Hans Fischerkoesen

Hans Fischerkoesen (* 18. Mai 1896 als Hans Fischer in Kösen; † 23. April 1973 in Mehlem) war ein deutscher Zeichentrick- und Werbefilmer. In Anlehnung an seine Heimatstadt verwendete er einen Teil des Städtenamens für seinen Künstlernamen.

Leben

Hans Fischerkoesen war seit 1919 im Animationsfilm aktiv. In den 1920er-Jahren ging er nach Berlin und arbeitete mehrere Jahre für die Ufa. In seiner eigenen Firma in Potsdam produzierte er 1942 bis 1944 drei sehr bekannte Kurzfilme: Verwitterte Melodie, Der Schneemann und Das dumme Gänslein.

Während des Zweiten Weltkriegs drehte Hans Fischerkoesen Unterrichtsfilme für die Wehrmacht. Nach dem Krieg wurden deswegen seine Ateliers und seine Villa in Potsdam beschlagnahmt.[1] Nach anderthalb Jahren in sowjetischer Haft übersiedelte er in den Westen und wurde einer der führenden Werbefilm-Produzenten der jungen Bundesrepublik.[2]

Nach 1948 gründet er in Mehlem bei Bonn die neuen Fischerkoesen-Studios.[3] In den 1950er und 1960er Jahren stellten die Fischerkoesen-Studios mehrere Tausend animierte Werbe- und Auftragsfilme her.[1] Zu den bekanntesten Figuren gehört Onkel Otto des Hessischen Rundfunks. Zum Graphiker- und Zeichnerteam Fischerkoesens gehörte unter anderem der Maler und Karikaturist André Osterritter. Die Studios wurden von Fischerkoesens Sohn fortgeführt und bestanden bis 2000.[3]

Sein Enkel Alexander Fischerkoesen arbeitet als Kameramann.

Filmografie

  • 1919: Das Loch im Westen (erster in Deutschland produzierter langer Zeichentrickfilm, verschollen[3])
  • 1921: Bummelpetrus (Werbefilm für Schuhe)[3]
  • 1924: Der Pfennig muß es bringen
  • 1926: Die Geschichte vom Schokoladenkasper
  • 1926: Auf Skitour
  • 1926: Der Arm
  • 1929: Der möblierte Herr
  • 1930: Szenen aus dem Leben eines Leipziger Rauchwaren-Kommissionärs. Für die Internationale Pelzfach-Ausstellung (IPA) in Leipzig[4]
  • 1933: Schall und Rauch
  • 1935: Das blaue Wunder (Werbefilm für Zigaretten)[5]
  • 1937: Zwei Minuten von Bedeutung
  • 1943: Die verwitterte Melodie
  • 1944: Der Schneemann
  • 1945: Das dumme Gänslein
  • 1952: Die Landpartie (Werbefilm für Coca-Cola)[6]
  • 1955: Durch Nacht zum Licht (Werbefilm für Underberg)

Literatur

  • Hans Fischerkoesen, Rudolf Bär (Zeichnungen), Eva Klingberg (Text): Sehpferdchens muntere Abenteuer. Fischerkoesen-Fernsehwerbung, Bad Godesberg-Mehlem 1962.
  • Fabian Tietke: Vom Lüpfen der Schlafmütze. Der westdeutsche Animationsfilm von 1945 bis 1963. In: Claudia Dillmann, Olaf Möller (Hrsg.): Geliebt und verdrängt. Das Kino der jungen Bundesrepublik von 1949 bis 1963. Deutsches Filminstitut, Frankfurt 2016, ISBN 978-3-88799-089-3, S. 78–87.
  • Jennifer Lynde Barker: Dort und Hier. Hans Fischerkoesen in den 1950er Jahren. In: Claudia Dillmann, Olaf Möller (Hrsg.): Geliebt und verdrängt. Das Kino der jungen Bundesrepublik von 1949 bis 1963. Deutsches Filminstitut, Frankfurt 2016, ISBN 978-3-88799-089-3, S. 380–385.
  • L. Schreiber: Fischerkösen. In: Gebrauchsgraphik, Jg. 11 (1934), Heft 12, S. 46–52 (Digitalisat).
  • Joachim Kellner (Hrsg.): Die besten Kinospots der 50er Jahre. Werbewelten im Zeichentrick. Hans Fischerkoesen zum 100. Geburtstag. Deutsches Werbemuseum, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-928710-38-9.
  • Deutsches Institut für Animationsfilm e.V (Hrsg.): Traumschmelze. Der deutsche Zeichenanimationsfilm 1930–1950. Sandstein Verlag, Dresden 2013, ISBN 978-3-95498-032-1. (deutsch, englisch)

Weblinks

  • Fischerkoesen: Hell Wie OSRAM hell wie der lichte Tag. (Video auf Youtube, 2:12 Minuten; Werbe-Trickfilm für Leuchtstofflampen).
  • Oliver Klatt: Trickfilmpionier Hans Fischerkoesen: Hitlers Disney. In: einestages auf Spiegel Online. 25. April 2013, archiviert vom Original am 28. April 2013;.
  • Hans Fischerkoesen bei IMDb
  • Literatur von und über Hans Fischerkoesen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Auf den Punkt gebracht. In: einestages auf Spiegel TV. 11. Januar 2008, archiviert vom Original am 25. September 2011; (Werbe-Trickfilm).

Einzelnachweise

  1. a b Fischerkoesen: Minnesang auf Markenartikel. In: Der Spiegel. 35/1956, 29. August 1956, S. 34–40, abgerufen am 21. Mai 2020.
  2. Rolf Giesen, J. P. Storm: Animation Under the Swastika: A History of Trickfilm in Nazi Germany, 1933-1945. McFarland & Company Publishers, Jefferson (North Carolina) 2012, ISBN 978-0-7864-4640-7.
  3. a b c d Oliver Klatt: Trickfilmpionier Hans Fischerkoesen: Hitlers Disney. In: Spiegel Online. 25. April 2013, abgerufen am 21. Mai 2020.
  4. Leopold Hermsdorf: "Ein in den fünf Hauptverkehrsstunden fast ständig laufender Film von Fischer-Kösen's Meisterhand geschaffen, zeigt zuerst schematisch die Funktionen der Vermittler, dann aber in humorvoller Art anschließend in lebenswahren unterhaltenden Szenen einen Tag aus dem Leben eines Leipziger Kommissionärs, wie er leibt und lebt zwischen telegraphischen Überraschungen und Auktionen und wie er als Vertrauensmann der Fernabwesenden vielseitig mit aller Art hier vorzüglich karikierten Typen von Gegenspielern zu tun bekommt Mit diesem kurzen Film gelingt es, in lustiger Form, mit einem Schlage in dieses komplizierte und verantwortungsreiche Gewerbe einzuführen." In: IPA – Internationale Pelzfachausstellung, Internationale Jagdausstellung Leipzig 1930 – Amtlicher Katalog. S. .276
  5. Fischerkoesen: Das blaue Wunder. (Video auf Youtube, 2:32 Minuten) 1935, abgerufen am 21. Mai 2020.
  6. Fischerkoesen: Die Landpartie. (Video auf Youtube, 2:40 Minuten) 1952, abgerufen am 21. Mai 2020.