Hans Bohrdt
Hans Bohrdt (* 11. Februar 1857 in Berlin; † 19. Dezember 1945 ebenda) war ein Marinemaler.
Leben
Hans Bohrdt wuchs in Berlin auf. Im Alter von 15 Jahren besuchte er den Hamburger Hafen, was sein Interesse für das Meer und die Seefahrt weckte. Er bildete sich autodidaktisch zum Marinemaler aus. Im Jahre 1880 zeigte er erstmals Werke öffentlich.
Hans Bohrdt hatte in Kaiser Wilhelm II. seinen größten Förderer. Er begleitete den Monarchen mehrmals auf seinen Nordland- und Mittelmeerreisen. Bohrdt hatte seine größte Schaffensperiode mit dem Beginn des Flottenbauprogramms ab den 1890er-Jahren bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Aus dieser Zeit stammt auch eines der bekanntesten deutschen Propagandabilder, betitelt mit „Der letzte Mann“, dessen Verbleib bis heute unklar ist.
Er entwarf um 1900 für den Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck Stollwerck-Sammelbilder u. a. für das Stollwerck-Sammelalbum IV und das 1916 veröffentlichte Sammelalbum No. 16 „Der große Krieg“.[1] 1901 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung eine kleine Goldmedaille.
In dieser Zeit schuf Bohrdt unter anderem mehrere hundert Illustrationen für Bücher, Tageszeitungen, Lesermagazine, Postkarten und andere Drucksachen wie Plakate oder Schiffsspeisekarten. Mit der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und dem Niedergang der deutschen Seemacht und Handelsflotte war Bohrdts große Zeit vorbei. Er erhielt nur noch wenige Illustrationsaufträge von deutschen Reedereien, beispielsweise dem Norddeutschen Lloyd in Bremen oder der Hamburg-Amerika-Linie.
Am 25. April 1945 wurde sein Haus in Berlin-Zehlendorf bombardiert und vollständig zerstört. Er verbrachte daher die letzten Tage in einem Altenheim.
Werk
Von Hans Bohrdt stammt „das wohl berühmteste deutsche Marinebild“ Der letzte Mann: „Ein Signalgast soll sich, mit der Kriegsflagge in der Hand, auf den Kiel der gekenterten SMS Leipzig gestellt haben und dann mit ihr untergegangen sein. Die Pose des Matrosen erinnert sehr an eine Ikone der Malerei des 19. Jahrhunderts, an Eugène Delacroix Die Freiheit führt das Volk von 1830.“[2][3]
Zur idealisierten Darstellung des „Heldenkampfes“ eines „blutjungen Matrosen“ in der Seeschlacht bei den Falklandsinseln am 8. Dezember 1914 erschien eine Ansichtskarte mit einem Gedicht von Heinrich Röser[4] mit folgendem heroischen Text:
Sie haben gefochten eins zu vier, Nun zieht sie der Tod ins kühle Revier. Sie haben gefochten vier zu eins, Die Helden im Strahl des Ewigenscheins. Nun brennt das Schiff an Bug und Heck, Die Mannschaft steht auf Vorderdeck. Und wie sie in die Tiefe sinkt, Greift sie zur Mütze und grüßt und schwingt, Bis daß von Fluten begraben die Hand, Hurra dem Kaiser und Vaterland! Als sich vollendet das Geschick, Kieloben treibt's einen Augenblick Und reckt noch einmal den wunden Rumpf Und gurgelt hohl und gurgelt dumpf. Da plötzlich aus der Meeresflut Taucht ein Matrose, ein junges Blut, Der hält über See in höchster Not In der Rechten die Flagge schwarz-weiß-rot. Mit ihr erklimmt er das brodelnde Wrack, Fest steht er, ein Fels, standhaft und strack, Er schwingt mit kräftiger Seemannshand Noch einmal die Flagge fürs Vaterland. Und als der Rumpf in der Flut versinkt, Mit beiden Händen die Fahne er schwingt. Und als die Welle den Kopf bedeckt, Aus dem Wasser ein Arm noch die Fahne streckt. Er läßt sie nicht, er nimmt sie hinein; Sie soll auch im Tod sein Begleiter sein.
Dieses „Gedenkblatt deutscher Seemannstreue“ erschien auch als farbenprächtiges Kunstblatt. Größe 56 × 76 cm. Preis Mark 4.[5]
Literatur
- Lars U. Scholl: Hans Bohrdt – Marinemaler des Kaisers, Koehler, Hamburg 1995, ISBN 3-7822-0642-8
Einzelnachweise
- ↑ Stollwerck’s Sammel-Album No. IV, Verlag Gebr. Stollwerck, Berlin, Wien, New York, 1900.
- ↑ Holger Afflerbach: Die Kunst der Niederlage: Eine Geschichte der Kapitulation. München: C.H. Beck 2013, ISBN 978-3-406-64575-4.
- ↑ Boye Meyer-Friese: „Der letzte Mann“ – Legenden um eine Wahrheit: Bemerkungen zur Rezeptionsgeschichte eines Bildes. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv. Band 4, S. 109–120.
- ↑ Der Letzte Mann., "Arkivi Bildagentur", abgerufen am 20. Dezember 2023.
- ↑ Der letzte Mann., "Historische Bildpostkarten, Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht" online, abgerufen am 20. Dezember 2023.
Weblinks
- Literatur von und über Hans Bohrdt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Der letzte Mann, Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Militärischen in der deutschen Volks- und Laienkunst., Ausstellung vom 13. April bis 7. Mai 2017 in der Burg Galerie im Volkspark, Pressemitteilung Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Personendaten | |
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NAME | Bohrdt, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Marinemaler |
GEBURTSDATUM | 11. Februar 1857 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 19. Dezember 1945 |
STERBEORT | Berlin |
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© Asio otus / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
12 Quadratmeter großes Ölgemälde auf Leinwand an der Kopfseite des "Roten Saales" im Lübecker Rathaus. Es wird die Seeschlacht bei Gotland im Jahre 1564 dargestellt. Künstler des 1901 entstandenen Werkes war Hans Bohrdt. Senator Emil Possehll schenkte der Stadt das Gemälde 1901.
Der letzte Mann“ von Hans Borth. Es zeigt einen Matrosen mit der Kriegsflagge in der Hand, auf dem Kiel des gekenterten kleinen Kreuzers SMS Leipzig. Im Hintergrund die noch kämpfende, aber schon brennende Scharnhorst. Bild aus der Seeschlacht bei den Falklandinseln. Das Bild gilt seit 1916 als verschollen.