Hann Trier

Hann Trier (* 1. August 1915 in Kaiserswerth bei Düsseldorf; † 14. Juni 1999 in Castiglione della Pescaia in der Toskana in Italien) war ein deutscher Maler des Informel, Aquarellist und Grafiker. Verheiratet war er mit der Soziologin Renate Mayntz. Er war der ältere Bruder des Kunsthistorikers Eduard Trier (1920–2009).

Leben und Werk

Die Gebrüder Trier verbrachten ihre Kindheit und Jugend in Köln. Hann Trier war 1933 Austauschschüler in Frankreich. Von 1934 bis 1938 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf und schloss sein Studium 1939 mit dem Staatsexamen in Berlin ab. Von 1939 bis 1941 wurde er zum Militärdienst in die Wehrmacht einberufen und arbeitete von 1941 bis 1944 als Technischer Zeichner in Berlin, bis er wiederum von 1944 bis 1945 zum Militärdienst einberufen wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er bis 1946 als Bühnenbildner in Nordhausen. 1946 bezog Trier bis 1952 eine Wohnung und ein Atelier auf Burg Bornheim bei Bonn. Er war 1947 Gründungsmitglied der Donnerstag-Gesellschaft in Alfter bei Bonn, einer Gruppe von Künstlern, die es sich zur Aufgabe machte, „die verlorenen Jahre des Krieges durch […] intensiven geistigen Austausch auszugleichen.“[1] Die Veranstaltungen der anthroposophisch orientierten Gruppe, bestehend aus Lesungen, Vorträgen, Diskussionen, Konzerten und Ausstellungen, fanden zwischen 1947 und 1950 auf Schloss Alfter statt.[1] 1948/1949 gehörte er zu den Gründern der Neuen Rheinischen Sezession. 1949 wurde er als Mitglied in die Künstlergruppe Bonn aufgenommen.[2] 1951 wurde er Mitglied der in München gegründeten Künstlergruppe ZEN 49.[3] Als ordentliches Mitglied des Deutschen Künstlerbundes nahm Hann Trier zwischen 1951 und 1993 an insgesamt 38 DKB-Jahresausstellungen (z. T. auch im Ausland) teil[4]; von 1964 bis 1966 war er erster Vorstandsvorsitzender, bis 1969 weiterhin Vorstandsmitglied des Künstlerbundes.[5] Von 1952 bis 1955 hielt er sich in Medellín in Kolumbien auf. Er arbeitete als Werbegrafiker und es folgten weitere ausgedehnte Studienreisen nach Mexiko, Südamerika und nach New York.

Familiengrab Trier auf dem Kölner Nordfriedhof

Hann Trier war von 1955 bis 1956 Gastdozent an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. 1955, 1959 und 1964 nahm er an der documenta 1, documenta II und documenta III in Kassel teil. Von 1957 bis 1980 war Trier Professor und später Direktor der Hochschule für bildende Künste in West-Berlin. Ab 1967 unterhielt er ein Atelier in der Toskana. Er erhielt 1966 den Berliner Kunstpreis und 1967 Kunstpreise der Städte Darmstadt, Köln und den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. 1972 und 1974 führte er die Deckenbilder in Schloss Charlottenburg in Berlin aus. 1973 bezog Hann Trier in der Eifel ein Atelier.

Er wurde 1975 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.[6] Für sein künstlerisches Schaffen wurde ihm 1989 der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. 1996 wurde die Kunststiftung Hann Trier eingerichtet. 1999 starb Hann Trier im Alter von 83 Jahren in seinem Haus in der Toskana. Er wurde im Familiengrab auf dem Kölner Nordfriedhof (Flur 32 Nr. 39/40) beigesetzt.[7] Seine Werke zeichnen sich durch Bilder mit differenziertem Linienspiel und netzartigem Bildaufbau vor bewegten Farbhintergründen aus, die zum Teil beidhändig geschaffen wurden.

Der Soziologe Niklas Luhmann nannte in einem Interview auf die Frage nach seinen Lieblingsmalern Hann Trier als einen von zwei Namen.[8]

Werke

In situ

Hann Trier, Baldachin (1980), gen. „Wolke“, Piazzetta der Kölner Rathaushalle

Sammlungen

Ausstellungen

Ausstellungen zum 100. Geburtstag des Künstlers

  • Hann Trier. Der Junge und der Unbekannte. Gemeinschaftsausstellung des LVR LandesMuseum Bonn, 30. Juni bis 4. Oktober 2015 und Museum Ratingen, 31. Juli bis 1. November 2015.
  • Hann Trier – Ich tanze mit den Pinseln. Aquarelle und Zeichnungen der 50er + 60er Jahre, Käthe Kollwitz Museum Köln, 18. September bis 29. November 2015.

Schüler

Illustrationen

Schriften

  • Hann Trier: Über die Rückseite des Mondes. Broecking Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-938763-06-3.
  • Hann Trier: Ut poesis pictura? : Eine Betrachtung zur Malerei der griechischen Antike. Edition Rothe, Heidelberg 1985, ISBN 3-920651-06-5. (Mit Vorzugsausgaben).
  • Hann Trier: Kunst zwischen Bismarckismus und konstrakt. In: Bonn – Jahre des Aufbruchs. General-Anzeiger, Bonn 1986.

Literatur

  • Christoph Wagner: Der beschleunigte Blick. Hann Trier und das prozessuale Bild. Gebr. Mann, Berlin 1999, ISBN 3-7861-2331-4.
  • Uta Gerlach-Laxner: Trier, Hann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-5, S. 413 (Digitalisat).
  • Heinz Ohff: Hann Trier und die Trier-Schüler. Galerie Scheffel, Homburg v. d. H. 1985.
  • Maxi Sickert, Carsta Zellermayer (Hrsg.): Hann Trier – Aquarelle 1947–1994. Broecking, Berlin 2010, ISBN 978-3-938763-11-7.
  • Eberhard Roters: Hann Trier – Die Deckengemälde in Berlin, Heidelberg und Köln. Mit einer ausführlichen Dokumentation. Gebr. Mann, Berlin 1981, ISBN 3-7861-1310-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Stiftung Museum Schloss Moyland, Sammlung van der Grinten, Joseph Beuys Archiv des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Joseph Beuys, Ewald Mataré und acht Kölner Künstler. B.o.s.s Druck und Medien, Bedburg-Hau 2001, S. 25
  2. s. Chronik 1945–1984. Künstlergruppe Bonn, Bouvier Verlag, Bonn 1984 (Mitgliederverzeichnis, S. 101)
  3. Jochen Poetter (Hrsg.), ZEN 49 – die ersten zehn Jahre – Orientierungen, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Baden-Baden 1986, S. 353
  4. kuenstlerbund.de: Ausstellungen seit 1951 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuenstlerbund.de (abgerufen am 8. Mai 2016)
  5. kuenstlerbund.de: Vorstände des Deutschen Künstlerbundes seit 1951 (Memento des Originals vom 17. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuenstlerbund.de (abgerufen am 8. Mai 2016)
  6. Marion Ackermann: Trier, Hann. In: Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2001, CD
  7. Hans M. Schmidt, Die letzte Signatur – Grabstätten deutscher Künstler des 20. Jahrhunderts, Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2015, S. 290
  8. in: Schwierigkeiten mit dem Aufhören (Interview mit Georg Stanitzek), Dirk Baecker, Georg Stanitzek (Hrsg.) Niklas Luhmann: Archimedes und wir : Interviews, Merve-Verlag Berlin 1987, Seite 98, Luhmann nennt als zweiten Maler Nicolas de Staël. Das Interview war ein Originalbeitrag für diesen Band.
  9. Kunst Würth: Hann Trier - Werke in der Sammlung Würth aus sechs Jahrzehnten (abgerufen am 8. Mai 2016)
  10. s. Katalog Deutscher Künstlerbund 1950. Erste Ausstellung Berlin 1951, in den Räumen der Hochschule der Bild. Künste, Hardenbergstr. 33, Gesamtherstellung: Brüder Hartmann, Berlin 1951. (ohne Seitenangaben; Hann Trier mit drei Arbeiten aus demselben Jahr, Eitempera: Radfahren (75 × 145), Pflügen (50,5 × 90), Entschluß (55 × 90). Katalognr. 207–209)

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Hann Trier - Grab auf dem Kölner Nordfriedhof
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Kölner Rathaus, Piazzetta im Erdgeschoss: „Schwebender Baldachin“ von Hann Trier.