Hanno Drechsler
Hanno Drechsler (* 24. März 1931 in Schönheide; † 4. Januar 2003 in Marburg) war ein deutscher Politiker (SPD) und von 1970 bis 1992 Oberbürgermeister von Marburg.
Leben
Hanno Drechsler absolvierte die Ausbildung zum Mittelstufenlehrer (mit der Befähigung für die Oberstufe 1955) in Sachsen. 1955 flüchtete er mit seiner Frau, Gisela Drechsler, aus der DDR nach Westdeutschland.[1] Dort setzte er vom Wintersemester 1955/56 bis zum Wintersemester 1960/61 das Studium an der Philipps-Universität Marburg in den Fächern Wissenschaftliche Politik, Geschichte, Germanistik und Pädagogik fort. 1962 erfolgte die Promotion zum Dr. phil. über die Geschichte der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands bei Wolfgang Abendroth. In den Jahren danach war er als (Ober-)Studienrat im Hochschuldienst mit Lehrauftrag für Wissenschaftliche Politik an der Philipps-Universität und an der damaligen Hochschule für Erziehung an der Universität Gießen, dann Universität Gießen, tätig. 1970 wurde er zum Oberbürgermeister der Stadt Marburg gewählt.[1] Das Amt des Oberbürgermeisters behielt er bis zu seinem gesundheitsbedingten Ausscheiden 1992.
Drechsler war seit 1956 Mitglied der SPD und hat zahlreiche Parteifunktionen, auch auf Landes- und Bundesebene, innegehabt, u. a. Mitgliedschaft im Vorstand der hessischen SPD, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik Hessen (SGK), sowie in anderen Gremien wie dem Deutschen Städtetag. Angebote auf andere Positionen, u. a. SPD-Kandidat als Oberbürgermeister von Frankfurt am Main oder Hessischer Innenminister, lehnte er stets ab.
Privates
Hanno Drechsler war seit 1950 mit der Lehrerin Gisela Drechsler geb. Streller (* 2. März 1931, † 19. Oktober 2008) verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn ist Wolfgang Drechsler.
Ehrungen
Für seine Verdienste um die Kommunalpolitik wurde er unter anderem mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse, dem Verdienstorden des Landes Hessen sowie der Freiherr-vom-Stein-Plakette ausgezeichnet. Drechsler war außerdem Ehrenbürger von Poitiers, einer Partnerstadt Marburgs. Er war Mitinitiator der Städtepartnerschaft zwischen den beiden bekanntesten Städten der hl. Elisabeth (Elisabeth von Thüringen), nämlich zwischen dem hessischen Marburg und dem thüringischen Eisenach (1987);[1] der Partnerschaftsvertrag wurde am 27. Mai 1988 in der Aula der Philipps-Universität in Marburg und am 10. Juni 1988 auf der Wartburg in Eisenach feierlich ratifiziert. Auch wurde er mit dem Orden der Jugoslawischen Fahne mit dem Goldenen Kranz wegen seiner Verdienste um die Verschwisterung mit der Stadt Maribor ausgezeichnet. Wesentlich war ihm auch der Dialog mit den ehemaligen jüdischen Bürgern Marburgs sowie die Wiedereröffnung einer Synagoge und das Wiedererstehen einer jüdischen Gemeinde; hierfür erhielt er ebenfalls zahlreiche Auszeichnungen.
Anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand wurde Drechsler am 16. Dezember 1992 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Marburg verliehen.
Heute erinnern an Hanno Drechsler der Hanno-Drechsler-Platz, das südwestliche, in die Fußgänger-Hauptkreuzung Universitätsstraße/Gutenbergstraße einmündende „Tor zur Oberstadt“, das unter seiner Ägide angelegt wurde und von sanierten Häusern umgeben ist, sowie eine Parkbank mit Blutbuche im Schlosspark, gestiftet zum 20. Dienstjubiläum von seinen Mitarbeitern – besonders aber die sanierte Oberstadt selbst.
Schriften
Als Verfasser
- Hanno Drechsler: Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Ein Beitrag zur Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik. Anton Hain, Meisenheim am Glan 1963; Nachdruck: Politladen, Hannover 1971; 2. Nachdruck: Junius, Hamburg 1999.
Als Mitverfasser
- Rabbiner Dr. Leopold Lucas. Marburg 1872–1943 Theresienstadt. Versuch einer Würdigung (= Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur. Band 21). Presseamt der Stadt Marburg, Marburg 1987.
- Zur Geschichte der Synagoge und der jüdischen Gemeinde in Marburg (= Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur. Band 39). 2. Aufl., Presseamt der Stadt Marburg, Marburg 1993.
Als Mitherausgeber
- Gesellschaft und Staat: Lexikon der Politik. 10. Aufl., Vahlen, München 2003 (1. Aufl. Signal-Verlag, Baden-Baden 1970; Deutscher Jugendbuchpreis).
Literatur
- Inge Auerbach (Hrsg.): Catalogus professorum academiae Marburgensis. Die Akademischen Lehrer der Philipps-Universität in Marburg von 1911 bis 1971 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Band 15,2). Elwert, Marburg 1979, q. v.
- Gerhard Beier: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984). Insel, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14213-4, S. 403.
- Erhart Dettmering (Hrsg.): „Alles für Marburg“. Eine Chronik mit Texten, Dokumenten, Artikeln und Reden aus der 20-jährigen Amtszeit von Hanno Drechsler als Oberbürgermeister der Universitätsstadt Marburg 1970–1990 (= Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur. Band 33). Magistrat der Universitätsstadt Marburg, Marburg 1991.
- Erhart Dettmering (Hrsg.): Dr. Hanno Drechsler, 22 Jahre für Marburg. Weggefährten erinnern sich an die Amtszeit von Oberbürgermeister Dr. Hanno Drechsler im Marburger Rathaus von 1970–1992 – Eine Würdigung anlässlich seiner Verabschiedung am 16. Dezember 1992 (= Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur. Band 50). Rathaus-Verlag, Marburg 1995.
Weblinks
- Literatur von und über Hanno Drechsler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Drechsler, Hanno. Hessische Biografie. (Stand: 13. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Eisenach würdigt Dr. Drechsler. In: Eisenach Online. 9. Januar 2003, abgerufen am 3. Oktober 2022.
Personendaten | |
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NAME | Drechsler, Hanno |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (SPD), Oberbürgermeister von Marburg |
GEBURTSDATUM | 24. März 1931 |
GEBURTSORT | Schönheide, Erzgebirge |
STERBEDATUM | 4. Januar 2003 |
STERBEORT | Marburg |
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(c) Foto von Hydro bei Wikipedia, CC BY-SA 4.0
Das Grab des ehemaligen Marburger Oberbürgermeisters Hanno Drechsler auf dem Marburger Hauptfriedhof