Hanna Johansen

Hanna Johansen, Pseudonym von Hanna Margarete Muschg (* 17. Juni 1939 als Hanna Margarete Meyer in Bremen; † 25. April 2023 in Horgen[1]) war eine deutsch-schweizerische Schriftstellerin.

Leben

Hanna Muschgs frühe Jugend wurde durch die Kriegserfahrung geprägt, eine Erfahrung, die sie später in ihrer dritten Veröffentlichung Die Analphabetin (1982) aufgriff. In diesem Text wird aus der Perspektive einer Fünfjährigen von Bombennächten im Bunker erzählt.[2] Sie studierte nach dem Besuch des Gymnasiums Altphilologie, Germanistik und Pädagogik an den Universitäten Marburg und Göttingen. Von 1967 bis 1969 lebte sie in Ithaca im amerikanischen Bundesstaat New York. 1972 zog sie mit ihrem damaligen Ehemann, dem Schriftsteller Adolf Muschg, nach Kilchberg bei Zürich, wo sie seitdem ansässig war. Mit ihm hatte sie zwei Söhne.[3]

Muschg begann ihre literarische Laufbahn als Übersetzerin zeitgenössischer amerikanischer Avantgarde-Autoren. Ausserdem verfasste sie – angeregt durch ihren eigenen Nachwuchs – unter dem Pseudonym Hanna Johansen Geschichten für Kinder, mit denen sie sehr erfolgreich war.

1978 erschien ihr Romandebüt Die stehende Uhr. In ihrem 2014 publizierten Buch Der Herbst, in dem ich Klavier spielen lernte sieht der Literaturkritiker Charles Linsmayer mehr als eine Widerspiegelung der Erfahrung darüber, wie es ist, mit 71 Jahren Klavier spielen zu lernen. Für ihn repräsentiert das Buch zu mehr als achtzig Prozent eine Autobiografie und zwar der leichtesten, aber auch der eindringlichsten und der berührendsten Art.[4] 2022 kam der Band Alphabet der Träume mit ihren gesammelten Kindergedichten heraus.[5]

Die Autorin war Mitglied des PEN-Zentrums der Schweiz und korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

Sie starb im April 2023 im Alter von 83 Jahren in Horgen.[1]

Ihr Archiv befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

  • Die stehende Uhr, 1978
  • Jan und die Großmutter, 1978 (unter dem Namen Hanna Muschg zusammen mit Gisela Degler-Rummel)
  • Ein Meister des Innehaltens, 1979
  • Trocadero, 1980
  • Die Analphabetin, 1982
  • Auf dem Lande, Hörspiel, NDR, 1982
  • Bruder Bär und Schwester Bär, 1983 (unter dem Namen Hanna Muschg)
  • Die Ente und die Eule, 1984 (unter dem Namen Hanna Muschg)
  • Siebenschläfergeschichten, 1985 (unter dem Namen Hanna Muschg)
  • Über den Wunsch, sich wohlzufühlen, 1985
  • Zurück nach Oraibi, 1986
  • Felis Felis, 1987
  • Ein Mann vor der Tür, 1988
  • Die Geschichte von der kleinen Gans, die nicht schnell genug war, 1989
  • Die Schöne am unteren Bildrand, 1990
  • Dinosaurier gibt es nicht, 1992
  • Über den Himmel, 1993
  • Kurnovelle, 1994
  • Ein Maulwurf kommt immer allein, 1994
  • Der Füsch, 1995 (zusammen mit Rotraut Susanne Berner)
  • Die Hexe zieht den Schlafsack enger, 1995 (zusammen mit Käthi Bhend)
  • Universalgeschichte der Monogamie, 1997
  • Der Zigarettenanzünder, Hörspiel, SWF, 1997
  • Bist du schon wach?, 1998 (zusammen mit Rotraut Susanne Berner)
  • Halbe Tage, ganze Jahre, 1998
  • Vom Hühnchen, das goldene Eier legen wollte, 1998 (zusammen mit Käthi Bhend)
  • Maus, die Maus, liest ein langes Buch, 2000 (zusammen mit Klaus Zumbühl)
  • Maus, die Maus, liest und liest, 2000 (zusammen mit Klaus Zumbühl)
  • Sei doch mal still!, 2001
  • Lena, 2002
  • «Omps!» – ein Dinosaurier zu viel, 2003
  • Die Hühneroper, Zürich, Nagel & Kimche, 2004
  • Ich bin hier bloß die Katze, (Ill. Hildegard Müller) 2007
  • Der schwarze Schirm, 2007
  • Ein Krokodil
  • Wenn ich ein Vöglein wär, (Ill. Hildegard Müller). Hanser, München 2013, ISBN 978-3-423-62544-9.
  • Der Herbst, in dem ich Klavier spielen lernte, Dörlemann, Zürich 2014, ISBN 978-3-03820-011-6
  • Bilder. Geschichten vom Sehen. Dörlemann, Zürich 2022, ISBN 978-3-03820-115-1.
  • Alphabet der Träume. Dtv, München 2022, ISBN 978-3-423-64097-8.

Literatur

  • Samuel Moser, Anna Katharina Ulrich: Hanna Johansen. In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
  • Hanna Johansen im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  • Elisabeth Stuck: Hanna Johansen. Eine Studie zum erzählerischen Werk 1978–1995. Sprache und Dichtung. N.F. 44. Haupt, Bern 1997. ISBN 3-258-05514-9
  • Vesna Kondric Horvat: Der eigenen Utopie nachspüren. Zur Prosa der deutschsprachigen Autorinnen in der Schweiz zwischen *1970 und 1990, dargestellt am Werk Gertrud Leuteneggers und Hanna Johansens. Lang, Bern 2002. ISBN 3-906768-97-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Autorin Hanna Johansen mit 83 Jahren gestorben. In: bluewin.ch. 26. April 2023, abgerufen am 26. April 2023.
  2. Grande Dame der Literatur. In: Tages-Anzeiger, 5. Mai 2023, S. 19.
  3. Denise Marquard: Beim Klavierlernen spielt das ganze Leben mit. In: Tages-Anzeiger, 17. Januar 2015.
  4. Charles Linsmayer: Bremerin wird sesshaft in Kilchberg In: NZZ am Sonntag, 8/2014, 31. August 2014, abgerufen am 4. Juli 2023, S. 6 (PDF).
  5. Nico Bleutge: Lyrik für Kinder: «Alphabet der Träume» von Hanna Johansen. In: SZ.de. Abgerufen am 26. Februar 2023.