Hans Glauning (NS-Funktionär)

Hans Glauning (* 7. März 1906 in Plauen; † 7. Juni 1973 in Großgmain)[1] war ein deutscher nationalsozialistischer Studentenführer und Rechtsanwalt.

Leben

Nach dem Abitur studierte er seit dem Sommersemester 1925 an der Universität Marburg Jura und wurde Mitglied der Marburger Burschenschaft Germania, der er nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr angehörte. Nach Abschluss seines Studiums und der Ablegung beider juristischer Staatsexamina wurde er Rechtsanwalt, einen Beruf, den er bis zu seinem Tod 1973 ausübte.

Glauning wurde 1926 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 20.061). Zusammen mit Wilhelm Tempel, einem ebenfalls Jura studierenden Kommilitonen, gründete er 1926 den NSDStB (Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund), wobei Tempel Reichsgeschäftsführer und Glauning stellvertretender Reichsgeschäftsführer des NSDStB wurden.[2] Tempel, der zum „linken“ Flügel der NSDAP um Gregor Strasser gehörte, vertrat die Ansicht, dass nur Werkstudenten, nicht aber Korporationsstudenten, Mitglied des NSDStB werden könnten, weil Korporierte aus dem Adel oder der Bourgeoisie stammten und daher keine Zielgruppe für Nationalsozialisten sein konnten. Dagegen wandte sich Glauning, der sich schließlich durchsetzte.[3]

Nachdem der Streit über die Mitgliedschaft von Korporierten entschieden war, forderten Tempel und Glauning, die Zahl der jüdischen Studenten an deutschen Hochschulen durch einen Numerus clausus entsprechend dem Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung zu beschränken.[4] Zunächst hatte der NSDStB in der Weimarer Republik nur wenige Gefolgsleute. So hatte die Marburger Ortsgruppe 1927 nur 9 Mitglieder, darunter 3 Korporierte.[5] In der Folgezeit nahmen die Zahl der Mitglieder jedoch stark zu.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde das Führerprinzip sowohl für jede einzelne Korporation, als auch für die Dachverbände der Korporationen eingeführt. Für die Deutsche Burschenschaft wurde von 1933–34 Otto Schwab Reichsführer. Diesen Posten übernahm 24. März 1934 Hans Glauning.[6] Dieser schloss mit dem NSDStB am 5. Oktober 1935 das sogenannte „Plauener Abkommen“, wonach die Burschenschaften in die vom NSDStB gegründeten Kameradschaften überführt wurden. Daraufhin löste sich die Deutsche Burschenschaft am 18. Oktober 1935 formell auf der Wartburg auf.

Nachdem Glauning mit der Auflösung der Deutschen Burschenschaft amtlos geworden war, wurde er persönlicher Referenten des Reichserziehungsministers Bernhard Rust und somit Reichsbeamter.

In sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Moskau verfasste er 1944 das Gedicht "In Marburg ein Student", das 1956 von Ludwig Pieper mit einer Melodie versehen wurde und als Studentenlied Eingang in das Allgemeine Deutsche Kommersbuch fand.[7] In aktuellen Ausgaben ist es jedoch nicht mehr enthalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er nicht mehr im öffentlichen Dienst beschäftigt, sondern war als Rechtsanwalt tätig.

Literatur

  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band 1: Politiker. Teilband 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0809-X, S. 139–141.
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (= Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. Band 6). Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8.
  • Michael H. Kater: Der NS-Studentenbund von 1926-28: Randgruppe zwischen Hitler und Strasser. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 22, 1974 (PDF).

Einzelnachweise

  1. Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik. In: Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. Band 6, 2004
  2. Michael H. Kater: in Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Seite 160
  3. Hans Glauning: Verbindungsstudenten und Nationalsozialismus, in: Nationalsozialistische Hefte, 2. Folge, Jan/Febr. 1927.
  4. Hans Glauning: Was sind wir und was wollen wir? in: Der junge Revolutionär, Juli 1927
  5. Kater: Der NS-Studentenbund von 1926-1928, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Seite 148 ff.
  6. Verband der Alten Herren der Marburger Burschenschaft Germania e. V. (Hrsg.): 150 Jahre Germania Marburg - Chronik und Geschichte(n) 1868/2018. Marburg 2018, S. 95.
  7. Erdmann Werner Böhme (Hrsg.): Allgemeines Deutsches Kommersbuch. 160. Auflage. Moritz Schauenburg Verlag, Lahr/Schwarzwald 1986, S. 323 - 324.