began, and other oral traditions from Southwestern Alaska, recorded by Hans Himmelheber, edited by Ann Fienup-Riordan. University of Alaska Press

Quelle:[11]

Literatur

  • Lorenz Homberger: In memoriam: Hans Himmelheber. In: African arts 37 (1), Frühling 2004, S. 10.
  • Ina Rösing: Nachrufe: Hans Himmelheber. In: Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für 2003. 2004, S. 180–183.
  • Nanina Guyer: Vorwärts in die Vergangenheit. Künstlerische Forschung und Mitautorenschaft in Hans Himmelhebers Fotografien aus dem Kongo 1938/39. In: Fotogeschichte, Heft 162 (2021), S. 13–21.

Weblinks

Commons: Hans Himmelheber – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Barbara Guttmann: Zwischen Trümmern und Träumen – Karlsruherinnen in Politik und Gesellschaft der Nachkriegszeit. [Hrsg.: Stadt Karlsruhe]. – Karlsruhe: Stadt Karlsruhe, Frauenbeauftragte und Stadtarchiv, 1997, ISBN 3-923344-39-2, S. 61 (PDF; 21,6 MB)
  2. a b c Hans und Ulrike Himmelheber, Stationen des Lebens, 31. Mai 2008. In: Website About Africa & the rest of the world. Abgerufen am 27. Februar 2017.
  3. a b Himmelheber, Ulrike; geb. Roemer. In: Bettina Beer: Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie: ein Handbuch. Böhlau Verlag, 2007. ISBN 9783412112066. Seiten 90–94. (Google Book)
  4. a b c d e Short Portrait: Hans und Ulrike Himmelheber. In: Interviews with German Anthropologists. Abgerufen am 26. Februar 2017.
  5. Himmelhebers Sammlungen im Museum der Kulturen Basel, 1. Juni 2008. In: Website About Africa & the rest of the world. Abgerufen am 26. Februar 2017.
  6. Eberhard Fischer: Zum Tod des Kunstethnologen Hans Himmelheber. Die Hersteller afrikanischer Kunst, 9. Dezember 2003. In: Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 27. Februar 2017.
  7. Dieter Haller: Die Suche nach dem Fremden: Geschichte der Ethnologie in der Bundesrepublik 1945–1990. Campus Verlag, 2012. ISBN 978-3-593396002. S. 287.
  8. Galerie-Lauter. 5. Juni 2021, abgerufen am 27. September 2021.
  9. Fotonachlass Hans Himmelheber im Fotoarchiv des Museums Rietberg, Zürich. Abgerufen am 24. März 2017.
  10. Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung 1909. Hans Himmelheber. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 3. Juli 2016.
  11. Literaturliste auf der Website About Africa & the rest of the world. Abgerufen am 26. Februar 2017.

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COLLECTIE TROPENMUSEUM Houten antilopenmasker met menselijk gelaat portretmasker TMnr 1772-2006.jpg
(c) Tropenmuseum, part of the National Museum of World Cultures, CC BY-SA 3.0
Het masker is verzameld door Hans Himmelheber tijdens zijn expeditie naar de Atutu van Ivoorkust in de eerste helft van 1933. Hij bezoekt als eerste de zuidelijke Baule, de Atutu en later ook de noordelijke Baule en hun buren, de noordoostelijke Guro.

Hij interviewt een groot aantal houtsnijders, waaronder belangrijke meesters. Hij stelt vragen omtrent de beroepskeuze, opleiding en uitoefening. Vragen over de wijze van vervaardiging, het materiaal en de gebruikte technieken. Tot slot wil hij hun houding ten opzichte van hun eigen werk weten. Hierbinnen zijn de functie van een sculptuur alsook de vraag naar de creativiteit van de maker en de interpretatie van een object samengevat. Uit dit onderzoek is een boekje ontstaan dat in februari 1934 aan de Universiteit Tübingen als dissertatie werd geaccepteerd en het volgende jaar als boek uitgegeven werd.

In dit boek getiteld 'Negerkünstler - ethnographische Studien über den Schnitzkünstler bei den Stämmen der Atutu und Guro im Innern der Elfenbeinküste, Ergebnisse einer Forschungsexpedition' wordt voor het eerst het verhaal achter Afrikaanse objecten vertelt en komt men te weten wie de mensen zijn die deze objecten maken en gebruiken.

Helaas is in dit boek niets over de functie van het masker opgenomen, maar volgens de oude informatie werd het vermoedelijk gebruikt rondom de initiatie (besnijdenis) van jongens wanneer zij afgezonderd zijn in het woud. Het masker zou een bosgod kunnen zijn.

Een soortgelijk exemplaar dat gelijktijdig met dit masker werd verzameld is door Susan Vogel beschreven als een 'portrait mask' (1997: 168), waarvoor iemand uit de omgeving van de maker model heeft gestaan.