Hans-Michael Bock
Hans-Michael Bock (* 5. Juli 1947 in Wilhelmshaven) ist ein deutscher Filmhistoriker, Filmemacher, Übersetzer und Publizist.
Leben
Hans-Michael Bock ist Herausgeber der Loseblatt-Enzyklopädie CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, die seit 1984 erscheint und international als bio-filmografisches Standardwerk gilt.
Aus der Arbeit am Lexikon entstand das Institut CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung e. V., dessen Vorstand Bock angehört und das mit zahlreichen Publikationen zur deutschen und europäischen Filmgeschichte wichtige Anstöße gegeben hat. Seit 1988 wird alljährlich ein Internationaler Filmhistorischer Kongress veranstaltet. Daraus entwickelte sich cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes, Hamburg – Berlin – Prag – Udine – Wien – Wiesbaden – Zürich, das seit 2004 von CineGraph und dem Filmarchiv des Bundesarchivs organisiert wird, und dessen Direktor Bock ist.
Er ist Autor sowie Herausgeber zahlreicher Publikationen und Buchreihen zur deutschen und internationalen Filmgeschichte. Seit 1980 betreut er als Herausgeber und Bearbeiter Film verstehen, die deutsche Ausgabe des amerikanischen Standardwerks How to Read a Film von James Monaco, dessen „General Editor German Edition“ Bock ist. Bei Berghahn Books, New York und Oxford, ediert er seit 2005 zusammen mit Tim Bergfelder (University of Southampton) und Sabine Hake (University of Texas, Austin) bzw. Barbara Mennel (University of Florida) die Buchreihe Film Europa: German Cinema in an International Context.
Seit Anfang der 1970er Jahre realisierte er für verschiedene Fernsehsender Dokumentationen zu Themen der deutschen Filmgeschichte.
Er betreute DVD-Editionen wie die Ernst Lubitsch Collection (2006, Transit Classics) sowie beim Label absolut MEDIEN Die 3-Groschen-Oper (2008, Klassiker Edition), Klaus Wildenhahn – Dokumentarist im Fernsehen (2010, Die großen Dokumentaristen), Peter Pewas: Filme 1932–1967 (2011, cinefest Edition). Zusammen mit Karl Griep, Leiter des Filmarchivs des Bundesarchivs, stellt er DVDs der Reihe cinefest Edition zusammen.
Begonnen hat Hans-Michael Bock mit Publikationen zum Schriftsteller Arno Schmidt, so 1973 der ersten detaillierten Bibliografie des Werks und der Veröffentlichungen über Schmidt (2. verb. und erg. Ausgabe 1979). Ab 1978 gab Bock die Reihe Haidnische Alterthümer. Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts im Verlag Zweitausendeins heraus. Die Reihe mit kommentierten, vollständigen Neudrucken vergessener und seltener Romane geht auf Anregungen von Schmidt zurück.
Bock war außerdem Übersetzer u. a. von Romanen der amerikanischen Sänger und Schriftsteller Woody Guthrie und Kinky Friedman.
Ehrungen
Anlässlich seines 60. Geburtstags erschien zu seinen Ehren, herausgegeben von Christoph Fuchs und Michael Töteberg, in der Edition Text + Kritik der Band Fredy Bockbein trifft Mister Dynamit – Filme auf den zweiten Blick mit Texten zahlreicher internationaler Autoren zu Filmen „jenseits des Kanons“.
Zu seinem 65. Geburtstag erschien 2012 in der arte Edition eine DVD mit der von ihm 1997 zusammengestellten TV-Serie Der komische Kintopp. Frühe deutsche Komödien.
Im Februar 2016 verlieh ihm die Universität Udine im Rahmen des Filmforums den Limina Award for Outstanding Cultural Achievment.
Im September 2016 erhielt er den Ehrenpreis des Kinematheksverbundes für besondere Verdienste um die Filmkultur und das Filmerbe.
Im November 2017 verlieh ihm der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg die Biermann-Ratjen-Medaille für seine langjährigen und vielfältigen Verdienste um die Filmgeschichte, insbesondere um die deutsche Filmgeschichte.
Filmografie
- 1972: Fritz Rasp erzählt. TV-Dokumentarfilm. Zusammen mit Rudolf Körösi.
- 1972: 18 Bilder mit der Hand. Kameramänner des deutschen Stummfilms. TV-Dokumentarfilm. Zusammen mit Rudolf Körösi.
- 1981: Hans Feld erzählt. Interview. Video-Materialsammlung. Zusammen mit Werner Sudendorf.
- 1985: Tabus von Vorgestern. TV-Dokumentarfilm. Realisation unter dem Pseudonym Werner Goldmann.
- 1989: Das Cabinet des Erich Pommer. Ein Produzent macht Filmgeschichte. TV-Dokumentarfilm. Zusammen mit Ute T. Schneider.
- 1997: Der komische Kintopp. Frühe deutsche Komödien. TV-Serie, 6 Folgen. Zusammenstellung von Kurzspielfilmen der Jahre 1908–1919.
Literatur (Auswahl)
- (Herausgeber mit Jörg Drews): Der Solipsist in der Heide. Materialien zum Werk Arno Schmidts. München: edition text + kritik 1974, ISBN 3-415-00355-8.
- Bibliografie Arno Schmidt 1949–1973. München: edition text + kritik 1974, ISBN 3-415-00411-2.
- Bibliografie Arno Schmidt 1949–1978. 2., verbesserte und ergänzte Ausgabe. München: edition text + kritik 1979, ISBN 3-88377-020-5. (korrigierter Neudruck 1980)
- Woody Guthrie: Dieses Land ist mein Land. – Bound for Glory. Mit Zeichnungen des Autors und einem Vorwort von Studs Terkel. Deutsch von Hans-Michael Bock. Frankfurt am Main: Zweitausendeins 1977. (Neuausgabe: Dies Land ist mein Land. Hamburg: 2001. ISBN 3-89401-363-X)
- (Konzeption und Zusammenstellung mit Jürgen Berger): Photo: Casparius. Filmgeschichte in Bildern / Berlin um 1930 / Auf Reisen. Berlin/West: Stiftung Deutsche Kinemathek 1978. Katalogbuch mit ausführlichen Materialien zu G. W. Pabsts Verfilmung von Die 3-Groschen-Oper nach Kurt Weill und Bertolt Brecht.
- (Herausgeber): CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film. edition text + kritik, München 1984 ff., ISBN 3-88377-607-6. Loseblattwerk.
- (Herausgeber): Über Arno Schmidt. Rezensionen vom „Leviathan“ bis zur „Julia“. Zürich: Haffmans 1984, ISBN 3-251-00031-4.
- (Herausgeber): Paul Leni. Grafik Theater Film. Frankfurt am Main: Deutsches Filmmuseum 1986, ISBN 3-88799-008-0.
- (Herausgeber mit Thomas Schreiber): Über Arno Schmidt II. Gesamtdarstellungen. Zürich: Haffmans 1987, ISBN 3-251-00117-5.
- (Herausgeber mit Michael Töteberg): Das Ufa-Buch. Die internationale Geschichte von Deutschlands grösstem Film-Konzern. Kunst und Krisen – Stars und Regisseure – Wirtschaft und Politik. Frankfurt am Main: Zweitausendeins 1992, ISBN 3-86150-065-5.
- Kinky Friedman: Greenwich Killing Time. Kriminalroman. Aus dem Amerikanischen von Hans-Michael Bock. Zürich: Haffmans 1992. ISBN 3-251-01144-8.
- Kinky Friedman: Lone Star. Kriminalroman. Aus dem Amerikanischen von Hans-Michael Bock. Zürich: Haffmans 1993. ISBN 3-251-30002-4.
- Kinky Friedman: Elvis, Jesus & Coca-Cola. Kriminalroman. Aus dem Amerikanischen von Hans-Michael Bock. Zürich: Haffmans 1993. ISBN 3-251-30051-2.
- (Herausgeber mit Wolfgang Jacobsen): Recherche : Film. Quellen und Methoden der Filmforschung. München: edition text + kritik 1997, ISBN 3-88377-550-9.
- (Herausgeber): Lexikon Filmschauspieler International. 2 Bände. Reinbek: Rowohlt 1997, ISBN 3-499-16523-6, ISBN 3-499-16524-4.
- Douglas Sirk: Imitation of Life. Ein Gespräch mit Jon Halliday. Deutsche Ausgabe hg. v. Hans-Michael Bock und Michael Töteberg. Frankfurt am Main: Verlag der Autoren 1997. ISBN 3-88661-176-0.
- Geoffrey Nowell-Smith: Geschichte des internationalen Films. Aus dem Englischen von Hans-Michael Bock und einem Team von Filmwissenschaftlern. Stuttgart, Weimar: Metzler 1998, ISBN 3-476-01585-8.
- (Herausgeber): Lexikon Regisseure und Kameraleute. Reinbek: Rowohlt 1999, ISBN 3-499-60651-8.
- (Redaktion mit Wiebke Annkatrin Mosel, Ingrun Spazier): Die Tobis 1928–1945. Eine kommentierte Filmografie. München: edition text + kritik 2003, ISBN 3-88377-748-X.
- James Monaco: Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Medien. Mit einer Einführung in Multimedia. Aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Deutsche Fassung hg. v. Hans-Michael Bock. Reinbek: Rowohlt 2009, ISBN 978-3-499-62538-1. (Erste deutsche Ausgabe: 1980).
- (General Editor; Associate Editor: Tim Bergfelder): The Concise CineGraph. Encyclopaedia of German Cinema. New York, Oxford: Berghahn Books 2009, (Film Europa: German Cinema in an International Context), ISBN 978-1-57181-655-9.
- James Monaco, Hans-Michael Bock: Film verstehen. Das Lexikon. Die wichtigsten Fachbegriffe zu Film und Neue Medien. Reinbek: Rowohlt 2011, ISBN 978-3-499-62667-8. (Erweiterte Neuausgabe von: James Monaco: Film und Neue Medien. Lexikon der Fachbegriffe. Deutsche Fassung von Hans-Michael Bock. 2000)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Bock, Hans-Michael |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Filmhistoriker, Filmmacher und Publizist |
GEBURTSDATUM | 5. Juli 1947 |
GEBURTSORT | Wilhelmshaven |
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Hans-Michael Bock, Leiter CineGraph - Hamburgisches Centrum für Filmforschung.