Hans Frenzel (Politiker)

Hans Frenzel (* 7. September 1895 in Herzogenburg; † 25. August 1966 in Linz) war Pharmazeut und Chemiker sowie Politiker der SPÖ. Er war Präsident des österreichischen Rechnungshofs.

Leben

Höhere Technische Lehranstalt in Bodenbach

Frenzel absolvierte die Höhere Technische Lehranstalt, Abteilung Chemie, in Bodenbach an der Elbe. Das Doktorat der Rechte erwarb er 1937, 1957 schloss er ein Pharmaziestudium erfolgreich ab. Von 1919 bis 1926 war er Beamter der Lebensmittelkontrolle beim Magistrat Linz, danach Direktor des Linzer Marktamtes. 1938 wurde er als Sozialdemokrat aus politischen Gründen entlassen und eine Zeit lang inhaftiert. Nach einem Einsatz bei der technischen Nothilfe in der Ukraine durfte er im Jänner 1942 als Vertragsbediensteter wieder die Leitung des Marktamtes übernehmen.[1] In dieser Funktion war er bis 1945 tätig. Im August 1942 gründete er die Widerstandsgruppe GB (GB = Gegenbewegung).[2][3]

Vom Mai bis Oktober 1945 war er Mitglied der von den Amerikanern als Oberösterreichische Landesregierung eingesetzten „Beamtenregierung“ mit dem Ressort „Ernährung“. Danach war Frenzel von Dezember 1945 bis 1947 in der Bundesregierung Figl I Bundesminister für Volksernährung, 1947 bis 1953 Vizepräsident und 1953 bis 1964 schließlich Präsident des österreichischen Rechnungshofs.

1947 gründete er die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundheit, wurde deren Generalsekretär und später Präsident. Ab 1948 war er neben seinen politischen Ämtern außerdem Präsident der Österreichischen Esperantobewegung.

Ab 1946 war er Mitglied der Codexkommission, von 1951 bis 1964 deren Vorsitzender. Als Vorsitzender der für die Neufassung des Österreichischen Lebensmittelbuches (Codex Alimentarius Austriacus) zuständigen Codexkommission im Sozialministerium hatte er großen Einfluss auf die zu bearbeitende Neufassung des Österreichischen Lebensmittelcodex.

Von 1958 bis 1962 bekleidete er die Funktion des Präsidenten des „Europäischen Rates des Codex Alimentarius Europaeus“.[4][5] 1965 wurde er zum Vorsitzenden (Koordinator) des Koordinationskomitees für Europa der FAO/WHO Codex Alimentarius Commission gewählt.

Frenzel war der Initiator für die Gründung des Codex Alimentarius Europaeus. Ab dem Jahr 1953 verfolgte er die Idee eines Europäischen Lebensmittelbuches, die auch von der Lebensmittelwirtschaft stark unterstützt wurde. Im Jahr 1958 wurde der Europäische Rat des Codex Alimentarius Europaeus gegründet, zu dessen erstem Präsident Frenzel gewählt wurde. 1963 wurde der Europäische Rat des Codex Alimentarius Europaeus als „Regionale Koordinationsgruppe für Europa (CCEURO)“[6] in die FAO/WHO Codex Alimentarius Commission eingegliedert. Frenzel wurde 1965 zum Vorsitzenden des Koordinationskomitees für Europa gewählt, konnte diese Funktion aber aus Gesundheitsgründen nicht mehr ausüben.

Hans Frenzel war ab 1930 Mitglied der Freimaurerloge Schiller und des Kränzchens Zu den 7 Weisen in Linz, nach 1945 in der Sammelloge Humanitas renata sowie Gründungsmitglied der reaktivierten Loge Lessing Zu den 3 Ringen (1947) und der Loge Donau Zu den friedlichen Ufern (1952); 1964/65 war er deputierter Großmeister der Großloge von Österreich, ab 1965 Ehrenmitglied derselben.[7]

Auszeichnungen

Literatur

  • F. Vojir, E. Schübl: Teil A. Codex Alimentarius Austriacus, Codex Alimentarius Europaeus, Weltweiter Codex, Historische Entwicklung. In: 120 Jahre Codex Alimentarius Austriacus (Österreichisches Lebensmittelbuch), 1891–2011, Festschrift. Bundesministerium für Gesundheit, Neuer Wissenschaftlicher Verlag, Wien/Graz 2011, S. 29–166.
  • Entstehungsgeschichte des Codex Alimentarius Europaeus. Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundheit, Wien 1962

Einzelnachweise

  1. Walter Schuster: Politische Restauration und Entnazifizierungspolitik in Oberösterreich. In: Walter Schuster, Wolfgang Weber (Hrsg.): Entnazifizierung im regionalen Vergleich: der Versuch einer Bilanz (= Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2002). Archiv der Stadt Linz, Linz 2004, ISBN 3-900388-55-5, S. 162, ooegeschichte.at [PDF].
  2. S. Ganglmair: Widerstand und Verfolgung in Linz zur NS-Zeit. In: F. Mayrhofer, W. Schuster (Hrsg.): Nationalsozialismus in Linz. Linz 2001, Band 2, S. 1427–1431
  3. Linz erfahren, Zeitgeschichte vermitteln. Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas Organisations-GmbH, mit Unterstützung der Linz AG Linien, Station VOEST Alpine
  4. F. Vojir, E. Schübl, "Dr. Hans Frenzel - Ein erfolgreicher Visionär (Codex Alimentarius Europaeus, Weltweiter Codex Alimentarius)", Ernährung/Nutrition, Vol. 36/Nr. 1, 2012, S. 29–33 (Memento desOriginals vom 2. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/service.cms.apa.at (PDF; 90 kB)
  5. Franz Vojir, Erwin Schübl, Ibrahim Elmadfa: The Origins of a Global Standard for Food Quality and Safety: Codex Alimentarius Austriacus and FAO/WHO Codex Alimentarius. Int. J. Vitam. Nutr. Res., 82 (3), 2012, S. 223–227, PMID 23258404
  6. CCEURO (Memento desOriginals vom 3. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cceuro.pl
  7. Günter K. Kodek: Die Kette der Herzen bleibt geschlossen. Mitglieder der österreichischen Freimaurer-Logen 1945 bis 1985. Löcker, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-706-8, S. 58.
  8. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,59 MB)

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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
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