Hans Egidi

Hans Egidi (* 2. Juni 1890 in Crossen an der Oder; † 3. Dezember 1970 in München) war ein deutscher Jurist.

Leben

Hans Egidi war der Sohn eines Pfarrers und machte sein Abitur 1908 am Joachimsthaler Gymnasium in Berlin. Er studierte ab 1908 Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Während des Studiums wurde er Mitglied des VDSt Berlin.[1] Er war Einjährig-Freiwilliger beim 2. Garde-Regiment zu Fuß.

Nach dem Staatsexamen und dem Ersten Weltkrieg, in dem er schwer verwundet wurde, arbeitete er in der Reichsverwaltung. Im Jahre 1920 wurde er trotz seines jungen Alters zum Landrat im Kreis Ostprignitz in Brandenburg ernannt. Dieses Amt bekleidete er bis 1933. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er aus politischen Gründen amtsenthoben – er holte die eigenmächtig in seinem Amt gehisste Hakenkreuzfahne wieder herunter. Er wurde als fähiger Verwaltungsbeamter aber zunächst in Schneidemühl und dann in Erfurt als Regierungsvizepräsident eingesetzt. Nachdem er 1938 in der Reichspogromnacht Polizeibeamte zum Schutz jüdischer Geschäfte abgestellt hatte, schob man ihn wie viele regimekritische Beamte auf einen Posten im Rechnungshof in Potsdam ab. 1922 heiratete er Hildegard Viebig, mit der er drei Töchter hatte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er in Potsdam einer der Gründer der dortigen CDU. Von 1946 bis 1948 war er Vorsitzender der CDU Potsdam und Mitglied des Landesvorstandes der brandenburgischen CDU. Bei den Landtagswahlen 1946 wurde er für die CDU in den brandenburgischen Landtag gewählt. Er übernahm 1946 die Leitung der Finanzverwaltung in Brandenburg.

Hans Egidi widersetzte sich den Versuchen von SED und SMAD zur Gleichschaltung der brandenburgischen CDU. Dieser Konflikt eskalierte, nachdem die SMAD Dezember 1947 den Vorsitzenden der Ost-CDU, Jakob Kaiser abgesetzt hatte. Hans Egidi weigerte sich, die von der SMAD vorgelegte Erklärung zu unterzeichnen, nach der er sich von Kaiser distanziert habe. Im Gegenteil: Egidi sprach sich öffentlich für Kaiser aus. Im Januar 1948 wurde er durch die Sowjets verhaftet. Nach intensiven Bemühungen des Landesvorsitzenden Wilhelm Wolf und des Landtagsabgeordneten Frank Schleusener bei der SED-Spitze wurde Egidi wieder auf freien Fuß gesetzt und flüchtete nach West-Berlin.

In der Bundesrepublik Deutschland engagierte er sich in der Exil-CDU und wurde Vizepräsident des niedersächsischen Landesrechnungshofes in Hannover. Gustav Heinemann, der damalige Innenminister, holte ihn 1949 als Ministerialdirektor und Abteilungsleiter I (Verfassung, Verwaltung, Öffentliche Sicherheit) in das Bundesministerium des Innern, in dem er die Sicherheitsorgane der neuen Bundesrepublik aufbauen sollte. In dieser Funktion war er wesentlich am Aufbau des Bundesgrenzschutzes, des Bundeskriminalamtes und des Verfassungsschutzes beteiligt. Zugleich war Egidi ein Einflussagent der Organisation Gehlen (Org.) ersten Ranges. Er lieferte nicht nur wichtige Informationen über Entscheidungen im Ministerium, sondern hatte sich auch bereiterklärt, die Wünsche der Org. bei der Besetzung von Dienstposten der deutschen Sicherheitsbehörden zu berücksichtigen.[2]

1955 wurde Egidi zum Präsidenten des Bundesverwaltungsgerichts in Berlin ernannt. Mit Erreichen der Altersgrenze schied Egidi 1958 aus diesem Amt aus.

Im Jahr 1955 trat Egidi der Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin bei und wurde 1959 zudem zum Vorsitzenden des Vereins für das Deutschtum im Ausland gewählt.

Ehrungen

Literatur

  • Michael Richter: Die Ost-CDU 1948–1952 zwischen Widerstand und Gleichschaltung, 2. Auflage, Droste, Düsseldorf 1991, ISBN 3-7700-0945-2, Seite 48–49, 409
  • Egidi, Hans, in: Friedhelm Golücke: Verfasserlexikon zur Studenten- und Hochschulgeschichte. SH-Verlag, Köln 2004, ISBN 3-89498-130-X. S. 89–91.
  • Marc Zirlewagen: Hans Egidi. In: Marc Zirlewagen (Hrsg.): 1881–2006 – 125 Jahre Vereine Deutscher Studenten Bd. 1: Ein historischer Rückblick. Pressburg 2006, S. 207–208.
  • Martin Broszat, Gerhard Braas, Hermann Weber [Hrsg.]: SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945–1949. Oldenbourg, München 1993 (2. Auflage), ISBN 3-486-55262-7, Seite 892.

Einzelnachweise

  1. Louis Lange (Hrsg.): Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten. Anschriftenbuch 1931. Berlin 1931, S. 49.
  2. Thomas Wolf: Die Entstehung des BND. Aufbau, Finanzierung, Kontrolle (= Jost Dülffer, Klaus-Dietmar Henke, Wolfgang Krieger, Rolf-Dieter Müller [Hrsg.]: Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968. Band 9). 1. Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-96289-022-3, S. 194 f.
  3. Johanna Rakebrand: Der Rechtsmensch Ludwig Frege (1884–1964). Bielefeld 2019, S. 297.

Weblinks

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