Hans Heinrich Driftmann

Hans Heinrich Driftmann (2008)

Hans Heinrich Driftmann (* 3. Januar 1948 in Bückeburg; † 26. April 2016 in Elmshorn) war ein deutscher Offizier und Unternehmer. Als persönlich haftender und geschäftsführender Gesellschafter führte er zwischen 1988 und 2015 das Familienunternehmen Peter Kölln KGaA in 6. Generation.[1] Sitz des Unternehmens ist Elmshorn. Er war von 2009 bis 2013 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

Leben

Driftmanns Eltern sind der Postbeamte Dipl.-Ing. Friedrich Driftmann und seine Frau Helen geb. Göhmann. Driftmann legte 1966 sein Abitur in Lüchow (Wendland) ab. Verheiratet war er seit 1970 mit Gesche Driftmann geb. Kölln († 7. Mai 2019[2]); gemeinsam bekamen sie vier Töchter. Mit 68 Jahren erlag er einem Glioblastom. Seine Frau starb im August 2018 an einem Non-Hodgkin-Lymphom.[3]

Offizier

Nach eigenen Angaben wollte Driftmann ursprünglich Pastor werden. Am 1. Oktober 1966 trat er als Offizieranwärter in die Bundeswehr ein, bei der er bis 1987 diente. Als Berufssoldat der Luftwaffe studierte er, vom militärischen Dienst freigestellt, von 1974 bis 1979 Wirtschafts- und Sozialwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Mit einer Doktorarbeit in Pädagogischer Psychologie wurde er 1979 dort zum Dr. phil. promoviert.[4] Mit Dieter Portner war er Herausgeber der Reihe Wehrpädagogik im Walhalla-und-Praetoria-Verlag. Von 1981 bis 1983 war er Referent für Bildung und Wissenschaft im Bundesministerium der Verteidigung. 1982/83 nahm er über vier Semester einen Lehrauftrag für Internationale Politik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn wahr. Von 1983 bis 1987 war er Dozent für Betriebs- und Organisationswissenschaft an der Führungsakademie der Bundeswehr. Gleichzeitig nahm er von 1983 bis 1988 am Postgraduiertenprogramm Internationale Politik und Sicherheitspolitik des Aspen-Instituts teil. Im August 2010 äußerte er sich als Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags in einem Focus-Interview positiv zu Auslandseinsätzen der deutschen Marine zur Sicherung der Seewege gegen Piraterie.[5] Als Oberst d. R. war er zuletzt als „gespiegelterStabschef des WBK I (Küste) mob-beordert. 2010 war er stellvertretender Vorsitzender der Bundeswehr-Strukturkommission. 2012 wurde er zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb gewählt.

Unternehmer

1987 trat Driftmann in die Geschäftsleitung der Köllnflockenwerke ein, um 1988 als Nachfolger seines Schwiegervaters Ernsthermann Kölln die Geschäftsführung des Unternehmens zu übernehmen. Er gründete die Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein (UV Nord). Als ihr Präsident (bis 2009) plädierte er für den Zusammenschluss der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg zu einem sogenannten Nordstaat. Er war Präsidiumsmitglied der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Seit 1993 Vizepräsident, wurde er 2004 zum Präsidenten der Industrie- und Handelskammer zu Kiel gewählt. Als Gründungspräsident führte er die IHK Schleswig-Holstein von 2006 bis zum 30. Juni 2007. Sie ist eine Kooperation der IHKn Flensburg, Kiel und Lübeck. Seit 2005 Vizepräsident, wurde er am 26. März 2009 zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages gewählt. 2010 bezeichnete er als Vize-Vorsitzender der Expertenkommission zur Reform der Bundeswehr die Bundeswehr als „Sanierungsfall“. Seine Amtszeit beim DIHK endete am 20. März 2013.[6] Mit Blick auf die Berufschancen von Jugendlichen forderte er, die Bildung nicht allein der Politik zu überlassen. Driftmann war Mitglied der CDU Schleswig-Holstein. Mitte Oktober 2015 gab Driftmann seine Geschäftsführerposition bei Kölln an Christian von Boetticher ab und übernahm stattdessen von seinem Schwiegervater Ernsthermann Kölln den Vorsitz im Aufsichtsrat des Unternehmens.[7]

Universitätskarriere

Seit 1988 war er Lehrbeauftragter für Wirtschaftspsychologie an der Pädagogischen Hochschule Kiel. Bei ihrer Verlegung nach Flensburg wechselte er zur Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Im Institut für Betriebswirtschaftslehre war er seither Honorarprofessor. Am 3. September 2012 wurde ein Hörsaal der früheren Pädagogischen Hochschule nach ihm benannt.[8] Bei der Einweihung zugegen waren Gerhard Fouquet, Angelika Volquartz, Norbert Gansel und Peter Harry Carstensen. Anfang Mai 2014 wurde er zum Vorsitzenden des Hochschulrates der CAU gewählt.[9] Den Posten im Kuratorium gab er deshalb auf.

Ehrenämter

Übergabe des Berichtes der Strukturkommission (Oktober 2010)

Ehrungen

Privates

Das Grab von Hans Heinrich Driftmann auf dem Friedhof an der Friedensallee in Elmshorn.

Hans Heinrich Driftmann hatte im Jahr 2015 die Geschäftsführung der Kölln-Werke an den früheren CDU-Politiker Christian von Boetticher abgegeben. Damit begann für Driftmann der Ruhestand. Er war fast 30 Jahre lang Nachfolger seines Schwiegervaters Ernsthermann Kölln im gleichnamigen Unternehmen. Driftmann hatte dessen Tochter Gesche 1970 geheiratet und mit ihr vier Töchter bekommen. Driftmann wohnte mit seiner Familie in der historischen Villa auf dem Werksgelände in der Innenstadt Elmshorns. Er wurde auf dem Friedhof an der Friedensallee in seiner Heimatstadt beigesetzt.

Veröffentlichungen

  • mit Dieter Portner, Georg Schulz, Peter E. Wullich: Grundlagen der Allgemeinen Wehrpädagogik. Handbuch einer berufsbezogenen Pädagogik für den militärischen Bereich (= Wehrpädagogik. Bd. 1). Walhalla-und-Praetoria-Verlag, Regensburg 1977, ISBN 3-8029-6310-5.
  • Grundzüge des militärischen Erziehungs- und Bildungswesens in der Zeit 1871–1939 (= Wehrpädagogik. Bd. 3). Walhalla-und-Praetoria-Verlag, Regensburg 1980, ISBN 3-8029-6311-3.
  • (Hrsg.): Allgemeine Führungslehre. Führung in der Bundeswehr. Leitfaden für Lehre und Praxis. Walhalla-und-Praetoria-Verlag, Regensburg 1986, ISBN 3-8029-6313-X.
  • (Hrsg.): Dieter Portner, Dieter Kissel: Militärische Ausbildungspraxis. Lern- und Arbeitsbuch für die Ausbilder. Walhalla-und-Praetoria-Verlag, Regensburg 1987, ISBN 3-8029-6492-6.
  • et al.: Eigenverantwortung annehmen und Schule führen. Bildungsstandards, Qualitätsentwicklung, Evaluation. Dokumentation des Kieler Schulleitungssymposiums 2004 (= Schulmanagement-Handbuch. Bd. 112). R. Oldenbourg Verlag, München 2004, ISBN 3-486-91404-9.
  • Wappenbuch der Schleswig-Holsteinischen Genossenschaft des Johanniterordens. Subkommende Grafschaft Rantzau. Elmshorn 2005.

Weblinks

Nachrufe

Einzelnachweise

  1. Flocken in Familienhand, Meldung im manager-magazin.de vom 16. Januar 2004, eingesehen am 28. Oktober 2008.
  2. Kölln-Tochter Gesche Elisabeth Driftmann ist gestorben
  3. Nachruf (Elmshorner Nachrichten)
  4. Dissertation: Grundzüge des militärischen Erziehungs- und Bildungswesens in der Zeit 1871–1939; veröffentlicht Regensburg 1980.
  5. DIHK-Präsident. Bundeswehr soll Handelswege freihalten, in: Focus, 29. August 2010.
  6. Alba-Chef Schweitzer löst Driftmann als Präsidenten ab ntv.de vom 20. März 2013.
  7. Christian von Boetticher leitet künftig Kölln Flocken. Hamburger Abendblatt, 19. September 2015
  8. Kieler Nachrichten vom 4. September 2012.
  9. Hochschulrat nimmt Arbeit auf. Gremium wählte Hans Heinrich Driftmann zu seinem Vorsitzenden, Pressemitteilung der Universität Nr. 119/2014 vom 30. April 2014.
  10. www.ifw-kiel.de, eingesehen am 16. Dezember 2012.
  11. Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit, eingesehen am 4. Oktober 2013.
  12. Johanniterorden (Hrsg.): Verzeichnis der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Stand Oktober 2014. Eigenverlag, Berlin 2014, S. 523–527 (d-nb.info [abgerufen am 2. September 2021]).
  13. Ehrenpräsident Hans Heinrich Driftmann bei der DIHK.

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Dem Bundesminister der Verteidigung Karl-Theodor zu Guttenberg wird der Abschlussbericht der Strukturkommission durch den Leiter der Strukturkommission Frank-Jürgen Weise im Beisein der übrigen Kommissionsmitglieder übergeben. Foto: Bundeswehr/Bienert
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Prof. Dr. Hans Heinrich Driftmann
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Das Grab von Hans Heinrich Driftmann auf dem Friedhof an der Friedensallee in Elmshorn.