Hamburger Olympia-Bürgerschaftsreferendum

Das Hamburger Olympia-Bürgerschaftsreferendum war ein Volksentscheid des Hamburger Souveräns über die Bewerbung zur Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 in Hamburg. Die Vorlage wurde am 29. November 2015 mit 51,6 % gegen 48,4 % der Stimmen abgelehnt. Die Wahlbeteiligung betrug 50,2 %.

Olympiabewerbung Hamburgs

Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds empfahl im März 2015, die Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Sommerspiele 2024 zu unterstützen.[1] Wenig später fasste eine außerordentliche Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main einstimmig den Beschluss, sich mit Hamburg um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele im Jahr 2024 und ggf. auch 2028 zu bewerben.

Die Planungen für die Spielstätten und das olympische Dorf sahen den Kleinen Grasbrook südlich der HafenCity als Zentrum der Spiele vor. Anfang Juni 2015 wurde der Planungsstand der Öffentlichkeit präsentiert.[2]

Referendum

Im Juni 2015 änderte die Hamburgische Bürgerschaft mit Zweidrittelmehrheit die Volksgesetzgebung in Hamburg, um ein Bürgerschaftsreferendum über die Olympiakandidatur der Stadt zu ermöglichen. Stimmberechtigt waren alle Hamburger ab 16 Jahren. Dabei galt das Referendum auch dann als gescheitert, falls weniger als 20 % der Wahlberechtigten mit „Ja“ stimmten. Bei einer Ablehnung der Vorlage zöge Hamburg seine Bewerbung zurück.[3][4][5] Auch in Kiel, wo die Segelwettbewerbe stattfinden sollten, wurde zeitgleich per Bürgerentscheid abgestimmt.

Abstimmungstext

Ich bin dafür, dass sich der Deutsche Olympische Sportbund mit der Freien und Hansestadt Hamburg um die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele im Jahr 2024 bewirbt.

Kampagnen

Pro

Die private Initiative „Feuer und Flamme für Hamburg 2024“ warb für die Bewerbung. Verantwortlich für die Aktion waren die Hamburger Miniatur-Wunderland-Unternehmer Frederik Braun, Gerrit Braun und Stephan Hertz.

Die SPD Hamburg, die CDU Hamburg, die Grünen in Hamburg, die AfD Hamburg und die FDP Hamburg, also alle Fraktionen der Bürgerschaft bis auf Die Linke, standen hinter der Bewerbung. Auch der Hamburger SV und andere Profisportvereine warben dafür. Auch lokale Medien „warfen ihre neutrale Beobachterposition über Bord“ (Der Spiegel) und warben mit Sonderbeilagen, kompletten Olympia-Zeitungen und Pro-Berichterstattung für Olympia 2024.[6]

Contra

Die Gruppe „Jugend gegen Olympia“ bildete sich aus Mitgliedern von Linkspartei und Grüner Jugend. Sie kritisierten u. a. die Aussagen der Plakate von „Hamburg 2024“. Als Gegner der Bewerbung sahen sie in den Spielen keinen Gewinn für die durchschnittlichen Hamburger. Sie befürchteten durch Olympia steigende Mieten, eine stärkere soziale Spaltung der Stadt und ein „Riesengefahrengebiet“.[7]

Als einzige Bürgerschaftsfraktion lehnte Die Linke die Bewerbung ab.

Ergebnisse

Mehrheiten nach Abstimmungsstellen

Von 653.227 gültigen – bei 1528 ungültigen – Stimmen entfielen in Hamburg 51,6 % auf Nein. In Kiel stimmten dagegen 65,6 % für eine Weiterführung der Bewerbung. Die Wahlbeteiligung lag in Hamburg bei 50,2 %[8] und in Kiel bei 31,7 %.[9][10]

Die Olympia-Befürworter erreichten nur in zwei (Wandsbek, Bergedorf) der sieben Bezirke Hamburgs die Mehrheit.[11]

BezirkAbstimmungs-
berechtigte
Abstimmende
Briefwahl
Abstimmende
Wahlurne
Abstimmende
insgesamt
Ungültige
Stimmen
Gültige
Stimmen
JA-
Stimmen
NEIN-
Stimmen
ZahlZahl%Zahl%Zahl%Zahl%Zahl%Zahl%Zahl%
Hamburg-Mitte179.25365.59336,69.7955,575.33842,12310,375.15799,732.77843,642.37956,4
Altona186.11086.59146,59.7445,296.33751,82160,296.12199,842.96544,753.15655,3
Eimsbüttel192.48591.68047,613.2216,9104.90154,52320,2104.66999,850.78248,553.88751,5
Hamburg-Nord234.571110.59847,116.3006,9126.89854,13180,3126.58099,761.76748,864.81351,2
Wandsbek309.646141.83945,817.4855,6159.32451,53350,2158.98999,882.56951,976.42048,1
Bergedorf91.66137.35840,85.1905,742.54846,4890,242.45999,822.07552,020.38448,0
Harburg106.69241.94939,35.8825,547.83144,81070,247.72499,822.24546,625.47953,4
Hamburg gesamt1.300.418575.61044,377.6176,0653.22750,21.5280,2651.69999,8315.18148,4336.51851,6

Reaktionen

Olaf Scholz, der Erste Bürgermeister von Hamburg, erklärte nach dem Referendum, Hamburg werde sich somit nicht um die Austragung bewerben.[12] Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, bezeichnete die Niederlage als einen herben Rückschlag und Tiefschlag. Es sei nicht gelungen, dem gesamten deutschen Sport neue Perspektiven zu geben.[13]

Einzelnachweise

  1. Hamburg soll Olympia nach Deutschland holen. In: tagesschau.de. Tagesschau.de, 17. März 2015, abgerufen am 3. September 2015.
  2. International renommierte Büros übernehmen die Masterplanung für die Olympic City. In: hamburg.de. Hamburg, 26. Mai 2015, abgerufen am 15. April 2019.
  3. Hamburg macht Weg für Olympia-Referendum frei. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt, 28. Mai 2015, abgerufen am 25. Oktober 2015.
  4. Renate Pinzke: 29. November: Referendum: So stimmt Hamburg über Olympia ab. In: mopo.de. Hamburger Morgenpost, 17. Juni 2015, abgerufen am 7. November 2015.
  5. Olympia-Referendum am 29. November 2015. In: statistik-nord.de. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, abgerufen am 7. November 2015.
  6. Benjamin Knaack: Wer fragt, muss mit der Antwort leben. In: Der Spiegel. Spiegel, 30. November 2015, abgerufen am 15. September 2017.
  7. Olympia-Gegner nehmen Plakatkampagne in Hamburg auseinander. Gastbeitrag von Jugend gegen Olympia. In: bento.de. 3. November 2015, abgerufen am 24. November 2015.
  8. Olympia-Referendum am 29. November 2015 in Hamburg – endgültiges Ergebnis (Landesergebnis). (pdf; 128 kB) In: statistik-nord.de. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, abgerufen am 15. Dezember 2015.
  9. Olympia-Referendum: Hamburg sagt Nein – SPIEGEL ONLINE. In: spiegel.de. Abgerufen am 29. November 2015.
  10. ad./dpa: Hamburger lehnen Olympische Spiele ab. In: FAZ.net. 29. November 2015, abgerufen am 29. November 2015.
  11. Olympia-Referendum am 29. November 2015 in Hamburg - endgültiges Ergebnis (Ergebnis nach Bezirken). (pdf; 121 kB) In: statistik-nord.de. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, abgerufen am 15. Dezember 2015.
  12. Scholz räumt Niederlage in Hamburg ein. In: faz.net. 29. November 2015, abgerufen am 29. November 2015.
  13. ad./dpa: Lange Gesichter bei Hamburgs Befürwortern. In: FAZ.net. 29. November 2015, abgerufen am 29. November 2015.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Hamburger Volksentscheid 2015 Wahlkarte.svg
Autor/Urheber: Furfur, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Mehrheiten nach Abstimmungsstellen beim Hamburger Olympia-Bürgerschaftsreferendum am 29. September 2015.