Hanno Beck (Geograph)

Hanno Beck (* 13. September 1923 in Eschwege;[1]20. September 2018 ebenda[2]) war Professor für Geschichte der Naturwissenschaften, besonders der Geographie, an der Universität Bonn. Er war als Biograph und Herausgeber von Werken von Alexander von Humboldt tätig und begründete das historische Forschungsgebiet der Geschichte des wissenschaftlichen Reisens.

Leben

Beck machte im Jahre 1942 sein Abitur an der Friedrich-Wilhelm-Schule in Eschwege[3] und wurde anschließend zum Kriegsdienst eingezogen. Nachdem er zunächst in amerikanische Gefangenschaft geraten war, studierte er von 1946 bis 1954 Geographie, Geschichte und Germanistik bei dem Literaturhistoriker Werner Milch und dem Geographen Heinrich Schmitthenner an der Philipps-Universität Marburg.[1][3][4] 1951 promovierte er mit einer Arbeit zur Rolle des Forschungsreisenden Moritz Wagner (1813–1887) in der Geschichte der Geographie. Nach dem Staatsexamen machte er sein Referendariat an einem Gymnasium in Eschwege, wo er im Anschluss zunächst als Lehrer tätig war. Von 1956 bis 1961 war er Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Von 1961 bis 1987 lehrte er an der Universität Bonn Geschichte der Naturwissenschaften.[5] 1963 habilitierte er sich.[6] 1988 wurde er emeritiert.[7] Von 1966 an war er für mehrere Jahre erneut als Pädagoge tätig, er unterrichtete am Heinrich-Hertz-Gymnasium in Bonn-Bad Godesberg Deutsch und Geographie.

Von 1970 bis 1972 war er Präsident der Sektion Deutschland des Weltbundes zum Schutz des Lebens.[6]

2009 erwarb das Leibniz-Institut für Länderkunde die rund 10.000 Bände umfassende Bibliothek Hanno Becks zur Geschichte der Geographie und des Reisens, deren wertvollsten Bestandteil die Humboldt-Sammlung darstellt.[8]

Forschung zu Alexander von Humboldt

Bereits 1947 begann Beck systematisch zu Alexander von Humboldt zu forschen, zu dem sein erster Aufsatz 1948 in der Werra-Rundschau erschien. Diese Forschungen stellten die Klammer seiner wissenschaftlichen Lebensarbeit dar. Er begründete damit das Forschungsgebiet der Geschichte der wissenschaftlichen Reisen.[1]

Im Rahmen des Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 1956 bis 1961 schrieb er eine umfassende zweibändige Biographie Humboldts, mit der er auch habilitierte. Seine umfassende und materialreiche Beschreibung von Leben und Werk des Forschungsreisenden ist bis heute die führende Biographie auf diesem Gebiet.[1]

1956 berief die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Beck in die internationale Alexander-von-Humboldt-Kommission. Zum 100. Todestag Humboldts 1959 hielt Beck den Festvortrag bei der Jubiläumsfeier der Akademie und brachte die von ihm edierten „Gespräche Alexander von Humboldts“ heraus.

Weiterhin verantwortete Beck den Neudruck von Schriften Humboldts, nämlich die drei Bände der „Relation historique du Voyage aux Régions équinoxiales du Nouveau Continent“ (1970), die 30 Bände des Amerikanischen Reisewerkes (1970–1973) sowie die Studienausgabe wichtiger Schriften (1987–1997).[1]

Ehrungen

Schriften (Auswahl)

Monografien

  • Gespräche Alexander von Humboldts. Berlin 1959.
  • Alexander von Humboldt. 2 Bände. Wiesbaden 1959–1961.
  • Geographie. Europäische Entwicklung in Texten und Erläuterungen. (Orbis academicus Band II/16) Verlag Karl Alber, Freiburg / München 1973. ISBN 3-495-47262-2.
  • Die Kunst entdeckt einen Kontinent in: Deutsche Künstler in Lateinamerika. Ausstellung: Ibero-Amerikanisches Institut Preußischer Kulturbesitz, Berlin und Paulskirche, Frankfurt am Main, ISBN 3-496-01006-1.
  • Carl Ritter. Genius der Geographie. Berlin 1979.
  • Große Geographen. Pioniere – Außenseiter – Gelehrte, 1982.
  • Alexander von Humboldts Reise durchs Baltikum nach Rußland und Sibirien 1829, Stuttgart 1983; 6. Auflage, Edition Erdmann, Wiesbaden, 2009, ISBN 978-3-86539-807-9.
  • Alexander von Humboldts Amerikanische Reise, Stuttgart 1985, ISBN 3-522-60540-3; 6. Auflage, Edition Erdmann, Wiesbaden, 2009, ISBN 978-3-86539-806-2.

Als Herausgeber

  • Hanno Beck (Hrsg.): Alexander von Humboldt – Studienausgabe. 7 Bände (erschienen in 10 Bänden). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987–1997, ISBN 3-534-03100-8 (mit ausführlichen Anmerkungen und Angaben zur Entstehungs- und Editionsgeschichte der einzelnen Werke im Sinne einer historisch-kritischen Ausgabe); enthält:
    • Bd. 1: Schriften zur Geographie der Pflanzen. 1989, ISBN 3-534-03101-6.
    • Bd. 2: Die Forschungsreise in die Tropen Amerikas. 3 Bände, ISBN 3-534-03102-4.
    • Bd. 3: Cuba-Werk. 1992, ISBN 3-534-03103-2
    • Bd. 4: Mexico-Werk. 1991,(online) ISBN 3-534-03104-0.
    • Bd. 5: Ansichten der Natur. 1987, ISBN 3-534-03105-9.
    • Bd. 6: Schriften zur Physischen Geographie. 1989, (online) ISBN 3-534-03106-7,
    • Bd. 7: Kosmos. 2 Bände, 1993, ISBN 3-534-03107-5,
Die 2., durchgesehene Ausgabe aller Bände der Studienausgabe erschien 2008 als „Darmstädter Ausgabe“, wiederum bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, und ist seit 2014 auch digital als eBook erhältlich, ISBN 978-3-534-19691-3.

Literatur

  • Brogiato, Heinz Peter; Nutz, Manfred: Hanno Beck (1923–2018). In: Rundbrief Geographie (Leipzig) 2018, Nr. 275, S. 30–31.
  • Mench, Karl: Auf dem Wege zu einer Geschichte der Geographie. Zum 80. Geburtstag von Hanno Beck. In: Die Erde. Band 134, Heft 1, 2003, S. 111–113 (digizeitschriften.de [PDF; abgerufen am 19. Januar 2018]).
  • Schwarz, Ingo: Hanno Beck zum 90. Geburtstag. In: Internationale Zeitschrift für Humboldt Studien. Band 27, 2013, S. 84–86 (uni-potsdam.de).

Festschriften zu Hanno Beck

  • Cosmographia Spiritualis. Zum 60. Geburtstag von Hanno Beck. In: Ausgewählte Schriftenreihe. Band 6. Hafiz, Bonn 1983.
  • Detlef Haberland (Hrsg.): Geographia spiritualis. Festschrift für Hanno Beck. P. Lang, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-631-46113-5.
  • „Wer nicht gedenken kann, der kann auch nicht hoffen“. Eine Dankesgabe der Johann-Gottfried-Herder-Bibliothek an den „Vater der Humboldtforschung“, Prof. Dr. Hanno Beck. J.-G.-Herder-Bibliothek Siegerland, Siegen 1997.
  • Wolf-Dieter Grün, Sabine Melzer: Versuch über Ansichten des Kosmos. Alternative Festschrift Prof. Dr. Hanno Beck zum 80. Geburtstag gewidmet. Wenden 2003.

Trivia

Hanno Beck stellte sich auf die Seite Ryke Geerd Hamers, über den er ein Buch verfasste[10] und den er als Opfer einer Erkenntnisunterdrückung sah.[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ingo Schwarz: Hanno Beck zum 90. Geburtstag. In: Internationale Zeitschrift für Humboldt Studien. Band 27, 2013, S. 84–86 (uni-potsdam.de).
  2. Siehe Traueranzeige der Familie im General-Anzeiger Bonn, https://trauer.general-anzeiger-bonn.de/traueranzeige/hanno-beck
  3. a b Hanno Beck: Grußwort zur 100. Tagung der Humboldt-Gesellschaft. In: Homepage der Humboldt-Gesellschaft. 13. September 2014 (Online (Memento vom 19. Januar 2018 im Internet Archive) [PDF]).
  4. Karl Mench: Auf dem Wege zu einer Geschichte der Geographie. Zum 80. Geburtstag von Hanno Beck. In: Die Erde. Band 134, Heft 1, 2003, S. 111–113, hier 111 (digizeitschriften.de [PDF; abgerufen am 19. Januar 2018]).
  5. Karl Mench: Auf dem Wege zu einer Geschichte der Geographie. S. 112.
  6. a b c d e f g h i j Karl Mench: Auf dem Wege zu einer Geschichte der Geographie. S. 113.
  7. Traueranzeige. In: General-Anzeiger. Abgerufen am 10. Juli 2020.
  8. Erschließung der Gelehrtenbibliothek Hanno Beck. Leibniz Institut für Länderkunde, abgerufen am 19. Januar 2018.
  9. Dagmar Hülsenberg, Georg von Humboldt-Dachroeden: Laudatio für Hanno Beck am 04.11.2007 in Bad Nauheim - Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung e.V. (PDF) Abgerufen am 13. November 2018 (deutsch).
  10. Hanno Beck: Krebs ist heilbar. 2. Auflage. Amici di Dirk Ges. f. med. Schriften m.b.H., Köln 1994, ISBN 3-926755-03-2 (archive.org [PDF]). Über den Autor: „Prof. Dr. Hanno Beck, geb. 1923 in Eschwege/Werra, vertrat von 1961/62 bis 1988 das Fach der Geschichte der Naturwissenschaften [...] an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.“
  11. Brief Hanno Becks vom 19. August 1986 an das Verwaltungsgericht Sigmaringen: „Ich habe mich durch Tatsachen davon überzeugen lassen müssen, daß es hier um den krassesten Fall von Erkenntnisunterdrückung geht, den ich in meiner Forschung während nunmehr 50 Semestern an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn feststellen konnte.“