Hannoverscher Kurier
Der Hannoversche Kurier (bis 15. August 1914: Hannoverscher Courier)[1] (HK bzw. HC) war eine in Hannover seit Mitte des 19. Jahrhunderts produzierte Zeitung, die als Titel bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bestand.[2]
Geschichte
Die erste Ausgabe des von Carl Rümpler und dem dann als Chefredakteur tätigen Adolf zum Berge 1854 gegründeten Hannoverschen Couriers[3] erschien am 6. September 1854.[4][Anm. 1]
Der Hannoversche Courier gab später als Gründungsjahr das Jahr 1849 an. Das beruht darauf, dass vom Verlag Gebrüder Jänecke ab 1849 die Zeitung für Norddeutschland herausgegeben wurde, die mit den im selben Verlag gedruckten Zeitungen Neue Hannoversche Anzeigen (gegründet 1863) und dem Hannoverschen Courier erst 1872 zur Tageszeitung Hannoverscher Courier zusammengelegt wurde.[4]
Zum 1. April 1891 wurde Otto Kuntzemüller, der zuvor das Chemnitzer Tageblatt geleitet hatte, als „politischer Mitredakteur und stellvertretender Chefredakteur in die Redaktion“ des Hannoverschen Couriers aufgenommen.[5]
1893 betrug die Auflage 14.000 Exemplare. Ein Jahr darauf gingen 1894 auch die Hannoverschen Neuesten Nachrichten (gegründet 1888) im Hannoverschen Courier auf. Der HC entwickelte sich zum Sprachrohr der Nationalliberalen Partei[2] und beschäftigte ab 1903 Karl Anlauf als Redakteur für Kultur.[6]
Wenige Wochen nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der Courier am 16. August 1914 umbenannt in Hannoverscher Kurier.[1]
1922 gründete Walther Jänecke die Dr. Walther Jänecke KG, die einen Höhepunkt erlebte mit dem Bau und der Einweihung des sogenannten Kurierhauses 1927 in der Georgstraße (heutige Hausnummer: 52). Die KG musste jedoch im Juni 1933 Konkurs anmelden, nachdem der Versuch einer Umwandlung in eine GmbH gescheitert war. Der HK selbst war vom Konkurs nicht betroffen, geriet dann aber ins „Fahrwasser“ der Niedersächsischen Tageszeitung, deren Redaktion im Juli 1934 in das „Kurierhaus“ einzog.[2] Wirtschaftsredakteur des „Hannoverschen Kuriers“ war in dieser Zeit der frühere Leiter des Kriegspresseamtes (im Großen Generalstab) und Publizist Paul Stotten.
Nachdem die Auflagenhöhe des Hannoverschen Kuriers zwischen Januar 1934 und Oktober 1938 von 26.800 auf 18.000 Exemplare gesunken war, wurde er vermutlich 1938 durch die nationalsozialistische Auffanggesellschaft Herold-Verlags-GmbH übernommen.[2]
Der HK fusionierte am 11. Oktober 1941 mit dem Hannoverschen Tageblatt, beide zusammen ab 1. September 1944 mit der Hannoverschen Zeitung (die 1943 aus der Fusion von Hannoverscher Anzeiger und Niedersächsische Tageszeitung (NTZ) hervorgegangen war): Die verbleibende Zeitung führte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs neben dem Namen des Hannoverschen Anzeigers und der NTZ auch den HK im Untertitel.[2]
Quasi als Nachfolgeblatt erschien ab dem 29. Mai 1945 der Neue Hannoversche Kurier, ein von den britischen Besatzungsbehörden für die deutsche Zivilbevölkerung herausgegebenes Nachrichtenblatt.[7]
Seit 2020 erfolgt die Digitalisierung des Hannoverschen Kuriers in einem gemeinsamen Projekt der Niedersächsischen Landesbibliothek und der Deutschen Forschungsgemeinschaft.[8]
Auflagenhöhen
Literatur
- o. V.: Achtzig Jahre Hannoverscher Kurier. Zeitung für Norddeutschland, [o. O.; Hannover], [o. D., 1929]
- Anke Dietzler: Ausschaltung, Gleichschaltung, Anpassung – die hannoverschen Tageszeitungen nach der nationalsozialistischen Machtübernahme. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 41 (1987), S. 193–271; hier: S. 234ff.
- 75 Jahre Hannoverscher Kurier. Festschrift den Inserenten, Lesern und Freunden unseres Blattes gewidmet vom Verlage, 1924
- Klaus Mlynek: Hannoverscher Kurier. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 264f.
Weblinks
- Hannoverscher Kurier in der Zeitschriftendatenbank: ZDB-ID 1001006-3
- Hannoverscher Kurier in den Digitalen Sammlungen der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
Anmerkungen
- ↑ Davon abweichend heißt es bei Rudolf Schmidt (s.d.): „[...] Am 6. September 1854 erschien daneben die erste Nummer des von Carl Rümpler und dem Hofmaler Dr. Friedrich begründeten »Hannoverschen Couriers«“
Einzelnachweise
- ↑ a b Gert Hagelweide: Deutsche Zeitungsbestände in Bibliotheken und Archiven, Droste Verlag Düsseldorf 1974, S. 175.
- ↑ a b c d e f g h i Klaus Mlynek: Hannoverscher Kurier. In: Stadtlexikon Hannover, S. 264f.
- ↑ Erika Poettgens: Hoffmann von Fallersleben und die Lande niederländischer Zunge. Briefwechsel, Beziehungsgeflechte, Bildlichkeit ( = Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas, Bd. 25), zugleich Dissertation 2013 an der Radboud-Universität Nijmegen, Münster; New York, NY: Waxmann, 2014, ISBN 978-3-8309-3095-2, S. 63 u.ö.: großteils online über Google-Bücher
- ↑ a b Rudolf Schmidt: Jänecke, Familie, in ders.: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3, Berlin/Eberswalde 1905, S. 508–510; Transkription auf der Seite zeno.org
- ↑ Hannoverscher Courier - Zeitung für Norddeutschland ... (siehe Schriften), S. 61 u.ö.; online über Google-Bücher
- ↑ Hugo Thielen: ANLAUF, Karl. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 30 u.ö.; online über Google-Bücher
- ↑ Stefan Matysiak: Die britischen Heeresgruppenzeitungen und die Wiedergeburt der niedersächsischen Lokalpresse 1945/46. In: Osnabrücker Mitteilungen Bd. 107/2002, S. 233–252.
- ↑ https://kulturerbe-digital.de/de/projekte/projekt/list-p/all/show/digitalisierung-des-hannoverschen-kuriers/def_back/1/
Auf dieser Seite verwendete Medien
Hannoverscher Courier. Allgemeine Zeitung für das Königreich Hannover. Redaction und Haupt-Expedition: Marktstraße 63
No. 3621, Hannover, Dienstag, den 3. Juli 1866, XIII. Jahrgang
Seite mit den Maßen ca. DIN A2, oberer TeilHannoverscher Courier. Allgemeine Zeitung für das Königreich Hannover. Redaction und Haupt-Expedition: Marktstraße 63
No. 3621, Hannover, Dienstag, den 3. Juli 1866, XIII. Jahrgang
Seite mit den Maßen ca. DIN A2, unterer TeilIm Jugendstil gestaltete ganzseitige Anzeige für den Hannoverschen Kurier in Form eines vielfarbigen Posterdruckes nahezu im DiN A3-Format auf der mit der römischen Ziffer VIII nummerierten Seite des Sonderheftes der Nummer 3538, "136. Band" mit dem Titel Kulturbilder aus Deutschland IV: Hannover und Grenzgebiete vom 20. April 1911, entstanden aus der Kooperation zwischen der Illustrirte ZeitungIIllustrirten Zeitung und dem Hannoverschen Anzeiger. Links oben und rechts unten zwei handgezeichnete Textblöcke:
„Hannoverscher Kurier. / Das für Politik und Wirtschaft tonangebende Organ Nordwestdeutschlands]] sowie
„Gebrüder Jänecke, Hof- und Steindruckerei / Hannover / Altbekannte Druckoffizin“
In der linken unteren Ecke die Künstlersignatur aus den verschlungenen Buchstaben A und S. Zu sehen ist ... Das später mit 600dpi eingescannte Blatt ist Teil der am 8. Dezember 2014 für Dokumentationszwecke gekauften Zeitung und wurde am Vormittag des Folgetages an die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek, zu Händen Herrn Direktor Georg Ruppelt gestiftet. Der Scan erfolgte jedoch - dank an den Freundeskreis Hannover - nachträglich im Wikipedia-Büro Hannover, nachdem die rostenden Heftklammern der Zeitung vorsichtig entfernt worden waren, um die Zeitung plan auf den Scanner auflegen zu können. Im Nachgang wurde das Digitalisat aus optischen Gründen elektronisch an den Seitenrändern beschnitten ...“