Hanna Pauli

Porträt Hanna Paulis, 1901
Hanna i blå klänning (dt. Hanna im blauen Kleid) von Georg Pauli, Jönköpings läns museum, 1896

Hanna Pauli (geboren als Hanna Hirsch am 13. Januar 1864 in Stockholm; gestorben am 29. Dezember 1940 in Saltsjö-Storängen) war eine schwedische Malerin.

Leben

Hanna Pauli stammte aus der Stockholmer jüdischen Mittelklasse[1] und wuchs in Gamla stan, Stora Nygatan 12 auf. Sie war das jüngste Kind des Musikverlegers Abraham Hirsch und dessen Frau Pauline, geborene Meyerson.[2] Sie lernte, seitdem sie zwölf war, an der Malschule für Frauen von August Malmström.[1] Von 1881 bis 1884 an der Kunstakademie Stockholm.[3] 1885 gewann sie wahrscheinlich für Familjegrup vid lampan eine Hertliga medalj und zog im Herbst desselben Jahres nach Paris,[2] um bis 1887 an der Académie Colarossi zu studieren.[4] Außer ihr gingen zu der Zeit noch weitere schwedische Malerinnen der Ausbildung wegen nach Paris, so Eva Bonnier, Jenny Nyström und Venny Soldan-Brofeldt. Bonnier kannte sie seit Kindheitstagen, mit Soldan-Brofeldt freundete sie sich in Paris an. Bei ihrem Frankreichaufenthalt lernte sie Georg Pauli in der skandinavischen Künstlerkolonie in Grez-sur-Loing[5] kennen und lieben. Hannas Vater hatte jedoch etwas gegen die Beziehung, bis Pauli ihm zusicherte, jüdische Traditionen zu wahren. Die beiden heirateten am 27. Oktober 1887 in Schweden.[1] Ihre Hochzeitsreise führte nach Italien.[6] Als sie zurückkamen, zogen sie in eine Wohnung in der Glasbruksgatan Ecke Fjällgatan.[7]

Das Paar hatte drei Kinder: Torsten, geboren 1889, Georg (1891) und Ruth (1896).[1] 1893 zog die Familie nach Göteborg, wo Georg Pauli als Nachfolger und auf Vorschlag von Carl Larsson die Leitung der Valands konstskola übernahm.[7] Seit 1897 wohnten die Paulis in der Bellmansgatan 6, dem 1892 erbauten Laurinska huset in Stockholm, wo auch ihre Freundin Ellen Key ihre politischen Zirkel abhielt.[8] 1905 kauften sie auf Utö eine Fischerhütte, die der Architekt Ragnar Östberg zu einem Sommerhaus namens Ruthstorp mit eigenen Ateliers umbaute.[7][9] Außerdem bauten sie sich 1905 die Villa Pauli in Storängen mit der Adresse Värmdövägen 205, Nacka. Nicht zu verwechseln mit der herrschaftlichen Villa Pauli ihres Schwagers, dem Augenarzt Albert Pauli, in Djursholm.[10]

Hanna reiste zu Neujahr 1907 zur Erholung und Inspiration nach Sizilien, wo sich Ellen Key aufhielt. Vor Ort verliebte sie sich in einen Einheimischen. Ihrer Freundin Venny, die im März ankam, gelang es, sie zur Heimreise zu bewegen, die die beiden Frauen im Juni antraten. Nachdem Georg auf dem Pariser Herbstsalon 1911 sehr vom Kubismus angetan war, ermunterte er seine Frau, nochmal in Paris Malerei zu studieren. 1913 reiste Hanna zu dem Zwecke zusammen mit ihrer Studienkameradin Venny Soldan-Brofeldt in die französische Hauptstadt. Sie blieben einen Winter, dann reiste Hanna mit Georg in den Süden. Der kurz darauf beginnende Erste Weltkrieg verhinderte solche Reisen für die nächsten vier Jahre.[7] 1920 bis 1921 machte das Ehepaar eine ausgedehnte Rundreise durch Europa und Nordafrika.[6]

Als das Ehepaar Pauli Hannas 60. Geburtstag in Rom feierte, stellte sie ihr Selbstporträt im Spiegel fertig, das das Kunstmuseum von Turku erwarb.[7]

1933 fand in der Kunstakademie in Stockholm eine Gemeinschaftsausstellung von Prinz Eugen mit den Paulis statt.[7] In dessen Museum in Waldemarsudde befinden sich Werke der Paulis.

Nach dem Tode Georg Paulis 1935 kam ein Teil ihrer Kunstsammlung in das Jönköping Läns Museum.[11]

1940 kamen ihr Sohn Georg und dessen Frau Lisa bei einem Autounfall ums Leben. Hanna nahm sich ihrer Kinder an. In ihren letzten Jahren malte Pauli vornehmlich Porträts.[7]

Werk

In ihrer Kunst spiegelt sich sowohl ihr Interesse am französischen Realismus als auch Impressionismus wider. Letzteres findet man beispielsweise in ihrem 1887 kurz vor der Eheschließung gemalten Ölbild Frukostdags. Das Bild, in welchem sie den Akzent auf Lichtreflexionen setzt, wurde von der Kritik nur mäßig aufgenommen. Vor allem die bunten Flecken auf dem somit nicht reinweißen Tischtuch irritierten.[12]

Ein Beispiel für ihren Realismus ist das kurz nach ihrer Ankunft in Frankreich entstandene Porträt Venny Soldan-Brofeldts, die von Hirsch mit Strohpantoffeln gegen die Kälte auf dem Atelierboden sitzend abgebildet wurde.[13]

Pauli malte vor allem Porträts, eines zeigt den Schriftsteller Verner von Heidenstam als Hans Alienus, einer von ihm geschaffenen Romanfigur. Ihre Bilder finden sich unter anderem im Schwedischen Nationalmuseum und Bonnierska porträttsamling in Stockholm.

Zu Lebzeiten hatte sie wenige Einzelausstellungen, konnte jedoch Schwedens Kunstschaffen auf den Weltausstellungen in Paris 1889 beziehungsweise Chicago 1893 vertreten.[14] In Stockholm ist die Hanna Paulis Gata nach ihr benannt.

Weblinks

Commons: Hanna Pauli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Yvonne Jacobsson: Cher Monsieur – Fatala Qvinna. (Memento des Originals vom 28. Oktober 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.judiska-museet.a.se Judiska Museet i Stockholm
  2. a b Hanna Hirsch Pauli. (Memento des Originals vom 29. Oktober 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.judiska-museet.a.se Judiska Museet i Stockholm
  3. Fakta om Vänner. (Memento des Originals vom 15. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nationalmuseum.se Nationalmuseum Stockholm
  4. Hanna Pauli. In: Theodor Westrin, Ruben Gustafsson Berg (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 21: Papua–Posselt. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1915, Sp. 263–264 (schwedisch, runeberg.org).
  5. Website des Jönköpings läns museum (Memento vom 24. August 2010 im Internet Archive)
  6. a b Hanna Hirsch-Pauli. In: Svenskt Konstnärs Lexikon, Band IV. Malmö 1961, S. 379–380, S. 379.
  7. a b c d e f g Agneta Pauli. Cher Monsieur – Fatala Qvinna. Och historien fortsätter… (Memento des Originals vom 29. Oktober 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.judiska-museet.a.se Judiska Museet i Stockholm
  8. Tidskrift för litteraturvetenskap, Bände 14–15, 1985, S. 45.
  9. Zwei Ansichten der Villa: Archivlink (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stockholmslansmuseum.se Archivlink (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stockholmslansmuseum.se
  10. Website der Villa Pauli in Djursholm (Memento vom 31. Januar 2011 im Internet Archive)
  11. Website des Jönköpings läns museum (Memento vom 8. März 2011 im Internet Archive)
  12. Inventareintrag: Frukostdags (Memento des Originals vom 22. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nationalmuseum.se im Nationalmuseum in Stockholm
  13. Inventareintrag: Konstnären Venny Soldan-Brofeldt. @1@2Vorlage:Toter Link/www5.goteborg.se (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. im Göteborg Konstmuseum
  14. Hanna Hirsch-Pauli, in: Svenskt Konstnärs Lexikon, Band IV, Malmö 1961, S. 379–380, S. 380.

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Hanna Pauli1.jpg
Swedish artist Hanna Pauli with her children
Hanna Pauli (Hirsch) - from Svenskt Porträttgalleri XX.png
Image scanned from the book "Svenskt Porträttgalleri XX - Arkitekter, Bildhuggare, Målare m.fl. " ("Swedish Portrait Gallery XX - Architects, Sculptors, Painters, ") published 1901
Hanna Pauli - Verner von Heidenstam or Hans Alienus - 1896.jpg
Detail of a portrait by Hanna Pauli of the author Verner von Heidenstam as Hans Alienus, a figure he created for a novel
Friends (Hanna Pauli) - Nationalmuseum - 18727.tif
In the large drawing room, which is suffused with a warm light and a contemplative atmosphere, a group of people have gathered. Centre-stage, in the light of the evening lamp, sits Ellen Key, reading to her friends. In the twilight, they have all come to the home of the Pauli family at Bellmansgatan 6 in Södermalm, Stockholm. The painting can be seen as a monument to the meaning of friendship and at the same time as an element in the launch of a new cultural elite. Hanna Hirsch-Pauli sits as an observer in her own drawing room, pen and pad in hand, watching her friends. She has presented them as a close-knit circle, but with each person characterised individually. Initially it was some of the women who were socialising, but the group later expanded to include Hanna and Georg Pauli’s artist friends from their Royal Academy days and their time in Paris as well as others from the art colonies in Barbizon and Gréz-sur-Loing.

The names of the Friends illustrate how closely the new cultural elite of the time was connected with the financial elite. In the late 1870s, Ellen Key had given private lessons to a group of upper middle class girls from Stockholm’s Jewish community. Three of them are depicted in Friends, at the table by Ellen Key, whom they saw as something of a mentor when it came to their intellectual, social and emotional development. Ellen Key was a philosopher and one of Sweden’s more controversial and well known cultural figures. Her thoughts on love, parenting, marriage and sexuality influenced generations around the turn of the 20th century. Ellen Key sought to break down the divide between private and public life. She felt that the home should be a model for the whole of society. She sought to politicise the home and family relations through books such as Beauty for All, 1899 and The Century of the Child, 1901.

Caption: From left: the artist’s sister Betty Hirsch, actress Olga Björkegren, Lisen Bonnier, artist Nanna Sohlman Bendixson, Ellen Key, Hanna Hirsch-Pauli, Gerda Berg and the artist Richard Berg, publisher Karl Otto Bonnier, artist Georg Pauli, educationalist and writer Artur Bendixson and author Klas Fåhreus (plus unknown figure in the window.)
Georg Pauli - Hanna i blå klänning - 1896 - Jönköpings läns museum.jpg
Portrait der schwedischen Malerin Hanna Pauli in einem blauen Kleid, das titelgebend ist, beim Malen. Geschaffen wurde das Portrait von ihrem Ehemann Georg Pauli.
Breakfast-Time (Hanna Pauli) - Nationalmuseum - 18709.tif
To this day, Hanna Hirsch-Pauli’s painting Breakfast - Time from 1887 is still able to trigger feelings of intense sensual pleasure from our visitors. “We truly feel invited; it is just like our very own breakfast ritual. The chairs are waiting for us and we can almost feel how the heavy teapot tilts as we lift it.” The table which is laid with beautiful objects gives associations to family life and domesticity. The image shows a corner of reality, where the bourgeois dining room has been removed to the garden.

This is an open-air painting suffused with light. The subject is dappled with reflections that give the objects a suggestive shimmer. It is a juste-milieu painting, being at once anchored in the classicist tradition with its linear perspective, but also inspired by the way the Impressionists depicted light with colour. Like many Swedish artists at the time, Hanna Hirsch-Pauli studied in Paris and exhibited at the Salon.

The use of light, the lively brushstrokes and the thickly applied paint outraged several Swedish critics at the time. They saw her technique as “slipshod” and one critic meant that the flecks of light on the table cloth were probably the result of the artist “wiping” her own brushes on it. In the late 1880s Breakfast - Time played a major role in Hanna Hirsch-Pauli’s breakthrough as an artist. Already an accomplished colourist, as we can see, she went on to develop those skills in her portrait painting.