Hans-Diedrich Cremer

Hans-Diedrich Cremer, auch Hans-Dietrich (* 14. Februar 1910 in Kiel; † 18. April 1995 in Gießen) war ein deutscher Ernährungsphysiologe und Hochschullehrer.

Leben

Cremer absolvierte nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn ein Studium der Medizin an den Universitäten Bonn, Kiel, Innsbruck und Köln. In Köln schloss er dieses Studium im Dezember 1933 mit der Promotion zum Dr. med. ab, der Titel seiner Dissertation lautete „Funktionsstörungen der Kaninchen-Niere nach Nierenextraktinjektion“.[1]

Danach war er als Assistenzarzt tätig, ab 1936 bei der Militärärztlichen Akademie in Berlin am dortigen Physiologisch-Chemischen Institut und gehörte zusätzlich der „Chirurgischen Sondergruppe des Oberkommandos des Heeres“ an.[2] Während des Zweiten Weltkrieges baute er ab 1942 das Gebirgsphysiologische Institut in St. Johann in Tirol auf und leitete dort die Heeresgebirgssanitätsschule. Als Oberstabsarzt nahm er ebenso wie Konrad Lang am 26. und 27. Oktober 1942 in Nürnberg an der Tagung über Ärztliche Fragen bei Seenot und Wintertod teil, wo über die „Unterkühlungsversuche“ im KZ Dachau referiert wurde.[3] Seine eigenen Untersuchungen trug Cremer zum Teil schon am 6. Oktober 1942 auf einer Tagung in St. Johann vor und publizierte sie 1943 und 1944 in der Klinischen Wochenschrift.[4][5][6][7] Im Januar 1944 habilitierte er sich für das Fach Physikalische Chemie in Berlin[2] und lehrte danach an der Universität Innsbruck.[3]

Nach Kriegsende war Cremer Dozent an der Universität Heidelberg[2], ab 1946 zunächst Dozent und ab 1950 außerplanmäßiger Professor für Physiologische Chemie an der Universität Mainz,[3] dort im Arbeitskreis um Konrad Lang.[8] Zwischenzeitlich war er für drei Jahre am Institut von Arne Tiselius in Schweden beschäftigt, wo er die Festphasen-Elektrophorese mitentwickelte.[2] Zusammen mit Martin Herrmann leitete er in den 1950er Jahren ein in Zusammenarbeit mehrerer Fachrichtungen der Universität Mainz gegründetes „Institut für Kariesforschung“. Nachdem an der Justus-Liebig-Hochschule Gießen bereits 1951 ein „Ernährungswissenschaftliches Institut“ neu eingerichtet worden war, das unter der kommissarischen Leitung von Karl-Heinz Wagner stand,[9] übernahm Anfang November 1956 Cremer dort die erste Professur für „Menschliche Ernährungslehre“ in Deutschland und wurde 1960 Ordinarius an der jetzigen Universität.[3] Von 1961 bis 1963 leitete Cremer in Rom die Abteilung für Angewandte Ernährungswissenschaft der FAO, wo er sich mit der Unterversorgung mit Nahrungsmitteln in den Entwicklungsländern beschäftigte. 1963 machte er sich um die Gründung des eigenständigen Studiengangs „Haushalts- und Ernährungswissenschaften“ (Ökotrophologie) verdient. Als Direktor am Gießener Institut für Ernährungswissenschaft leitete er am dortigen Tropeninstitut auch die Abteilung „Ernährung in den Tropen“.

Cremer, Autor bzw. Mitautor von über 200 ernährungswissenschaftlichen Publikationen,[1] wurde 1975 emeritiert und verstarb 1995.[10]

Ehrungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Erich Menden: Prof. em. Dr. med. Hans-Diedrich Cremer. In: Zeitschrift für Ernährungswissenschaft, Ausgabe 34: 164, Nummer 2, 1995, doi:10.1007/BF01636951. (Nachruf)
  2. a b c d Siegfried Bär: Was geschah in Sudelfeld? auf www.laborjournal.de
  3. a b c d Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 97
  4. Hans-Diedrich Cremer: Die Leistungsfähigkeit im Gebirge IN Klinische Wochenschrift 22 (21. August 1943) S. 541 f.
  5. B. Balke, H.D. Cremer, K. Kramer, H. Reichel: Untersuchungen zur Kälteanpassung IN Klinische Wochenschrift 23 (Juni 1944) S. 204 f.
  6. H.D. Cremer, K. Kramer, H. Reichel: Über die chemischen Veränderungen des Blutes während der allgemeinen Auskühlung IN Klinische Wochenschrift 23 (Juni 1944) S. 210 f.
  7. Hans-Diedrich Cremer: Ernährungsfragen im Hochgebirge IN Klinische Wochenschrift 23 (Juni 1944) S. 239 f.
  8. Erich Menden: Prof. em. Dr. med. Hans-Diedrich Cremer, Z. Ernährungswiss. 34 (1995) 164
  9. Hochschulnachrichten. Gießen. Deutsche Stomatologie 1 (1951) 24
  10. 50 Jahre Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Gießen (hier online) (Memento des Originals vom 13. November 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-giessen.de
  11. Auskunft des Bundespräsidialamtes