Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft

Die Hannover–Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft (HAE) gehörte zu den Unternehmen des „Eisenbahnkönigs“ Bethel Henry Strousberg. Ihr Streckennetz bestand nach der ersten Bauphase (bis 1872) aus den beiden Strecken Hannover–Altenbeken und WeetzenHaste (Deisterbahn). Hinzu kam die Zweigstrecke Linden KüchengartenLinden-Fischerhof für den Güterverkehr. In einer zweiten Bauphase bis 1875 entstand die Strecke LöhneHamelnHildesheimVienenburg (heute auf dem Abschnitt bis Hildesheim: Weserbahn, östlich Bahnstrecke Hildesheim–Goslar). Damit reichte das Netz vom Weserbergland bis zum Harz.

Geschichte

Ehemalige Halle der HAE in Hannover, Große Düwelstraße 12 (Aufnahme um 1900 kurz vor dem Umbau für die Firma C. Louis Weber)
Gelände des früheren Localbahnhofs Hannover, später Südbahnhof; Das Areal lag 2013 zum großen Teil brach; wenige Gleisreste sind noch zu erkennen.
ehemalige Eisenbahnbrücke der HAE über die Ihme im Ricklinger Masch

Planungen dieses Streckennetzes gab es schon zu Zeiten des Königreichs Hannover, doch erst nach dessen Ende konnten die Projekte ausgeführt werden. Hauptzweck des Bahnbaus waren die Anbindung Hamelns an die Eisenbahn sowie der bessere Transport der Deisterkohle. Treibende Kraft für Strousberg war jedoch der Gedanke einer Verbindung seines Streckennetzes im Osten (schlesisches Industriegebiet, Ostpreußen) mit dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Mit der Strecke nach Altenbeken versuchte er, einen Anschluss an das Streckennetz der Königlichen Westfälischen Eisenbahn-Gesellschaft zu erlangen.

Die Konzession für die Strecken der ersten Bauphase wurde am 25. November 1868 erteilt. Der Streckenbau wurde 1869 begonnen und 1870 wegen des Arbeitskräftemangels aufgrund des Deutsch-Französischen Kriegs unterbrochen. Aus diesem Grund wurde die Konzession um ein Jahr verlängert. Die erste Teilstrecke Hannover–Hameln wurde am 13. April 1872 eröffnet, dann folgte am 1. Mai 1872 der Abschnitt Weetzen–Barsinghausen und am 15. August 1872 Barsinghausen–Haste. Die Gesamtstrecke nach Altenbeken wurde am 19. Dezember 1872 fertiggestellt. Ausgangspunkt der Strecken war der Localbahnhof Hannover, später Südbahnhof, nahe der Bismarckstraße. Dieser war über eine Verbindungsbahn zum heutigen Abstellbahnhof Pferdeturm mit der Strecke Lehrte–Braunschweig verbunden.

1873 wurde der Bauingenieur Rudolph Berg technischer Direktor der Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft.[1]

Die Strecke Löhne–Hildesheim–Vienenburg wurde wegen des finanziellen Niedergangs des Strousberg-Konzerns bereits in Zusammenarbeit mit der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn (MHE) gebaut, die inzwischen auch die Betriebsführung der HAE übernommen hatte. Sie wurde im Mai/Juni 1875 eröffnet. Der Abschnitt Grauhof–Vienenburg wurde gemeinschaftlich betrieben.

Im Zusammenhang mit der HAE plante Strousberg weitere Strecken, die aber nach seinem finanziellen Ruin aufgegeben oder erst später durch dien preußischen Staat ausgeführt wurden, wie die Bahnstrecke Hildesheim–Braunschweig.

Die HAE wurde im Zuge der Verstaatlichung der MHE mitgekauft, obwohl der preußische Staat kein besonderes Interesse an der Bahn hatte. Die HAE ging am 1. Februar 1880 in Verwaltung und Betrieb der Preußischen Staatseisenbahnen und am 1. April 1881 in deren Besitz über.

Literatur

  • Erhard Born: Hundert Jahre Hannover-Altenbekener Eisenbahn 1872–1972. Rösler und Zimmer, Augsburg 1972.
  • Michael Krienert, Klaus Feesche: Eisenbahn. Der Fortschritt kommt auf Schienen. In: Thomas Backhauß, Klaus Feesche: Programm Lesebuch. Eisen, Dampf und Samt. (hrsg. von der Geschichtswerkstatt Hannover e.V. mit Unterstützung der Landeshauptstadt Hannover) Hannover 1991, S. 31–39; hier: S. 35 ff.
  • Eberhard Landes, Horst Moch, H. W. Rogl: Es begann 1843. Eisenbahnen in Hannover. Eine Chronik. Selbstverlag, Hannover 1991, ISBN 3-9802794-0-5.
  • Alfred B. Gottwald: Hannover und seine Eisenbahnen. Alba, Düsseldorf 1992, ISBN 3-87094-345-9, S. 22–25 (Die Hannover-Altenbekener Eisenbahn 1872–1880.).
  • Wolfgang Klee: Eisenbahnen in Westfalen. Aschendorff Verlag, Münster 2001, ISBN 3-402-05260-1.
  • Sabine Meschkat-Peters: Eisenbahnen und Eisenbahnindustrie in Hannover 1835–1914. (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 119.) Hahn, Hannover 2001, ISBN 3-7752-5818-3, S. 127–175 (Die Privatbahn Hannover-Altenbeken (HAE).)
  • Michael Bahls: Die Hannover-Altenbekener Eisenbahn. Kenning, Nordhorn 2006, ISBN 3-927587-77-X.
  • Thorsten Hamacher: Auf den Spuren der Hannover-Altenbekener Eisenbahn. In Dieter Tasch, Horst-Dieter Görg (Hrsg.): Es begann in Hannover... Kekse – Kommißbrote – Rechenmaschinen. Über Persönlichkeiten, Traditionsunternehmen und Meilensteine der Technik-Geschichte. Leuenhagen & Paris, Hannover 2011, ISBN 978-3-923976-84-3, S. 82–85.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helmut Knocke: Berg, Theodor F. Rudolph. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 51 u.ö. (eingeschränkte Vorschau bei Google-Bücher)

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Gelände des früheren Localbahnhof Hannover, später Südbahnhof genannt. Zum Zeitpunkt der Aufnahme, 2013, liegen noch große Teile des Geländes brach; wenige Reste der Bahngleise sind noch zu erkennen.
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Former railroad bridge Ohedamm Ricklinger Masch Ricklingen Hannover Germany.jpg
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Ehemalige Eisenbahnbrücke der Hannover-Altenbekener Eisenbahn über den Fluss Ihme (hier überflutet) im Stadtteil Ricklingen von Hannover.