Hanns Kneifel
Hanns Kneifel (eigentlich Johannes Wilhelm Rudolf Kneifel; * 11. Juli 1936 in Gleiwitz; † 7. März 2012 in München) war ein deutscher Schriftsteller, bekannt vor allem als Verfasser von Science-Fiction und hier als Autor zahlreicher Perry-Rhodan-Romane. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Alexander Carr und Hivar Kelasker, viele seiner Serienromane sind auch unter der Namensvariante Hans Kneifel veröffentlicht.
Leben
Hanns Kneifel wurde in Oberschlesien geboren und wuchs ab 1945 in Oberbayern auf. Von 1948 an lebte er in München sowie zeitweise auf Sardinien. Nach seiner Ausbildung zum Konditormeister und dem Begabtenabitur 1960 begann er ein Studium der Pädagogik, das er 1965 mit dem Staatsexamen abschloss. Er war danach Berufsschullehrer in Kitzingen, bis er sich entschloss, freier Schriftsteller zu werden. 1956 debütierte er mit dem Roman Uns riefen die Sterne, inspiriert von dem Kinofilm Endstation Mond. 1965 erschien sein erstes Perry-Rhodan-Taschenbuch, drei Jahre später wurde er in das Team der Perry-Rhodan-Heftserie berufen. In den 1980er Jahren war er Chefredakteur der Stadtzeitschrift Wir Münchener. Nach jahrelanger Abstinenz schrieb er von 2000 bis 2012 wieder als Gastautor an der Perry-Rhodan-Heftserie mit. Er starb am 7. März 2012 nach kurzer schwerer Krankheit in München.[1]
Werk
Abgesehen von seinen Beiträgen zur Perry-Rhodan-Serie hat Hanns Kneifel eine Buchreihe zur Fernsehserie Raumpatrouille Orion verfasst, die teilweise auch in Schweden und Brasilien publiziert wurde. Auch einige eigenständige Romane existieren, zum Beispiel Das brennende Labyrinth. Kneifel schrieb auch für die Fantasy-Heftserien Dragon – Söhne von Atlantis (1973–1975) und Mythor (ab 1980) sowie unter dem Pseudonym Hivar Kelasker für die Horror-Heftserie Dämonenkiller (1975/76) und ab 1987 als Sean Beaufort für die Heftserie Seewölfe, Korsaren der Weltmeere. Außerdem schrieb er Sachbücher (Menschen zum Mond, 1969) und Hörspiele (Sdayowy oder Unterstelltes Ereignis unzutreffend, mit Dieter Hasselblatt, 1974). Von den 1990er-Jahren bis 2006 schrieb Kneifel mehrere historische Romane.
Bibliografie (Auswahl)
- Uns riefen die Sterne, AWA-Verlag München 1956 (Zukunftsroman)
- OASIS, AWA-Verlag München 1958 (Zukunftsroman)
- Ferner als du ahnst, AWA-Verlag München 1959 (Zukunftsroman)
- Der Traum der Maschine, Terra Taschenbuch Band 100, 1965, überarbeitete Neuausgabe im Haffmans Verlag 1994. ISBN 978-3251300327
- Das brennende Labyrinth (Science Fiction), Heyne 1967, überarbeitete Neuausgabe im Haffmans Verlag 1989
- Pompeji – Flucht aus Feuer und Asche (historisch), Arena Verlag Würzburg 1992. ISBN 3-401-04412-5
- Prinz Falkenherz – Die Verschwörung (Fantasy), Loewes Verlag Bindlach 1993. ISBN 3-7855-2562-1
- Prinz Falkenherz – Der Weg nach Camelot (Fantasy), Loewes Verlag Bindlach 1993. ISBN 3-7855-2598-2
- Sternenjagd (Science Fiction), Lübbe 1994. ISBN 3-404-23151-1
- Babylon – Das Siegel des Hammurabi (historisch), Franz Schneekluth Verlag München 1994. ISBN 3-7951-1321-0
- Der Bronzehändler, Schneekluth 1994. ISBN 3-7951-1322-9
- Hatschepsut – Die Pharaonin, Schneekluth 1995. ISBN 3-7951-1323-7
- Der letzte Traum des Pharao, Schneekluth 1996. ISBN 3-7951-1393-8
- Weihrauch für den Pharao, Thienemanns Verlag Stuttgart 1997. ISBN 3-522-16922-0
- Darius der Große – König der Perser (historisch), Schneekluth 1998. ISBN 3-7951-1640-6
- Die Ritter von Avalon (historisch), Bastei-Lübbe 2001. ISBN 3-404-14611-5
- Die Kreuzritter (historisch), vgs 2002. ISBN 3-8025-2872-7
- Doctor Eisenbarth (historisch), MZ Buchverlag 2002. ISBN 3-934863-12-4
- Katharina die Große (historisch), Heyne 2003. ISBN 3-453-86518-9
- Ich, Francis Drake (historisch), Heyne 2005. ISBN 3-453-87806-X
- Hakonwulf von Thule (Fantasy), Fabylon 2006. ISBN 978-3-927071-16-2
- Tor der tausend Sonnen (SF-Roman), Fantasy Productions 2008. ISBN 978-3-89064-602-2
- Galaktische Odyssee (Science-Fiction), Fanpro 2009. ISBN 978-3-89064-603-9
- Der Engel der Apokalypse (historisch), Bastei-Lübbe 2010. ISBN 978-3-404-16406-6
- Jerusalem (historisch), Bastei-Lübbe 2011. ISBN 978-3-404-16533-9
- Raumpatrouille Orion. 3 Bände, Bickenbach: Saphir im Stahl 2011
- Band 1: Angriff aus dem All. Planet außer Kurs ISBN 978-3-9813823-0-3
- Band 2: Die Hüter des Gesetzes. Deserteure ISBN 978-3-9813823-1-0
- Band 3: Kampf um die Sonne. Die Raumfalle. Invasion. ISBN 978-3-9813823-2-7
Kritik
- Michael Nagula (zur überarbeiteten Neuausgabe von Das brennende Labyrinth): „Der ursprüngliche Handlungsfaden … flicht sich um Erörterungen und Reflektionen herum, die in ihrer Vielfalt ein Panoptikum des möglichen Lebens in der Zukunft bieten, einschließlich Liebe, Technik und Krieg, und sich stilistisch an Jack Vance orientiert zeigen.“ „Das brennende Labyrinth, ebenso spannend wie faszinierend, gehört zu den besten Unterhaltungsromanen, die die deutsche Nachkriegsliteratur im Rahmen des Genres SF hervorgebracht hat …“[2]
- Reclams Science-fiction-Führer: „Seine ersten Romane waren vielversprechend, die späteren verflachten unter dem Druck der Massenproduktion jedoch zusehends. K.s inzwischen mehr als 400 Heftromane kranken an Standardcharakteren mit aufgesetzt wirkendem Vokabular und Handlungsarmut; seine Figuren sind blasierte Stutzer, die sich gegenseitig ihren hohen Bildungsstand anhand von Klassikerzitaten demonstrieren und dabei aus silbernen Kelchen Champagner schlürfen. Seine Welten sind entweder grellbunt und antiseptisch oder urwüchsig und barbarisch. In der Anfangsphase dominierten in seinem Werk die eher klassischen SF-Versatzstücke (Astronauten, Weltraumfahrt, Computer), später wandte K. sich dann Serienfiguren wie »Perry Rhodan« und »Atlan« zu und stellte mehr die Fantasy-Elemente in den Vordergrund.“[3]
Literatur
- Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Wolfgang Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur. Band 1. Heyne, München 1980, ISBN 3-453-01063-9, S. 401–403.
- Hermann Urbanek: Hanns Kneifel. In: Bibliographisches Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur (Loseblattsammlung). Corian Verlag, Meitingen (17. Lieferung, 1989).
- Gerd Rottenecker, Thomas Tilsner: Zwischen Anspruch und Trivialität. Ein Interview mit Hanns Kneifel. In: Der Golem. Jahrbuch zur phantastischen Literatur 1989, hrsg. von Harald Junker, Udo Klotz und Gerd Rottenecker. Freiberg 1990, ISSN 0937-5880, S. 19–34.
- Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn: Reclams Science-fiction-Führer. Reclam, Stuttgart 1982, ISBN 3-15-010312-6, S. 232 f.
- Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Wolfgang Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-02453-2, S. 612–614.
- Rainer Schorm/Jörg Weigand (Hg.): Ihn riefen die Sterne. Zum Gedenken an Hanns Kneifel, Murnau am Staffelsee (p.machinery Michael Haitel) 2017. ISBN 978-3-95765-084-9. ISBN 3-95765-084-4.
- Hans Frey: Optimismus und Overkill. Deutsche Science Fiction in der jungen Bundesrepublik. Von den Anfängen der BRD bis zu den Studentenprotesten 1945-1968, Berlin (Memoranda) 2021. ISBN 978-3-948616-56-4. ISBN 3-948616-56-6. ISBN 978-3-948616-57-1
Weblinks
- Literatur von und über Hanns Kneifel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hanns Kneifel in der Perrypedia
- Werke von und über Hanns Kneifel bei Open Library
- Hanns Kneifel in der Internet Speculative Fiction Database (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Autor Hanns Kneifel gestorben: Perry-Rhodans Multitalent, Spiegel Online, 11. März 2012, abgerufen am 14. März 2018.
- ↑ Vgl. Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1991, Wilhelm Heyne Verlag München, ISBN 3-453-04471-1, S. 719.
- ↑ Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn: Reclams Science-fiction-Führer. Reclam, Stuttgart 1982, ISBN 3-15-010312-6, S. 232 f.
Personendaten | |
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NAME | Kneifel, Hanns |
ALTERNATIVNAMEN | Kneifel, Hans; Kneifel, Johannes Wilhelm Rudolf (vollständiger Name); Carr, Alexander (Pseudonym); Kelasker, Hivar (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 11. Juli 1936 |
GEBURTSORT | Gleiwitz |
STERBEDATUM | 7. März 2012 |
STERBEORT | München |
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Autor/Urheber: Roland Rosenbauer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Hanns Kneifel 2007 in Erlangen im Gespräch mit Roland Rosenbauer